Wenn jemand eine Reise tut…

… so kann er was erzählen.

Dieses Zitat von Matthias Claudius wurde schneller wahr, als ich dachte. Der Weg von Deutschland in den Kosovo stellte sich als hindernisreich heraus.

Der Plan

Irgendwo über dem Balkan.

Mein Flugplan besagte folgendes: 18:15 Uhr Boarding in München, um 18:40 Uhr startet der einstündige Flug nach Wien. Dort geht es erst um 20:35 Uhr mit dem nächsten Boarding weiter, der Ablug in Richtung Prishtina soll um 21:05 Uhr folgen. Angenehme Aussicht, oder? Beim Umsteigen keine Hektik, auch eine kleine Verspätung muss einem noch keine Sorgen bereiten.

Die Wirklichkeit

Stellt euch vor, ihr kommt am Gate an und erwartet, dort eine genauere Angabe zur bereits bekannten Verspätung zu finden. Stattdessen steht dort: Information um 19 Uhr. Erst zwanzig Minuten nach dem geplanten Ablug will man uns informieren? Dann muss der Flieger aber große Verspätung haben! Hatte er auch, erfuhr ich zur Boarding-Zeit: Man rief mehrere Namen auf, mich darunter. Man erklärte, ich hätte mit einem anderen Flug bessere Chancen, meinen Anschlussflug noch zu bekommen. Ich stimmte der Umbuchung zu und bekam ein neues Ticket: 18:45 Uhr Boarding, um etwa 19:15 Uhr sollte der Flieger starten. Allerdings war schon da bekannt, dass auch er Verspätung hatte und erst etwa um 19:40 Uhr starten würde.

Ich saß also den ganzen Flug von München nach Wien wie auf heißen Kohlen – und das Ende des Liedes tickte mir auf meiner Handyuhr entgegen: Wir kamen um etwa 21 Uhr an. Die nächste Infotafel bestätige meine Befürchtung: Flug nach Prishtina – Gate geschlossen! Trotzdem eilte ich hin – man weiß ja nie, was sich noch machen lässt. Aber dort angekommen war niemand da – abgesehen von einer kosovarisch-schwedischen Familie, die im selben Flugzeug gesessen hatte wie ich. Auch eine Amerikanerin kam noch dazu. Gemeinsam machten wir uns auf die suche nach Angestellten der Airline, aber wir fanden keine.

Also gingen wir durch die Passkontrolle – dort verloren wir die Amerikanerin, weil wir dachten, sie wäre bereits vorausgeeilt – und weiter zum Gepäckband. Wir wussten nicht, ob wir wohl unsere Koffer abholen mussten oder ob sie gesondert aufbewahrt wurden. Es fuhren zig Koffer an uns vorbei, aber nicht unsere. Also suchten wir weiter – da begann die Odyssee: Wir wurden von unten nach oben und von links nach rechts und wieder zurück geschickt. Aber irgendwie schafften wir es doch zu diesem einen Infopoint, der sich um Fälle wie unsere kümmerte. Dort trafen wir auch wieder die Amerikanerin. Also schlossen wir uns erneut zusammen und bekamen nach etwa einer halben Stunde Wartezeit neue Flugtickets für den nächsten Tag, einen Essensgutschein und einen Hotelgutschein für das Hotel direkt gegenüber des Flughafens.

Eine kurze Nacht in Wien

Leider war es schon etwa halb zwölf, bis wir in dem Restaurant des Flughafens standen, in dem der Essensgutschein galt. Die Küche war natürlich geschlossen und der Verkäufer alles andere als begeistert davon, eine Truppe von sieben Leuten versorgen zu sollen. Das Schwierige war, dass nur zwei der fünf Familienmitglieder einigermaßen Englisch konnten. So dauerte es eine Weile, bis wir verstanden, was das Problem für sie war: Die meisten Sandwichs, die noch da waren, konnten sie nicht essen – sie sind Muslime. Am Ende kamen wir also mit drei Sandwichs, ein paar Flaschen zu trinken und einem Kopfschütteln über den unfreundlichen Verkäufer heraus.

Im Hotel bekamen wir zum Glück problemlos alles, was wir brauchten. Die Zimmer waren schön und gemütlich – nur leider hatte ich keine Wechselklamotten dabei.

Was lernen wir daraus? Im Handgepäck immer Wechselklamotten und alles andere, was man für eine Nacht im Hotel braucht, mitnehmen!

Nun ja, es ging auch so. Immerhin konnte ich mich duschen. Am nächsten Tag frühstückten wir um sieben Uhr gemeinsam und machten danach aus, dass wir uns so schnell wir möglich wieder unten treffen und spätestens um acht Uhr gehen wollten. Nur leider hatte ich Probleme mit meiner Zimmerkarte. So musste ich mehrmals zwischen meinem Zimmer im dritten Stock und der Rezeption hin- und herwandern (zum Glück gibt es Lifte – war ich doch am Abend zuvor wahrlich genug herumgelaufen). Das Ende vom Lied ist, dass ich eben erst um vier nach acht Uhr unten stand – und keiner von den anderen da war. Ich war mir nicht sicher – hatte ich die Uhrzeit falsch verstanden? Neun Uhr statt acht Uhr? Boarding war ja auch erst um 09:40 Uhr und das Hotel stand direkt gegenüber des Flughafens.

Im Landeanflug auf den Flughafen in Prishtina.

Also wartete ich… 08:10 Uhr, 08:15 Uhr, 08:20 Uhr… da fragte ich das Personal an der Rezeption nach der Familie und der Amerikanerin, ob sie das Hotel bereits verlassen hatten. Sie wussten es nicht. Ich bat sie, gegebenenfalls auszurichten, dass ich bereits gegangen war. Ich war mir aber recht sicher, dass sie tatsächlich alle schon weg waren, obwohl die Amerikanerin mitbekommen hatte, dass ich erst um kurz vor acht überhaupt in mein Zimmer konnte.

Im Flughafen fand ich mich zum Glück alleine zurecht – und traf am Gate auch die Amerikanerin sowie die Familie wieder. Gemeinsam warteten wir auf das Boarding – pünktlich! Und der Abflug – pünktlich!

So kam ich also einen Tag später als geplant an, am 04.09.2018. Von meinem ersten Eindruck berichte ich im nächsten Beitrag!

Bis dahin, eure Bettina

4 Gedanken zu „Wenn jemand eine Reise tut…

    1. Danke : ) Im Nachhinein wundert es mich durchaus auch, dass ich so ruhig geblieben bin. Aber ich war jedenfalls sehr froh, nicht die Einzige zu sein, die nun den Infopoint suchen musste, um die Angelegenheit zu regeln.

  1. …da zeigt sich wieder mal: Ob man Abenteuer erleben kann, liegt nicht von der Entfernung von Deutschland ab – nein, es kann schon am Münchner Flughafen damit losgehen.
    Bin stolz auf dich, was zu schon alles geregelt hast, bevor du überhaupt in Kosovo angekommen bist!
    Hoffentlich gestalten sich die ersten Wochen im Projekt etwas entspannter und weniger chaotisch als die Anreise… sodass du auch Zeit hast bald wieder ein paar Augenblicke Volontärsleben nach Deutschland zu schicken! Aber ich bin ganz zuversichtlich, dass du momentan viele positive Abenteuer mit wenig Stress und Chaos aber viel Freude, Neugier und Erstaunen erlebst.
    Freue mich von dir zu hören!
    Verena

    1. Absolut!
      Dankeschön! 🙂
      Nun ja, stressfrei und geordnet? Eher nicht so, heute war der dritte Schultag nach den Sommerferien, da gibt es ständig etwas zu organisieren. Aber darüber, was ich mache, schreibe ich bald noch einen Beitrag. Aber ich muss sagen, ich fühle mich hier außerordentlich wohl! In puncto Herzlichkeit und Gastfreundlichkeit sind die Kosovaren den Deutschen weit voraus, finde ich. Auch darüber erst in einem der nächsten Beiträge mehr, im Moment bin ich nämlich geschafft von einem anstrengenden – aber definitiv guten – Tag.
      Ah ja, Bilder von heute kommen in ein paar Minuten 😉
      Deine Bettina

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