Mein Jahr in Bildern

Gjilan, Kosovo – zunächst nur fremd klingende Namen, eine Stadt und ein Staat von oben in Google Earth, als Wikipediaeintrag, eine Verheißung von spannenden Erfahrungen.
Das Praktikum in Belgien – ein kleiner Vorgeschmack auf Don Bosco.
Das ist also Don Bosko Gjilan, mein Zuhause und mein Arbeitsplatz für ein Jahr.
Mein erstes Selfie mit Jezuela – wir waren sofort auf einer Wellenlänge. Auch mit den Salesianern habe ich mich super verstanden!
Kampf dem Müll!
Maylie – Thema Straßenhunde: Da prallen Welten aufeinander. Aber wir haben es geschafft, eine Lösung zu finden.
Weihnachten mit Jezuela und Gregor in Tirana.
Skopje – Zwischenstation auf dem Weg nach Serbien zum Zwischenseminar.
Mit Verena habe ich den Kosovo touristisch erkundet – hier in den Bergen bei Peja.
Mit den elften Klassen …
Meine Gruppe mit Don Dominik bei einer kleinen Aufführung.
… mit einigen Animatoren in Tale.

Am Ende meines Freiwilligendienstes war eine Gruppe italienischer Animatoren da. Mit ihnen durfte ich auf Ausflüge in die Umgebung Gjilans gehen und noch ein paar schöne Fotos machen:

Das ist kein Friedhof, sondern eine Gedenkstätte im Aufbau. Zwischen diesen idyllischen Hügeln hat Krieg gewüstet, denn sie liegen nahe der Grenze zu Serbien, sodass sie 1999 zu den als ersten betroffenen Regionen gehörten.
Blick vom Turm der Kathedrale aus über Prishtina.

Wie der Sonnenuntergang zum Tag gehört, gehört der Abschied zum Freiwilligendienst. Von all den Umarmungen und herzlichen Worten habe ich keine Fotos, lieber habe ich diese Momente genossen und in mein Herz aufgenommen. Deshalb verabschiede ich das Jahr stattdessen mit diesem metaphorischen Foto:

Die letzten Tage im Kosovo – melancholisch schön wie ein Sonnenuntergang.

Wie die Zeit vergeht

Ist es wirklich wahr, dass mein letzter Blogbeitrag fast drei Monate her ist? Leider ja, denn die Zeit verrennt. Ich fasse hier für euch zusammen, womit ich diese drei Monate so sehr beschäftigt war, dass ich mich auf dem Blog nicht mehr gemeldet habe.

Schuljahresende und Oratorium

An einem der letzten Schultage mit Jezuela und einigen unserer Schüler/innen.

Im Juni hat die Schule aufgehört. Erst für die zwölften Klassen und dann nach und nach auch für die niedrigeren Klassen. Das passiert hier nämlich nicht auf einen Schlag. Währenddessen hat das Oratorium angefangen. Unser Oratorium kann man sich als Jugendzentrum im Anfangsstadium vorstellen. Nachmittags ab etwa vier Uhr ist unser Pausenhof mit Sportplatz für die Kinder aus der ganzen Umgebung geöffnet, es liegen Fuß-, Basket- und Volleybälle bereit.

Mit den kleineren Jungs konnte ich ein paar Mal Fußball spielen, aber eigentlich gibt es schon genug Animatoren, die sich um die Fußballjungs kümmern. Daher habe ich mich nach einer Woche darauf verlegt, mich um die Mädels zu kümmern. Mit den älteren Mädchen – das sind etwa Zehn- bis Sechzehnjährige – spiele ich viel Volleyball (oder stehe zumindest auf dem Platz … wie oft ich tatsächlich auch den Ball erwische, kommt ganz auf die Anzahl der Mitspieler/innen an). Für die kleineren Mädels habe ich eine Malkiste zusammengestellt. Denn oft müssen die Älteren auf ihre kleinen Geschwister aufpassen, wollen sie aber nicht mitspielen lassen, weil die Kleinen noch kaum Basketball oder Volleyball spielen können oder sich dabei schnell langweilen. Die Kiste wird allerdings nicht nur von den kleinen Mädels mit Begeisterung genutzt, sondern von so ziemlich allen, die ins Oratorium kommen.

Endlich Sommerspiele!

Unser Plakat für die Sommerspiele.

Im Juli, als die Schule endgültig für alle aus war, fanden die Sommerspiele statt. Darauf hatte ich mich in Erinnerung an mein Praktikum in Belgien schon sehr gefreut. So kamen jeden Morgen zwischen 09:00 Uhr und 09:45 Uhr Kinder und Jugendliche aus der Umgebung zu uns und blieben bis 13:00 Uhr. Die Animatoren haben jeden Tag Spiele und sonstiges Programm für sie vorbereitet. Zusammen mit ein paar der Animatoren war ich für die jüngste Gruppe zuständig. Die Kinder waren vier bis sieben Jahre alt, konnten also größtenteils nur Albanisch. Das war sowohl Vorteil als auch Nachteil: Ich konnte zum Beispiel keine Spiele erklären, weil mir dafür der Wortschatz nicht ausreichte. Aber gleichzeitig habe ich in der Zeit viel Albanisch dazu gelernt, weil ich gar keine andere Wahl hatte, als Albanisch zu sprechen und die Kinder mit mir immer Albanisch gesprochen haben.

Mit zu den Sommerspielen gehört jede Woche ein Schwimmtag. An diesen Tagen sind wir mit drei Bussen zu einem Freibad gefahren und haben mit den Kindern im Wasser geplanscht. Es war ziemlich anstrengend, darauf aufzupassen, dass die Kinder auch nur dann in den Pool gehen, wenn sie dürfen. Gleichzeitig hat es wahnsinnig viel Spaß gemacht, mit den Kindern zu spielen. Besonders geliebt haben sie es, durchs Wasser gezogen zu werden oder uns als interaktiven Sprungturm zu benutzen.

Am Nachmittag hat weiterhin das Oratorium stattgefunden, erweitert durch einige Kurse. Ich habe den Handarbeitskurs geleitet, was darin gemündet hat, dass wir sehr oft Armbänder geflochten haben, weil die Kinder und Jugendlichen das geliebt und immer wieder nachgefragt haben. Am Ende sind zwei Mädchen auf die Idee gekommen, Armbänder in der Mittagspause der Sommerspiele zu verkaufen und das Geld zu spenden. Ich habe den beiden geholfen, das ganze zu koordinieren.

Insgesamt waren die Sommerspiele definitiv deutlich anders organisiert als der „Speelplein“ oder „playground“ – also „Spielplatz“ – in Brüssel. Trotzdem gab es auch einige Ähnlichkeiten – nicht zuletzt die Freude an der Arbeit mit den Kindern.

Und schon sind sie wieder um….

Das Abschlussfest der Sommerspiele fand am Abend des 26. Julis statt. Jede Gruppe hat über die vier Wochen Sommerspiele hinweg etwas eingeübt und schließlich vorgeführt. Auch mit unseren Kleinen haben wir ein bisschen was vorbereitet: Ich habe das Klatschspiel „Schokolade“ ein bisschen geändert, sodass man es ohne Partner klatschen kann. Als zweites haben wir ein bekanntes albanisches Kinderlied gesungen und mit Bewegungen unterlegt und zu guter Letzt Macarena getanzt. Danach wurde der Gewinner der Sommerspiele verkündet – außer der Gruppe für die Kleinen gab es noch vier weitere Gruppen, alle für Kinder von sieben bis etwa vierzehn Jahre. Diese Gruppen haben versucht, in den Spielen möglichst viele Punkte zu sammeln. Die Kleinen liefen aber außer Konkurrenz.

Animatorencamps

In die Wellen, fertig, tauchen!

Mit zu den Sommerspielen gehören auch ein Animatorencamp davor und danach. Es nahmen allerdings nur die 15 bis 20 wichtigsten Animatoren teil, da wir einen Animatorenpool von etwa 80 Animatoren haben. Beim ersten Camp waren wir in Tale in Albanien und haben drei Tage hauptsächlich am Strand verbracht. Man sollte meinen, danach wäre ich braun geworden – war ich aber nicht. Das kam erst bei zweiten Camp in Velipoje, ebenfalls Albanien, bei dem wir sechs Tage am Strand verbracht haben. Im Vergleich zu den meisten anderen Animatoren bin ich aber immer noch ziemlich weiß… Abgesehen vom Sonnenbaden und Schwimmen haben wir im ersten Camp viele Spiele gespielt und uns auf unsere Arbeit mit den Kindern vorbereitet. Im zweiten Camp ging es dann darum, die Sommerspiele zu reflektieren und Verbesserungsvorschläge anzubringen.

Don Dominik und ich …
… mit der restlichen Gruppe in Tale.
Am Strand bei Tale – der Holzweg war übrigens höchstnotwendig, der Sand konnte brennend heiß werden.
Der Strand bei Velipoje von einem Rettungsschwimmerturm aus fotografiert. Fragen kostet nichts und kann sich lohnen!

Übrigens: Ich bin ein Mensch, der gerne den Schatten sucht und daher selbst im Hochsommer höchst selten Sonnencreme verwendet. Aber wenn man sich am Strand mit fünf Leuten einen feststehenden Sonnenschirm teilt oder im Freibad auf die Kinder aufpassen muss, kann man sich nicht stundenlang im Schatten verkriechen. Da hat mich der ein oder andere – zum Glück nur leichte bis mäßige – Sonnenbrand schnell gelehrt, eine 50er Sonnencreme zu kaufen und etwa alle zwei Stunden aufzutragen.

Und da war ja noch was…

Mein Geburtstag! Ich bin an einem Sonntag während der Sommerspiele 20 Jahre alt geworden. Ich habe den Tag bewusst nicht verplant, denn die Sommerspiele machten zwar sehr viel Spaß, aber stressig war es eben auch. So gerne ich viele Leute treffe, so sehr brauche ich auch mal ruhigere Stunden. Also ließ ich meinen Geburtstagsmorgen gaaaaanz langsam angehen. Wie jeden Sonntag war erst mal Messe, danach habe ich ein bisschen Zeit mit Jezuela verbracht. Dann wurde ich von einer unserer Animatorinnen auf einen Kaffee eingeladen. Ich trinke keinen Kaffee, aber hier geht man trotzdem „Kaffee trinken“, weil damit alles gemeint ist, was man in einem Café kriegen kann. Danach habe ich mir ein bisschen Zeit nur für mich gegönnt, denn davon hatte ich zwischenzeitlich eindeutig zu wenig.

Am späten Nachmittag bin ich mit einem zweiten Geburtstagskind und einem anderen Animator noch einmal „Kaffee trinken“ gegangen – das ist hier so gang und gäbe an Geburtstagen. Am Abend sind etliche Animatoren eingetrudelt, die eine kleine Überraschung für uns zwei Geburtstagskinder vorbereitet haben: Kuchen, Ballons, Süßigkeitenbuffet und früher oder später kommt hier immer Musik und Tanz dazu.

Nicht zu vergessen: Geburtstagsgeschenke! Meine Familie hat es doch tatsächlich geschafft, mir ein Geschenk zuzuschustern. Als meine Schwester im April hier war, hat sie bei Jezuela ein Geschenk für mich versteckt und Jezuela hat dieses am Geburtstag an mich weitergegeben. So durfte ich mich über eine Karte, ein Buch und vegetarische Gummibärchen freuen! Und dann gab es natürlich noch ein paar mehr Geschenke, die von einer Don-Bosco-Medaille von Don Dominik über Malsachen bis hin zu Schlüsselanhängern reichen. Und Don Dominiks Worte: „Du bist wie eine Tochter für uns geworden.“ Kann man sich mehr wünschen?

So viel für heute und liebe Grüße nach Hause!

Eure Bettina

PS: Auf dem Beitragsbild seht ihr ein Gemälde der Helden aus dem Film „Big Hero 6“, dem diesjährigen Thema der Sommerspiele. Ich hab leider nicht mitgemalt.

Am Meer

Heute will ich euch von einem besonderen Moment erzählen. Jetzt gerade, während ich das schreibe, bin ich auf Albanienfahrt mit der elften Klasse (wenn der Blog online geht, werden fast drei Wochen vergangen sein). Es ist kurz nach 23 Uhr. Bis vor wenigen Minuten hatte ich mich mit Don Dominik und einigen Elftklässler*innen am Strand aufgehalten.

Abendlicher Strandspaziergang

Wir waren vom Hotel aus an den Strand gegangen und hinter Don Dominik her über etliche Felsen von Strändchen zu Strändchen geklettert. Hier zahlte sich meine Wander- und Klettererfahrung aus: Ich konnte einer Ungeübten eine Tüte abnehmen und die Snacks darin sicher bis zu dem Strand bringen, an dem etliche Liegen sowie eine große, ins Wasser hineinragende Holzplattform standen. Wir kletterten auf die Plattform und setzten uns an den Rand. Manche ließen ihre Füße übers Wasser baumeln. Don Dominik forderte uns dazu auf, fünf Minuten ganz still zu sein und einfach nur das Gemeinsam-Sein zu genießen. Also hörten wir dem Rauschen der Wellen zu, betrachteten die Lichter, die schräg gegenüber von der anderen Seite der Bucht herleuchteten. Hinter uns wurde leise in einem Restaurant Musik gespielt, geredet, gelacht und mit Geschirr geklappert.

Wie es wohl wäre, jetzt mit der eigenen Familie oder mit Freunden dort oben im heimelig gelb leuchtenden Restaurant zu sitzen, zu essen, sich zu unterhalten und gemeinsam zu lachen? Wie wäre es wohl, ganz alleine in der Bucht zu sein und im seicht schaukelnden Meer schwimmen zu gehen?

Wie ist es, einfach mal dazusitzen und gemeinsam zu genießen?

Natürlich, die Gespräche, die ich den Tag über geführt habe, waren meist sehr interessant und herzlich. Aber man muss nicht immer reden. Manchmal ist einfach nur gemeinsam existieren genau richtig.

Miteinander da sein…

Die fünf Minuten waren um. Don Dominik forderte uns auf, noch etwas zusammen zu rücken, dann wollte er uns noch etwas vorlesen. Er entschied sich letztendlich doch dagegen, denn es war recht kühl un den Text konnten wir auch zu Hause lesen. Stattdessen nahm er seine Gitarre zur Hand, die den Weg über die vielen Felsen unbeschadet überstanden hatte. Bevor er die Saiten zupfte, forderte er uns auf, noch einmal das Gemeinsam-Sein zu fühlen. Eine der Schülerinnen teilte ihre Regenjacke zum Draufsitzen mit mir, schräg vor ihr saß eine ihrer Mitschülerinnen. Diese lehnte sich bald an sie und sie nahm ihre Mitschülerin in den Arm. Nach einer Weile kehrten sie es um: Die Mitschülerin nahm sie in den Arm.

Die ganze Zeit hätte ich mich am liebsten mit dazu gelehnt. Das ist nämlich etwas, das man schon manchmal vermisst: Einfach grundlos jemanden in den Arm nehmen. Zu Hause war das einfach: Da habe ich Mama ab und zu mal zwei Minuten geknuddelt. Natürlich bekomme ich hier auch Umarmungen. Jeden Morgen mehrere, denn ich werde jeden Morgen von etlichen Schüler*innen herzlich begrüßt. Und über den Tag verteilt kommt noch die eine oder andere Umarmung dazu. Und ich weiß, ich könnte Jezuela theoretisch jederzeit umarmen.Trotzdem tue ich es oft nicht. Es ist nicht so, dass ich es mir verbiete, ich denke nur einfach nicht daran. Erst in Sitationen wie diesen wird es mir bewusst.

Ich lehnte mich aber nicht gleich dazu. Denn ich wusste, dass die beiden befreundet waren und in diese Umarmung wahrscheinlich Emotionen aus verschiedenen Situationen mit hinein spielten, die die beiden gemeinsam durchgestanden hatten. Daher wollte ich nicht stören, die Äußerung der gegenseitigen Wertschätzung nicht unterbrechen.

… und füreiander da sein

Aber nach einer Weile lehnte ich mich doch dazu. Die Hand der Umarmenden, die nun zwischen meinem Kopf und der Schulter der Umarmten klemmte, zog sich vorsichtig heraus und legte sich sanft auf meinen Kopf. Die Umarmte legte ihre Hand offen in die Nähe der meinen, als wolle sie anbieten, die meine zu halten. Das nahm ich gerne an.

So saßen wir ein Weilchen, dann rappelte sich die Umarmte zwischen uns langsam auf und stellte sich ein paar Schritte hinter uns auf die Plattform. Auch zwei andere hatten sich an die Ränder der Plattform gestellt und guckten in die Weite.

Schließlich ließ Don Dominik das letzte Zupfen verklingen. Wir standen auf und machten uns wieder auf den Weg zurück zum Hotel. Und jetzt sitze ich hier, neben mir spielen drei Schülerinnen ein Brettspiel. Am Tisch vor mir hat sich der Großteil der Gruppe um Don Dominik versammelt. Sie singen gemeinsam, Don Dominik bringt nochmal seine Gitarre zum Klingen.

Momente wie diese

Derweil tippe ich mit kühlen Fingern auf meinem Handy herum, baue aus den Bildern in meinem Kopf Sätze. Ich möchte unbedingt diesen Moment – oder eher dieses Weilchen – mit euch teilen. Dieses Ereignis hat mir, wie viele Momente in den vergangenen acht Monaten, gezeigt: Leute, denen man vertraut, sie einfach mal so umarmt, sich mit ihnen unterhält, lacht und manchmal auch weint oder – wie in diesem Fall – einfach gemeinsam schweigt, müssen nicht Verwandte oder jahrelange Freunde sein. Es können auch Freunde sein, die man erst vor ein paar Wochen und Monaten kennengelernt hat, über die man immer noch jede Menge zu erfahren hat. Es kann auch eine Fammilie sein, die zwar nicht blutsverwandt mit dir ist, dich aber wie ein Familienmitglied behandelt.

Liebe Grüße und bis bald!

Eure Bettina

PS: Das Foto ist am nächsten Abend bei einem Stadtbummel in Saranda  entstanden.

Update

Maylie sitzt vor ihrem jetzt ehemaligen Zuhause.

Da ich euch wiedereinmal ein Weilchen hängen gelassen habe, gibt es heute ein kleines Update.

Maylie

Wie nützlich Social Media doch sein kann! Nachdem Jezuela Fotos von Maylie auf ihrem Instagram-Account gestellt und dazu notiert hat, dass wir einen Platz für sie suchen, hat sich eine ehemalige Animatorin gemeldet. So hat Maylie kurz vor Weihnachten doch noch einen Platz gefunden! Jetzt lebt sie bei einer Familie auf dem Dorf mit großem Garten.

Vielen Dank an alle, die mich unterstützt haben!

Weihnachten

Ein Haus als Geschenk! Wer sagt da nein?!

Flora (eingesetzt in Podgorica, Montenegro), Gregor (Tirana, Albanien) und ich haben überlegt, gemeinsam Weihanchten zu feiern. Letztendlich bin ich am 22. Dezember mit Jezuela zu Gregor gefahren. Flora konnte leider nicht kommen.

Unsere Hauptbeschäftigung am 23., 24. und 25. Dezember war, Tirana zu erkunden. Tirana ist eine sehr vielfältige Stadt. Rund um das Don Bosco-Zentrum stehen hohe Wohnhäuser, wie man sie in Deutschland auch findet. Andere Wohnviertel scheinen älter zu sein mit kleinen Sträßlein und Häusern. Es gibt Malls wie bei uns, auch Plätze, die man genauso in einer deutschen Hauptstadt finden könnte. Und mittendrin stehen manchmal alte Gebäude, wie ein pyramidenartiges Gebäude, das zur Zeit des Kommunismus gebaut wurde und nun zerfällt. Wir waren auch in einem schönen Parkgelände: Es liegt am Hang, hat Spielplätze und Sitzgelegenheiten sowie kleine Restaurants. Am Fuß des Parks ist ein schöner kleiner See.

Das ist der See am Fuße eines Parks in Tirana.

Ein zerfallendes, pyramidenartiges Gebäude.

Unsere kleine Bescherung.

Außerdem haben wir Plätzchen, die Gregor bereits gebacken hatte, mit Zuckerguß und Schokostreuseln oder Walnüsen garniert. Und eine Schokotorte durfte natürlich auch nicht fehlen!

An Heiligabend haben wir uns zusammengesetzt und mir einem Adventskranz und ein paar kleinen Geschenkchen Weihnachten gefeiert und die Plätzchen verputzt. Danach ging es nicht sofort in die Kirche, sondern erst in die Küche: Wir kochten fünf Töpfe Kakao für alle Christmessenbesucher! Es hat ziemlich viel Spaß gemacht, am Ende des Gottesdienstes Kakao auszugeben und allen „Gëzuar Krishtlindjet“ zu wünschen.

So habe ich ein ganz anderes, sehr schönes Weihnachten verbracht – tortzdem freue ich mich schon darauf, nächstes Jahr wieder mit der Familie zu feiern.

Bis bald!

Eure Bettina

Zwei Albanienbesuche

Eine Straßenecke in Tirana.

Einmal Tirana und zurück

Früh morgens um fünf Uhr ging es am Samstag, den 22. September, mit unserem elfsitzigen Bus los: Zu acht verteilten wir uns im Bus. Vorne saßen Don Oreste sowie vier unserer Wachmänner. Hinten machten wir – Jezuela, Leona und ich – es uns gemütlich. Nach etwa fünfeinhalb Stunden Fahrt kamen wir in Tirana an. Da warteten schon einige Animatoren auf uns, die Jezuela und Leona schon kannten. Außerdem die dortigen Salesianer und – nicht zu vergessen – Gregor!

Gregor und ich in Don Bosko in Tirana.

Gregor ist ebenfalls ein Volunteer von Don Bosco Benediktbeuern und wir haben natürlich jede Menge zum Quatschen gehabt. Leider konnte er mir nicht zeigen, wie er wohnt, denn wir waren nicht die einzigen Besucher: Auch aus den Don Bosko-Einrichtungen in Shkoder und Prishtina waren Leute da. Es gab ein Programm, also ging es kurz nach unserer Ankunft mit einer Begrüßung in der Kirche los. Darauf folgte eine Diskussionsrunde in kleinen Gruppen zum Thema „Dienen“. Das war sehr interessant: Wir diskutierten darüber, wie man dient und wo Grenzen des Dienens liegen. Manchmal heißt dienen einfach nur, jemandem zuzuhören oder jemanden zu umarmen. Manchmal meint man es                                                                                         zu gut und hat dann mit negativen Konsequenzen                                                                                         zu kämpfen.

Die Antoniuskirche des Klosters.

Eine Nische in der Gebetsmauer.

Auf die Diskussionsrunde folgte ein Gottesdienst, ein Lunchpaket und ein Rosenkranzgebet. Danach ging es schon wieder zurück, wollten wir doch auf der Rückfahrt noch beim franziskanischen Antoniuskloster in den Bergen oberhalb der albanischen Stadt Laç vorbei schauen. Auf dem Weg dorthin sind wir durch ein ärmliches Viertel gefahren: Heruntergekommene Häuser, scheibenlose Fenster, die mit Tüchern verhangen wurden, die ein oder andere Hausruine.

Oben bot sich ein wunderschöner Ausblick. Die Kirche ist eine schöne, kleine Kirche. Daneben gibt es eine Gebetsmauer und unterhalb der Kirche ist eine dem heiligen Sankt Blasius geweihte Höhle. Der gesamte Ort ist ein Wallfahrtsort, an dem Wunderheilungen geschehen sein sollen.

Danach ging es endgültig zurück nach Gjilan. Dort haben wir die Partymeile durchquert, was ein ziemliches Kontrastbild zu dem ärmlichen Viertel, durch das wir in Albanien gefahren waren, bildete.

Leona und Jezuela während wir zur St.-Blasius-Höhle hinunterlaufen.

Aussicht in Albanische Landschaft.

Mit den 10.-Klässlern auf Bildungsfahrt

Eine Büste von Skanderbeg im Skanderbeg-Museum. Man sieht sein Bild sehr oft.

Etwas überraschend durfte ich mit unseren beiden zehnten Klassen auf Albanienfahrt gehen. Am Freitag, den 05. Oktober, und am Samstag, dem 06. Oktober, waren wir in einem Reisebus und einem Kleinbus unterwegs. Zu meinem Glück ist unter den Zehntklässlerinnen eine Kosovarin, die die ersten neun Jahre ihres Lebens in der deutschsprachigen Schweiz verbracht hat. Also konnte ich mich endlich mal wieder ganz entspannt auf Deutsch unterhalten – wobei wir trotzdem ab und zu ins Englische gerutscht sind.

Die Ausflugsziele unserer Fahrt waren größtenteils Skanderbeg gewidmet. Er war ein albanischer Fürst. Sein eigentlicher Name ist Gjergj Kastrioti (etwa „Dscherdsch Kastrioti“, eingedeutscht: Georg Kastriota), der hier Skënderbeu (etwa „Skenderbe-u“) genannt wird. Er hat, ganz grob gesagt, im 15. Jahrhundert die Albaner erfolgreich gegen die Osmanen verteidigt. Für Albaner ist er ein Nationalheld – also auch für die meisten Kosovaren hier, da sie größtenteils zur Ethnie der Albaner gehören.

Die Mauerreste unter dem steinernen Säulengerüst sind Reste der Nikolauskirche.

Unsere erste Station war die Stadt Lezha, auch unter ihrem italienischen Namen Alessio bekannt. Die dortige Skanderbeg-Gedenkstätte birgt die Überreste der einstmaligen St. Nikolaus-Kirche, die Skanderbeg einst als Versammlungsraum diente, sowie Skanderbegs Grab. Nachdem Osmanen die Region eroberten, wurde aus der Kirche eine Moschee, welche zu kommunistisch-atheistischen Zeiten geschlossen wurde. Nachdem sie durch ein Erdbeben stark beschädigt wurde, baute man sie bis auf die Reste der St. Nikolaus-Kirche zurück.

Über der Stadt thront die Festung von Lezha. Von dort oben hat man eine wunderbare Aussicht über die Stadt, die Berge und Ebenen,                                                                                          sowie die nahe Adriaküste.

…  und die Aussicht Richtung Meer.

Die Festung …

Morgens mit einem Lehrer und vier Zehntklässlerinnen am Strand von Durrës.

Übernachtet haben wir in der Stadt Durrës, die an der Adriaküste liegt. Unser Hotel lag nur etwa zwei Gehminuten vom Strand entfernt. Abends ging es also erstmal zum Hafen, wo so etwas wie ein kleiner Rummel stattfand, und danach zog es uns an den Strand. Das erinnerte mich an Belgien, wo wir auch an einem Abend an den Strand gegangen sind und ich lachend wie ein fröhliches kleines Kind Wellenhüpfen gespielt und mir dabei die Hose nassgespritzt habe. Das musste hier natürlich unbedingt wiederholt werden. Auch am Morgen zog es uns nocheinmal an den Strand.

Die Festung von Kruja zieht sich über den Rücken des Berges. Davor sind ein paar Häuser von Kruja zu sehen.

Weiter ging der Tag im Amphitheater in Durrës. Danach fuhren wir hoch in die Berge: Wir besuchten die Festung von Kruja. Als einst Skanderbeg dort residierte, wurde sie drei Mal von den Osmanen belagert, aber nie eingenommen. Erst nach Skanderbegs Tod gelang es den Osmanen, die Festung einzunehmen. Inzwischen ist in die Festung ein Skanderbeg-Museum integriert worden, in dem unsere Schüler*innen eine Führung über Skanderbegs Leben gehört haben.

Danach ging es wieder ab nach Hause.

Aussicht auf Kruja.

Für mich war die Fahrt nicht nur eine Gelegenheit, ein bisschen mehr von Albanien zu sehen. Viel mehr durfte ich ein paar Schülerinnen besser kennenlernen, da ich im Bus neben ihnen saß, mir Erklärungen von ihnen übersetzen ließ, wir uns unterhielten, gemeinsam durch die Stadt schlenderten oder gemeinsam im Hotelzimmer übernachtet haben. Das war schön, hat einige zum Teil sehr persönliche Gespräche entstehen lassen und mir ein bisschen mehr Zugang zu den Schüler- und Schülerinnen gebracht.

Einer der vielen Souveniershops in Kruja.

Vielen Dank für eure Geduld beim Warten auf diesen Beitrag! Ich habe vor, nächste Woche wieder pünktlich einen Blog online zu stellen – Themen gäbe es zur Genüge. Aber Pläne sind hier meistens zum umwerfen da… Also bitte verzeiht mir, dass hin und wieder mal der wöchentliche Beitrag sich verspätet oder ganz ausbleibt.

Liebe Grüße an alle! Eure Bettina

 

 

 

 

 

Aussicht von der Festung Lezha aus ins Hinterland Albaniens.

Eine Moschee von der Festung Lezha aus gesehen.