Herzlich Willkommen, Schwesterherz!

Am 02. April war es so weit: Meine Schwester Verena kam mich besuchen! Don Oreste und ich fuhren also los, um sie abzuholen. Am Flughafen angekommen stellten wir erst mal fest, dass der Flug etwas später als geplant ankommen würde. Mit der Zeit sammelten sich einige Leute am Ausgang nach der Zollkontrolle an. Genau durch die bin ich vor zu dem Zeitpunkt sieben, inzwischen acht Monaten auch gegangen.

Es kamen immer wieder Leute heraus, manchmal einzeln, manchmal drei oder vier zusammen. Ich musste aber ein ganzes Weilchen warten, bis ich mein Schwesterherz erspähte. Was dann kam, könnt ihr euch schon vorstellen: Noch breiteres Grinsen als sowieso schon, eine dicke und lange Umarmung, riesige Freude!

Schließlich packten wir ihr Köfferchen und ihren Rucksack ins Auto und machten uns auf die gut einstündige Fahrt nach Gjilan.

Die Lieblingsbeschäftigung meiner großen Schwester

Kaum waren wir auf meinem Zimmer angekommen – das praktischerweise zwei Betten hat – und haben ihr Zeug abgestellt, kam, was kommen musste: Kitzelattacke!

Ich glaube fast, das hat meine Schwester am Meisten vermisst: Mich zu kitzeln. Denn damit hat sie die restlichen eineinhalb Wochen nicht mehr aufgehört! Nun, ehrlich gesagt, es war ziemlich witzig. Fast wie zu Hause, wo wir uns manchmal gemeinsam auf unseren großen Sessel gesetzt hatten und sie früher oder später begann, mich durchzukitzeln. Nur dass wir nun auf dem Bett saßen und ich inzwischen etwas besser zurückkitzeln kann.

Prishtina

Verena mag ja nur eineinhalb Wochen hier gewesen sein, aber sich beschweren, dass sie nicht genug vom Kosovo gesehen hat, kann sie definitiv nicht. Schon am ersten vollen Tag fuhren wir mit dem Bus nach Prishtina und guckten uns einige Sehenswürdigkeiten an. Als erstes waren wir bei der Kathedrale, aber die hatten gerade Mittagspause und die Kathedrale war geschlossen. Also machten wir uns auf den Weg zum Newborn-Monument, stießen aber als erstes auf ein anderes Denkmal. Es war den Frauen gewidmet, die im Krieg leiden mussten. Dort übersetzte uns ein junger Mann ein Zitat. Wir kamen ins Gespräch und er bot an, uns die Bibliothek zu zeigen. Ein persönlicher Stadtführer! Dieses Gebot nimmt man natürlich gerne an. Bevor wir jedoch dort hingingen, machten wir noch einen Abstecher zum Newborn-Monument, denn dazu musste man vom Denkmal aus nur die Straße überqueren.

… also an dem Tag, an dem Kosovo seine Unabhängigkeit erklärte.
Das Newborn-Monument wurde am 17. Februar 2008 aufgestellt…

Das Newborn-Monument besteht aus großen Buchstaben aus Metallplatten und Eisenrahmen, die das Wort „NEWBORN“ ergeben. Die Buchstaben werden jedes Jahr neu bemalt. Im Moment sind sie auf der Frontseite mit detailreichen Mustern, die Bilder ergeben, verziert. Auf der anderen Seite stehen pro Buchstabe ein Wort in verschiedene Sprachen übersetzt. Hier die englischen, albanischen und deutschen Wörter:

N: NATURE, NATYRA, NATUR

E: ENERGY, ENERGJI, ENERGIE

W: WATER, UJË, WASSER

B: BIODIVERSITY, BIODIVERSITETI, BIODIVERSITÄT

O: OXYGEN, OKSIGJENI, SAUERSTOFF

R: RECYCLING, RICIKLIMI, RECYCLING

N: NATURE, NATYRA, NATUR

Das sind alles Dinge, denen auf jeden Fall noch viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden muss als sie gerade bekommen. Aber nicht nur hier im Kosovo, sondern auch in der ganzen restlichen Welt. Allerdings gibt es hier kein Fridays for Future. Immerhin konnte ich aber mit ein paar (unfreiwilligen) Schülern an einem Vormittag jede Menge Müll vom Gelände sammeln. Im Herbst haben wir mit einer handvoll Animatoren mal den Gehweg und den Grünstreifen vor unserem Gelände sauber gemacht. Das hört sich nicht nach viel an, aber es waren einige Stunden Arbeit.

Die Ausstellung.

Zurück zu unserer Stadttour: Danach gingen wir zur Bibliothek, einem futuristischen Bau: Das Gebäude an sich scheint aus vielen Quadern zu bestehen, die aber mit einem mehrschichtigen Metallnetz mit großen, geschwungenen Maschen umgeben zu sein scheinen. Dazu sind auf dem Dach viele schaumblasenartige Kuppeln. Ein Bild habe ich leider nicht, denn ich hatte meine Kamera in meinem Zimmer vergessen und machte nur das ein oder andere Foto mit meinem Handy.

In der Bibliothek gab es gerade eine kleine Ausstellung. Auf Schautafeln standen kurze Berichte von einer Gruppe von Kosovaren, die jetzt in Großbrittanien lebt. Sie erzählen darin mit wenigen Worten von ihren Kriegserlebnissen. Das war ein stiller, nachdenklicher Moment.

Danach gingen wir wieder Richtung Mutter-Teresa-Kathedrale. Dort verabschiedete sich der junge Mann von uns und wir sahen uns die Kathedrale an. Ich kannte sie von etlichen anderen Besuchen bereits sehr gut. Die Kathedrale ist in sehr hellen Tönen gehalten und hat viele große Buntglasfenster. Insgesamt ist sie in einem eher einfachen Stil gehalten. Dennoch gibt es viele Details zu entdecken. Noch ist sie nicht ganz fertig, aber sie wird bereits für Gottesdienste und Veranstaltungen genutzt. Don Dominik hat übrigens großen Anteil an ihrer Gestaltung.

… und von Innen.
Die Kathedrale von Außen …
Die Decke des Doms.
Eines der vielen schönen Buntglasfenster.

Auf Empfehlung von Jezuelas Schwester gingen wir danach in einem Restaurant essen, das viele vegetarische und vegane Gerichte anbietet. Das hat mich sehr gefreut, denn Vegetarismus geschweige denn Veganismus sind hier beinahe noch Fremdwörter! Also an alle, die mal in Prishtina vegetarisch oder vegan essen möchten: Das „green & protein“ kann ich euch sehr empfehlen.

Anschließend machten wir uns noch auf in die Altstadt und sahen den Uhrturm (Kulla e Sahatit) von Prishtina sowie ein paar alte Moscheen, zum Beispiel die Große Moschee (auch Sultan-Mehmed-al-Fatih-Moschee genannt), die Jashar-Pascha-Moschee sowie die Çarshi-Moschee (auch Stein-Moschee oder Sultan-Murad-Moschee genannt). Auf einem Straßenmarkt haben wir Erdbeeren gekauft. Auch den einen oder anderen Platz mit Statue haben wir überquert. Da war zum Beispiel eine Skenderbeg-Statue und ein Kunstwerk, dass etwas abstrakt mit Flaggen bemalte Menschen darstellt. Irgendwann machten wir uns etwas erschöpft auf den Heimweg.

Und der Uhrturm in Gjilan.
Der Uhrturm in Prishtina.
Jede Menge Flaggen.
Der Skanderbeg-Platz.
… und die Moschee selbst von der Straße aus.
Das Vordach der Großen Moschee…

Und noch mehr Städte

Um es kurz zu fassen: Prishtina war nicht die einzige Stadt, die wir besucht haben. Mit Jezuela waren wir auch in Ferizaj, Peja, Gjakova und Prizren. Außerdem sind wir ein bisschen durch die Berge bei Peja gefahren und spaziert. In Gjakova waren wir in einem der zig Cafés. Es gibt eine ganze Gasse in der Fußgängerzone, die wirklich quasi nur aus Cafés besteht! In Prizren sind wir Abends angekommen und durften bei Dorea übernachten – vielen Dank nochmal!

Dorea ist eine der Voluntärinnen, die ich im Zwischenseminar kennenlernen durfte. Leider hatten wir fast keine Zeit zusammen, denn sie hatte am nächsten Tag einen ganz normalen Arbeitstag, wärhend wir in regnerischem Wetter durch die schöne Stadt spazierten und die Burg etwas oberhalb der Stadt besichtigten. Unser Mittagessen aßen wir in einem Restaurant, das tatsächlich einen winzigen Indoor-Teich mit Enten hatte!

Also falls ihr mal in den Kosovo kommt, kann ich euch definitiv Prishtina, Prizren sowie Gjakova empfehlen. Für alle, die lieber in der Natur unterwegs sind, dürfte sich rund um Peja Schönes finden.

Hier ein paar Eindrücke:

In einer kleinen Kirche in Ferizaj:

Diese Kirche hat definitiv einen sehr eigenen Stil. Trotzdem (oder gerade deswegen) hat sie mir gefallen.
Die Kirche war eigentlich geschlossen – aber Jezuela fragte eine der nebenan wohnenden Nonnen, ob sie für uns öffnen würde.

 

Peja:

Wolken hängen in den Bergen.
Auf dem Weg nach Peja – was wie Wolken aussieht, sind größtenteils weiße Bergspitzen, die aus dem Dunst ragen.
Verena genießt die Aussicht!
Nach etlicher Kurverei haben wir in einem kleinen Ressort angehalten.
Ein kleiner Wasserfall, der im Bach endet.
Ein Blick den Bach hinauf – dafür mussten wir aber erst hinter einer Haltebucht den Hang hinabklettern.
Ein Huflattich kämpft sich durch Kies.
Palmkätzchen – der Frühling kommt!
Jezuela und Verena haben sich super gut verstanden. 🙂

In einer Moschee in Peja:

Die Nische, die die nach Mekka zeigt.
Und ich mittendrin! Das ist das erste Mal, dass ich eine Moschee richtig betreten habe. Davor habe ich nur mal von der Türschwelle aus einen Blick in eine Moschee geworfen.
Oben in diesem Türmchen werden bestimmte Teile des Korans vorgelesen.

 

 

Gjakova:

Ein Gässchen in Gjakova.
Ein traditionelles albanisches Haus, das nun ein Museum ist.
Und die Gasse mit all den Cafés.

 

Prizren:

Ein verregneter Platz.
Die Kalaja e Prizrenit, also die Burg von Prizren.
Etliche Bäume sind in der Altstadt umstrickt – hier ein besonders schönes Exemplar.
Angeblich würde man in Prizren heiraten, wenn man aus diesem Brunnen trinkt – ich habe es lieber nicht ausprobiert.
Ikonen in der orthodoxen Kirche.
Ein Blick in eine orthodoxe Kirche.
Dieses Gemälde befindet sich über dem Altarbereich der Kirche.
Die Kirche von Außen.

In einer Moschee in Prizren:

Die Seitenwand.
Der Blick in die Moschee.
Die schön verzierte Kuppel.
Diese Empore war einst vor allem der Platz für wichtige Persönlichkeiten.

Natürlich besuchten wir auch Jezuelas Familie und durften bei einer unserer Schülerinnen und Animatorinnen zu Mittag essen. Vielen Dank euch beiden und euren Familien für die Gastfreundschaft (, auch für die, die ich auch schon vor Verenas Besuch genießen durfte)!

Irgendwann kommt natürlich der Tag des Abschieds: Nachdem Verena noch einen kleinen Einblick in meinen Schulalltag erhalten hatte, flog sie am 11. April zurück nach Deutschland – schließlich wartet der Alltag nicht.

Vielen Dank, Schwesterherz, dass du hier warst! (Und dass du vegetarische Gummibärchen, einen Herzluftballon, Hosen, eine Zeitung und noch ein paar Sachen mitgebracht hast!)

Liebe Grüße an alle, eure Bettina

Das Zwischenseminar

Während eines Spaziergangs habe ich diese Ruine – nur eine von vielen – gesehen.

Unser Zwischenseminar fand im Norden Serbiens in Mali Iđoš, in Deutsch Hedjesch genannt, statt. Laut Wikipedia ist es eine Kleinstadt, aber meiner Empfindung nach würde ich es als größeres Dorf einordnen. In einem wunderschön rustikalen Gasthof warteten unsere Seminarleiterinnen und ein paar bereits angekommene Freiwillige auf uns. Nun ging das große Kennenlernen los. Wir haben uns das gesamte Zwischenseminar über – vor allem aber in den ersten zwei bis drei Tagen – unglaublich viel unterhalten. Nicht nur in den Seminarsitzungen gab es dahingehende Aufgabenstellungen, wir hatten auch so genug Zeit, um uns auszutauschen. Es hat sehr geholfen, die Erfahrungen, Probleme und Vorgehensweisen vergleichen und so neue Gedanken mitnehmen zu können. Spiele waren natürlich auch an der Tagesordnung: Von herrlich verrückten Bewegungsspielen über schräge Theaterszenen bis hin zum „Psychiater“, der die Krankheit der Gruppe herausfinden muss, war alles dabei.

… aber auch dieses offenbar verlassene Haus.
Im Dorf befanden sich dieses schöne Haus …

Ausflug nach Subotica

Tatsächlich gab es nicht nur Seminarsitzungen, sondern auch eine Führung durch die nahegelegene Stadt Subotica. Die Stadt ist sehr sehenswert mit vielen interessanten Gebäuden und Geschichten dazu. Da war zum Beispiel eine Kirche dabei, die leider am Auseinanderbrechen ist. Mehrere große Risse ziehen sich durch die Fassade, weil sich der Boden unter der Kirche ungleich bewegt hat.

Hier sieht man die Risse deutlich.
Die Kirche mit den Rissen.

 

Und drinnen diese Marienstatue.
Noch eine Kirche.

 

… und dieser freundliche Kanalarbeiter grüßt uns auf dem Gehweg.
Dieser Dauergeiger begegnete uns in einem wunderschönen Hinterhof mit Restaurant …

 

In einem ganz unauffälligen Haus fand sich im Treppenhaus dieses erstaunliche Deckengemälde.
Eine reich verzierte Tür.

 

 

Diese Häuserreihe erinnert mich tatsächlich etwas an Fassaden, wie man sie in älteren deutschen Stadtzentren finden kann.
Ein Haus mit orientalischem Touch.

 

 

Die Synagoge.

Besonders beeindruckt hat mich die Synagoge im Jugendstil. Bereits von außen bestaunte ich die Imposanz und Schönheit. Aber da wusste ich noch gar nicht, wie sie von Innen aussieht. Die Synagoge ist heute kaum mehr in Gebrauch, ist es doch ein geschütztes Kulturdenkmal. Unsere Jungs haben natürlich trotzdem alle eine Kippa aufgesetzt, wie es sich in Synagogen gehört. Bereits im Eingangsbereich waren zwei leuchtende Buntglasfenster. Unserer Stadtführer erklärte uns, dass nur noch eines der vielen Fenster die originalen Scheiben hatte. Dieses eine Fenster hat impressive Farben, ich hätte gerne auch die anderen Fenster in ihrer originalen Buntheit gesehen. Die restlichen Original-Fenster sind einst einer Zeit der Vernachlässigung zum Opfer gefallen. Aber auch die nachgebildeten Fenster waren unglaublich beeindruckend, genauso wie die sonstigen Verzierungen im Gebäude.

Dasselbe wie das originale Fenster, aber mit neuen Farben.
Das einzige originale Fenster.

 

Alles bis ins Letzte ausgestaltet: Selbst die Türen und Wände sind ein Hingucker.
Das ist die Front, in der Synagoge.

 

 

Das dürfte das Fenster sein, das im anderen Bild in der Wand hinter der Empore zu sehen ist.
Ein Blick in zur Seitenwand.

 

 

Rund um den Innenraum der Synagoge zieht sich – mit Unterbrechung an der Frontseite – eine Empore entlang, hier von schräg unten gesehen.
Die hohe Kuppel.

 

 

Und noch eins. Weils so schön ist.
Noch ein Buntglasfenster.

Auf Irrwegen

Später hatten wir noch Freizeit in der Stadt. Gemeinsam mit zwei anderen Voluntärinnen beschloss ich, zu einer Mall zu gehen. Der Stadtführer hatte uns den Weg gewiesen. Dummerweise haben wir vergessen, wie der Weg war. Also suchten und fanden wir in Google Maps ein Einkaufszentrum. Der Weg dorthin führte mitten in ein Wohnviertel. Leicht verdutzt standen wir schließlich an einer Kreuzung, keine Mall weit und breit. Nach etwas herumschauen fanden wir heraus, dass es da wohl einen oder mehrere größere Lebensmittelläden hat.

Also kehrten wir wieder um und machten uns auf den Weg zurück – viel Zeit war sowieso nicht mehr übrig. Die Mall fanden wir also nicht mehr. Aber das machte nichts, ein Spaziergang durch ein Wohnviertel ist ja auch nicht schlecht, vor allem wenn man sich derweil gut unterhalten kann. Danach gab es noch ein leckeres Eis. Schließlich ging es zur Busstation zurück. Dort stellten wir fest, dass der Bus doch nicht so fährt, wie wir dachten. Also mussten wir nochmal ein Weilchen warten, aber wie gesagt, in der Gesellschaft konnte man sich wunderbar unterhalten, also war das kein Problem!

Mein Fazit

Innerhalb dieser Woche habe ich wundervolle Personen kennengelernt und neue Freunde gewonnen. Da war zum Beispiel so eine schräg-schöne Aktion wie barfuß auf einem Inselchen im Teich des Guts Rock’n’Roll, Walzer und Samba tanzen. Oder sportlich auf Bäumen herumzuklettern und am Boden unsere Turnfähigkeiten austesten (immerhin Brücke, Handstand und Ratschlag waren dabei). Oder gemütlich Abends am Pizzaofen mit Ukulele und Stimmbändern Musik machen. Ich möchte dieses Seminar keinesfalls missen. Sehr gerne hätte ich noch mehr Zeit mit all den Leuten verbracht, denn um alle wirklich gut kennenzulernen, hat es doch nicht gereicht. Zugleich war ich auch echt glücklich, wieder ins Projekt zurückzukehren, das habe ich doch ein bisschen vermisst.

Zurück ins Projekt

Die Rückfahrt war zum Glück ganz unspektakulär. In Belgrad bin ich in einen Bus gestiegen, der nach Prishtina gefahren ist – dieses Mal ohne Umwege über andere Länder und kaum Zwischenstops. Von Prishtina aus bin ich mit einem ziemlich vollen Bus nach Gjilan gekurvt. Dort habe ich mir ein Taxi genommen, das mich zu Don Bosko brachte. Endlich angekommen wurde ich mit einer herzlichen Umarmung von unserem Projektleiter begrüßt. Es fand gerade eine kleine Faschingsfeier für unsere Animatoren statt, die haben mich auch gleich freudig begrüßt. Allerdings bin ich nicht lange geblieben, denn die Rückfahrt war anstrengend, obwohl ich doch nur herumgesessen bin.

Liebe Grüße, eure Bettina, die längst zurück im Arbeitsrhythmus ist

PS: Noch nicht genug Fotos gesehen? Hier kommen noch mehr!

 

Häuser in diesem Stil gab es etliche.
Eines der vielen schönen Häuser.

 

Etwas abseits vom Zentrum findet man aber auch Fassaden wie diese.
Da hat man in der Antike gespickt.

 

Ein Denkmal.
Ein Plätzchen zum Ausruhen.

 

Hoppla! Saß da nicht eben noch Michelle? Na gut, dann knipste ich eben Andreas!
Michelle genießt die Sonne.

 

Michèl, Michelle und Andreas mit unserem „Meisterdieb“ Aaron – das Stirnband noch auf dem Kopf.
Hilfe! Stirnbanddiebstahl! – Ach so, doch bloß spontane Dreharbeiten für einen spontanen Kurzfilm.

 

Flora und Dorea verstehen sich gut!
Dorea, „die Bestohlene“.

Zwei Tage in Belgrad

Kleine Empfehlung im Voraus: Wenn ihr meinen letzten Beitrag noch nicht kennt, lest den zuerst. Denn hier geht es mit dem ersten Morgen in Belgrad weiter.

Erster Tag

Nach einer nicht allzu langen Nacht wollten wir am nächsten Morgen in einem Café frühstücken. Allerdings stellte es sich als ganz schön schwierig heraus, eines mit passendem Menü zu finden. Als wir doch eines gefunden hatten, war das Ambiente wirklich schön. Nur dass es den einzigen vegetarischen Sandwich auf der Karte doch nicht gab. Und bei den anderen Sandwiches einfach die Wurst weglassen, geht auch nicht, weil nicht im Café selbst blegt werden, sondern fertig eingepackt kommen. Die meiste Kundschaft scheint dort ihr Essen mitzunehmen. Also musste ich auf Kuchen umsteigen – etwas ungewöhnlich zum Frühstück, aber defenitiv lecker!

Nach dem Café-Besuch ging es dann zur Festung von Belgrad, die seit Anfang des 15. Jahrhunderts existiert. Von dort aus kann man den Fluss Save entlanggucken sowie zwei serbisch-orthodoxe Kirchen besuchen.

Eine Mauer sowie ein Turm der Belgrader Festung.
Die Belgrader Festung.

 

Die Aussicht von der Burg auf zwei Gebäude.
Ein Turm der Festung.

 

Die Kirche der Heiligen Petka hat eine sehr eigene Atmosphäre. Man kommt durch eine kleine Tür hinein und steht in einem schummrigen Raum, der von oben bis untern verziert und bemalt ist. Ein Buntglasfenster leuchtet blau, weiß und gelb. Von der Decke der Kuppel schaut ein Jesus-Bildnis herunter. Es riecht nach Weihrauch und jede Menge in Fläschen abgefülltes, geweihtes Wasser steht bereit, das wohl verkauft wird. Ein Priester nimmt Beichten ab. Und ich als Tourist habe mich beinahe als Eindringling gefühlt.

Das leuchtende Fenster.
Nur ein kleiner Ausschnitt aus den Verzierungen in der Kirche der Heiligen Petka.

 

 

In der Rosenkirche war die Atmosphäre ganz anders. Sie war heller erleuchtet, es waren keine Priester da und auch kaum Kirchenbesucher. Am Eingang ist ein kleiner Souvenirshop. Daher habe ich mich auch getraut, mehr Fotos zu machen:

Dieses blaue Tuch hat meine Blicke auf sich gezogen, denn der Kontrast zwischen blau und gold ist auffällig und schön.
Die reich verzierte Rosenkirche.

 

 

Diese Malerei ist an der Decke einer Fensternische.
Dieses farbenfrohe Mosaik ist an der Außenwand der Kirche.

Beim anschließenden Restaurantbesuch bestellte ich mir einen Zucchinisalat, was ich nachher ordentlich bereute: Die Hälfte des Salats bestand aus sehr salzigem Käse. Als kleiner Brocken schmeckt der zwar gar nicht schlecht, aber in rauen Mengen definitiv nichts für mich. Zum Glück gab es noch Brot und Gemüse für den ganzen Tisch, satt wurde ich also trotzdem.

Und jetzt zu acht!

Nach dem Essen trafen wir Louisa, eine Voluntärin der Jesuit Volunteers, die sich uns anschließen wollte. Gemeinsam ging es dann zum Dom des Heiligen Sava, wohl eines der größten orthodoxen Gotteshäuser der Welt. Leider konnten wir nur in die Krypta, denn am Inneren der restlichen Kirche wird noch gearbeitet. Aber allein die Krypta ist den Besuch schon wert. Durch einen zur Seite gebundenen, dunklen Vorhang tritt man in einen warmen Goldschimmer: Kronleuchter und sehr viel Gold tauchen den großen Saal in ein sanftes Licht. An den Wänden und an den Decken sind viele großflächige Malereien. Johanna wies mich auf die vielen verschiedenen Stile hin: Die Maler hatten bisweilen ganz unterschiedliche Malweisen, auch wenn es auf den ersten Blick kaum auffällt.

Die Krypta des Doms.
Der Dom des Heiligen Sava.
Der große Kronleuchter, der etwa in der Mitte des Saals hängt, von untern.
Ein Blick in Richtung Front der Krypta.

 

Ein Bildnis von VIPs – leider weiß ich nicht, in welcher Weise.
Die abgebildeten Personen tragen traditionelle Kleidung, der kosovarisch-albanischen sehr ähnlich.
Ein nächtlicher Anblick.

Nach einem Weilchen machten wir uns auf zurück ans Tageslicht – wobei vom Licht nicht mehr so viel übrig war: Schon den ganzen Tag war es regnerisch, aber jetzt gaben sich die Wolken ordentlich Mühe. Deshalb eilten wir zu einem Supermarkt und deckten uns für Abendessen und Frühstück ein. Danach kochten und aßen wir in unserer Küche, was trotz inzwischen acht Personen noch erstaunlich gut hinhaute.

Aber wir hatten noch nicht genug vom Tag, deshalb besuchten wir noch eine Bar, die uns ins Auge fiel, weil wir durch die Fensterfront eine Liveband darin entdeckten. Die Musik war absolut nicht zu verachten, aber leider war sie auch so laut, dass unsere Hälse am Ende des Abends etwas beleidigt waren, weil wir uns trotzdem angeregt unterhalten.

Am nächsten Tag besuchten wir nocheinmal die Festung – Louisa hatte sie schließlich noch nicht gesehen. Danach mussten wir aber unsere Sachen packen, denn mittags ging schon weiter zum Zwischenseminar. Die Fahrt dorthin habe ich größtenteils verdöst, denn erholsam waren die Tage in Belgrad definitiv nicht, aber es hat sehr viel Spaß gemacht, die Stadt und die anderen Voluntäre (besser) kennenzulernen. Und mit Letzterem ging es auf dem Zwischenseminar gleich weiter. Dazu schreibe ich mehr im nächsten Beitrag!

Liebe Grüße, eure Bettina

PS: Noch ein paar Schnappschüsse:

… Abflug!
Und…
Ein Turm der Festung.
Die Aussicht von der Burg auf zwei Gebäude.
Von den Beiden habe ich eine ganze Reihe von Fotos, das ist das Beste.
Oh, dieser Dinosaurier hat sich wohl im Erdzeitalter geirrt!
Hallo Aaron!
Eine coole Straßenverzierung.
Da ist jemand müde vom schönen, aber langen und anstrengenden Tag.
Flora klettert – egal wo! (Gregor auch, aber davon hab ich kein so gutes Bild.)

Zwei Albanienbesuche

Eine Straßenecke in Tirana.

Einmal Tirana und zurück

Früh morgens um fünf Uhr ging es am Samstag, den 22. September, mit unserem elfsitzigen Bus los: Zu acht verteilten wir uns im Bus. Vorne saßen Don Oreste sowie vier unserer Wachmänner. Hinten machten wir – Jezuela, Leona und ich – es uns gemütlich. Nach etwa fünfeinhalb Stunden Fahrt kamen wir in Tirana an. Da warteten schon einige Animatoren auf uns, die Jezuela und Leona schon kannten. Außerdem die dortigen Salesianer und – nicht zu vergessen – Gregor!

Gregor und ich in Don Bosko in Tirana.

Gregor ist ebenfalls ein Volunteer von Don Bosco Benediktbeuern und wir haben natürlich jede Menge zum Quatschen gehabt. Leider konnte er mir nicht zeigen, wie er wohnt, denn wir waren nicht die einzigen Besucher: Auch aus den Don Bosko-Einrichtungen in Shkoder und Prishtina waren Leute da. Es gab ein Programm, also ging es kurz nach unserer Ankunft mit einer Begrüßung in der Kirche los. Darauf folgte eine Diskussionsrunde in kleinen Gruppen zum Thema „Dienen“. Das war sehr interessant: Wir diskutierten darüber, wie man dient und wo Grenzen des Dienens liegen. Manchmal heißt dienen einfach nur, jemandem zuzuhören oder jemanden zu umarmen. Manchmal meint man es                                                                                         zu gut und hat dann mit negativen Konsequenzen                                                                                         zu kämpfen.

Die Antoniuskirche des Klosters.
Eine Nische in der Gebetsmauer.

Auf die Diskussionsrunde folgte ein Gottesdienst, ein Lunchpaket und ein Rosenkranzgebet. Danach ging es schon wieder zurück, wollten wir doch auf der Rückfahrt noch beim franziskanischen Antoniuskloster in den Bergen oberhalb der albanischen Stadt Laç vorbei schauen. Auf dem Weg dorthin sind wir durch ein ärmliches Viertel gefahren: Heruntergekommene Häuser, scheibenlose Fenster, die mit Tüchern verhangen wurden, die ein oder andere Hausruine.

Oben bot sich ein wunderschöner Ausblick. Die Kirche ist eine schöne, kleine Kirche. Daneben gibt es eine Gebetsmauer und unterhalb der Kirche ist eine dem heiligen Sankt Blasius geweihte Höhle. Der gesamte Ort ist ein Wallfahrtsort, an dem Wunderheilungen geschehen sein sollen.

Danach ging es endgültig zurück nach Gjilan. Dort haben wir die Partymeile durchquert, was ein ziemliches Kontrastbild zu dem ärmlichen Viertel, durch das wir in Albanien gefahren waren, bildete.

Leona und Jezuela während wir zur St.-Blasius-Höhle hinunterlaufen.
Aussicht in Albanische Landschaft.

Mit den 10.-Klässlern auf Bildungsfahrt

Eine Büste von Skanderbeg im Skanderbeg-Museum. Man sieht sein Bild sehr oft.

Etwas überraschend durfte ich mit unseren beiden zehnten Klassen auf Albanienfahrt gehen. Am Freitag, den 05. Oktober, und am Samstag, dem 06. Oktober, waren wir in einem Reisebus und einem Kleinbus unterwegs. Zu meinem Glück ist unter den Zehntklässlerinnen eine Kosovarin, die die ersten neun Jahre ihres Lebens in der deutschsprachigen Schweiz verbracht hat. Also konnte ich mich endlich mal wieder ganz entspannt auf Deutsch unterhalten – wobei wir trotzdem ab und zu ins Englische gerutscht sind.

Die Ausflugsziele unserer Fahrt waren größtenteils Skanderbeg gewidmet. Er war ein albanischer Fürst. Sein eigentlicher Name ist Gjergj Kastrioti (etwa „Dscherdsch Kastrioti“, eingedeutscht: Georg Kastriota), der hier Skënderbeu (etwa „Skenderbe-u“) genannt wird. Er hat, ganz grob gesagt, im 15. Jahrhundert die Albaner erfolgreich gegen die Osmanen verteidigt. Für Albaner ist er ein Nationalheld – also auch für die meisten Kosovaren hier, da sie größtenteils zur Ethnie der Albaner gehören.

Die Mauerreste unter dem steinernen Säulengerüst sind Reste der Nikolauskirche.

Unsere erste Station war die Stadt Lezha, auch unter ihrem italienischen Namen Alessio bekannt. Die dortige Skanderbeg-Gedenkstätte birgt die Überreste der einstmaligen St. Nikolaus-Kirche, die Skanderbeg einst als Versammlungsraum diente, sowie Skanderbegs Grab. Nachdem Osmanen die Region eroberten, wurde aus der Kirche eine Moschee, welche zu kommunistisch-atheistischen Zeiten geschlossen wurde. Nachdem sie durch ein Erdbeben stark beschädigt wurde, baute man sie bis auf die Reste der St. Nikolaus-Kirche zurück.

Über der Stadt thront die Festung von Lezha. Von dort oben hat man eine wunderbare Aussicht über die Stadt, die Berge und Ebenen,                                                                                          sowie die nahe Adriaküste.

…  und die Aussicht Richtung Meer.
Die Festung …
Morgens mit einem Lehrer und vier Zehntklässlerinnen am Strand von Durrës.

Übernachtet haben wir in der Stadt Durrës, die an der Adriaküste liegt. Unser Hotel lag nur etwa zwei Gehminuten vom Strand entfernt. Abends ging es also erstmal zum Hafen, wo so etwas wie ein kleiner Rummel stattfand, und danach zog es uns an den Strand. Das erinnerte mich an Belgien, wo wir auch an einem Abend an den Strand gegangen sind und ich lachend wie ein fröhliches kleines Kind Wellenhüpfen gespielt und mir dabei die Hose nassgespritzt habe. Das musste hier natürlich unbedingt wiederholt werden. Auch am Morgen zog es uns nocheinmal an den Strand.

Die Festung von Kruja zieht sich über den Rücken des Berges. Davor sind ein paar Häuser von Kruja zu sehen.

Weiter ging der Tag im Amphitheater in Durrës. Danach fuhren wir hoch in die Berge: Wir besuchten die Festung von Kruja. Als einst Skanderbeg dort residierte, wurde sie drei Mal von den Osmanen belagert, aber nie eingenommen. Erst nach Skanderbegs Tod gelang es den Osmanen, die Festung einzunehmen. Inzwischen ist in die Festung ein Skanderbeg-Museum integriert worden, in dem unsere Schüler*innen eine Führung über Skanderbegs Leben gehört haben.

Danach ging es wieder ab nach Hause.

Aussicht auf Kruja.

Für mich war die Fahrt nicht nur eine Gelegenheit, ein bisschen mehr von Albanien zu sehen. Viel mehr durfte ich ein paar Schülerinnen besser kennenlernen, da ich im Bus neben ihnen saß, mir Erklärungen von ihnen übersetzen ließ, wir uns unterhielten, gemeinsam durch die Stadt schlenderten oder gemeinsam im Hotelzimmer übernachtet haben. Das war schön, hat einige zum Teil sehr persönliche Gespräche entstehen lassen und mir ein bisschen mehr Zugang zu den Schüler- und Schülerinnen gebracht.

Einer der vielen Souveniershops in Kruja.

Vielen Dank für eure Geduld beim Warten auf diesen Beitrag! Ich habe vor, nächste Woche wieder pünktlich einen Blog online zu stellen – Themen gäbe es zur Genüge. Aber Pläne sind hier meistens zum umwerfen da… Also bitte verzeiht mir, dass hin und wieder mal der wöchentliche Beitrag sich verspätet oder ganz ausbleibt.

Liebe Grüße an alle! Eure Bettina

 

 

 

 

 

Aussicht von der Festung Lezha aus ins Hinterland Albaniens.
Eine Moschee von der Festung Lezha aus gesehen.