Hallo liebe Blogleserinnen und Blogleser, ich hatte mir ja eigentlich vorgenommen, eine kleine Blogreihe zu schreiben! Allerdings ist der letzte Blogeintrag schon wieder zwei Monate her. Die Zeit vergeht einfach viel zu schnell und es tut mir Leid, dass die Blogeinträge immer ein bisschen zu kurz kommen. In Bombo läuft alles wie immer. Ich habe […]
WeiterlesenAutor: Lukas Herschel (Seite 1 von 2)
zu lange ist es her, dass ich mich das letzte Mal gemeldet habe und zu viele Dinge sind passiert, um in einem einzigen Blogartikel darüber zu schreiben. Deswegen werde ich einfach eine kleine Reihe veröffentlichen, um die letzten drei Monate aufzuarbeiten. In diesem Artikel möchte ich über das Zwischenseminar und die Skateboardaktion meiner Freunde und Eltern berichten.
Das Zwischenseminar war an und für sich wirklich gut. Das Programm war ziemlich vollgestopft mit vielen interessanten Themen und trotzdem gab es genug Zeit, um sich mit den anderen Volontären auszutauschen. Die Themen drehten sich um Probleme in den Projekten, Lösungsstrategien dafür, Reflexion des vergangen halben Jahres, Kulturen und Traditionen der verschieden Länder und den Austausch von wertvollen Erfahrungen, die jeder von uns gemacht hat. Abends hatten wir dann immer Freizeit uns untereinander nochmal in tieferen Gesprächen auszutauschen. Geschlafen habe ich nicht viel, aber mit einer Menge Kaffee habe ich es immer durch den Tag geschafft.
Leider haben die Lösungsstrategien bei uns (Projekt Bombo) nicht besonders viel gebracht, wir hatten gute Ideen, was wir sonst noch im Projekt machen könnten aber leider hat der Direktor wie immer nur jaja gesagt und nichts ist passiert, obwohl wir ihn noch mehrmals darauf angesprochen haben. Es ist deprimierend, sich die meiste Zeit selber zu beschäftigen, auch wenn man probiert, sich mit möglichst sinnvollen Dingen zu beschäftigen. Was das traurige am Zwischenseminar war ist, dass einem nochmal deutlicher bewusst geworden ist, wie gut andere Projekte sind und wie gut die Volontäre dort eingebunden sind. Aber an all dem kann man nun leider nichts mehr ändern und ich muss das Beste aus meiner verbliebenen Zeit hier machen; so lange ist es schließlich auch nicht mehr.
Das Zwischenseminar hat in Lusaka, der Hauptstadt Zambias stattgefunden. Was mir während des Aufenthalts dort aufgefallen ist: dass ich die Freiheit der Bewegung und die Mentalität der Menschen in Uganda nie genug wertgeschätzt habe. In Lusaka sind die Leute gegenüber Weißen fremdenfeindlicher und überhaupt ist es viel gefährlicher, sich in der Stadt aufzuhalten. Als wir um zehn Uhr abends in Lusaka ankamen, sind wir durch die ganze Stadt gefahren und haben fast keinen einzigen Menschen auf der Straße gesehen und das in einer Millionenstadt! Das kam mir schon mal ziemlich komisch vor, denn in Uganda sind die Straßen bis in den späten Abend sehr belebt. In Uganda kann ich ohne Probleme alleine, mit meinem Handy in der Hand durch ein „Slum“ laufen. Also einen Stadtteil, den die meisten Europäer so bezeichnen würden. Für mich ist das mittlerweile kein Slum mehr, denn das Heruntergekommene und der Dreck sind nur eine Fassade, die das eigentliche Leben dort verbirgt und unsichtbar macht. In Lusaka sollte man noch nicht mal mit dem Handy in der Hand über eine Hauptstraße laufen. Das war eine gute Erfahrung, weil wenn man keine eingeschränkte Freiheit kennt, die Freiheit nicht richtig wertschätzen kann (nur dass kein Missverständnis entsteht: die Kriminalität in Lusaka richtet sich natürlich nicht nur gegen Ausländer, sondern gegen jeden, der den Eindruck macht, etwas Wertvolles zu besitzen; dabei fallen Weiße natürlich besonders auf).
So das wars mal zum Zwischenseminar in Lusaka und jetzt zu der Skateboardaktion:
Bis vor der Aktion hatten wir nur zwei Skateboards in Bombo und es war sehr schwierig, meine Schüler zu trainieren. Ich weiß nicht mehr, von wem die Idee kam, entweder von mir oder meiner Skatecrew in Deutschland. Auf jeden Fall haben sie jede Menge benutze, aber noch sehr gute Skateboard Decks, Achsen, Rollen und Kugellager zusammengesammelt und bei meinen Eltern abgegeben. Der eigentliche Plan war, das ganze als Paket zu schicken, aber das wäre sehr teuer gewesen. Da hat es sich gut angeboten, dass die Freunde von Sven zu Besuch kamen und noch ein Gepäckstück mit 23kg frei hatten. Also haben meine Eltern ein Paket nach Köln geschickt und Svens Freude haben die Ladung dann mit nach Uganda gebracht. Die Freude bei den Schülern und Kindern war riesengroß und es war ein besonders toller Tag als das Paket endlich ankam.
Seit dem können wir viel besser trainieren und haben nun 6 komplette Skateboards und noch einige Ersatzteile. Dafür nochmal vielen Dank an all meine Freunde, die etwas gespendet haben und an meine Eltern, die dafür gesorgt haben, dass das Paket auch in Uganda ankommt.
Liebe Grüße Lukas
-->Hallo liebe Blogleserinnen und Blogleser, zu lange ist es her, dass ich mich das letzte Mal gemeldet habe und zu viele Dinge sind passiert, um in einem einzigen Blogartikel darüber zu schreiben. Deswegen werde ich einfach eine kleine Reihe veröffentlichen, um die letzten drei Monate aufzuarbeiten. In diesem Artikel möchte ich über das Zwischenseminar und […]
Weiterlesenhier melde ich mich mal wieder nach ca. einem Monat. Die Ferien sind seit letztem Samstag vorbei und der Schulalltag fängt langsam wieder an. Inzwischen war Weihnachten, Silvester, wir waren zwei Wochen in Rwanda und ansonsten hier in Bombo schwer beschäftigt. Darüber will ich in diesem Blogeintrag schreiben.
Fangen wir mit Weihnachten an. Ich habe das Fest zwar miterlebt, aber es hat sich irgendwie nicht wie “Weihnachten” angefühlt. Ich war einfach nicht in Weihnachtstimmung, das mag vielleicht daran liegen, dass es 30 Grad warm war, aber vielleicht auch daran, dass ich keine Geschenke für meine Familie gekauft habe und ich Weihnachten hauptsächlich mit meiner Familie verbinde. Aber, ich habe aus Mainz ein kleines Weihnachtspäckchen bekommen über das ich mich sehr gefreut habe.
Sonst hatten wir einen blinkenden Weihnachtsbaum, der schon etwas komisch aussah, eine Mini-Krippe im Esszimmer und haben Samstag und Sonntag mit der Community gefeiert. Besonders Samstag und Sonntagabend waren sehr lustig. Weihnachten wird hier traditioneller Weise am 25. gefeiert, aber am 24. fängt man an, reinzufeiern. Der Abend war ziemlich lustig, vor allem, weil Father Goudance etwas betrunken war und am Ende des Abends am Tisch eingeschlafen ist. Sonntag haben wir dann richtig gefeiert, das heißt, wir haben draußen gegessen, getrunken und getanzt. Ich hatte insgesamt an diesem Wochenende sehr viel Spaß, aber wie gesagt, es war halt nicht das Weihnachten, das ich die letzten 19 Jahre erlebt habe.
Am 26. sind wir dann nach Rwanda gefahren, um Father Vital und zwei Volontäre, Lina und Valentina in ihrer Einrichtung zu besuchen. Die Fahrt war eigentlich sehr entspannt. Wir sind um neun Uhr abends in Kampala losgefahren und um 6:30 in Kigali angekommen. Dort wurden wir von Father Vital abgeholt, mit dem wir dann noch im Provincial-Haus frühstücken waren und anschließend nach Rango gefahren sind, was ca. drei Stunden von Kigali entfernt liegt. Kigali ist so ziemlich das Gegenteil von Kampala: die Stadt ist sehr weitläufig, sauber und der Verkehr ist sehr organisiert. Kigali erinnert schon fast an europäische Städte. In Rango angekommen wurden wir sehr freundlich von Lina und Valentina empfangen und haben eine Woche in der Community verbracht. Was mich an Rwanda sehr überrascht hat ist, dass es so viele Straßenkinder gibt, also Kinder im Alter von neun oder zehn Jahren, die ohne Familie auf der Straße leben und an Hunger leiden. Sowas gibt es in Bombo praktisch nicht. Die Kinder, mit denen ich arbeite, haben nicht viel, manche haben auch ihre Probleme, aber jedes Kind hat eine Familie, bei der es lebt und genug zu essen. Natürlich gibt es auch in Uganda Straßenkinder, aber eher in Kampala. In Rango liegen Kinder ab morgens hungrig auf dem Gelände der Community und schlafen. Dort habe ich auch verstanden, warum man hier, wenn man gähnt gefragt wird, ob man Hunger hat: Hunger macht nach einer Zeit unglaublich müde. Trotzdem können selbst diese Kinder sehr glücklich sein, wenn sie nicht grade hungern. Lina und Valentina engagieren sich sehr für diese Kinder. Sie haben in der Weihnachtszeit Plätzchen für die Straßenkinder gebacken, die sie ihnen immer heimlich zustecken, damit die anderen Kinder es nicht sehen und bieten ihnen die Möglichkeit sich zu waschen. Ich bewundere ihr Engagement und wie sie mit der Situation umgehen.
Generell ist der Mangel an Nahrungsmitteln größer als in Uganda. Das liegt daran, dass die Bevölkerungsdichte in Uganda viel geringer ist und es somit viel mehr Land für Agrarwirtschaft gibt, der Boden in Uganda viel fruchtbarer und das Klima deutlich wärmer ist. Fast jede Familie hier hat einen eigenen Garten, in dem sie Nahrungsmittel anbaut und sich so teils selbstversorgt.
Über Silvester waren wir auch noch in Rango. Dort haben wir erst einmal im Noviziat gefeiert, es es gab dort leckere Sachen zu Essen und zu Trinken. Um halb zwölf wurden wir dann von Father Vital in der Stadt abgesetzt, wo wir dann in einem Club ausgiebig Silvester gefeiert haben. Besonders cool war, dass dort so viele Studenten waren die Englisch konnten, denn in Rwanda können die meisten jungen Menschen eigentlich nur Kynarwanda. Als wir dann um zwölf angestoßen haben, standen wir auf dem Balkon des Clubs, der im obersten Stockwerk eines mehrstöckigen Hauses liegt, und konnten über die Stadt gucken. Leider gab es aber für uns nicht besonders viel zu sehen, da Feuerwerk in Rwanda verboten ist, weil das Knallen Erinnerungen an den Völkermord wecken könnte. Wir haben dann noch bis in den frühen Morgen getanzt, gefeiert und sehr viel Spaß gehabt.
Zwei Tage danach sind Lina, Valentina, Sven und ich dann aufgebrochen, um eine Woche Urlaub in Rwanda zu machen. Wir hatten anfangs einen groben Plan, wie der Urlaub ablaufen soll, haben dann aber im Endeffekt alles ziemlich spontan entschieden. Am ersten Tag sind wir um 5:30 mit einem Bus in Richtung Nyguwe Forest losgefahren. Nach ca. zwei Stunden sind wir angekommen und mussten noch gut anderthalb Stunden warten, bis der Park aufmacht. Also haben wir auf einer Terrasse gefrühstückt und den Ausblick über den Wald genossen. Auf einmal bewegte sich irgendwas und plötzlich kommt da ein Affe angelaufen und versuchte, unser Frühstück zu klauen.
So schnell einen Affen zu sehen, hatte uns echt überrascht. Wir haben noch einen Kaffee getrunken und sind dann auf eine sechsstündige Wanderung aufgebrochen. Es war wirklich toll, die Vegetation und die Tiere im Regenwald zu sehen.
Danach sind wir dann weiter nach Kibuye gefahren, um dort unsere Nacht zu verbringen. Am nächsten Tag haben wir uns auf den Weg nach Gisenyi gemacht, einer Stadt am Kibu See an der Grenze zum Kongo. Wie nah es an der Grenze lag haben wir am ersten Abend gemerkt, als wir feiern gehen wollten. Wir sind am See entlang gegangen in die Richtung, in die auch unglaublich viele andere junge Leute gingen. Wir dachten „da ist bestimmt eine krasse Party“, 15 Minuten später standen wir an der Grenze zum Kongo.
Eigentlich hatten wir vor, nur zwei Nächte dort zu bleiben, letzten Endes wurden es vier, weil es uns so gut gefallen hat. Der Kibu See ist wirklich wunderschön und hat die perfekte Temperatur um darin zu baden. Nachts kann man auch einen fünfzehn Kilometer nördlich gelegenen Vulkan glühen sehen, was sehr beeindruckend ist. Ich habe noch nie zuvor einen aktiven Vulkan gesehen.
Ansonsten haben wir uns hauptsächlich entspannt und waren im See schwimmen.
Danach sind wir weiter nach Kapgayi gefahren, um unsere Freunde Brother Fred & Henry zu besuchen. Dort haben wir einen Nachmittag verbracht und sind dann am frühen Abend weiter nach Kigali, von wo wir dann am nächsten Abend zurück nach Kampala gefahren sind. Rwanda ist ein wunderschönes Land mit seinen 1000 Bergen und Hügeln und durch den Urlaub haben wir mehr von Rwanda als bis jetzt von Uganda gesehen. Aber so viel mal zum Urlaub…
Als wir wieder zurück in Bombo waren, ging der Ferienalltag weiter, das heißt, jeden Morgen mit den Kids skaten und den ganzen Nachmittag Oratorium machen. Mittlerweile wurde endlich – nach vier Monaten – das Schloss für das abgeschlossene Lager des Oratoriums ausgetauscht und so kamen wir an die Malsachen dran und konnten vor zwei Wochen das erste Mal mit den Kindern malen. Es war wirklich super schön, den Kindern beim Malen zuzuschauen und sie haben sich sehr gefreut.
Da die Schule jetzt wieder angefangen hat, habe ich wieder recht viel Freizeit, die ich aber im Moment ziemlich gut nutzen kann, da ich angefangen habe, mir selbst Luganda beizubringen. Ansonsten helfe ich mal hier und mal da, aber an und für sich kann ich meine Zeit sehr gut nutzen und mir ist eigentlich nie langweilig.
So das wars jetzt mal, ich muss meinen Kram packen, denn morgen geht’s aufs Zwischenseminar nach Zambia…
Danke fürs Lesen!
-->Hallo liebe Blogleser und Blogleserinnen hier melde ich mich mal wieder nach ca. einem Monat. Die Ferien sind seit letztem Samstag vorbei und der Schulalltag fängt langsam wieder an. Inzwischen war Weihnachten, Silvester, wir waren zwei Wochen in Rwanda und ansonsten hier in Bombo schwer beschäftigt. Darüber will ich in diesem Blogeintrag schreiben. Fangen wir […]
Weiterlesenwie die meisten von euch sicherlich wissen, ist das Skateboard meine große Leidenschaft.
Ich plane und arbeite schon seit einiger Zeit daran einen Traum zu verwirklichen und hier in Bombo ein Skateprojekt auf die Beine zu stellen. Ich war irgendwann ganz am Anfang meiner Zeit hier in Uganda in Kampala, um ein dortiges Skateprojekt zu besuchen. Ich traf dort den Gründer und Leiter des Skateparks Jackson Mubiru und habe mich sehr lange mit ihm unterhalten. Während des Gesprächs stellte sich heraus, dass er für Skate-aid arbeitet, eine deutsche Organisation die Skateprojekte in Afrika, Südamerika, Asien und im Nahen Osten betreibt. Diese schicken ihm jährlich eine Ladung Skateboards, Protektoren und Skateschuhe. Skate-aid sucht nach Schulen, die gewillt sind, den Sport zu etablieren und ihren eigenen Skatepark zu bauen, um diesen dann gegebenenfalls dieselbe Unterstützung zu bieten. Somit war die Idee geboren, hier so etwas für die Kinder der Schule zu machen. Seitdem habe ich mit Skate-aid Kontakt aufgenommen und Jackson war hier vor Ort, wir haben mit dem Direktor geredet und anschließend hat er uns das Gelände gezeigt, das uns zur Verfügung stehen könnte. Das Gelände bietet auf jeden Fall genug Platz und eignet sich gut für den Bau eines Skateparks.
Die Kinder und Schüler hier lieben das Skaten und es besteht unheimlich viel Interesse, dem leider nicht richtig nachgegangen werden kann, da ich nur zwei Skateboards habe und auch ein richtiger Platz zum Skaten fehlt. Im Skateboarding steckt eine pädagogische Kraft, die Selbstvertrauen, Gemeinschaftsbewusstsein, Eigenverantwortung, Kreativität und Zielstrebigkeit von Kindern und Jugendlichen und ihre freie Entfaltung fördert. Dies wünsche ich mir für die Kinder und Jugendlichen hier, die mir mittlerweile sehr ans Herz gewachsen sind.
Die Planung des Skateparks war nicht einfach und stößt auch auf ein paar bürokratische Hürden, die es noch zu überwinden gilt. Das heißt, ich kann noch nicht sicher sagen, ob das Projekt in die Realität umgesetzt werden wird. Da der Skatepark von Spendengeldern gebaut werden soll, muss der Antrag für das Projekt erst noch genehmigt werden (er ist schon geschrieben und eingereicht). Deshalb ist dieser Blogeintrag auch noch kein Spendenaufruf. Der kommt, wenn ich sicher sein kann, dass das Projekt realisiert werden kann, falls genug Spenden zusammenkommen.
Trotzdem besteht natürlich die Möglichkeit zu einer Spende, denn selbst wenn der Skatepark nicht gebaut wird, kommt das Geld ja der Schule und den Kindern zugute.
Über meine Blogseite kommt ihr auf meinen Eintrag „Spenden“. Spendenquittungen werden von den Salesianern Don Bosco ausgestellt und zugeschickt.
Ich wünsche euch ALLEN ein gesegnetes und schönes Weihnachtsfest, alles Gute für’s neue Jahr 2017 und danke euch für jede Unterstützung.
Euer Lukas
-->Hallo liebe Blogleserrinnen und Blogleser, wie die meisten von euch sicherlich wissen, ist das Skateboard meine große Leidenschaft. Ich plane und arbeite schon seit einiger Zeit daran einen Traum zu verwirklichen und hier in Bombo ein Skateprojekt auf die Beine zu stellen. Ich war irgendwann ganz am Anfang meiner Zeit hier in Uganda in Kampala, […]
Weiterlesenes ist mittlerweile, glaube ich, wieder fast ein Monat vergangen. Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht. Ich hatte mir zwar vorgenommen öfter zu schreiben, habe aber irgendwie einfach keine Zeit gehabt.
Vielleicht liegt es daran, dass die Schüler in den letzten zwei Wochen vor den Ferien keine Schule hatten und wir deswegen sehr viel Zeit mit ihnen verbringen konnten. Und in den zwei Wochen davor war Examensphase, das heißt, die Schüler hatten zwei bis drei Examen pro Tag und dazwischen hatte immer irgendwer Zeit, sich mit uns zu unterhalten und Zeit zu verbringen. Außerdem habe ich auch angefangen, einem Brother zweimal die Woche Deutschunterricht zu geben, was echt Spaß macht, aber unglaublich schwer ist. Das letzte Mal wollte ich ihm erklären, wie man Nomen in den Plural setzt, ich habe anhand von Beispielen angefangen es zu erklären und selber probiert, die Regel zu finden. Nach kurzer Zeit habe ich dann gemerkt, dass es aussichtslos ist und die Regel im Internet nachgeschaut. Und als ich die Regel dann sah, dachte ich nur “oh mein Gott, wer hat sich denn diese Sprache und diese Grammatik ausgedacht, echt verrückt”. Es gibt im Deutschen nämlich fünf Plural-Endungen, jeweils in Maskulinum und Femininum, also ca. zehn Endungen von Nomen, die man auswendig lernen muss. Ich glaube, ich werde in Zukunft noch sehr häufig das Internet zur Hilfe nehmen müssen.
Letzte Woche haben die Ferien wieder angefangen und es war echt traurig, sich für zwei Monate von unseren Freunden zu verabschieden. Ja, es gibt zwei Monate Ferien und ja, ich habe jetzt eigentlich keine offiziellen Aufgaben. Aber zum Glück habe ich in meiner Zeit hier gelernt, mir selber Arbeit zu suchen und kreativ in Bezug auf Arbeit zu sein. Also werde ich wahrscheinlich sehr viel mit den Kindern aus der Umgebung skaten, Deutschunterricht geben und täglich das Oratorium aufmachen.
So aber jetzt mal zum Titel:
Ich bin vor ca. drei Wochen hier das erste Mal in Kontakt mit Rassismus gekommen und war erst mal ein bisschen geschockt. Aber wie immer darf man bei so was nicht überreagieren, sondern muss erst mal probieren, die Hintergründe zu verstehen.
Eine meiner besten Freundinnen sagte nämlich nach dem Abendessen zu mir, dass sie uns ja schon mag, aber gar nicht so richtig weiß warum, weil sie eigentlich alle Weißen hasst.
Ich war ziemlich erstaunt, weil ich das von ihr niemals erwartet hatte. Dann habe ich erst mal nach dem Grund gefragt. Die Antwort war, dass sie die Weißen hasse aufgrund dessen, was sie den Afrikanern in der Kolonialzeit angetan haben, dass Weiße meinen, dass sie was Besseres sind und dass ja schließlich alle Weißen auch Rassisten seien und die Schwarzen hassen würden.
Puh, wo sollte ich da bloß anfangen? Das mit dem historischen Hintergrund habe ich erst mal so stehen gelassen und habe probiert zu erklären, dass die meisten Weißen keine Rassisten seien. Das wollte sie überhaupt nicht wahrhaben und glaubte mir nicht. Zum Glück war Brother Aloys in der Nähe. Er kommt aus Ruanda und hat zwölf Jahre in Belgien gelebt. Er hat ihr dann gesagt, dass nicht alle Weißen Rassisten sind und dass zu seiner Überraschung seine besten Freunde in Belgien Weiße wurden. Sie probierte das Argument zu wiederlegen indem sie vermutete, dass das Motiv der Freundschaft etwas anderes, hinterhältiges gewesen seinen musste. Natürlich wurde das von Brother Aloys verneint und im weiteren Gespräch, das über eine Stunde dauerte, ging es darum, dass ich auch finde, dass die Kolonialisten schreckliche Menschen waren, aber dass die Menschen mit der Zeit umdenken und sich weiterentwickeln. Ich habe dann noch als Beispiel genannt, dass es vor achtzig Jahren ziemlich viele Nazis in Deutschland gab, die unglaublich schreckliche Dinge getan haben und üble Rassisten waren, aber dass es heute nur noch ganz wenige Nazis gibt.
Schließlich habe ich noch den Begriff Rassismus erklärt und ihr dann noch gesagt, dass sie, wenn sie alle Weißen hasst, ja auch ein Rassist sei, was sie vehement abstritt. Wir haben dann beschlossen, das Gespräch am nächsten Tag fortzusetzten.
Solche Dinge zu verstehen braucht immer Zeit. Man kann einer Person, die ihr ganzes Leben lang dieses Bild hatte, nicht in einer Stunde erklären, dass es eben nicht so ist. Wir haben uns seitdem noch häufig darüber unterhalten und mittlerweile ist sie nicht mehr davon überzeugt, dass alle Weißen Rassisten sind und sie hasst Leute jetzt nicht mehr aufgrund einer Hautfarbe, sondern aufgrund von Taten.
Das bringt mich noch kurz zu einem anderen Thema, den falschen Bildern. Es ist nämlich so, dass die meisten Afrikaner ein falsches Bild von Europa und die meisten Europäer ein falsches Bild von Afrika haben. Woran liegt das? Die Antwort ist Bildung. In der Schule lernen wir praktisch nichts über Afrika. Wir lernen die Form des afrikanischen Kontinents kennen und dass Afrika der rohstoffreichste Kontinent auf Erden ist, in Geschichte lernen wir ein bisschen etwas über den Kolonialismus, aber auch bei weitem darüber nicht alles und ansonsten nichts.
Also was assoziieren die meisten Europäer, die noch nie in Afrika waren und sich nie wirklich selbst mit dem Kontinent auseinandergesetzt haben? Hungersnöte, Krieg, Völkermord, Korruption. Aber das ist nicht Afrika, sondern ein sehr falsches Bild. Natürlich gehören diese Begriffe zu Afrika, aber sie machen es nicht aus. Genauso erfahren die Afrikaner in der Schule nichts über die Realität in Europa. In Europa ist jeder reich, das Geld liegt auf der Straße, man muss es nur einsammeln, Jobs gibt es in unglaublichem Überfluss und das Leben ist sehr leicht. Das denken viele und es ist nicht einfach, ihnen das echte Europa zu zeigen. Meiner Meinung nach ist der beste Weg, die Realität in einem Land zu sehen, einige Monate dort zu leben.
Aber soviel erst mal zu den falschen Bildern, die falschen Eindrücke schaffen und auch Rassismus erzeugen können.
Ca. eine Woche nachdem ich das erste Mal mit Rassismus in Kontakt kam, kamen Besucher aus Deutschland in unsere Community. Bevor sie kamen hatte ich keine Ahnung, wer diese Leute sind und was sie wollen. Die Gruppe bestand aus zwei Mitarbeitern von den Hilfsorganisationen “Gemeinsam für Afrika” und der Welthungerhilfe, ihrem Filmteam, zwei YouTubern und dem Team von Jung&Naiv, zwei Journalisten, die so etwas wie ein Online-Video-Portal betreiben.
Als sie ankamen und ich sah, wie sie empfangen wurden, wurde mir einiges klar.
Die falschen Bilder und auch den Rassismus konnte ich immer mehr nachvollziehen, auch wenn sie auf einem Trugschluss beruhten: Die Besucher wurden empfangen wie ein Staatspräsident. Die Gruppe wurde mit der Blaskapelle empfangen und ist mit einem Marsch auf den Basketballplatz eingezogen. Die Blaskapelle ging vorne weg und die Besucher mit dem Direktor und den Priestern hinterher.
Danach saßen sie wie auf einem Präsentierteller auf dem Basketballplatz mit der besten Sicht auf die riesige Show, die dann für sie abgezogen wurde. Während all dem haben die Kameramänner alles dokumentiert. Es wurde getanzt, gesungen, live Musik gespielt und so weiter. Am Anfang fiel auch ich auf diesen Trugschluss herein, ich dachte mir, was denn der ganze Mist soll und war überzeugt, dass genau durch solche Auftritte das falsche Bild erzeugt wird und viele Schüler denken werden, dass diese Weißen etwas Besseres sind aufgrund dessen, wie sie behandelt werden.
Und da ist auch schon der Trugschluss, auf den ich in den ersten zwanzig Minuten hereingefallen bin: Die Besucher werden so behandelt und die Show wird für sie gemacht. Von wem? Vom Direktor und den Verantwortlichen. Wollen die Besucher das und sind sie für die Show gekommen? Nein. Das falsche Bild wird nicht von ihnen erzeugt, sondern von denen, die sie so empfangen, denn am liebsten würden sie einfach den ganz normalen Schulalltag sehen, können aber natürlich nicht sagen “hört auf mit der ganzen Show”, denn das wäre ziemlich unfreundlich. Das wurde mir relativ schnell klar, aber ist vielen Schülern nicht klargeworden.
Der Journalist von Jung&Naiv, Tilo Jung, hatte sich nicht auf den Präsentierteller gesetzt, sondern zu den Schülern, was ich und die Schüler sehr sympathisch fanden. Mit ihm habe ich mich noch lange unterhalten und er hat später noch ein Interview mit mir gemacht, das demnächst bei Jung&Naiv im Rahmen einer Dokumentation über ihre Reise erscheinen wird. Danach wurden die Besucher noch herumgeführt und wir haben zusammen gegessen. Am Nachmittag sind sie dann weitergefahren.
Jetzt noch zum letzten Punkt für diesmal, warum hier viele Idi Amin als guten Politiker sehen.
Als mir ein Lehrer das zum ersten Mal erzählte, war ich wieder ein bisschen erschrocken, aber habe mittlerweile auch den Grund für diese Ansicht gefunden.
Man muss verstehen, dass der heutige Präsident Mouseveni zwar ein “demokratisches” Land regiert, aber im Endeffekt doch ein Diktator ist, dessen Amtszeit nun schon dreißig Jahre beträgt und der erst mit seinem Tod aus dem Amt scheiden wird. Er fälscht Wahlen, besticht Leute und ändert Gesetze, um im Amt zu bleiben. Jetzt kann man natürlich aus unserer Sicht argumentieren, ja gut, immer noch besser als ein Hitler-Verehrer, der 750.000 Menschen getötet hat. Das stimmt ja auch irgendwie, aber auch der jetzige Präsident ist ein Gewaltherrscher, der einen Polizeistaat kontrolliert und auf Demonstranten schießen lässt. Auch er hat ziemlich viele Menschen auf dem Gewissen, aber das entschuldigt natürlich auch nicht, was Idi Amin getan hat. Warum hat er dann die Sympathien von manchen Leuten in Uganda?
Vielleicht muss ich an der Stelle nochmal deutlich machen, dass es kein allgemeiner Konsens ist, dass Idi Amin ein toller Typ ist, aber ich immer mal wieder Leuten begegne, die dieser Meinung sind. Der Grund liegt eigentlich auf der Hand: Idi Amin hat wie kein Anderer seit Beginn seiner Diktatur Geld in die Infrastruktur investiert. Die meisten Krankenhäuser und zementierten Straßen, die es heute im Land gibt, hat er gebaut. Er hat dem Land geholfen, in dem er Schulen, Strom- und Wassernetzwerke ausgebaut hat. Bei uns ist das selbstverständlich, aber hier eben nicht. Denn seit Mouseveni an der Macht ist, schaufelt er sich das Geld hauptsächlich in seine eigene Tasche und in die seiner Kollegen. Er gibt Unmengen an Geld fürs Militär aus, sagt aber gleichzeitig, die Regierung hätte kein Geld, um die einzige Strahlentherapie-Maschine in Uganda zur Behandlung von Krebspatienten zu reparieren, was einem Todesurteil für hunderte von Menschen gleichkommt. Insofern muss man sehr sensibel für solche Themen sein und nicht direkt alles abstreiten, sondern erst mal probieren, Dinge aus einer anderen Perspektive sehen. Natürlich macht das Idi Amin nicht zu einem Helden, aber man muss sehen, dass er auch eine gute Seite hatte…
So das war’s jetzt aber mal von mir.
Ich wünsche euch Allen einen schönen Advent, ein schönes Weihnachtsfest und, falls ihr vor Neujahr nichts mehr von mir hört, ein schönes neues Jahr.
Liebe Grüße
Lukas
-->Hallo liebe Blogleser und Blogleserinnen, es ist mittlerweile, glaube ich, wieder fast ein Monat vergangen. Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht. Ich hatte mir zwar vorgenommen öfter zu schreiben, habe aber irgendwie einfach keine Zeit gehabt. Vielleicht liegt es daran, dass die Schüler in den letzten zwei Wochen vor den Ferien keine Schule hatten und […]
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