Die Ouvertüre

So wie es einer Ouvertüre zu Beginn von großen Bühnenwerken gibt, braucht jedes Auslandsjahr ein Praktikum als Einführung. Die meisten Freiwilligen sind für zwei Wochen in eine Don-Bosco-Einrichtung in Deutschland gegangen. Meine Ouvertüre war eine besondere: Ich durfte nach Belgien! Dort habe ich an „Youthopia 2018“ teilgenommen, einem Programm des European Voluntary Service (EVS). Es war also quasi ein zweiter kleiner Freiwilligendienst, der vom 06. bis zum 22. Juli ging.

Alles neu: Die erste Woche

Gemeinsam mit anderen Freiwilligen aus Slowenien, Slowakei, Tschechien, Ungarn und Montenegro haben wir ein Seminarwochenende verbracht. Es ging zum Beispiel darum, wie man ein Spiel vorbereitet und durchführt. Natürlich sprach man hier dank der Internationalität Englisch. An dem Wochenende haben wir auch erfahren, auf welchen Playground wir kommen. Marias und mein Glück war es, nach Brüssel auf den Speelplein Raccon zu kommen, wo die meisten Kinder sowohl Flämisch als auch Französisch sprechen können.

Wissenswertes über Belgien

Das Land ist in zwei große Regionen geteilt: Flandern und Wallonie. In Flandern wird Flämisch, quasi belgisches Niederländisch, gesprochen, in der Wallonie Französisch. In Brüssel werden beide Sprachen verwendet. Übrigens gibt es auch eine kleine Region in Belgien, in der Deutsch gesprochen wird.

Maria und ich vor einem Graffiti von Don Bosco auf unserem Speelplein Raccoon.

Da Maria (meine Mitvolontärin aus Deutschland, für die der EVS ebenfalls das Praktikum für ihr Auslandsjahr mit Don Bosco war) und ich beide in der Schule Französisch gelernt haben, war die Sprachbarrriere im Vergleich zu den anderen Freiwilligen wesentlich geringer, denn die waren alle auf Playgrounds in Flandern. Mit den belgischen Freiwilligen auf unserem Playground haben wir Englisch und Französisch gesprochen – nur einer konnte keines von beidem, aber mit Händen und Füßen, ein paar Brocken Englisch und Flämisch und einer Portion Geduld kommt man auch schon weit.

Wir Freiwilligen auf dem Speelplein Raccoon wurden nach unserer Ankunft dort am Sonntag Nachmittag in zwei Gruppen aufgeteilt: Eine für die Betreuung der kleineren Kinder von drei bis sechs Jahren (da war Maria dabei) und eine für die von sieben bis zwölf Jahren (da war ich dabei).

Auf unserem Playground sind etwa 40 bis 60 Kinder und 10 Betreuer. Damit ist Raccoon im Verlgeich zu anderen Playgrounds (z. T. ca. 350 Kinder und 50 Betreuer) noch sehr klein, aber er ist auch noch sehr jung. Die Freiwilligen auf unserem Playground blieben ein oder zwei Wochen, die Kinder konnten von Tag zu Tag entscheiden, ob sie kommen wollen.

Tagsüber haben wir die Kinder also entweder alle zusammen im freien Spiel oder in die zwei Gruppen getrennt im Spieleprogramm betreut. Die Kinder kamen morgens zwischen acht und neun Uhr und wurden abens zwischen fünf und sechs Uhr abgeholt. Danach haben wir Freiwilligen den nächsten Tag vorbereitet und haben mit Heißhunger zu Abend gegessen. Außerdem gab es im Laufe des Abends ein „Good Night“, also einen kurzen nachdenklichen Input, außerdem wurde natürlich viel gequatscht und gespielt. Sehr schön war, dass die belgischen Freiwilligen uns ganz selbstverständlich in ihren Kreis aufgenommen haben und uns auch alles zusammenfassend übersetzt haben, wenn es denn nötig war, denn Flämisch und Deutsch sind sehr ähnlich. Mit der Zeit konnte ich immer mehr verstehen.

Die zweite Hälfe des EVS

In Brügge.

Am zweiten Wochenende sind wir nach Brügge gefahren, wo wir in unseren Seminarsessions vor allem reflektiert haben, was wir so getan haben, was gut war und was verbesserungswürdig. Aber abgesehen davon kam auch der kulturelle Teil des Programms zum Tragen: Freitag Abend sind wir an die Nahe Nordsee gefahren, Samstag Nachmittag waren wir in Brügge in der Innenstadt, wo es wunderschöne alte Häuser gibt (und viele Touris). Am Samstagabend hatten wir nocheinen witzigen Auftrag: Wir sollten eine Fake-Hochzeit auf die Beine stellen. Also haben wir innerhalb von zwei Stunden eine interkulturelle Mini-Hochzeit auf die Beine gestellt: Zwei unserer Teilnehmer haben „geheiratet“. Ich war Trauzeugin und Brautjungerfer in einem. Es war ziemlich amüsant und schön!

Am Sonntag Abend ging es wieder zurück auf die jeweiligen Playgrounds. Ein paar Betreuer waren nicht mehr da, dafür waren neue dabei. Die Gruppen wurden erneut aufgeteilt und dieses Mal bin ich mit Maria zu den Kleinen gegangen.

Mein Fazit in Sachen Gruppenwahl: Speziell für diese Situation sind mir die Kleinen lieber, da mir da ein kleinerer Wortschatz ausreicht und sie leichter zu ermuntern sind als die Großen. Mit ihnen habe ich intensivere Momente erlebt als mit den Großen – im Schönen wie im Unangenehmen. Allerdings kann man mit den Großen wesentlich komplexere Spiele spielen und wahrscheinlich wären sie meistens einfacher zu händeln als die Kleinen, wenn man die Sprache besser könnte. Apropos Sprache: Manchmal wurden meine Gespräche ein bunter Sprachenmix, denn mit Maria und zwei Kindern habe ich zum Teil Deutsch gesprochen, mit den restlichen Kindern Französisch oder ein paar Brocken Flämisch, mit den belgischen Betreuern Englisch oder Französisch… Vier Sprachen auf einmal!

Am Abend des belgischen Nationalfeiertags in einem Park in Brüssel.

Das dritte und letzte Seminarwochenende fand in Brüssel auf unserem Speelplein Raccon statt. Nun ging es an endgültige Reflexionen – die bei mir sehr positiv ausgefallen sind – und noch ein bisschen Sightseeing: Am Samstag sind wir in Brüssels Innenstadt gegangen haben Manneken Pis gesehen. Außerdem war mein Geburtstag, weshalb ein großes Feuerwerk gemacht wurde – ach so, ganz nebenbei war natürlich Nationalfeiertag 😉 . Die EVSler haben mir an diesem Tag diverse Ständchen gesungen – in der U-Bahn, auf der Straße, im Park… Und Maria hat sogar Fremde dazu gebracht, mir mit ihr zusammen Happy Birthday zu singen! Insgesamt also ein unvergesslicher Tag.

Sonntag ging es dann mit dem Zug zurück ins Allgäu – hundemüde, aber zufrieden.  Ich wäre gerne noch eine weitere Woche geblieben, aber zu Hause wartete nach nur drei Tagen Pause das letzte Vorbereitungsseminar in Benediktbeuern mitsamt Aussendungsfeier!

So, ihr seht, ich berichte gerne sehr ausführlich… aber ich hoffe, euch sind es die vielen Worte ebenso wert wie mir! Ich freue mich auf Leser für weitere Beiträge und gerne auch Kommentare.

Dag! Bettina

4 Gedanken zu „Die Ouvertüre

  1. Das klingt toll! Cool, dass du nach Belgien durftest und so viele Sprachen auf einmal anwenden konntest/musstest :D. Besonders die Happy Birthday Ständchen fand ich berührend, schön zu hören, dass man in vergleichsweise kurzer Zeit über Kulturgrenzen hinweg Freundschaften schließen kann – In diesem Sinne: Auf dass der gelungenen Ouvertüre eine ebensolche Aufführung folgt! Ich freue mich auf deinen nächsten Beitrag.

  2. Hey Betti 😉
    Einen mega coolen blog hast du da !
    Ich freu mich schon deine Berichte aus dem fernen Kosovo zu lesen 🙂
    Ich hoffe du hast auch dort ganz viel Spaß! Und verirr dich nicht 😉 ich weiß ja nicht in wie weit du dort nen navi hast 😜
    Alles liebe deine Sophie
    PS.: Es haben sich bei deinem Bericht überflüssige Klammern eingeschlichen aber beim drüber lesen findest du sie bestimmt 😉

    1. Hey Sophie!
      Dankeschön 🙂
      Och, es gibt bestimmt Karten fürs Handynavi, ansonsten bin ich wahrscheinlich eh die meiste Zeit in Begleitung von Einheimischen.
      Hoppla, die nehme ich gleich mal raus, danke.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ich stimme zu, dass meine Angaben aus dem Kommentarformular zur Beantwortung meiner Anfrage erhoben und verarbeitet werden. Hinweis: Sie können Ihre Einwilligung jederzeit für die Zukunft per E-Mail an info@donboscomission.de widerrufen. Detaillierte Informationen zum Umgang mit Nutzerdaten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.