von Klara
Im Endeffekt waren wir nur zwei Tage im Kindergarten, weil es in der Schule sehr viel Arbeit gab und es wie gesagt im Viertel um den Kindergarten sehr gefährlich ist. Dafür sehen wir einmal die Woche die Kleinen aus dem Kindergarten in der Schule „La Sagrada Familia.“. Jetzt, wo in der Schule in Aguablanca Ferien sind, können sie stattdessen den Sportplatz sowie die Spielgeräte nutzen. In der Zeit sind die Kinder wie ausgewechselt. Sie laufen wie wild durcheinander, schreien und spielen ausgelassen. Es ist schön die Kinder so glücklich sehen zu können.
Nachdem die Kinder uns gesehen haben, sind sie auf uns zu gelaufen und haben uns erst einmal umarmt. Nach ein paar Minuten fingen einige an den „Kangaroo-Song“ zu singen. Dieses englische Lied haben wir zwei Wochen vorher mit jeder Kindergartengruppe geübt. Weil alle das Lied so schön fanden, durfte ich auch wieder fünf Mal singen und die Bewegungen vormachen. Eine der Erzieherinnen hat mir heute erzählt, dass die Kinder in der kleinen Bibilothek standen und unbedingt das Lied hören wollten. Ich war sehr überrascht, dass sich die ganz Kleinen noch an das Lied erinnerten und sie es unbedingt immer wieder hören wollten.
Nach den zwei Tagen im Kindergarten waren wir bei der offiziellen Verabschiedung der 4.-10. Klasse in der Schule „La Providencia Fe y Alegria“ in die Ferien. Es wurden einige Schüler z.B. für die guten Ergebnisse in Mathematik, Sport oder besonderes Engagement ausgezeichnet. Dafür haben die besagten Schüler Pokale oder Urkunden erhalten, was sie sehr gefreut hat.
Schön zu sehen war, dass sieben der diesen jährigen Abschlussklasse definitiv studieren werden. Von diesen sieben hat es Andrés Felipe geschafft, auf Platz sechs aller Studenten in Cali zu sein! Zwei weitere sind unter den ersten 50 Studenten der Stadt. Andrés Felipe hat große Chancen auf ein Stipendium, was sich aber frühestens Januar/Februar entscheidet. Außerdem erhalten die ersten 50 Studenten ein Art BaFög. Sie müssen nur sehr wenig pro Jahr bezahlen, Bücher für den Unterricht werden von der Universität geliehen, Transport- und Essensgeld muss erst später bezahlt werden. Dadurch ist es für diese drei einfach, das Studium erfolgreich abschließen zu können und somit dem Strudel der Armut zu entkommen.
In der darauf folgenden Woche hatten wir dann sehr viel Arbeit in der Schule. Montag war zum Beispiel die „Matriculación“. Das bedeutet, dass Schüler und Eltern gekommen sind. Zeugnisse wurden ausgehändigt, Schulgeld bezahlt und diverser Papierkram über Schüler wurde erledigt.
An diesem Tag haben wir erfahren, dass doch nicht so viele Schüler sitzen geblieben sind, wie erwartet. Zum Beispiel werden in der achten Klasse statt 21 (von 43) nur vier das Schuljahr wiederholen müssen.
Immer wieder kamen Schüler- bzw. Elterngruppen in „meinen Klassenraum“. Dabei ist mir besonders aufgefallen, dass einige Eltern das Schulgeld nicht bezahlen konnten. Alle Lehrer wissen über die Problematik Bescheid, sodass das Schulgeld noch etwas später bezahlt werden kann. Des Weiteren musste das Geld für das Mittagessen bezahlt werden. Für jeden Tag Mittagessen in der Schule muss pro Kind und pro Monat 20.000 Pesos bezahlt werden, was etwa acht Euro entspricht. Somit kostet ein Mittagessen in der Schule 0,40 Euro. Dafür bekommen die Schüler ein reichhaltiges und gesundes Essen.
Die Klassenlehrerin der 10. Klasse hat mir erzählt, dass ein Mittagessen bei den Kindern zu Hause mindestens 3000 Pesos (umgerechnet 1, 20 Euro) kosten würde. Fast alle Eltern nehmen dieses Angebot der Schule dankend an, wobei es für sie auch schwer ist, diese 20 000 Pesos pro Monat für ihr Kind zu bezahlen. Ich bin froh, dass unter anderem durch die finanzielle Unterstützung der Schule durch Herborn alle Schüler die Möglichkeit haben, so ein gutes Mittagessen zu erhalten.

In dieser Woche war außerdem die endgültige Anmeldung der neuen Schüler für das kommende Schuljahr. Dafür mussten alle Kinder in einem Test beweisen, dass sie den erforderlichen Wissenstand haben. Für die neue Vorklasse haben ca. 25 Kinder einen Test gemacht. Insgesamt werden wir im neuen Schuljahr 47 neue Kinder an unserer Schule begrüßen dürfen.

Zur Zeit befinden wir uns in der katholischen Mädchenschule „La Sagrada Familia“. Für den kommenden Monat werden wir täglich um 5 Uhr morgens aufstehen, um uns den Englischunterricht dort anzusehen. Wir sollen durch die Beobachtungen besser auf unseren eigenen Unterricht vorbereitet werden. Gestern hat uns ein Englischlehrer erzählt, dass er seinen Unterricht nur bis zum 01. Dezember plant, weil die Mädchen ab Dezember keine Lust mehr auf Unterricht haben und so in der Schule auch kein richtiger Unterricht mehr stattfinden kann. Auch deswegen sind wir von der Aufgabe nicht sehr begeistert. Ich hoffe, dass sich noch eine andere Tür öffnet, um die Zeit zwischen den Ferien und dem neuen Schuljahr sinvoll zu überbrücken.