Por eso estamos aquí…

von Klara

Por eso estamos aquí,                                    Darum sind wir hier,

conmigo puedes contar,                                 auf mich kannst du zählen,

y dejaré mi equipaje a un lado,                        und ich lasse meine Gepäck an der Seite,

para tener más abiertas las manos                  um meine Hände frei

y un corzón lleno de sol.                                und ein Herz voller Sonne zu haben.


Immer wieder muss ich an dieses Lied denken, welches unsere kleinen Kinder bei besonderen Anlässen singen. Ein besonderer Anlass war letzte Woche Freitag die Verabschiedung der Grundschulkinder in die Ferien. Dafür wurde der ganze Schulhof mit Stühlen bestellt, denn die Eltern wurden zur Veranstaltung eingeladen. Für diesen Tag haben einige Klassen etwas vorbereitet. So haben zwei Schüler aus der ersten Klasse eine Geschichte erzählt, die sie in dem vergangen Jahr durchgenommen haben oder andere Schüler haben einen typisch-kolumbianischen Tanz zum Besten gegeben. Nachdem offiziellen Teil sind die Kinder mit ihren Eltern in die entsprechenden Klassenräume gegangen. Dort konnten sie eine Ausstellung von ausgewählten Arbeiten sehen.
Alle waren froh, dass die Eltern mitgekommen waren. Auch Schwester Julia hat sich für die Interesse bedankt, da es nicht selbstverständlich ist. Im Grundschulalter kümmern sich viele Eltern noch um ihre Kinder. Aber in den größeren Stufen ist das nicht mehr der Fall. So waren zehn Eltern zu einem Gespräch bei Klassenlehrern eingeladen, wovon nur ein Vater gekommen ist. Außerdem sind zum Beispiel in der achten Klasse 21 (von 43) Schülern und in der neunten Klasse neun (von 21) Schülern vom Sitzenbleiben bedroht. Ich bin gespannt, wie viele Schüler die Nachprüfungen in der kommenden Woche schaffen werden.
Wir wissen jetzt noch nicht, wann wir unsere Kinder wiedersehen werden, weil niemand weiß, wann die Schule wieder öffnet. Die Ferien der Schulen, die finanziell von der Stadt/vom Staat abhängig sind, werden an die Ferien der Hauptstadt Bogotá angepasst. Deswegen war das vergangene Schuljahr 14 Monate lang. Es kann gut sein, dass die Schule erst wieder Mitte Februar anfängt. Die Ferienumstellung wird nicht begrüßt, weil dann im Juli und August, die heißesten Monate in Cali, keine Ferien sind. In Bogotá ist in etwa immer dasselbe relativ kühle Klima, wodurch es egal ist, wann Ferien sind. Für Lehrer und Schüler ist diese Umstellung eine große Belastung. Hinzu kommt, dass während der Ferien die Lehrer kein Gehalt bekommen.
Wegen dieser neuen und außergewöhnlichen Situation werden wir in der Zwischenzeit zunächst im Kindergarten arbeiten, der ebenfalls von dem Schwesternorden “La Providencia” geleitet wird. In den Kindergarten gehen 180 Kinder im Alter von drei Monaten bis fünf Jahren. Insgesamt gibt es drei Gruppen: Babies, Kindergarten- und Vorschulkinder. Schon die ganz Kleinen werden von den Eltern in den Kindergarten gebracht, weil sie arbeiten müssen.
In Aguablanca wird im Kindergarten anders gearbeitet als in Deutschland. Diese Kinder kennen keine Erziehung von zu Hause. Manche sind schon ab dem 3. Lebensmonat hier, wodurch sie von den Erziehern erzogen werden. Jeden Tag arbeiten die Erzieher mit den Kindern wie in der Vorklasse oder ersten Klasse. Auch hier wird die Montessori-Methode verwendet. Maria Montessori verglich Kinder mit einen Schwamm, die alles Wissen förmlich aufsaugen. Dadurch arbeiten die Kinder viel selbstständig und lernen spielerisch mit dem Material, das sie im Augenblick am liebsten haben möchten. Mit den Kindern, die nach den Ferien in die Schule kommen, werden wir ab sofort Englisch machen. Also werden wir Zahlen oder Farben lernen, aber auch Lieder wie mein geliebtes Kangaroo-Lied, dass jetzt jeder Grundschüler in der Schule kennt.
Bei den Babies helfen wir mit, indem wir die Kleinen füttern oder darauf achten, dass sie sich während der Schlafenszeit wirklich hinlegen.
Jedoch können wir nur noch bis zum 10. November im Kindergarten arbeiten, weil Reyna ab dann nicht mehr ins Viertel Aguablanca fährt. Zwar ist der Kindergarten mit dem Auto nur ungefähr fünf Minuten von der Schule entfernt, dafür aber in einer sehr, sehr gefährlichen Umgebung gelegen. Würden wir selbstständig mit der Buseta nach Aguablanca fahren, hätten wir bis zur Eingangstür nur ca. drei Minuten Fußweg, aber das wäre schon zu viel, weil es viele Banden und Räuber gibt.
Wie gefährlich die Gegend wirklich ist, wurde uns gestern von einem erst fünf Jahre alten Mädchen geschildert:
Zusammen mit Vanessa habe ich im Kindergarten aus dem Fenster geguckt. Direkt neben dem Kindergarten ist ein betonierter Platz mit zwei Toren und zwei Basketballkörben. Eine Gruppe von ungefähr fünf Jugendlichen spielte dort. Die Kleine, die nach den Ferien in unsere Schule kommt, erzählte mir, dass diese Jungs böse wären. Sie hätten Pistolen und Messer. Den Vater ihrer Freundin, und gleichzeitig auch Nachbarin, haben genau diese Jugendlichen vor kurzem ermordet. Sie sind in einer Nacht einfach in das Haus gegangen und haben den Mann erschossen.

Aus Sicherheitsgründen werden wir wohl wieder in die Schule “La Sagrada Familia” fahren. Dort werden wir am Unterricht der Vorschule teilnehmen, um zu sehen, wie die Lehrer mit den Mädchen arbeiten. Wobei es zwischen den Schülerinnen von der katholischen Privatschule und meinen Schülern aus Aguablanca Unterschiede gibt, weil meine Kids sehr unruhig sind. Sie können sich höchstens 20 Minuten lang konzentrieren, kennen keine Regeln von zu Hause und stehen immer wieder von ihrem Stuhl auf um zum Beispiel zu fragen was das für ein Buchstabe an der Tafel sei.
Ich bin gespannt, was wir im Endeffekt in den langen Ferien machen werden, weil es sich schon des Öfteren geändert hat. Einfach typisch kolumbianisch, deswegen passt zum Schluss mein neuer Lieblingssatz: Vamos a ver!

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2 Kommentare

  1. regina schelbert

    Hallo Klara, ein ganz toller Bericht –dank deiner und Janas Berichte sind wir hier im friedlichen Deutschland aus 1. Hand informiert.

  2. Hallo Klara,

    schreib weiter so und vielen Dank für deine interessanten und spannenden Beiträge!

    Liebe Grüße aus Bonn

    Lydia von Strassenkinder.de

Kommentare sind geschlossen.

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