Ein Tag nachdem wir richtig angekommen sind, sind Jana und ich am Freitag zusammen mit Reyna das erste mal mit in die Schule gefahren. In dem Viertel, indem wir wohnen, sind die Straßen weitestgehend in Ordnung. Aber sobald wir uns dem Viertel Aguablanca mehr und mehr genähert haben, wurden die Straßen immer schlechter. Außerdem liegt überall Müll, sogar im Fluss. Die Häuser werden immer schlechter, manche sehen richtig einsturzgefährdet aus. Auf den Straßen fahren viele Mopets, Fahrräder, Busetas, Autos und manche spannen vor ihren Karren ein Pferd. Der Verkehr ist einfach nur schrecklich, weil hier werden keine Straßenregeln beachtet werden. Ich sitze immer nur auf dem Rücksitz ohne Anschnallgurt und halte die Luft an, wenn es wieder mal eng wird. Es ist einfach sehr gewöhnungsbedürftig.

Ich kann meine Gefühle, die ich hatte, als ich das erste mal in der Schule war, nicht richtig in Worte fassen. Ich war einfach überwältigt die Schule nicht nur auf Fotos zu sehen, sondern selbst dort sein zu dürfen. Ich habe mich richtig gefreut alle persönlich kennen zu lernen.

Die Schule ist viel kleiner als ich es mir vorgestellt habe, die Klassenräume sind klein, die Tafeln und Stühle sind abgenutzt. Aber es herrscht dort unheimlich herzliche und offene Atmosphäre; die Schüler und Lehrer sind ebenso. Erstmal haben uns die Kinder etwas beäugt, aber dann kamen sie auf uns zu gelaufen, haben uns ausgefragt wer wir sind, wo wir herkommen und ob wir mit unseren Vorgängern Lukas und Gundula aus Deutschland verwandt sind. Manche Kinder sind auch einfach auf uns zu gelaufen und haben uns umarmt.

Mir ist sofort positiv aufgefallen, dass die Kinder selbstverständlicherweise ihre Teller vom Essen abgespült haben und ihre Klassenräume geputzt haben. In Deutschland wäre das unvorstellbar! Außerdem kümmern sich die älteren Schüler (vielleicht Klasse 10 und 11) fürsorglich um die jüngeren Schüler (besonders Grundschulalter). Sie nehmen die Kleinen an der Hand, flechten ihnen die Haare und fragen nach wie es ihnen geht.

Durch den ersten Tag ist mir ist bewusst geworden, dass die Arbeit in Herborn für die Schule in Aguablanca unverzichtbar ist!

Schulalltag

Um pünkltich in die Schule zu kommen, müssen wir jeden Morgen um 5 Uhr 45 (!) aufstehen. Ich weiß nicht, ob ich in Deutschland für Schule jemals so früh aufgestanden bin. Aber daran muss ich mich wohl oder übel gewöhnen.

Um 7 Uhr müssen alle Schüler da sein. Der Schulalltag beginnt mit einer kleinen Andacht, da es eine katholische Schule ist. Anschließend folgen 2 Stunden Unterricht. Nach den ersten beiden Stunden gibt es für alle Kinder Frühstück. Es gibt Kakao in Plastikbeuteln, etwas Süßes und Brot. Danach folgt eine weitere Stunde Schule und große Pause. In der großen Pause toben sich die Kinder sich richtig aus, dann ist es auf dem Schulhof immer sehr laut. Nach der Pause sind wieder 2 Stunden Unterricht und anschließend gibt es Mittagessen. Danach haben die höheren Klassen noch Unterricht, manche Schüler bleiben auch noch da, um zum Beispiel Violine zu spielen.

2. Tag Aguablanca

Montag sind wir erst mit in die Vorklasse gegangen. Zunächst haben uns die Kinder nach allem Möglichen ausgefragt. Indem wir den Kindern beim Schreiben lernen geholfen haben, haben wir die Lehrerin unterstützt. Teilweise hat es gereicht einfach nur das Wort zu buchstabieren. Ich habe in meinem Liliput Wörterbuch Deutsch- Spanisch die Wörter nachgeschlagen, damit ich sie richtig buchstabieren konnte.

Dabei habe ich sehr schnell meine Grenzen der spanischen Sprache bemerkt, weil die kleineren Kinder sehr schnell und leise reden. Wenn ich nachfrage, sagen sie immer den Satz mit den gleichen Wörtern, die ich nicht kenne. Bei den Lehrern oder älteren Schüler ist es für mich einfacher, weil sie beim Wiederholen andere Wörter benutzen und versuchen es eher zu beschreiben. Aber ich bin noch sehr zuversichtlich Spanisch gut zu lernen, weil die Kinder zu mir gesagt haben, dass Lukas es am Anfang genauso ging und sie ihm die Sprache Stück für Stück beigebracht haben. Im Unterricht lerne ich im Moment mit den Kleinen Vokabeln. Heute habe ich die Namen der Farben in der 1. Klasse wiederholt, denn die Kinder sollten etwas bunt malen und ich habe dann nach den Namen gefragt.

Außerdem habe ich im Englischunterricht der Klassen 5 und 8 gemerkt, dass ich sehr viel Spanisch denke. Wir sollten uns selbst vorstellen, zur Veranschaulichung haben wir Bilder von Schnee und unserem Zuhause gezeigt. Dabei sind mir die einfachsten Vokabeln im ersten Moment nicht mehr auf Englisch eingefallen – sondern nur noch auf Spanisch. Außerdem haben wir beide beim Sprechen gemerkt, dass wir z.b. statt „and“ immer „y“ oder statt „I like“, „me gusta“ gesagt haben. Ich hoffe, dass das wieder anders wird, wenn ich englische Filme gucke oder englische Bücher lese.

Ich bin jetzt auf die kommende Zeit gespannt. Nächste Woche werden wir in die Schule „Segrada Familia“ gehen, in der Schwester Julia ebenfalls Schulleiterin ist, da in Aguablanca 2 Wochen Ferien sind. Dort werden wir am Spanischunterricht teilnehmen. Außerdem wollen Jana und ich Buseta fahren lernen, vielleicht etwas von der Stadt sehen und uns mit Natalia und ihrer Familie treffen. In 2 ½ Wochen werden Jana und ich dann richtig in den Schulalltag einsteigen.

Ich hoffe es geht euch allen im kalten Deutschland gut – bis demnächst!
Klara