Schon wieder ist ein Monat vorbei und wir haben fast die Halbzeit von unserem Dienst erreicht.

Die Schule hat mittlerweile wieder angefangen. Darüber sind wir auch ganz froh, denn wir haben endlich wieder einen richtigen Alltag.

Mitte Februar waren wir für eine Woche in Cochabamba, Bolivien zum Zwischenseminar. Dort haben wir uns mit allen Don Bosco Freiwilligen, die auch in Südamerika sind, getroffen. Das hat uns sehr gut gefallen! Obwohl wir anfangs nicht so große Lust  hatten( die Schule hatte gerade angefangen), hatten wir wirklich viel Spass, haben aber natürlich auch Einiges gearbeitet. Wir haben viel über das vergangegene halbe Jahr gesprochen und Pläne für die nächste Hälfte erstellt. Dabei kam das Essen deutscher Süßigkeiten und lesen deutscher Zeitschriften natürlich nicht zu kurz;) Wolfgang und Lena, die Leiter des Seminars, haben davon nämlich einen ganzen Koffer voll mitgebracht…Einen Tag haben wir auch einen bolivianischen Nationalpark besucht. Das fand ich sehr schön, da wir so auch etwas von Bolivien sehen konnten. Bolivien wie wir es kennengelernt haben, bietet viel Natur. Teilweise hat die Landschaft schon ein bisschen an einen deutschen Wald erinnert. Außerdem leben in Bolivien noch sehr viele Indigenas, die sind in Kolumbien eher selten zu finden. Die Frauen tragen traditionelle Röcke und haben lange geflochtenen Zoepfe, die mit verschiedenen Bommeln verziert sind. Lamas, Alpakas, Wollmützen und Pullis sind auch typisch bolivianisch, obwohl wir in Deutschland diese Dinge wohl erstmal mit Peru verbinden. Aber naja wer kennt sich in Deutschland auch mit Bolivien aus?:D

Nach unserer Rückkehr gings für uns dann natürlich auch in der Schule weiter. Ich helfe wieder in der Vorschule bis zur fünften Klasse und Mia hilft bei den Älteren. Außerdem habe ich dieses Jahr vier Gruppen in der Bäckerei AG und wir beide haben Klavier Schüler. Das freut uns total, da das letztes Jahr alles nicht so funktioniert hat. Generell steht die Schule momentan vor einigen Herausforderungen, weshalb die Stimmung nicht immer so gut ist. Mehr dazu lässt sich aber erst in der Zukunft sagen, denn auch für uns heißt es einfach abwarten.

Sonst haben wir in unserem Leben hier langsam eine Routine gefunden. Das erleichtert Vieles, lässt aber auch die Zeit sehr schnell verfliegen.

Aber zurück zum Titel. Wieso Baby Shower und ein Leben voller Gegensätze? Also die Tochter unserer Mentorin ist schwanger mit Zwillingen, die in der nächsten Zeit geboren werden. Darauf freuen wir uns alle schon sehr! Typisch kolumbianisch gab es deshalb gestern eine Baby Shower. Doch was ist das eigentlich? Die Baby Shower, oder auch Baby Party wurde von der Schwester der werdenden Mama organisiert. Mit ca. 30 Frauen( Freundinnen und Familie) haben wir in einem rosa geschmückten Raum gefeiert. Für die Babys gab es tonnenweise Geschenke und für die Mama auch einige Überraschungen. Wir haben ein Spiel mit Kinderfotos gespielt und die sehr bunte Torte gegessen. Sie hat besser geschmeckt, als sie aussah;) Das muss hier schon was heißen, da Kuchen und Torten generell total bunt, künstlich und süß sind. Wir fanden es wirklich schön bei der Baby Shower eingeladen gewesen zu sein, da sowas in Deutschland ja noch nicht jeder macht.

Aber wieso ein Leben voller Gegensätze?

Wir beide finden unser Leben hier immer wieder absurd. Unter der Woche arbeiten wir im riesigen Armenviertel der Stadt. Auguablanca ist geprägt von Armut, Gewalt und Dreck. Wir dürfen nie alleine im Viertel herumlaufen und einige Kinder sind es beispielsweise gewöhnt Gewalt als Lösung eines Konfliktes einzusetzen. Um gesundes Essen oder auch Umweltschutz kann sich hier noch niemand kümmern, da es noch ganz andere Probleme gibt. Generell haben nicht immer alle Kinder etwas zu essen dabei oder kommen mit großem Hunger in die Schule. Außerdem gibt es in Aguablanca sehr viele streunende Hunde und es riecht oftmals sehr unangenehm. Das liegt wahrscheinlich auch daran,dass überall Müll herumliegt. Der Müll wird nicht immer abgeholt. So wird er einfach verbrannt oder liegt auf den Straßen oder im Fluss- der ist auch total verdreckt.

Auf der anderen Seite tauchen wir durch unsere Mentorenfamilie aber  auch immer wieder in das Leben der eher wohlhabenden Kolumbianer ein. Wie zum Beispiel die Baby Shower gestern. Gefeiert wurde in einem riesigen Golf-/ Tennisklub, den ich auch in Deutschland als sehr luxuriös bezeichnen würde. Es gab allen möglichen Schnick Schnack, einen riesigen Golfplatz und einige Tennisplätze. Marmorböden und Springbrunnen durften auch nicht fehlen. Auch von der Masse an Geschenken waren wir erstaunt. Gefühlt hat die werdende Mama über 40 riesige Geschenktüten bekommen, die alle in unserem Beisein geöffnet wurden. Bei sowas sind die Kolumbianer immer sehr emotional. Egal was gerade ausgepackt wird, aus jeder Ecke sind „ahs“,“ohs“ und „uhs“ zu hören 😀

Aber nicht nur die Feier gestern. Auch sonst erleben wir hier oft Dinge von denen die Kinder aus Aguablanca wohl nur träumen können. Ungefähr alle zwei Wochen gehen wir beispielsweise ins Kino( den Preis von 1,20 Euro pro Film wollen wir nutzen). Außerdem haben fast alle Geschwister unserer Mentorin einen Pool am Haus. Diese Pools dürfen wir auch regelmäßig nutzen. Generell gibt es hier einfach zwei Welten. Ich hätte vor dem Abflug aus Deutschland auch nie erwartet, dass es ganz moderne Einkaufszentren oder Ähnliches gibt. Auch Iphones, Ipads, etc. sind hier keine Seltenheit und werden ständig genutzt.

All diese Dinge regen immer wieder zum Nachdenken an. Denn auch in Deutschland wird die Schere zwischen arm und reich immer größer. Hier das alles live zu erleben oder eher gesagt mittendrin zu sein, ist eine wirklich spezielle Erfahrung. Jeden Tag gehen wir in das gefährlichste Gebiet der Stadt ,vor dem man immer gewarnt wird. Andererseits haben wir (fast) jeden Tag fließendes Wasser, frisches Obst und Gemüse und viele Freizeitmöglichkeiten, die wir nutzen können. Man fragt sich immer wieder ,wieso es beispielsweise die kolumbianische Regierung überhaupt nicht schafft für ein bisschen Ausgewogenheit zu sorgen. Denn die Bewohner Aguablancas leben auch einfach in einem Teufelskreis. Wer sich keine gute Schule leisten kann, wird auch an keiner guten Uni angenommen. Wer an keiner guten Uni studiert bzw. wer überhaupt keine Chance hat zu studieren, bekommt auch keinen guten Job und kann sich dementsprechend nichts leisten, besonders keine gute Schule für seine Kinder. Da geht das ganze dann wieder von vorne los…

Naja wir beide können an diesen schwerwiegenden Problemen leider nichts ändern. Doch ich glaube, jetzt wo die Hälfte rum ist und man mehr nachdenkt, wird einem nochmal so richtig bewusst was man in Deutschland hat. Zum Beispiel haben wir seit 8 Stunden kein fließendes Wasser mehr (wir haben Vorräte in Kanistern), aber wann hat man diese Situation denn mal in Deutschland? Also ich habe das noch nie erlebt. All solche Dinge wie fließendes Wasser oder gar warmes Wasser (das haben wir seit fast 5 Monaten nicht) lernt man wirklich zu schätzen!

Wir sind jetzt erstmal gespannt was die nächsten Tage bringen und freuen uns auf die Arbeit mit den Kindern. Im März bekommen wir außerdem Besuch von Klara und Mias Familie. Darauf freuen wir uns auch schon total!

Ihr hört von uns, hasta la proxima!

Nele und Mia

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