Ende Mai wurde in der Schule der „Tag der Afrokolumbianer“ gefeiert, zum 165. Jahrestag der Abschaffung der Sklaverei in Kolumbien. Was steckt dahinter?

11% der kolumbianischen Bevölkerung sind schwarz. Sie leben vor allem an der schlecht entwickelten Pazifikküste, und sie sind generell ärmer als die anderen Ethnien (ihre Lebenserwartung ist 7 Jahre geringer als die der Weißen). Das Schulfest war verständlicherweise auf Angenehmeres fokussiert, wie Essen von der Pazifikküste und Afrokolumbianische Tänze. Ich habe mich allerdings schon lange gefragt, wieso die Afros noch immer so arm sind, und im folgenden präsentiere ich die Ergebnisse meiner Recherche.

Plakat Afrocolombianidad 2016

Sklaven wurden von Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1851 gehalten; sie wurden v.a. mit portugiesischen Sklavenschiffen aus Westafrika gebracht, sowohl von Portugiesen als auch Afrikanischen Herrschern versklavt. Sie arbeiteten in kolumbianischen Goldminen, Landwirtschaft und Haushalten und wurden in eine hierarchische Struktur gezwungen, die ihnen auch ihre Kultur und Religion verbot. Nach der Abschaffung der Sklaverei 1851 hörten ihre Besitzer nicht auf, sie auszunutzen: Sie mussten in der gleichen Struktur Dörfer weit ab vom Schuss gründen, und ihr Land entweder vom Ex-Herren pachten oder in Raten abzahlen. Viele ließen sich am Pazifik nieder, weil dort sonst niemand war, und laut einem Gesetz von 1871 derjenige Besitzer von Land würde, der es nutzte. In den unruhigen Jahren nach der kolumbianischen Unabhängigkeit (1851-1902) wurden die Afrokolumbianer oft wieder enteignet, und auch im kolumbianischen Bewaffneten Konflikt seit 1958 sind sie benachteiligt, weil die meisten genau dort wohnen, wo die Guerilla und Paramilitärs sich am liebsten verstecken / Landwirte „besteuern“ und/oder enteignen oder töten. Viele sind daher in die Städte geflohen. Dazu kommt, dass der Pazifik bis heute von der Zentralregierung vernachlässigt ist. Z. B. die Pazifikkapitale Tumaco hat bis heute kein Trinkwasser (siehe Zitas Artikel).
So hat sich Aguablanca, das Viertel der Wirtschafts- und Gewaltflüchlinge des Pazifiks, zur größten schwarzen Ansiedlung des Landes entwickelt.

Ich habe auf meinem persönlichen Blog ausführlicher darüber geschrieben: What happened to the enslaved Colombians? (leider nur auf Englisch)

Día de la Afrocolombianidad 2016

Kinder des Colegio La Providencia, die beim Schulfest afrokolumbianische Taenze auffuehren. (Solche Gewaender werden in Kolumbien noch vereinzelt zu festlichen Anlaessen in Afrofamilien getragen)