von Anne

Der 24. Dezember, Heiligabend ist da. Doch so richtig in Weihnachtsstimmung bin ich irgendwie gar nicht. Draußen flimmert mal wieder die Hitze und auch die klassischen deutschen Weihnachtslieder vermögen es nicht, mich so richtig einstimmen, während ich noch Lebkuchenhäuser zusammenbaue und Plätzchen einpacke. Es wirkt fast ein wenig paradox, als nach und nach Weihnachtsgrüße aus Deutschland eintrudeln, wo es bereits Abend ist. Und auch ich erwarte sehnsüchtig, dass das der Abend anbricht und mit ihm das „Weihnachtsprogramm“.

Um 19:30 Uhr machen wir uns schließlich auf den Weg zu der nahegelegenen Kirche, um die Christmette zu besuchen. Als wir eintreten hat die Messe zwar noch nicht begonnen, doch es werden bereits Villancicos (Weihnachtslieder) gesungen und ich staune über die aufgestellte Krippe, die fast den kompletten Altarraum einnimmt. Schließlich werden alle Kinder aufgefordert, sich hinten in der Kirche zu versammeln, die Lichter erlöschen und Pfarrer, Kinder und Gottesdiensthelfer ziehen bei musikalischer Untermalung gemeinsam ein. Das Zentrum dieser Prozession bildet jedoch zweifelsohne die Jesuspuppe, welche in einer kleinen Krippe nach vorne getragen wird. Beinahe angekommen fordert der Pfarrer zu Applaus für das symbolische Jesuskind auf und plötzlich gibt es kein Halten mehr: Alle klatschen, singen und freuen sich und mir wird klar: Hier wird Weihnachten wirklich gefeiert.

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Der Rest des Gottesdienstes rauscht geradezu an mir vorbei, da ich einfach nur begeistert bin von der Freude und Energie, die die Kolumbianer an den Tag legen um Heiligabend zu zelebrieren. Es wirkt wirklich wie ein fröhliches Fest wenn alle gemeinsam gut gelaunt die Villancicos singen und dabei klatschen oder die Arme im Takt schwenken, wie ich es sonst nur von Konzerten kenne.

Zum Friedensgruß gibt es dann einen weiteren Höhepunkt, als wir alle aufgefordert werden, doch bitte mindestens zehn Leute zu umarmen und ihnen ein Frohes Weihnachtsfest zu wünschen. Auch wenn die anderen Menschen in der Kirche uns an sich fremd sind und wir sie noch nie zuvor gesehen haben, so sind die Umarmungen herzlich und ehrlich, sodass ich einfach glücklich bin.

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Wir beide verlassen die Kirche beeindruckt und sind froh, dieses Erlebnis gehabt zu haben. Eine Messe an Heiligabend, die wir so bald nicht vergessen werden, war sie zwar in den Grundzügen so, wie ich es aus Deutschland kenne und doch ganz anders und wärmer.

An dieser Stelle auch von mir noch nachträglich Feliz Navidad, ein schönes Jahresende und einen erfolgreichen Start in das neue Jahr!

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