Britta
Ana ist Mitte Fünfzig, arbeitet als Köchin auf einer Finca in Dapa und ist vor einigen Jahren vor der Guerilla geflohen.
Sie ist in der Provinz Cauca aufgewachsen, im Süden Kolumbiens, in einem kleinen Bergdorf. Neben ihrem Haus wurde nach ein paar Jahren eine kleine Polizeistation errichtet. Seit diesem Zeitpunkt hat sich das Leben von Ana und ihrer Familie um 180 Grad gewandelt.
Es entbrach ein regelrechter Krieg zwischen der Guerilla und den Polizisten.
„Die Guerilla ging bei uns im Dorf ein und aus und hat für viel Verwüstung gesorgt. Ich habe aber nie gesehen, dass sie einen Zivilisten verletzt haben.“
Trotzdem bleibt die Präsenz der Guerilla für Ana und ihre Familie nicht ohne Folgen. Schusswechsel und Bomben gehören für sie zum Alltag.
„Eines Nachts sind wir aufgewacht, weil die ganze Erde gebebt hat. Wir rannten raus, weil wir dachten, dass es sich um ein starkes Erdbeben handelt. Draußen konnten wir dann kaum atmen, weil es so nach Schusspulver gerochen hat und überall war Feuer. Wir sind dann wieder schnell zurück ins Haus gerannt.“
Nach einigen Monaten reicht es der Kolumbianerin und ihrer Familie schließlich. Sie machen das, was so viele Kolumbianer getan haben. Sie lassen ihr Hab und Gut hinter sich und fliehen.
„Der Bruder meines Mannes hatte hier in Dapa Arbeit. Dadurch sind wir hier her gekommen. Trotzdem ist es anders. In meinem Heimatdorf hatten wir ein großes Haus, mit vier Zimmern, Küche und Bad. Ich vermisse mein Haus und meine Freunde. Es geht uns hier zwar gut, wir haben Glück mit unseren Arbeitgebern, aber es ist trotzdem nicht dasselbe.“
Heute lebt Ana in einem kleinen Haus auf dem Grundstück reicher Amerikaner. Ihr Mann pflegt den Garten, sie arbeitet als Haushälterin. Beide müssen eigentlich immer abrufbereit sein.
Ana und ihre Familie haben tragende Schäden von diesen Erlebnissen davon getragen. Ihre Mutter hat Probleme mit den Nerven, ihr zweites Kind ist behindert. Jahrelang konnten sie nachts nicht zur Ruhe kommen.
Trotz dieser traumatischen Erlebnisse hofft die Familie darauf, bald wieder zurückzuziehen, mietet sogar im Dorf ein Haus und fährt alle paar Wochen dorthin zurück.
„Meiner Mama gefällt es dort sehr.“
Anas Schicksal ist nicht selten hier in Kolumbien, fast alle Menschen, die in den Armenvierteln der großen Metropolen Kolumbiens leben, teilen die selbe Geschichte. Nicht alle haben das Glück, direkt eine neue Arbeit gefunden zu haben. Vielen geht es schlechter als vorher. Die Regierung bietet den Flüchtlingen keinerlei Entschädigung für das, was sie durchleben müssen. Sie sind völlig auf sich alleine gestellt, nachdem sie das Land verlassen und in die Städte kommen.
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