Nun ist es so weit, nach einem langen, spannenden Jahr bin ich wieder zurück in Deutschland. Die letzten Tage waren durchzogen von einem sich abwechselnden Hoch und Tief der Gefühle.
Der Abschied von Südamerika ist mir wirklich unglaublich schwer gefallen. Nicht umsonst war dieser Auslandsaufenthalt schon mein zweiter auf der anderen Seite der Erde.
Ich kann zurückblicken auf ein Jahr voller Erfahrungen, die mir keiner mehr nehmen kann und die mein Denken komplett verändert haben. Schon nach zwei Tagen Deutschland fällt mir auf, dass ich Dinge nun viel lockerer und entspannter sehen kann und mit meinem Leben viel zufriedener bin.
Deutsche regen sich über Dinge auf, über die es sich einfach nicht wert ist aufzuregen.
Ich werde die südamerikanische Art das Leben zu leben sehr vermissen. Schon am Flughafen in Frankfurt vermisse ich die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Kolumbianer, die Ordnung mit der Dinge vor sich gehen kommt mir absurd vor.
Auf dem Weg nach Hause vermisse ich das Ständige Hupen, die Hundert Motos, die sich zwischen den Autos hindurch schlängeln, und ernsthaft gibt es Leute, die sich an rote Ampeln und Rechts vor Links halten???
Auf das blicke ich zurück: Ein Jahr, in dem ich wundervolle, einzigartige Menschen kennengelernt habe, die mir so viel beigebracht und geschenkt haben. Ein Jahr, in dem ich lernen musste zu improvisieren und spontan zu sein. Ein Jahr, in dem Kakerlaken, Ameisen und Vogelnester in der eigenen Wohnung zum Alltag gehörten. Ein Jahr, in dem ich so viele emotionale Momente erlebt habe, dass mir schwindlig wird.
Mein Abschied an der Schule war grausam und wunderschön zugleich. Das Abschiedskonzert der 500 Schüler, das extra für mich auf die Beine gestellt wurde, werde ich wohl nie vergessen. Noch nie haben mir so die Beine gezittert. Und auch die bunt gestalteten Abschiedsbriefe schmücken schon meinen Kleiderschrank. Jedesmal, wenn ich mir die Bilder meiner Schülerchen angucke, muss ich lachen und weinen zugleich.
Kolumbien hat mir so viele verrückte Geschichten zum Erzählen geschenkt und mir gezeigt, dass wir in Deutschland wirklich im Luxus leben. Am Flughafen in Madrid checkt wirklich jemand mit seinem Iphone ins Flugzeug ein, oder träume ich das???
Kostet eine Zugfahrt nach Frankfurt ins Stadion wirklich genau so viel wie eine fünfstündige Busfahrt in Kolumbien von der einen Provinz in die nächste???
Gibt es wirklich Leute, die sich über eine vollgestopfte Straßenbahn beschweren, wenn man doch glücklich sein muss, dass die Straßenbahn überhaupt kam!
Und existieren Menschen, die am Bahnhof den Motor ausstellen, um die Umwelt zu schonen und auf den Kauf von Plastiktüten im Supermarkt verzichten?
Warum funktioniert das hier mit dem Müll und den Mülleimern so gut?
Regt sich eine Frau im Flugzeug wirklich darüber aus, dass ihr fünfmal eingepackter Laptop aus dem Handgepäck fällt, wo es doch kleine Kinder gibt, die sich noch nicht Mal ein Stück Brot leisten können?
Manche Dinge kommen mir einfach total absurd vor, aber ich denke, ich muss mich nun erstmal wieder an das deutsch korrekte Leben gewöhnen. Hier läuft alles so super geplant und ordentlich ab. Wo sind die ganzen Straßenverkäufer, die einen morgens um 06:00 mit ihrem Pan de Bono aus dem Bett schmeißen? Gibt es wirklich ganze Städte, in denen man nicht einen Bettler sieht? Kann man wirklich den Müll auf die Straße bringen, ohne dass fünf Minuten danach ein Haufen Männer davor kniet und ihn nach Essensresten durchwühlt?
Ist es möglich ein Fest zu feiern, ohne dass alle spätestens nach zwei Stunden auf den Stühlen und Tischen tanzen?
Wo ist der Hund, der mich morgens um 04:00 aus dem Bett schmeißt?
Wo sind die ganzen strahlenden Kindergesichter, die mich morgens in der Schule empfangen??? Wo ist der Geruch nach Frittiertem auf der Straße?
Der Schritt durch die Türen am Frankfurter Flughafen war wirklich einer der Schwersten meines bisherigen Lebens, denn ich wusste, dass es dann vorbei sein wird.
Es ist wunderschön, wieder in Deutschland zu sein, unter Freunden und Familie. Und doch bin ich in Gedanken ständig in Kolumbien, denn so schnell werde ich das dort Erlebte wohl nicht vergessen.
Ich kann nur sagen, dass ich unglaublich dankbar bin, für alles.