Ankunft in Cali

Als wir uns vor 10 Tagen auf den Weg nach Cali machten, dachten wir noch Dinge wie die Guerilla, kriminelle Banden und Überfälle müssten uns Sorgen bereiten. Doch schnell stellten wir fest, dass unsere eigentlichen Feinde nicht etwa aus Räubern oder Kriminellen bestehen, sondern viel mehr im Straßenverkehr von Cali liegen. Zu sagen, Kolumbianer würden sich nicht an Vorfahrtsregeln oder rote Ampeln halten, wäre immer noch zu untertrieben, um das Bild des kolumbianischen Verkehrs treffend zu beschreiben. Unser anderer Todfeind nennt sich Moskito, wobei Miriam durch meine Anwesenheit von Stichen verschohnt wird. ;D Zum Glück gibt es hier in Cali weder Malaria noch Dengue Fieber sonst müsste ich mir wohl ganz schöne Sorgen machen. Was auch zu Cali gehört, ist der ständige Lärm. Gegenüber von uns befindet sich ein kleiner Kiosk, aus dem tagsüber die Salsabässe zu uns herüberdröhnen, was ich persönlich ja wirklich super finde. Was dann wiederum nervt sind die Verkäufer, die hier immer rund um die Uhr „Aguacate“ und ähnliches durch die Gegend schreien. Doch toppen tut alles unser Nachbarshund, der pünktlich von 4:00 bis 5:00 Uhr Nacht anfängt zu jaulen. Da wir leider keine Wände im Flur haben (so viel zum Thema Kriminalität in Kolumbien :D), hört sich das an, als ob er mit einem im Bett schlafen würde. Naja Jana und Klara haben uns Hoffnung gemacht – nach 2 Monaten hatten sie sich daran gewöhnt! 😀

Nun sind wir schon 10 Tage in Cali und man kann es kaum glauben. Die ersten Tage gingen so schnell rum und waren sehr eindrucksvoll. Cali ist sehr staubig und verdreckt, es gibt nicht viel zu sehen bis auf die Einkaufszentren, in denen wir unsere ersten vier Tage verbrachten, und doch ist es wunderschön hier. Die große 4-Zimmer-Wohnung bietet alles, was man zum Leben braucht, und pünktlich zu unserer Anwesenheit konnte auch endlich nach 9 Monaten der Fernseher organisiert werden, sowie die Waschmaschine repariert werden, die ganze 3 Monate außer Betrieb war. 😀 Naja für uns wurde jetzt alles schön arreglado, wie man hier sagt! 🙂

Unsere erste Woche in der Schule war einfach toll! Wenn man in das Viertel Aguablanca hineinfährt empfangen einen Gestank und noch mehr Müll. Um so mehr sticht die Schule als kleine Oase heraus. Von außen ein blanker Betonklotz (es gibt nach außen keine Fenster, da die Schule sonst ausgeraubt werden könnte), entpuppt sich das Gebäude von Innen als Ruheort inmitten von Aguablanca. Die Schüler sind einfach wundervoll, vor allem mit den Kleinen aus der Vorklasse hat man Spaß und auch die Lehrerin ist sehr dankbar für unsere Anwesenheit, denn 58 Kinder bändigt man nicht eben mal alleine. Es gibt immer etwas zu tun und es ist toll, von den Kleinen mit Liebe überschüttet zu werden. 🙂 Die Arbeit als Freiwillige ist einfach toll, da man sehr viel zurück bekommt von den Kindern. Auch der Klavierunterricht, den ich dienstags und mittwochs vollziehe, ist ein Riesenspaß, auch wenn es sehr sehr anstrengend ist, die 26 Kinder gut zu unterrichten. Im Allgemeinen kann man sagen, dass die Schüler sehr viel Spaß am musizieren haben und super motiviert sind. Es kamen ungefähr 100 Kinder auf mich zu, ob sie nicht auch Klavierunterricht nehmen könnten, doch leider gibt es nicht genug Zeit dafür und ich glaube ich bin mit den Schülern, die ich schon unterrichte, ausgelastet. Musik ist für die Schüler hier eine Ablenkung von ihrem tristen Alltagsleben, in dem viele Kinder von den Eltern einfach den ganzen Tag vor den Fernseher gesetzt werden, weil sie keine Zeit für sie haben. Der Englischunterricht mit den Vorklassen macht auch super viel Spaß, sie sind sehr wissbegierig und fragen auch im normalen Unterricht ständig nach englischen Übersetzungen. Im Gegensatz dazu entpuppen sich die 1ten und 2ten Klassen als wahre Herausforderung. Als wir letzte Woche zu dritt Vertretung gemacht haben, sind wir gegen die 40 Schülerchen aus der 1ten nicht angekommen. Sie sind sehr laut und unruhig. Das Englisch der älteren Schüler ist leider sehr schlecht, sie können keinen graden Satz bilden und verstehen Sätze wie: „How can I help you?“ nicht. Die Lehrerin ist eigentlich ganz gut, ich glaube, dass es nicht an ihr liegt, sondern viel mehr an der Tatsache, dass die Schüler bis vor kurzem noch keine Englischbücher besaßen. Leider können sich manche Schüler diese Bücher immer noch nicht leisten! (Hier versteckt sich ein indirekter Spendenaufruf!!!!) Trotzdem sind sie sehr, sehr nett, lustig und wissbegierig.

Am Wochenende waren wir oben im Bergdorf Dapa. Dort haben wir bei 2 anderen Freiwilligen auf der Finka gewohnt, bei einer Amerikanerin namens Terry, die 7 Hunde besitzt. 😀 Sie hat uns eingeladen, immer wieder zu kommen, wenn wir Lust haben. Ich kann nicht beschreiben, wie schön es schon nach einer Woche war, frische Luft einzuatmen und Natur um sich herum zu haben!!!! Das Wochenende in Dapa war einfach nur toll!!! Allein dafür hat es sich schon gelohnt, hierher zu kommen. Vincent und Martin haben uns quer durch den Dschungel, der sich um Dapa schlängelt, geführt. Wir sind durch ein Flussbett gelaufen, was wirklich körperliche Extremarbeit war. Wir mussten uns sehr konzentriern, um nicht ständig im Wasser zu landen. 😀 Der Urwald ist einfach umbeschreiblich toll!!! Man muss nicht in den Amazonas fahren, da man ihn direkt vor der Tür hat! Wahnsinn! Ich kann dieses Erlebnis kaum in Worte fassen!

Heute kam Johanna an. Sie war schon viele Male vor uns hier in Cali für Aguablanca aktiv und ist wirklcih eine große Hilfe und erleichtert die Kommunikation zwischen unseren Partnern vor Ort und uns, denn immer noch sind einige Dinge ungeklärt. Sie wird auch ein kleines Einführungsseminar mit uns vornehmen.

Auch unsere Vorgängerinnen Jana und Klara waren eine große Hilfe. Von mir aus hätten wir das ganze Jahr hier zu viert verbringen können, da es meiner Meinung nach genau gepasst hat mit uns!! Naja vielleicht kommen sie uns ja im Laufe des Jahres nochmal besuchen. Das würde uns sehr freuen.

So nun müssen wir uns aber auch auf zum supermercado machen, um tolles, leckeres Weißbrot (Was anderes bekommt man hier leider nicht =( ) und Wraps zu kaufen, von denen wir uns hier abends ernähren.

Liebe Grüße, muchos saludos,

Britta

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3 Kommentare

  1. leonie

    Hey britti,
    Schön zu hören,dass es dir gut geht 🙂
    Hoffe du sammelst weiterhin so tolle erfahrungen und lass dich von den erstklässlern nicht ärgern 😉
    Küsschen leonie

  2. Britta

    Liebe Ulla, wir haben uns jetzt doch dazu entscheiden, diesen Blog weiterzuführen, da er auch schon unter den Aguablanca-Spendern bekannst ist, sowie in unsere Website integriert ist. Vielen Dank und liebe Grüße!

  3. Liebe Britta, übernehmt ihr nun den Blog von Klara und co?
    Euch noch eine gute Eingewöhnungszeit und viele Grüße!

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