Benni in Indien

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Anglistix im Morgenland

Wir befinden uns im Jahre 2019 nach Christus. Ein von unbeugsamen Indern bevölkertes Dorf hört nicht auf der Herausforderung der englischen Sprache Widerstand zu leisten. Einige der tapfersten Dorfbewohner machen sich gemeinsam auf eine 20-tägige Reise durch die Höhen und Tiefen der Grammatik und die langen Wege und Pässe der Vokabeln.
Die Mission steht fest: den Gegner (in dieser Episode nicht Julius Cäsar und die Römer, sondern das Überbleibsel der britischen Invasoren) kennenlernen und (Spoiler) sie werden erkennen, dass er gar nicht so gewaltig ist und dass man mit ihm viel, viel Spaß haben kann.

01. Mai 2019 n. Chr., Vilathikulam- Die Gefährten kommen hier in VEMBU an, wo die Reise beginnen soll. Noch wissen sie nicht, was sie erwartet und wer sie auf der Reise begleiten wird: es sind zwei Salesianer-Brüder und zwei Weiß/se aus dem Abendland 😊. Für die nächsten zwanzig Tage würden sie viel voneinander lernen und viele Abenteuer gemeinsam bestehen.

Die Salesianer sind die Experten, wenn es darum geht, die Strategien des Gegners, des englischen Grammatikmonsters zu verstehen und zu erklären, sodass jeder im Kampf gewappnet ist und weiß, wie man mit den Waffen Verbformen, Tempora und Satzmustern umzugehen hat. In zwei Stunden am Tag wurde jeweils dieses Training vollzogen. Auch für die Zauberspruch-Kunde (also eigentlich tongue twisters…) waren die beiden zuständig.

Sprache ist wie ein großes Puzzle

Die Volontärs-Begleiter kannten sich eher darin aus, den anderen die geheime Welt der englischen Wörter zu erklären, wie man sich darin zurechtfindet und wie man sie am besten einsetzt. Was muss man wissen, um „da draußen“ zurecht zu kommen? Nach spannenden, aber auch sehr lustigen Ausbildungseinheiten können jetzt alle nach dem richtigen Weg ins nächste Abenteuer fragen oder über Emotionen, das Wetter, die Uhrzeit, und viele andere Dinge sprechen. Auch kennen alle nun viele lustige Spiele, Energizer und verrückte Action-Songs, bei denen man mal mehr, mal weniger lernte 😊 (der Spaß steht mal wieder im Fokus!).
Jeden Morgen wird das Ritual vollführt, das allen Kraft für die Anstrengungen des Tages geben soll. Die Gefährten lauschen motivierenden Songs, den weisen Worten der Schrift, dem, was in der Welt passiert war, und motivierenden Geschichten.In dieser Art von Abenteuern geht ja nichts ohne Zaubertrank: drum gab es immer nach unserer Stunde „juice break“ und biscuits, damit alle wieder Kraft tranken konnten.

Neben der Theorie, die auf dem langen Weg zur Weisheit erlernt werden musste, waren die Gefährten vor praktischen spaßreichen Übungen nicht gefeit. An einem Tag bekamen sie den Auftrag von ihrem Chef, in die Stadt zu gehen und dort nach mysteriösen weißen Umschlägen zu suchen, in denen ein weiters Stück des Weges abgebildet war.

Team „Five Star“ beim Fotosuchen

So zwängten sie sich durch enge Gassen, vorbei an schlafenden Straßenhunden, vorbei an Tempeln und durch die brennende Hitze der unerbittlichen südindischen Sonne. Nach einer Stunde Irrweg durch Vilathikulam kamen sie an dem Platz heraus, wo sich ein sagenumwobener Schatz verbergen sollte – und tatsächlich wartete auf die Suchenden ein Schatz aus echten Goldmünzen … Schokogoldmünzen.

Eines anderen Tages mussten sie sich dem großen Quiz stellen, das vorher noch kein Sterblicher lösen konnte. Doch, was soll ich sagen – sie meisterten es mit Bravour, egal ob es darum ging, sich Begriffe zu merken, Geräusche zu erkennen oder Bildausschnitte zu erraten. Im Spiel der 1000 Aufgaben (…40…) mussten die Teams nach den Aufgabenkarten suchen und diese dann gemeinsam erledigen: neben den heimtückischen Fragen wie „lick your elbow“ waren die Prüflinge in Teamaufgaben und Englischfragen gefordert.

Teambuilding-Klassiker

Die Fortschritte wurden in Punkten für die beiden Teams, in die sich die Gefährten aufteilten, festgehalten. Auf der einen Seite die kreativen Kämpfer des Teams „Five Star“ und auf der anderen Seite die rastlosen Ritter des Teams „Twinkling Stars“.

22. Mai 2019 n. Chr. Status der Expeditionstruppe: Alle sind wohlbehalten vor der Höhle des Endgegners angekommen. Jetzt gilt es, alles Erlernte anzuwenden und den Kampf erfolgreich zu bestreiten. Erst in der schriftlichen Prüfung, dann im mündlichen Kampf. Jeder ging auf seine Art mit der Aufgabe um, doch am Ende waren die Volontäre voll zufrieden und alle konnten gesund und glücklich von sich behaupten, das Englischmonster besiegt zu haben.

Nein am Ende, als alle die finale Prüfung bestanden hatten, folgte nicht der Ritterschlag, sondern das Überreichen der Kleidung (dazu bekam jeder ein T-Shirt überreicht und durfte es mit magischen Batikfarben gestalten 😊). Wie bei jedem Abenteuer gab es für alle ein Happy End und am Ende ein großes Festmahl mit Wildschweinbraten … ähm Biriyani, gewissermaßen das indische Äquivalent. Danach zur großen Belohnung ging die Truppe gemeinsam in den hiesigen Park, spielte dort noch einmal die Lieblingsspiele und schleckte danach Eis in der bakery.


Spaß und Kreativität muss sein!

So, wenn dir das zu abenteuerlich war und du es lieber sachlich willst:
Bei uns in VEMBU fand auch dieses Jahr im Mai das sog. Befriend English Camp statt, bei dem Jugendliche aus Vilathikulam, aber auch anderen Orten hierherkommen können und unabhängig von der Schule die englische Sprache näher kennenlernen können und sich mit ihr anfreunden können. Dabei fängt man nochmal von ganz vorne an, was Grammatik und Satzbau angeht.
Unsere Aufgabe war dabei am Morgen die Vokabelklasse und am Nachmittag die Konversationsklasse zu übernehmen. Darin haben wir Wortfelder und -gruppen wiederholt und unterrichtet (z.B. Emotionen, Wetter, Zeit, Präpositionen, Berufe, …) oder alltagsnotwendige Phrasen besprochen (z.B. Wie frage ich nach dem Weg? Was sage ich beim Einkaufen? Wie führe ich Smalltalk und lerne jemanden kennen?). Das Ganze haben wir aufgelockert durch viele Spiele und Aktionen. Wir haben fast mein ganzes Spielebuch durchgespielt 😊.
Es war eine sehr tolle Zeit, die mal wieder viel zu schnell vergangen ist. Wir konnten mit den Schülern auch mal anspruchsvollere Themen machen und anspruchsvollere Spiele spielen. Das war eine gute Abwechslung vom Alltag in der Grundschule 😊. Während dieser Zeit sind wir alle sehr als Gruppe zusammengewachsen, mit dem gleichen Ziel vor Augen, mit der gleichen Herausforderung vor einem und so hat jeder etwas dazugelernt. Das Ende war echt ein kleiner Abschied, aber man sieht sich bestimmt nochmal auf der Straße (so groß ist Vilathikulam ja doch nicht).


Summer in the city

Mittlerweile ist Sommer in Indien. Das bedeutet, dass es täglich 40 oder über 40°C hat. Das wiederum bedeutet schwitzen, schwitzen, schwitzen und, dass man sich statt draußen lieber in der Nähe eines Ventilators aufhalten sollte. Schon seit einiger Zeit meide ich das Zimmer auch nachts und schlafe stattdessen auf der Dachterasse, direkt unter den Sternen. Mein absoluter Lieblingsort!!! Dort weht immer ein guter Wind und man wird von den ersten Sonnenstrahlen für den Tag geweckt.

the breaking of the fellowship

Der Sommer begann für uns mit einem Abschied, denn die Jungs, die in der letzten Phase dauerhaft hier waren, mussten gehen. Zum Glück haben alle ihre exams bestanden. Als Abschiedsgeschenk bekam erstens jeder Fotos von den zahlreichen Selfies, die in den letzten Monaten entstanden sind und ein Armband und zweitens verbrachten wir einen wahnsinnig coolen Tag zusammen in Rameswaram und Danushkodi, da wo Indien aufhört und bald Sri Lanka anfängt. Das Dorf an dieser äußersten Spitze wurde … von einem Zyklon zerstört und existiert nur noch als Geisterstadt aus ein paar Ruinen.

Danushkodi – da wo Indien aufhört

Dann standen noch die Besichtigung der Brücke, die zur Insel führt, auf der Rameswaram liegt, führt und das Memorial für Abdul Kalam, der hier geboren wurde. Danach folgte mein erstes Mal Baden im Golf von Bengalen. Ein super toller Abschluss der gemeinsamen Zeit mit den Jungs. Ich habe mich echt wie ein großer Bruder mit vielen jüngeren Geschwistern gefühlt. Viele von ihnen werden nächstes Jahr nicht wieder ins Hostel kommen, weil sie entweder aufs College oder eine andere Schule gehen. Insofern war es für mich ein sehr schwerer Abschied, da gerade sie unseren Alltag bisher bestimmt hatten.

Zu dieser Zeit kam mich meine Familie aus Deutschland besuchen und ich konnte endlich alles zeigen und alles erklären! Von den Grundschulen, zu meinen liebsten Läden hier – jetzt kennen sie alle(s) und haben, glaube ich, viel über Indien und viel Neues kennengelernt. Danach verbrachten wir einige Tage gemeinsam in Kerala und obwohl wir auf der Landkarte nur ein ganz kleines Stückchen von Indien bereist haben, konnten wir sooooo viel sehen und erleben. Immer wieder faszinierend dieses Indien! Wir kamen genau zum richtigen Zeitpunkt zurück nach Madurai, von wo aus der Flug gehen sollte, denn dort war gerade das Tempelfest!!! Noch einmal Indien pur aufsaugen und dann musste ich mich schon wieder von ihnen trennen!

Sommer, Sonne, Kaktus

Für die Tuition Kids wurde nach ihren Prüfungen aus der abendlichen Lernzeit die abendliche Spielezeit, bei denen ganz viele Klatschspiele, Steinchenspiele usw. gespielt wurden. An manchen Abenden spielten wir lange, lange (teils auch mühselige) UNO-Runden. Was immer das Highlight war, war, wenn ich Ausmalsachen und die große Stifte-Box mitgebracht habe. Wir malten gemeinsam Mandalas oder auch einen großen Clown. Dann saßen alle Kinder und Jugendlichen (von Vorschule bis zu 10. Klasse) da, malten und riefen „Benni, Benni, sharpener!“. An den letzten beiden Tagen fand dann das eigentliche Sommer Camp statt: zwei Tage vollgestopft mit Spielen und Wettbewerben. Luftballons zerplatzen, Pantomime und viele Teamaufgaben. Am zweiten Tag fand auch eine Schnitzeljagd statt, bei der ich auch mitlief und die Rätselzettel suchte. Am Abend fand dann eine ordentliche Abschluss-Function statt, wie’s sich g’hört mit viel Tanz und Musik. Danach musste ich mich auch von ihnen zumindest bis Anfang Juni verabschieden.
Die Zeit, die wir jetzt mehr haben, verbringen wir auch zu einem größeren Teil in der press und helfen dort die Schulhefte zu machen. Mehrere Stunden am Tag sitzen wir dann da und falten, tackern, verpacken oder sortieren Hefte und Papier. Es macht mir persönlich sehr viel Spaß, weil immer eine tolle Atmosphäre da ist und die Leute (da Hochsaison ist, sind es etwa 20) alle sehr cool drauf sind. 😊

Der Sommer hier ist also eine Auszeit, eine Abwechslung vom Alltag für alle Schüler und somit auch für uns. Für uns war es die Gelegenheit, nochmal Neues zu erleben, neue Aufgaben und neue Menschen kennenzulernen.

Sollte bei dir grade nicht Sommer sein, denk immer dran was die weisen Jungs, die WiseGuys immer singen:
Jetzt ist Sommer, egal, ob man schwitzt oder friert. Sommer ist was in deinem Kopf passiert!

See you later, aligator!

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Thema von Anders Norén.