Britta
Schon seit Wochen werden wir vor ihr gewarnt. Schon seit Wochen werden uns Horrorgeschichten über sie erzählt: Die Kakerlake. Schon in meinen ersten Tagen hier in Kolumbien erzählten mir Jana und Klara Storys über tagelange, wilde Jagden in der Wohnung, mit dem Schuh in der einen Hand, mit dem giftigen Spray in der anderen.
Und auch in unserer Zeit danach bekamen wir immer wieder von den Kolumbianern selbst zu hören, wie furchtbar doch die kolumbianischen Kakerlaken seien. Große, hässlich und das schlimmste – sie können fliegen und sind unzerstörbar.
Und doch bereiteten uns all diese Erzählungen nicht auf unsere erste Begegnung mit La Cucaracha vor. Eigentlich wollten wir nur gemütlich am Lehrertisch in der Schule auf den Anfang des Tages warten, als uns ein riesiges, fettes, braunes Insekt einen Strich durch die Rechnung machte. Zwei Kinder kamen auf uns zugerannten, zogen uns am Arm immer näher an das Insekt heran und kicherten. Ich fand das allerdings alles andere als zum Kichern, sondern viel mehr zum Ekeln. Schon hatte ich Angst, dass mir das riesige Vieh ins Gesicht fliegen wird, als ich zum Glück von unserer Köchin davor bewahrt wurde, die kurzerhand das braune Ekel unter ihrem Schuh verschwinden ließ. Trotzdem musste ich dann den ganzen Tag über an zwei weiteren zertretenen Exemplaren im Musikraum vorbei .
Wir hatten schon Angst, dass die Kakerlaken aufgrund der nun angebrochenen Regenzeit aus ihren Löchern gekrochen kämen und uns auch in der Wohnung Gesellschaft leisten würden, doch bisher blieben wir zum Glück verschont.
Tropischer Regen ist übrigens grausam – vor allem, wenn man die eigene Wäsche nur draußen auf dem Balkon trocknen kann und es aufgrund fehlender Wände in die Wohnung regnet. Es wird dann richtig kalt in Cali und man kann sich nur wünschen, dass man sich nicht im Freien befindet, wenn es los geht.
In der Schule war die gesamte letzte Woche das Gas aufgefallen, weswegen die Kinder und auch wir nicht zu Mittag essen konnten. Am letzten Tag gab es dann Hamburger – aber nur für die Lehrer, sehr traurig, wenn man bedenkt, dass viele der Kinder, die in der Schule zu Mittag essen, das aufgrund alleinerziehender, arbeitender Mütter tun. Nun gut, diese Woche ist das Gas zum Glück wieder da, auch wenn der Schaden noch nicht repariert ist. Der Gasausfall wurde nämlich durch Diebe verursacht, die die Öffnung klauen wollten.
Und wie das nun mal in Kolumbien ist, war nun schon drei Mal ein Reparateur der Gasfirma daran zu Gange, ohne irgendetwas verbessert zu haben.
Woran ich mich auch erstmal gewöhnen musste, ist, dass im Falle eines kranken Lehrers deren Schüler einfach nach Hause geschickt werden, weil es keine Vertretungslehrer gibt. So kommt es dann schon mal vor, dass 40 Erstklässler vor den Toren der Schule stehen und nicht rein gelassen werden.
Sonst gibt es eigentlich nicht viel Neues, ich gebe immer noch jeden Tag Klavierunterricht, meine Schüler verbessern sich so langsam und die Kolumbianer sind immer noch einfach nur toll!! Im Moment planen wir unsere Reise an die Karibikküste im Oktober für 10 Tage und wir sind schon jetzt glücklich, dass wir dem lärmenden Großstadtmonster Cali mal für ein paar Tage entkommen können.
Also hasta pronto, saludos, Britta
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