Weihnachten in Kolumbien

Schon seit November ist Cali voll von Weihnachtsdekoration. Überall stehen riesige Weihnachtsmänner herum, die Häuser sind hell erleuchtet und in jedem Haus steht ein Weihnachtsbaum und eine Krippe. Klingt nach Deutschland, ist aber ganz anders. Die Weihnachtsmänner singen und bewegen sich, die Häuser blinken und erinnern an eine Diskothek, die Weihnachtsbäume sind aus Plastik und die Krippen sind so groß, wie man sie in Deutschland nur in Kirchen findet. Ein Haus in unserer Straße hat es uns besonders angetan, da es wirkt, wie aus dem Disneyland geklaut. Besonders nett ist, dass sich alles dreht und bewegt und vom Weihnachtsmann ein permanentes „Ho Ho Ho“ zu hören ist. Ich frage mich, wie man in so einem Haus schlafen kann.

Weihnachten fängt in Kolumbien am 16. Dezember mit den „Novenas“ an. Die letzten neun Tage vor Weihnachten repräsentieren die 9 Monate Schwangerschaft der Maria. In diesen Tagen spielen die eben erwähnten Krippen eine ganz besondere Rolle. Jeden Tag trifft man sich im Familien- und Freundeskreis, in den Kirchen, in den Einkaufszentrum oder anderen öffentlichen Orten. Was immer gleich ist, ist, dass gesungen und gebetet wird vor der Krippe und dass es anschließend etwas zu essen gibt. Doch was danach geschieht ist unterschiedlich: manche lösen sich relativ schnell wieder auf, in anderen sitzt man danach gemütlich zusammen und singt und unterhält sich und andere entwickeln sich eher zu Partys. Die schönste Novena, die wir erlebt haben, war meines Erachtens die im Haus von Reyna aus einem ganz einfachen Grund: Ihre Schwester hatte es organisiert, dass der Chor aus der Schule in Begleitung vom Musiklehrer Oskar, einem Schüler mit Geige und einer Schülerin mit Querflöte die Novena musikalisch gestaltet. Wundervoll!

Nachdem wir Geschenke besorgt hatten und Weihnachtskarten auf Spanisch geschrieben hatten, konnte dann gestern endlich Heiligabend kommen. Wir waren bei Familie Cardona (also die Familie von Reyna und Miriam) eingeladen und das bedeutet Weihnachten mit ca. 35 Personen. Erst einmal gingen wir in die Messe, welche vom Ablauf etc. eigentlich komplett gleich war wie in Deutschland, aber leider nicht so viel Gesang beinhaltete. Danach wurde gesungen und Lisa und ich haben einige deutsche Weihnachtslieder vorgespielt/gesungen. Daraufhin gab es endlich Essen. Sehr viel Essen. Sehr, sehr viel Essen. Jeder hatte etwas mitgebracht und das wollte natürlich auch alles probiert werden. Wir haben einen leckeren Stollen und einen halb-verbrannten-gut-mit-Puderzucker-überdeckten Stollen, den ich leider im Ofen vergessen hatte, mitgebracht.

Nach dem Essen folgte die Bescherung. Bei so vielen Personen war das Wohnzimmer nicht nur voll von Menschen, sondern auch überfüllt mit Geschenken. Da es so viele sind, wurde „Secreto Amigo“ (geheimer Freund) gespielt, das ist wie Wichteln. Einfach nur Geschenke überreichen ist allerdings zu langweilig, deshalb musste jeder zeichnen, wen er gezogen hatte und die anderen hatten zu erraten, wer es ist. Ein wirklich großer Spaß! Noch bis in die Nacht saßen alle zusammen.Ich hatte im Vorhinein angenommen, dass es ein sehr turbulentes Weihnachten wird, doch alles war sehr familiär und ich habe mich sehr, sehr wohlgefühlt.
Uns geht es also bestens und ich hoffe, dass ihr alle schöne Festtage verlebt!

Fröhliche Weihnachten nach Deutschland wünschen Lisa und Rabea!