Das, worauf ich mich – seitdem ich weiß, dass ich nach Kolumbien komme – am meisten gefreut habe, ist endlich eingetroffen: die Schule hat begonnen. (Die letzten Jahre hätte ich mir niemals träumen lassen, dass ich das nochmal sagen werde.)Schon drei Tage durften wir nun im Colegio La Providencia verbringen und ich kann für alles Erlebte nur schwer die richtigen Worte finden.Es klang für mich immer etwas überzogen, wenn die ehemaligen Freiwilligen die Schule als eine Oase beschrieben haben, doch ich kann dieses Bild nur bestätigen. Inmitten dieser schmutzigen, zum Teil beängstigenden Straßen Aguablancas, kann ich es kaum fassen, dass es dort einen so friedlichen, fröhlichen Ort gibt.Die Atmosphäre ist kaum vergleichbar mit den Schulen in Deutschland. Man merkt richtig, dass die Schüler sehr glücklich sind, dass sie auf diese Schule gehen dürfen. Auch wenn bei manchen manchmal die Motivation fehlt, sind sie, glaube ich, gerne dort, sodass die Gesamtatmosphäre, die auch sehr von den Lehrern geprägt wird, viel fröhlicher ist, als in deutschen Schulen. Diese Fröhlichkeit zeigt sich leider aber auch in der Lautstärke der Unterrichtsphase. Und wiedereinmal: Bienvenidos al ruido de Colombia.Mein erster Eindruck, dass Kolumbianer sehr herzlich sind, wurde bei den Kindern der Schule noch übertroffen. Wenn man über den Schulhof geht, kommen immer wieder Kinder angerannt um einen zu umarmen oder (in für mich leider oft noch viel zu schnellem Spanisch) viele, viele Fragen zu stellen. Die ganze Zeit hat man ein „Hola, Profe“ (Hallo, Lehrer) im Ohr. Wenn man einen Klassenraum betritt, strahlen einem viele große Augen entgegen, die vor Neugier und Lebensfreude nur so sprühen. Dies gilt vor allem für die kleineren Kinder. Die älteren Schüler wirken auf mich etwas schüchterner, doch auch sie sind aufgeschlossen und helfen gerne.Diese Woche schauen wir uns die verschiedenen Klassen und Fächer ersteinmal nur an und werden dann am Ende der Woche entscheiden, was wir machen wollen.Hauptsächlich besuchen wir die Musik- und Englischklassen der verschiedenen Altersstufen. Ich bin sehr begeistert von Oscar, dem Musiklehrer. Er hat eine ganz besondere Art die Kinder zu motivieren und für sie alles interessant zu gestalten. Ich hoffe, dass ich mir davon ein wenig etwas abgucken kann, denn so viel Energie erlebt man nicht immer. Die Englischklassen der älteren Schüler haben mich, um ehrlich zu sein, ein wenig erschrocken, da es beispielsweise für die 10er und 11er (die letzten beiden Jahrgänge) sehr schwer war sich auf Englisch vorzustellen (Name, Alter, Hobbys) und nur wenige es geschafft haben uns Fragen auf Englisch zu stellen. Das liegt wohl vor allem daran, dass es noch nicht so lange richtigen Englischunterricht mit einer angemessenen Stundenzahl gibt. Bei den jüngeren Schülern – vorallem im Grundschulalter – war ich im Gegensatz dazu, sehr positiv überrascht. Dadurch, dass sie Englisch von Anfang an mit richtigen Büchern lernen können, beherrschen sie Englisch schon sehr gut. In diesen Klassen war auch deutlich weniger Scheu vor der Sprache zu spüren und ich habe gemerkt, dass die Kinder sehr viel Spaß am Unterricht haben. Dies stimmt mich sehr zuversichtlich, dass das Englischniveau der ganzen Schule in Zukunft sehr steigen wird und die Kinder somit bessere Chancen haben, aus ihrer Armut zu entkommen.
Lisa und ich haben schon jetzt sehr viele Ideen, was wir alles in der Schule machen wollen. Beim nächsten Mal kann ich dann hoffentlich schon davon berichten, dass wir etwas umsetzen konnten.
Liebste Grüße nach Deutschland, wo es nun ja wohl endlich so warm, wie bei uns in Cali, geworden ist..