Zwei Stuendchen Regen in Santa Marta

Miriam

Mir ist bewusst, dass in Kolumbien gerade Regenzeit ist. Deshalb regnet es hier aktuell vor allem gegen Abend gern und viel. Trotzdem gehe ich um halb 5 -natuerlich nur ganz kurz- ohne Regenschirm in den Supermarkt, der etwa 10 Cuadras, also Blocks, enfernt liegt. Was sich just als Dummheit entpuppt. Denn als ich wenig spaeter den Supermarkt wieder verlasse, hat es zu regnen begonnen.

Ok, bloed gelaufen, denke ich mir, da muss ich jetzt durch, denn wenn ich nicht allein in der Dunkelheit durch Santa Marta laufen will, kann ich es mir nicht leisten, zu warten, bis der Regen aufhoert. Hier in der Karibik wird es naemlich schon ab 5 Uhr langsam dunkel.

Doch waehrend ich also durch den Regen zurueck in Richtung Hostel haste, wird aus dem anfaenglichen leichten Getroepfel schnell ein heftiger Wolkenbruch. Es regnet ploetzlich so stark, dass ich noch etwa zwei Cuadras fast blind daher tappe und dann beschliesse, im naechsten Internet-Café zu warten, bis das Unwetter nachlaesst. Doch mit dem, was folgt, hatte ich wirklich nicht gerechnet:

Innerhalb der naechsten Stunde steigt das Wasser in der Strasse auf gute 60cm an. Selbst im Inneren des Cafés steht das Wasser bald 10cm hoch und hektisch werden noch alle Computer auf die Tische gerettet. (So bleibt der befuerchtete Stromschlag gluecklicherweise aus)

Es ist einfach unglaublich, wie schnell der Wasserspiegel steigt. Waehrend ich beobachte, wie der Strom in der Strasse nun allen moeglichen Muell und Schmutz  in Richtung Meer spuelt, frage ich mich, was wohl die ganzen Strassenkoeter in Situationen wie dieser machen.*  Bevor mir jedoch eine Antwort einfaellt, werde ich von dem traurigen Verhalten eines Mannes im Eingang des gegenueberliegenden Ladens abgelenkt. Gerade hat der Mann eine Tuete Chips leer gegessen und ich sehe, wie er daraufhin die Tuete einfach ins Wasser wegwirft. Dieses  hier leider oft zu sehende Verhalten ist mir einfach unbegreiflich!

Aber  noch mehr ist jetzt in der Strasse zu beobachten. Ein paar Kinder spielen und bespritzen sich gegenseitig mit dem dunkelbraunen Schmutzwasser -igitt!    Ein Jugendlicher betreibt waehrend dessen mit einem grossen Stueck Styropor eine Art Bodyboarding und laesst sich auf dem Wasser treiben.   Ein Erwachsener scheitert klaeglich bei dem Versuch, sich Motorrad fahrend seinen Weg durch die Wassermassen zu bahnen. In der Dreckbruehe sieht er den Bordstein nicht, rammt diesen und faellt schliesslich ins Wasser -zur Belustigung der Kinder und Jugendlichen im naeheren Umkreis.  Ein Fahrradfahrer erleidet kurze Zeit spaeter ein aehnliches Schicksal.      Ausserdem sehe ich einige Kolumbianerinnen in ultra kurzen Roeckchen und Hotpants durch das mehr als Knie hohe Wasser warten. Solche kurze Kleidung ist uebrigens bei Kolumbianerinnen jeglicher Figuren beliebt. Und wenn ich mir die Flut in der Strasse so anschaue, koennte man meinen, den Grund fuer diesen Kleidungsstil sei gefunden. Im Gegensatz zu ihnen sitze ich, die sich ihre Jeans auch nicht weiter nass (und vor allem schmutzig) machen moechte, hier naemlich gerade im Internet-Café fest.

Kurz nach 7 Uhr hoert es dann endlich auf zu regnen und das Wasser beginnt im Café abzufliessen. So schnell das Wasser da ist, so schnell ist es auch fast wieder weg. Anderthalb Stunden spaeter, also gegen halb 9 als die Strassen wieder begehbar sind, bin ich endlich wieder im Hostel. Als ich herein komme, sind auch hier gerade alle fleissig im Erdgeschoss am Putzen und ich bin heilfroh, dass mein Zimmer im 1. Stock liegt. Gegen 10 Uhr faellt dann auch noch einmal zuerst der Strom und dann das Wasser aus. Davon bleibt dann leider auch mein Zimmer nicht verschont. Wer sich bisher also gefragt hat, warum die Kolumbianer ihr Land gelegentlich LOCOmbia (statt Colombia) nennen -spaetestens jetzt duerfte alles klar sein….

*Auf dem Heimweg zum Hostel sehe ich uebrigens auch direkt wieder einen Strassenhund. Ich weiss zwar immer noch nicht wie, aber sie scheinen das Hochwasser zu ueberleben. Und nicht, wie ein Junge aus dem Internet-Café mehr oder weniger scherzhaft sagte, als Haifischfutter im Atlantik zu enden.

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1 Kommentar

  1. Das krasse ist, dass dieser heftiger Regen ein ganz neues Phenomen Konsequenz der globalen Erwärmung ist, vor 4 Jahren war das auch dort unbergreiflich! Das mit dem Müll ist leider auch hier in Deutschland, so unbegreiflich es auch mir vorkommt, immer öffters der Fall. Lässt sich vor allem nach einem heißen Tag am See beobachten….

    Danke, dass Du diese 2 ereignisreichen Stunden mit uns geteilt hast!

    Grüße aus Bonn

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