Aus „Im September…“ wurde „In einem Monat…“, wurde „In einer Woche…“, wurde „am Freitag…“, wurde „jetzt geht es los!“.
Nachdem alle Rucksäcke bis zum Rand und Gewichtsmaximum vollgepackt, Freunde, Großeltern und Bekannte verabschiedet und die Zeit bis zu eben jenem 07. September 2018 unbarmherzig vorgerückt waren, stieg ich in meiner Heimatstadt in den Zug nach Frankfurt – mit dem Gefühl:
#jetzt geht’s los
„Wer weiß wo und wie diese Reise enden wird? Wann und wie werde ich dieses Haus und alle Leute wiedersehen?“ – solche Fragen geisterten durch meinen Kopf. Die letzten Wochen waren verdammt schnell vergangen, aber ich glaube, das muss ich niemandem erzählen. Eine Nachricht, die die Aufregung noch steigerte, war, dass Lukas die ersten Wochen krankheitsbedingt zu Hause bleiben würde und ich alles bis dahin „alleine rocken“ sollte.
Wir kamen abends in Frankfurt an und dort verbrachte ich noch ein paar unruhige Stunden sogenannten „Schlaf“, bis um 4:00 der Wecker klingelt, ein Wachruf, der mich in die Realität weckte. Im Terminal traf ich dann die anderen fünf Volos (Axel, Lukas, Johanna, Sara und Leo), mit denen ich die Reise und die ersten indischen Tage verbringen sollte. Es folgte nun der Abschied von meinen Eltern. Die Abschiedsseifenblasen waren noch in der Luft, als ich das Sicherheitscheck-Tor durchschritt.
#jetzt geht’s richtig los
Der erste Flug brachte uns zu dem Flughafenmonster Paris-Charles de Gaulles und dort stiegen wir in einen Riesenflieger Richtung Mumbai. Die folgenden 9 Stunden wurden mit Filmeschauen, mittelmäßigem Flugzeugessen, Bowlingrunden gegeneinander, etc. totgeschlagen. Doch damit nicht genug! In Mumbai und somit in Indien angekommen sollte der Anschlussflug nach Trichy erst 12 h später gehen, also suchten wir uns möglichst bequeme Liegen. Doch auch hier wollte kein Schlaf gelingen. Alle waren froh, als wir endlich landeten und wahre indische Luft schnuppern konnten. Wir wurden von den liebevollen Fathers aus Trichy abgeholt und in eines der Provinicial Houses gebracht.
#jetzt geht’s richtig los in Indien
Funfact: der Flughafen muss natürlich mit einem Kuhgitter gesichert werden, wie man es evtl. von oberbayerischen Wiesen kennt, damit sich keine Heiligkeit ins Flugzeug verirrt.
Zum Abendessen durften wir in einem ziemlich noblen Hotel ein wahres indisches Festmahl genießen inklusive indischem Bier. Ein guter kulinarischer Anfang 😊
Der nächste Tag, unser erster eigentlicher Tag in Indien, wurde von de
r salesianischen Community gestaltet: zunächst gab ein einen „offiziellen“ Teil, in dem uns Infos, Tipps & Tricks für das Volontär-Leben gegeben wurden. Am Nachmittag wurden wir alle ins Auto gepackt und so konnten wir den indischen Verkehr und das Stadtbild zum ersten Mal richtig wahrnehmen: die Menschen auf der Straße, ihren Mopeds, in ihren Kleidern, bei ihren Tätigkeiten. Die Autos hupend, sich drängelnd, für uns regelliebende Europäer im Chaos. Die Häuser bunt, flachdachig, halb fertig. Erstaunlich grün die Landschaft, erstaunlich gut die Straßen, erstaunlich kalt die Klimaanlagen. Ziemlich warm, ziemlich laut, ziemlich ungewohnt…
Auf unserer Rundtour wurden wir zu mehreren Don Bosco Projekten in der Gegend geführt: darunter waren eine IT-Schule in Lalgudi, eine Grundschule mit ganz aufgeregten Kindern, sobald sie uns sahen, einer High-School, und und und… Überall wurden wir von den Directors, Fathers und dort Arbeitenden sowie den Kindern/Jugendlichen willkommen geheißen. Die Grundregel, dass in Don Bosco Einrichtungen gern, oft und viel gegessen wird, setzt sich auch in Indien fort 😊. Außerdem besichtigten wir eine christliche Wallfahrtskirche, in der eine Marienstatue verehrt wird (ein italienischer Missionar hatte hier im 20. Jahrhundert eine Marienerscheinung und ließ daraufhin die Kirche dort errichten). Das Highlight des Tages wartete dann jedoch in Thanjavur auf uns, der Stadt, in der die Don Bosco Missionare 1906 ihr erstes Haus in Indien errichteten. Dort bekamen wir – neben dem dortigen Don Bosco Projekt natürlich – den über 1000 Jahre alten Hindutempel zu sehen.
Wir wurden mit den dazugehörigen Riten und dem dahinterstehenden Glauben vertraut gemacht. Hier wird der Gott Shiva verehrt, einer der höchsten Götter (der mit den vier Armen 😉). Zu seinen Ehren bauten die mächtigen, indischen Herrscher dieser Region diesen 61m hohen Tempel – in nur sieben Jahren. Hindus gehen hier mehrmals in der Woche hin und ersuchen eine Segnung von Shiva (durch die Tempelpriester), da er als einer der mächtigsten und gefürchtetsten Hindu-Götter gilt. Gerade so konnten wir das architektonische Meisterwerk noch bei Tageslicht bestaunen, doch bald wurde es dunkel und wir traten nach einem Diner die Rückreise nach Trichy an.
Ziemlich früh am nächsten Morgen sitzen wir alle wieder im Auto und fahren zum Don Bosco Village, einer Art Landwirtschaftsschule für die ländliche Jugend, in dem gerade der Provincial (der oberste Salesianer der Provinz Trichy, die sich mit der Provinz Chennai Tamil Nadu teilt) auf einem seiner obligatorischen Besuche ist (er soll offiziell einmal im Jahr alle Projekte seiner Provinz besuchen). Von ihm wurden wir zu indischem Frühstück eingeladen (man frühstückt herzhaft in Indien!).
Unsere kleine Tamil Nadu-Vologruppe sollte sich dann nach dem Mittagessen fürs Erste zerstreuen. Jeder wurde von einem Fahrer und min. einem Verantwortlichen aus dem jeweiligen Projekt abgeholt. Es hieß noch einmal Abschied nehmen und dann stieg ich in das für mich vorgesehen Auto.
#jetzt geht’s los in Indien, in VEMBU
Ich fühlte mich ein bisschen ins kalte Wasser … ähm ins kalte Auto (denn bei 18°C ist das Auto eine fahrende Klimaanlage – und dann erklär deinem Kreislauf mal, warum es draußen doppelt so heiß ist…) geworfen vor, denn jetzt ging es allein mit drei Fathers in und durch eine unbekannte Welt. Es war angekündigt, dass unsere Reise etwa 4 Stunden dauern würde, doch durch einige Zwischenstopps, u.a. in Madurai (Besuch zweier Schulen und Flachbildschirm abholen, Tee und Mini-Samosas) und Keela Eral (Flachbildschirm abgeben und haufenweise Snacks kaufen) kamen wir erst nach knapp sieben Stunden an. Dort erwarteten mich neben der traditionellen Begrüßung mit Blumenkette und rotem Punkt die Hostel-Jungs und die restlichen VEMBU-Mitglieder. Ich wurde begutachtet und begrüßt und konnte direkt die Ausgelassenheit dieser 19 Jungs spüren, die mir viel Mut machte 😊.
#jetzt geht’s los in Indien, in VEMBU und mit den Jungs
Um 22:00 fiel ich dann in mein neues Bett im neuen Zimmer und hatte einen gesunden Schlaf. Heute, während ich gerade diesen Blog schreibe und gestern sollte ich mich erstmal entspannen & akklimatisieren. Gestern habe ich mein Zimmer eingerichtet, sämtliche Fotos aufgehängt, Ankunftsgeschenke ausgepackt und sonst hauptsächlich gegessen. Nach diesen zwei Tagen Ankunft kann es dann
#aber richtig los gehen.
Danke, dass du es bis hierher geschafft hast!!! Du wirst bald wieder von mir lesen 😊
Zahlen-resumée:
9120 km Reisestrecke +
46 h Reisezeit (inkl. Wartezeiten) +
10 Rupien ausgegeben +
5 Reisebegleiter +
= 1 Abschied = 1 Ankunft
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