Britta

Nach zwei langen Monaten ging nun auch in Aguablanca wieder die Schule los. Bis vor kurzem wussten wir noch nicht mal genau, wann der genaue Schulanfang sein wird, da die Regierung hier keine genauen Anweisungen gibt, beziehungsweise das Geld, was den staatlichen, beziehungsweise halbstaatlichen Schulen zusteht, einfach nicht rausrückt, und deswegen viele der Schulen sich im Streik befinden.

Auch unserer Schule in Aguablanca fehlt diese staatliche Hilfe im Moment und so endet der Unterricht schon um 11:00 Uhr, da kein Geld zum Kochen da ist.
Überhaupt sieht ein Schulanfang in Kolumbien ganz anders aus als man es aus Deutschland kennt. Es ist viel Spontanintät und Improvisationstalent gefordert. So stand drei Tage vor Schulbeginn weder die genaue Lehrer- noch Schülerzahl fest. Reyna erzählt uns, dass es noch ungefähr drei Wochen dauert, bis sie definitiv weiß, wie viele Schüler die Schule in Aguablanca besuchen werden, da manche einfach nicht auftauchen, beziehungsweise andere, die sich nie angemeldet hatten, plötzlich mit gepacktem Rucksack vor der Tür stehen, und keiner weiß, wohin mit ihnen.
Trotzdem kommen mir alle super motiviert vor, und auch die Schüler freuen sich, wieder in der Schule zu sein. Ich werde täglich ungefähr fünf Mal gefragt, wann denn der Klavierunterricht endlich wieder los gehe und ob es schlimm wäre, wenn man sich nicht mehr so gut erinnern könne. (Kein Wunder, nach über zwei Monaten Ferien).
Es wird im Moment wirklich jede Hand gebraucht, Hefte werden kopiert und dann per Hand sortiert und gebunden (Eine verdammte Fusselarbeit) und das Projekt „Wir werden bilingual“ in Angriff genommen.
So befinden sich nun zwei neue, junge Englischlehrerinnen an der Schule, so wie Silke, unsere neue Mitbewohnerin. Auch der Sportlehrer spricht sehr gut Englisch, da er 16 Jahre in den Staaten gelebt hat, und soll den Sportunterricht bilingual gestalten.
Ich helfe Oscar (dem Musiklehrer) dabei, englische Lieder in das Repertoire des Chores mit aufzunehmen, aber bisher sind wir noch nicht über das Aussuchen der Lieder hinaus gekommen.
Trotzdem glaube ich, dass es noch ein sehr, sehr langer Weg ist, bis die Schule wirklich endgültig bilingual ist, da einfach unglaublich viele Basiskenntnisse fehlen und die Schüler einen kaum verstehen, wenn man mal zwei Sätze hintereinander auf Englisch sagt. Den Englischunterricht tatsächlich auf Englisch durchzuführen ist sowieso absolut unmöglich, da die Schüler einen nur mit großen Augen angucken. Trotzdem geben alle ihr Bestes, um das neue Ziel so schnell wie möglich zu erreichen. 🙂