Hola (wie es sich für einen Volo in Argentinien gehört) und willkommen zurück zu meinem zweiten Blogeintrag aus Santiago del Estero, Argentinien! Drei Wochen sind jetzt seit der Ausreise vergangen und wir konnten uns nun schon etwas einleben. Dabei verlief es nicht immer reibungslos (auf Simons Blog könnt ihr alles über unsere mehrtägige Mission „Bargeld“ nachlesen), aber sonst wäre es ja auch langweilig gewesen 😉

Was mach‘ ich eigentlich so?

Unser Arbeitsalltag hat sich noch nicht ganz eingespielt, wir werden langsam an unsere Aufgaben herangeführt und fast täglich kommen neue dazu. Damit ich nicht alles doppelt erzähle und der Einblick in unseren Alltag besser verständlich/interessanter ist, muss ich euch damit leider vertrösten und berichte heute über ein eher untypischeres Thema für einen Blogeintrag. Und zwar den Umweltschutz.

Für meinen Freiwilligendienst habe ich mich – bestimmt wie viele meiner Mitvolontäre – auf einen eher mangelhaften Umweltschutz in Gastland eingestellt. Und zwar nicht angesichts der europäischen Mentalität viiiiel mehr Ahnung als der Rest der Welt zu haben, sondern aus dem einfachen Grund, weil Umweltschutz eben oft ein Luxus ist. Den sollte zwar jeder Erdenbürger in Anspruch nehmen, jedoch ist dies in wirtschaftlich- und strukturschwachen Ländern schlichtweg nicht möglich. Ein Pfandsystem gibt es meist nicht, genauso wenig wie Mülltrennung oder ein Plastiktütenverbot.

Anders als in „Alemania“

Auch hier in Santiago del Estero werden die Ausmaße der Wirtschaftskrise, die das Land zerrüttet, im Straßenbild klar: Plastiktüten, die sich in den Bäumen und Sträuchern verfangen, leere Plastikflaschen und Tetrapacks in Parks, Einwegessgeschirr auf den Gehwegen, alte Flyer und Zeitungen am Straßenrand. Es ist nicht so, dass die Straßen komplett vermüllt sind, aber für uns Deutsche, die Sauberkeit und Nachbars‘ Laubbläser bzw. Druckluftreiniger gewohnt sind, ist ein Stadtspaziergang erst einmal ein kleiner Schock.

Nicht nur „frischer“ Abfall liegt auf den Straßen, hier bleibt Müll meist länger liegen

Zwar gibt es eine Müllabfuhr, dafür aber wenig bis gar keine Aufklärung der Bevölkerung zur Müllentsorgung. Dieses Problem hat also nichts damit zu tun, dass die Argentinier schlampig wären (was sie auf keinem Fall sind; jeden Sonntag ist inoffizieller Putztag in Argentinien), sondern ist angesichts einer Inflationsrate von über 40% und einem Arbeitslosenanteil von 9,9% nicht wirklich verwunderlich. Es gibt eben „wichtigere“ Dinge, um die man sich kümmern sollte.

Viele Argentinier nehmen jetzt also die Umweltbildung selbst in die Hand und engagieren sich für den Planeten, wenn sie beispielsweise den Müll freiwillig trennen oder sich zum Müllsammeln im Park verabreden. Auch unser Projekt, das Oratorio Don Bosco, ist bemüht, Jugendlichen ein Umweltbewusstsein zu vermitteln. Schon seit längerem wird hier der Abfall in den bunten Tonnen entsorgt.

Die Tonnen im Oratorio – für argentinische Verhältnisse Vorreiter

Und getrennt wird in…

Da die Müllabfuhr den ganzen getrennten Müll wieder zusammenschmeißen würde, wird so viel wie möglich in der Einrichtung recycelt: Der Biomüll landet im Kompost des „Huerta“, eine Art Garten mit Gemüse- und Kräuterbeeten, wo die Jungs jeden Mittwoch alles über Säen, Ernten und Pflegen von unterschiedlichen Pflanzen lernen. Inhalte aus der Tonne „Papier und Karton“ werden so weit wie möglich zum Basteln bei Workshops wiederverwendet, während den angefallenen Plastikmüll eine Organisation abholt, die sich auf das Recycling der „Plásticos“ spezialisiert hat. Klar, den altbekannten Restmüll gibt es trotzdem und dieser wird auch in Müllverbrennungsanlagen entsorgt. Dennoch ist das Oratorio in diesem Sinn ein wirklicher Vorreiter und Vorbild für andere Einrichtungen.

Auch im Garten wird so viel wie möglich wiederverwendet

Die Jungs sind dabei (fast) immer sehr motiviert und fleißig und lassen sich auch zu freiwilligen Aktivitäten, wie dem „Día de Limpieza Mundial“, animieren. Im Rahmen dieses „Weltaufräumtags“ am 21. September gab es im Umweltzentrum der Stadt nämlich eine große Veranstaltung mit verschiedenen Workshops, die von Kompostieren über Recycling bis zu Yoga (was überraschenderweise von den Jungs als bester Workshop eingestuft wurde) reichten, dem Pflanzen von Bäumen und der Reinigung des Parks und des Ufers des Stadtflusses.

Die fachmännische Baumpflanzung der Jungs

Ein Samstag für die Umwelt

Trotz schönsten Wetters und des Einbüßens eines freien Samstagvormittags, waren wir als eine kleine Abordnung des Oratorios vertreten und haben u. a. fleißig mit einer Menge anderen Aktivisten in der Nähe des Río Dulce Müll gesammelt. Dabei war schon der Weg zum eigentlichen Sammelplatz gespickt mit haufenweise alten Plastikflaschen und Verpackungsmüll, weshalb die meisten Tüten schon voll waren, bevor wir überhaupt am Flussufer angekommen waren. Und auch nach den fast zwei Stunden Müll sammeln stießen wir auf dem Rückweg noch immer auf Abfall.

Viele helfende Hände…

Have a little patience (…geduld, geduld)

Ohne Frage, ein bisschen demotivierend war das schon. Aber es geht eben nicht alles auf einmal. Besonders bei diesem Thema ist einfach Geduld geboten und es ist in jedem Fall schon einmal super, dass sich überhaupt etwas tut.

Langsam wird es dann schon auch wieder Zeit zum Ende zu kommen, heute ist es leider etwas länger geworden 😉 Beim nächsten Mal melde ich mich wahrscheinlich mit einem Blog über mein „richtiges“ Volontärsleben in Argentinien. Bis dahin, Alles Gute und hasta luego,

Martha

P.S: Schaut auch beim Simon vorbei: https://blogs.donboscovolunteers.de/messimatemerienda/2019/09/22/am-rio-sin-plata/