Die ersten Tage in Argentinien, oder „was bisher geschah“…

Fast eine Woche sind wir jetzt schon in Argentinien und seit vorgestern haben mein Mitvolontär Simon und ich das endgültige Ziel, Santiago del Estero, erreicht. Nach gut zwanzig Stunden Anreisezeit von München über Madrid nach Asunción kamen wir am Donnerstag, den 5. September, am Flughafen in Córdoba an, wo uns bereits die erste Überraschung und die Antwort auf die Frage, wieso eigentlich so viele Leute in Daunenjacken herumlaufen, erwartete: 14 Grad Außentemperatur, bewölkt. Nicht gerade da, was wir uns unter Südamerika vorgestellt hatten.

Raus aus dem bayerischen Spätsommer
…in den südamerikanischen Frühling (der auch mit Palme nicht wärmer wird)

Hola Argentina, hola Eiszeit

Zwar wird es in Argentinien gerade Frühling, der ist aber auch nur ein bisschen wärmer als in Deutschland, was für meinen Mitvolontär Simon und mich drei frische Tage in Córdoba bedeutete. Denn bevor wir uns auf die Reise nach Santiago del Estero machen konnten, mussten wir auf unsere Mitfahrgelegenheit, Pater Silvio, warten, der uns mit nach Santiago nehmen würde. Unser Chef war nämlich bei einem Treffen von angehenden Salesianern aus Chile, Paraguay und Argentinien dabei, was praktischerweise in der salesianischen Einrichtung in Córdoba stattfand.

So konnten wir die Tage in Córdoba zum Erholen und Sightseeing nutzen, und uns auf die sommerlichen Temperaturen in Santiago del Estero freuen, da so gut wie jeder Salesianer, dem wir unsere Einsatzstelle mitteilten, sofort ein „Ohhhh mucho calor“ erwiderte (was soviel wie „sehr heiß“ bedeutet).

Bei diesen Gesprächen, die sich zusätzlich zum Wetter auch um die Aussprache typisch deutscher Wörter wie „Beethoven“ oder „Tschüss“ drehten, wurde uns bewusst, dass wir in unserem Freiwilligenjahr nicht nur mit der spanischen Sprache an sich zurechtkommen, sondern auch die Nuschel-Dialekt-Hürde meistern müssten.

Spanisch ist nicht gleich Spanisch

Besonders in den ersten Tagen wurden wir mit der vollen Ladung unterschiedlicher Aussprachen und deren Geschwindigkeiten konfrontiert. Natürlich war es so nicht immer einfach in einem Haufen motivierter, lebendiger Jungsalesianer eine halbwegs flüssige Konversation zu führen, jedoch sahen wir unseren Aufenthalt in Córdoba als Bootcamp für das an, was noch kommen würde. Denn eines hatten wir bereits in den wenigen Stunden in Argentinien gelernt: Das spezielle argentinische Spanisch gepaart mit einem unverwechselbarem Sprechtempo der Südamerikaner, die sich unbändig über den Besuch der „Alemanes“ (also der Deutschen) freuen, würde uns überall begegnen. Besonders in unsrer Einrichtung, wo wir vorzugsweise mit Jugendlichen aus der ländlichen Umgebung zu tun haben würden.

Begrüßen – aber richtig?!

Aber nicht nur die Sprache war für uns alles andere als vertraut, auch die überschwänglichen Begrüßungen waren etwas ganz Neues. Während man in Deutschland dem Gegenüber lediglich die Hand reicht und sich mit einem höflichen Lächeln einen Guten Tag wünscht, werden in Argentinien oft Wangenküsschen und Umarmungen ausgetauscht – auch wenn man sich gerade erst vorgestellt hat. Besonders Frauen werden so empfangen, was für mich anfangs etwas befremdlich war, wenn man nicht auf die gleiche Art und Weise wie der Mitvolontär begrüßt wird.

Jedoch haben sich die Begrüßungsgewohnheiten schnell als normal und somit als sehr herzlich herausgestellt, womit das erste, oberflächliche Eintauchen in die argentinische Kultur gelungen ist! 😉 Und auch wenn man – besonders bei einem kurzen Aufeinandertreffen – aufgrund des Küsschen-hier-Küsschen-da häufig nur damit beschäftigt ist, alle Leute zu begrüßen bzw. zu verabschieden, bekommt man trotzdem einen klitzekleinen Einblick in eine Kultur, die auf den ersten Blick so fremd scheint.

Geschichten über Geschichten…

In unseren ersten Tagen in Argentinien haben wir also schon viel gesehen und erlebt (ja und auch etwas gefroren ;)) und ich könnte noch viel über staubige, von Kakteen gesäumte Straßen, der argentinischen Vorliebe für’s Autofahren oder meinem ersten Mate-Tee schreiben, das würde den Rahmen aber bei weitem sprengen.

Endlich angekommen – Das Oratorio Don Bosco

Die nächste Zeit wird noch spannender und ereignisreicher werden, denn ab dieser Woche geht unser Freiwilligendienst nämlich richtig los. Daher freue ich mich jetzt schon demnächst mehr über unsere Einrichtung und die Arbeit hier berichten zu können. Bis dann und liebe Grüße aus – dem gottseidank wieder wärmeren – Santiago del Estero!

…und endlich wärmer