Probleme?!

Ich gehe durch die Straßen. Vielleicht sollte man eher Dreckpisten sagen. Der warme Sandstaub umweht meine Füße und hin und wieder höre ich das Knirschen achtlos weggeworfener Plastikflaschen unter ihnen. Ich gehe so vor mich hin. Eigentlich will ich nur schnell Geld holen, was einkaufen. Ein Hemd beim Schneider in Auftrag geben. Ich hänge so meinen Gedanken nach. Überhöre das (meistens) nicht abschätzig mir nachgerufene „Le blanc, ca va? (He, Weißer! Alles klar?) und gehe weiter. Passe auf, nicht in irgendwelche Schlammlöcher zu treten, die noch vom letzten Regen übrig sind.

Dann läuft eine Frau an mir vorbei. Sie nuschelt vor sich hin. Ich höre nur: „Gott, warum nur bist DU so gut?“. Ich bleibe stehen, mitten im Gedränge. Unweigerlich spannt sich alles bei mir an. Mein Hirn fängt an zu arbeiten. Mein Atem bleibt kurz stehen. „Gott warum bist DU soo gut?“ fragt diese Frau. Habe ich das richtig gehört?

Eine hier durchschnittliche Frau. Rund 30 Jahre alt. Kurze Haare, weil sie sich die Langen von der Zeit, der Hygiene und dem Geld und der Arbeit her nicht leisten kann. Die Arbeit ist einfach zu hart und anstrengend, lange Haare stören da nur. Eher Durchschnittlich: Ein Kind auf den Rücken gebunden, mit einem Handtuch. Die bunten Stoffe sind halt zu teuer. Das zweite Kind an der Hand. Auf einem Auge ist die Frau augenscheinlich blind. Ich schätze, dass eine Infektion oder so den Schaden angerichtet hat. Sehr mager diese Frau. Vermutlich warten unter einem Wellblechdach nochmal 3 Kinder auf irgendwas Essbares. Und trotzdem läuft sie aufrecht durch die Straße, lässt sich nicht fallen, kämpft weiter und murmelt: „Gott warum bist du so gut?“

Ich bleibe stehen. In letzter Zeit macht mir das Elend, die Armut an manchen Stellen echt zu schaffen. Aber jetzt komme ich richtig ins Nachdenken. Ich werde fast wütend.

Warum kommt keiner in Deutschland auf die Idee einfach mal zu denken: „Heute geht’s mir gut! Gott Danke“? Stattdessen maulen die Kinder, dass sie in die Schule und scheinbar Unnötiges lernen müssen. Die Alten sind unzufrieden, weil sie zu wenig verdienen und das allerneuste I-Phone eben nicht drin ist und der Zweitwagen kein Mercedes ist. Der Dritte fürchtet sich vor Überfremdung und der letzte trauert weil seine Wohnung anscheinend zu klein ist. Über 14% Prozent der Menschen in Deutschland glauben, dass es ihnen nicht gut geht…

Klar in Deutschland gibt es auch Probleme. Und trotzdem frage ich mich in diesem Moment: Was sind das für Probleme, im Vergleich zu denen, die die Menschen hier Tag täglich haben? Haben wir überhaupt das Recht Unzufrieden zu sein?

Viele Menschen sehen in Deutschland auch die Probleme in der „dritten Welt“. Zu gerne schieben wir die Probleme auf korrupte Staatenlenker und „faule Schwarze“. Wir sehen das Problem, aber „es findet in Gegenden statt, wo viele braune Menschen mit schwarzen Haaren leben, die für uns alle gleich aussehen“ (Frank Schätzing). Viel zu weit weg eben. Wir sehen die Korrupten, aber nicht, dass wir sie bestechen. Wir sehen die Armut, aber nicht, dass wir nicht mal einen Hungerlohn für ihre Ware zahlen. Wir sehen es und schauen weg. Lieber stecken wir das Geld in Grenzzäune.

Um unser Gewissen zu beruhigen Spenden wir hier und da mal was an Hilfsorganisationen, während wir gemütlich unseren vierten Kaffee schlürfen. Die vierte Tasse, die schon wieder Schuldbildung, Augenlicht, ein gutes Dach überm Kopf, ein veraltetes Smartphone, ein paar Momente lächeln, vermutlich eine gute Zukunft gekostet hat. Was ist Kakao, was ist Kaffee Wert? Machen wir uns Gedanken, wie viel von dem wenigen Geld das wir bezahlen überhaupt beim Landwirt, bie seiner Familie ankommt?

Bitte seht mir nach. Ich will keinem von euch den Kaffee, die Schokolade und so weiter ausreden. Ich finde mich nur in einer Situation in der ich sehr nachdenklich werde. Die mich traurig macht. Die mich sogar wütend auf die Ausweglosigkeit und die Ohnmacht macht.

Die Frau ruft: „Gott warum bist DU so gut?“ Vielleicht danken wir auch mal, dass es uns so gut geht.

Erster Schultag

Und schon wieder: Guten Morgen

Heute ist mein Erster Schultag. Ich werde um 10 Uhr hier meine erste Englischstunde geben. Ich bin sehr gespannt wie das werden wird. Gestern bei der Lerneinheit am Abend ist mir der Bildungsstand der Jungs hier aufgefallen.

Eigentlich: „Völlig unfassbar“ Diagnose auf den Ersten Blick: „katastrophal“
Pierre* mit 15 liest gerade in seiner Muttersprache sein „Erstes Buch zum Selberlesen“ (So der Titel).

Luca*, (16) muss ich einen Zahlenstrahl aufmalen um ihm Addition im negativen Zahlenbereich zu erklären (Ist -10 + 8 Gleich -18 oder gleich -2 und warum).

Jean* muss man erklären wie man Brüche kürzt. Er macht dieses Jahr Abitur.

Ich bin sehr gespannt wie gut die hier in der Schule nebenan Englisch können.

(EDIT: Diese Zeilen füge ich nach meiner 1. Stunde als Lehrer ein:)

Der Bildungsstand in Englisch ist wirklich ziemlich niedrig. Ich habe heute 15 bis 20-Jährigen die Zahlen auf englisch beigebracht. Wir haben zusammen die Sätze „Ich heiße … und habe … Geschwister“, sowie „ich bin … Jahre alt“ geübt. Mehr ist leider nicht drin. Aber wir bleiben dran und es war sehr entspannt, dass die Jungs wirklich gut mitgemacht haben und es für mich wirklich einfach war zu unterrichten. Es hat mir Spaß gemacht.

Auch wenn hier vieles nicht so einfach klappt und es viele „Bildungslücken“ gibt, sind die Jungs hier echt interessiert und auch fleißig am Lernen.

(Ende des Einschubs)

 

Das die Jungs hier viele „einfache Sachen“ nicht können liegt sicher nicht an der Intelligenz. Viele hier sind „Blitz-gscheid“, haben aber nie die Möglichkeit gehabt eine solide Schule zu besuchen. Viele hier müssen ja auch auf dem Kakao-Feld arbeiten.

Apropos Kakao:

Gestern hat die Regierung der Côte d’Ivoire den Kakao-Preis für die folgende Kampagne (ca. bis Mai) festgelegt. Für 1Kg Kakao zahlt der Staat 700 Francs (1,16€) letztes Jahr waren es noch 1000 Francs (1,66€). Leider hat die westliche Welt beschlossen dieses Jahr weniger zu zahlen.

„700CFA pro Kg“ Die Regierung zahlt diesen Preis jetzt unabhängig von den Schwankungen der Börsenpreise. (Schwankungen werden also vom Staat ausgeglichen und geben so Stabilität und bessere Berechnung für die Landwirte) Aber die 50 Cent Umsatzeinbuße pro Kg machen das Leben hier für ganz viele: sehr schwer. (von 50 Cent kann man nämlich 3mal Mittagessen) Da die Elfenbeinküste der Weltweit größte Kakaoexporteur ist, lebt hier fast Jeder davon. Kinder kann man nur zur Schule schicken, wenn man absehen kann, dass das nächste Jahr gut läuft und man einigermaßen stabilen Gewinn machen kann. Bei einer Preisreduktion von 30% von heute auf morgen, bleibt eben nicht viel übrig (Jedenfalls kein Geld für eine Tafel Schokolade zwischendurch – nicht zum Lachen).

(So nebenbei: Wir sollten uns mal Gedanken über Lebensmittelspekulation machen)

Viele Kinder müssen also aufgrund schlechter Kakaopreise weiter auf dem Feld rumlungern und Kakao ernten anstatt zur Schule gehen zu können.

Zum Abschied sage ich noch: Viel Genuss beim nächsten Kaba. Mir jedenfalls vergeht der Appetit.

Schönen Tag euch und allerliebste Grüße.

Martin

 

(*Namen sind natürlich geändert, die Jungs könnten aber tatsächlich so heißen…)

Ankunft 3.0

 

Bon matin! (Guten Morgen)

Dieser Artikel erscheint eine Woche in Verzug…

Vor kurzem (naja schon eine Woche her, aber ich hatte leider kein gutes Internet) war also Ankunft 3.0 für mich. Warum Drei-Punkt-Null? Naja die erste Ankunft war in Abidjan vor nun mehr fast drei (inzwischen vier) Wochen. Die zweite war dann gestern vor drei Wochen in Duékoué und letzten Sonntag bin ich dann vollends hier an meiner zukünftigen Wirkstätte im Foyer angekommen.

„Foyer“ C’est quoi? (Was ist jetzt auch das)

Das ist gar nicht so schwer wie es sie anhört. Ein Foyer ist erstmal ein Wohnplatz, eine Unterkunft und Wohngemeinschaft (Don Bosco hat diesen Begriff auch schon verwendet). In meinem konkreten Fall handelt es sich hier um ein Kolleg für Schüler zwischen 12 und 21 die hier wohnen und tagsüber (Morgens und Mittags) hier zur Schule, (auf dem Salesianer-Gelände gibt es eine Berufsschule) oder in eines der umliegenden Gymnasien gehen (derer gibt es in Duékoué mindestens fünf).

Und Meine Aufgabe?

Man könnte mich als Präfekt, 1.Offizier, Vorsteher, Aufpasser, Begleiter, Lehrer, Freund, Helfer, „Löser vieler Sorgen und Probleme“, Bruder, Mädchen für alles, Verantwortlicher, Chef… bezeichnen. Das heißt, sobald die Jungs heimkommen habe ich auf jeden Fall alle Hände voll zu tun, es wird erstmal mittaggegessen und gearbeitet, gelernt, geduscht (Da brauchen sie mich tatsächlich nicht), Sport gemacht, gebetet…

Da über die letzten Wochen (Sommerferien) hier absolut niemand da war, haben wir in der letzten Woche viel Gearbeitet. Zum Beispiel musste man dringend Rasenmähen (mit Machete), die Hecken schneiden (mit Machete) kehren und Putzen (geht auch mit Machete – viel besser aber mit den kleinen Besen) Fische aus dem Eisblock hacken (Mit Machete und Hammer), Bäume stutzen (mit Machete), 50kg Reissäcke schleppen und so weiter (alles mit Machete).

Nach der Arbeit ist eine Stunde Sport ziemlich wichtig. Als Ausgleich zur „Handarbeit“ mit dem Krumm-Messer spielen wir meistens ein Fußball.

Leider sind die Fußbälle vermutlich, wie die Autos hier, nach der vollständigen Abnutzung in Deutschland hierher importiert wurden und werden hier noch „als völlig Neuwertig“ verkauft. (Die Ballpumpen sind exakt in selbem Zustand.)

Lernen

Abends um 20:00 Uhr (Ich habe den Sinn auch noch nicht ganz durschaut) fängt man dann noch an fast zwei Stunden lang zu Lernen. Jeder das was er will und braucht. Ich unterstütze dabei gerne die Jungs. Derer sind es übrigens noch 22 bald aber schon 35. (ziemlich viel Arbeit und noch mehr Spaß) Bei meiner ersten Lerneinheit, haben schonmal einige bewiesen, dass sie Prima im Sitzen schlafen können. Aber klar, die müssen ja auch schon um 5:00 Uhr wieder aufstehen um pünktlich zur Schule zu gehen und evtl. Noch kurz zur Messe zu gehen…

 

Meine Aufgaben sind also ziemlich vielfältig und manchmal fühle ich mich wie im Zeltlager.

Warum das ganze hier manchmal wie ein sehr langes Zeltlager ist:

Zeltlager. Naja Zelte haben wir nicht, aber die Blechdecke macht bei Regen noch schlimmer Lärm als Zeltstoff. Und hier geht das auch 12 Monate und nicht 12 Tage. Es gibt kein Lagerfeuer und für die Jungs keinen Kaba… Aber es gibt auch

Gemeinsamkeiten zum Zeltlager: Ich habe hier auch eine Betreuer Funktion und obendrein sind die Jungs hier auch völlige Chaoten aber ziemlich lustige dafür. 😉 Abends nachdem alle im Bett sind (wenn sie dann endlich mal Ruhe geben) gibt es manchmal noch Bier mit den Paters hier. Und Gekocht wird hier: Über offenem Feuer. Strom gibt es auch nicht immer und Die Einrichtung der Zimmer fällt hier nur bedingt besser aus wie die in einem Zelt. Ich kann mich hier jedenfalls nach nur drei Wochen schon richtig wohl fühlen und bin sowohl super auf- als auch angenommen

Alles in Allem gefällt mir das hier sehr gut. Ich habe was zu tun und viel Spaß dabei. Endlich geht es so richtig los. Mein Französisch fängt langsam, an besser zu werden. Gott sei Dank.

Beste Grüße et Bonne Journée Mart!en

Voll des süßen Weines?!

manchmal andächtig…

Adoration – so nennen die das, was hier jeden Donnerstag passiert und für einen westeuropäischen, bodenständig katholisch erzogenen erstmal sehr verwirrend ist.

Hallo liebe Leser,

heute Abend möchte ich euch der von der Kirche berichten. Keine Angst, dieser Blog verkommt nicht zum Ein-Jahr-Afrikanische-Kirche-Blog. Tatsächlich aber beginnt meine eigentliche Arbeit erst in ein paar Tagen (da werde ich dann auch mal mehr davon berichten). Deshalb habe ich gerade noch Zeit mit vielen Menschen zu sprechen, zu spielen und eben auch in die Kirche zu gehen. Und davon jetzt mehr:

Hier finden grundsätzlich und jeden Tag eine bis zwei Messen statt. Das liegt wohl daran, dass auch Afrikaner in Langschläfer und Nachtwandler unterteilt werden können. Donnerstags wird aber (nach alter Tradition) nach der Morgenmesse das Allerheiligste für eine Anbetung ausgesetzt (d.h. Christus – ja Gott selbst – wird in Form einer gewandelten Hostie (Brot) auf dem Altar in einer Monstranz (Goldenes Aufbewahrungsgefäß mit Fenster) verehrt. Verehrt (beten, klagen, danken, bitten…) von allen die eben gerade Vorbeikommen, Zeit haben oder sich Zeit nehmen. Abends findet dan die große Adoration statt.

Es ist ja nicht so das hier Kirche eh schon lebendiger, mit E-schlagzeug und Chor gefeiert wird, aber Donnerstags zur Adoration (Verehrung) – wenn der Leib Chriti wieder eingesetzt (verpackt) wird – dann geht hier die Meute richtig ab. : ) Hier tanzen die vor Christus so krass, dass jede „Disse“ in Deutschland direkt wieder zumachen kann.

… oft geht’s hier aber ab!

Hier wird mit so einer Überzeugung und Freude gesungen und geklatscht, das ist echt unglaublich. Als ich das zum erten mal gesehen habe dachte ich an die Pfingsterzählung der Bibel. Da heißt es nämlich, als die Jünger begeistert von Gott anfangen zu erzählen:

Andere aber spotteten: Sie sind vom süßen Wein betrunken. (Apostel. 2,13)

Ich habe mir auch Überlegt. Ich habe da etwas mir fremdes miterlebt und konnte das nicht verstehen. Da kommen so Gedanken wie: Ist das nicht unwürdig, falsch, und unhöflich vor Gott selbst, so die Sau raus zu lassen? Ist das (reflektierter-) Glaube oder sind die gerade echt alle zu und verstehen nicht um was es wirklich geht? Darf man das?

Jetzt, ein paar Gedankenstunden weiter, glaube ich, dass die Menschen hier in ihrer ganz eigenen (für uns fremden) Sprache zu Gott reden (das heißt es so ähnlich ein bisschen früher in dieser Bibelstele). Und diese Sprache des Tanzes und des Gesangs, des Gebetes zu Gott, die beherrschen die hier fließend. Die beherrschen die jeden Donnerstag, wenn Piano und Trommel den Takt geben und mit erhobenen Händen durch das Kirchenschiff gefeiert wird. Die sind also nicht besoffen, sondern haben eine Art Gott zu ehren, zu beten, entwickelt, die dem Normalchrist in Europa vielleicht fehlt.

Gott zu Ehre muss man auch mal abdancen dürfen. Bei dem Leid (materielle Armut ist glaube ich sogar das kleinste der Übel), das die Menschen hier täglich erfahren und das sie Gott schon auch klagen, ist Feier und Tanz vielleicht auch bitter nötig.

Das Schild hier erzählt mit seinen Einschusslöchern ein bisschen vom Leid

Ich bin sehr gespannt was ich über die Menschen hier lernen kann, was sie wirklich glauben und was sie wirklich fühlen.

In sofern rufe ich auf: geht mal in die Kirche und fangt an zu tanzen und zu klatschen – Gott so richtig zu ehren; Ich kann das nicht immer brauchen, aber hin und wieder geht einem da das Herz auf.

Gute Nacht und allerbeste Grüße

Mart!en

Wo;

 

Wo;

Gott wo bist DU
scheint der chinaspielzeugverkäufer auf dem markt durchs megaphon zu fragen
Gott – antwort?

Gott hilf mir
liest man der jungen Frau mit nichts außer vier Kindern von den lippen
Gott – hilfe?

Gott zeig DICH
fleht das Kind vor dem fast leeren kochtopf
Gott – wo;

und plötzlich fängt Er zwischen den ständen an zu singen
wippend bewegt sich die Familie auf dem heißbraunen dreck im takt
klatschend verdrängt Es unter dem planendach die not

für einen moment?!

weil Gott übergreifende Gemeinschaft ist, tanzen Sie
weil Gott umfassenden Liebe ist, können Sie lachen
weil Gott nie endende Hoffnung ist, leben Sie weiter

den lärm zunichte
der gewalt zum trotz
der armut entgegen

für einen kurzen augenblick bleibt die dauertrauer stehen!
Hoffnungstanz auf dem auswegslostränenmarkt
denn ER ist da – in jedem Mensch!

JpE
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Gedanken

Hier mal ein kleiner Bibeltext:

1 Der Herr Sprach zu Mose: 2 schick Männer aus, die das Land Kanaan erkunden, das ich den Israeliten geben will! […] 3 Da schickte Mose von der Wüste Paran auf den Befehl des HERRN die Männer aus. Sie alle waren Anführer der Israeliten. […] 17 Mose schickte sie aus das Land Kanaan zu erkunden und sagte zu ihnen: „zieht von hier durch den Negeb hinauf ins Gebirge! 18 Seht, wie das Land beschaffen ist und ob das Volk, das darin wohnt, stark oder schwach ist, ob es klein oder groß ist; 19 seht wie das Land beschaffen ist, in dem das Volk wohnt, ob es gut oder schlecht und wie die Städte angelegt sind, in denen es wohnt, ob sie offen oder befestigt sind 20 und ob das Land fett oder mager ist, ob es dort Bäume gibt oder nicht. Habt Mut und bringt Früchte des Landes mit! Es war gerade die Zeit der ersten Trauben. 21 Da zogen sie hinauf und erkundeten das Land von der Wüste Zin bis Rehob bei Lebo-Hamat […] 22 und kamen bis Hebron. […] 23 Von dort kamen sie in das Traubental. Dort schnitten sie eine Weinranke mit einer Traube ab und trugen sie zu zweit auf einer Stange, dazu auch einige Granatäpfel und Feigen. 24 Den Ort nannte man später Traubental, wegen der Traube, die die Israeliten dort abgeschnitten hatten. 25 Nach Vierzig Tagen kehrten sie von der Erkundung des Landes zurück. 26 Sie gingen und kamen zu Mose und Aaron und zu der ganzen Gemeinde der Israeliten in der Wüste […] Sie berichteten ihnen und der ganzen Gemeinde und zeigten ihnen die Früchte des Landes. 27 Sie erzählten Mose: Wir kamen in das Land, in das du uns geschickt hast: Es ist wirklich ein Land, in dem Milch und Honig fließen. Das hier sind seine Früchte. 28 Doch das Volk, das im Land wohnt, ist stark und die Städte sind befestigt und sehr groß. […] 30 Kaleb besänftigte das Volk, das über Mose aufgebracht war und sagte: Wir werden hinaufziehen und das Land in Besitz nehmen, wir können es bezwingen. 31 Die Männer aber, die mit ihm hinaufgezogen waren sagten: Nein, wir können nicht zu dem Volk hinaufziehen; es ist stärker als wir. 32 Und sie verbreiteten bei den Israeliten ein Gerücht über das Land, das sie erkundet hatten und sagten: Das Land, das wir durchwandert und erkundet haben ist ein Land das seine Bewohner auffrisst; das ganze Volk, das wir in seiner Mitte gesehen haben, ist von riesigem Wuchs. 33 Sogar die Riesen haben wir dort gesehen […] wir kamen uns selbst klein wie Heuschrecken vor und auch Ihnen erschienen wir so.

 Numeri 13,1-33

Die Trauben dieses Dienstes! Auf das sie Süß und reichlich sind.

Hallo meine lieben Leser,

heute mal keine Geschichte zum Erlebten, sondern ein Gedanke zum Auslands-Dienst:

Kurz vor meiner Ausreise aus Deutschland hat mir ein befreundeter Pfarrer diesen Text mit auf den Weg gegeben und tatsächlich denke ich häufig daran. Mose schickt Männer aus das Land zu erkunden in dem Sie wohnen möchten. Sie finden viel Tolles aber auch scheinbar unüberwindbare Hindernisse, die jedes „Weitermachen“ unterbinden. Gerade für ein Volontariat im Ausland ist das extrem passend. Wir rund 50 Don Bosco-Volontäre haben uns dieses Jahr auch aufgemacht, ein neues Land zu erkunden.

Und dabei stoßen wir immer wieder auf „Riesen“ und auf „Trauben“. Immer wieder stellen sich mir riesen Probleme in den Weg (zum Beispiel die Sprache, die Kultur, meine Aufgaben als Volontär…), oder ich bekomme riesen Ängste (mach ich alles richtig, werde ich den Anforderungen und Erwartungen gerecht, nehmen mich die Menschen hier an, bin ich sicher, was mach ich hier überhaupt?!…). Da fühlt man sich ganz schnell „heuschrecken-klein“. Da hilft es mir dann an die Trauben zu denken und mehr noch an den Ausspruch des Kaleb: „Wir können [sie] bezwingen“.

Übrigens habe ich festgestellt, dass die Riesen oft nur Brüder des bekannten Scheinriesen Turtur (aus der Augsburger Puppenkiste) sind: Geht man auf sie zu, werden sie immer kleiner. Und Bis jetzt hat es sich tatsächlich gelohnt jedes Problem anzufassen, während die Riesen nämlich immer kleiner werden, gewinnen die Trauben jeden Tag aufs Neue mehr Frucht hinzu…

Mögen eure Riesen heuschrecken-klein und die Trauben riesengroß werden!
Deshalb: Haut rein – was gibt es schon zu verlieren; aber so viel zu gewinnen

 

Beste Grüße aus der Côte d’Ivoire
Mart!tng

Das kann ja was werden!

So und schon wieder gibt es was von mir, aber diese Story kann ich euch einfach nicht vorenthalten! Nachdem ich heute also gut angekommen bin und mein Zimmer bezogen habe, mit ein paar Jungs Basketball gespielt (Junge bin ich schlecht im Körbe werfen…) und einen Gottesdienst besucht habe, hat der Wind aufgefrischt. (Das bedeutet meteorologisch: Wind mit Stärke 4-5; ziemlich heftig also)

Père Xec und ich wollten uns gerade gemütlich zum Abendessen setzen, als es einen riesen Schlag getan hat. Das Problem: Der Knall war von Dauer. Man kann es sich nicht vorstellen (also ich konnte es jedenfalls nicht) aber es war Regen! Und wie. Ich habe ja schon oft richtigen Regen erlebt, aber so was habe ich noch nicht gesehen. Es hat auf einmal (!) so stark mit regnen angefangen, dass in sekundenschnelle reißende Bäche durch das Missionsgelände gelaufen sind und vom Dach ärmel-dick das Wasser schoss. Nun so weit, so gut – das eigentliche Problem kommt erst jetzt.

Man stelle sich folgendes vor: Ich sitze im Auto – ein alter Toyota Pick-Up – mitten in Afrika, es regnet, es ist Nacht (man sieht wortwörtlich die Hand vor Augen nicht) und auf dem Boden steht knöchelhoch – Ach was, mindestens wadentief Wasser. Immerhin die nasse Erde riecht himmlisch. Wir preschen mit Höchstgeschwindigkeiten durch die Wassermassen und suchen eine Tankstelle. Während der Scheibenwischer außen fast verzweifelt bin ich innen tatsächlich dabei genau das zu tun. Der Lappen, mit dem ich versuche die Sicht innen einigermaßen frei zu halten und die vollständige Flutung des Autos zu verhindern (weil die Frontscheibe leider nicht dicht ist) ist auch schon vollkommen durchweicht. Aber diesen außerhalb des Autos aus zu wringen ist jetzt auch nicht die Idee…

Warum aber sind wir eigentlich bei diesem Wetter auf der Suche nach einer Tankstelle?
Naja nach dem der Regen angefangen hat (also eher ein regelrechtes Gewitter) war auch der Stromausfall nicht mehr weit. Hier gibt es zwar einen tollen, von der UN gesponserten Generator, der das gesamte Gelände mit Energie versorgen kann, wenn die Versorgung der Stadt ausfällt, aber ohne Sprit geht da halt auch nix.

Die ersten 2 Tankstellen waren zu (weil Gefahr von Raubüberfällen bei der schwarzen Nacht – Wer will denn bei dem Regen eine Tanke überfllen?!). Die dritte hatte dann geöffnet (war auch ein Sicherheitsdienst da). Ich also (im übrigen schon vollkommen durchnässt) beim Versuch das Auto von innen trockenzuhalten, während Xec 2 Kanister volltankt. Und dann als wir, nach einem weiteren Wildwasserrafting, beim Generator waren, hat der auch noch Probleme bei der Zündung: Korrosion. Naja Abenteuer war das jedenfalls – ich wurde schonmal herzlich hier von Mutter Natur in Duékoué empfangen.

Wenn es so weitergeht wird es sicher unterhaltsam. Der Abend war dann auch erledigt und jetzt, 2 Stunden nach der Generator-aktivierungs-aktion schüttet es immer noch ziemlich krass – Regenzeit eben.

Bilder von der unglaublich schönen Kirche und dem Regen kommen bald. (C’est uncroyable!)

Ich wünsche alles Gute Bis bald

Marten

Mit dem Bus durch die Ivorische Küste

Sonnenschrime mit Mülltüten – gegen Regen
Der Bus – Eng aber lustig
HIer fährt fast alles einen Asiaten! Im Hintergrund: Armut
So schön

So liebe Leser,

danke fürs Vorbeischauen, ich bin echt froh für die positiven Rückmeldungen (benutzt auch gerne die Kommentarfunktion) und dass es mittlerweile schon über 300 verschiedene Besucher sind. Danke ;D

(Wer will kann sich ja auch mal die anderen Blogs meiner Mitvolontäre in der ganzen Welt anschauen: HIER)

Jetzt aber zum Eigentlichen: Heute war meine 2te Ankunft. Ich bin heute mit dem Bus von Abidjan nach Duékoué (dem Ort meines Projekts) gereist.

Bus fahren ist hier zwar nicht so bequem wie in Deutschland, dafür aber ziemlich lustig und Teils Abenteuerlich. Der Komfort wird schon dadurch enorm eingeschränkt, das in einen Bus in dem in Deutschland vielleicht 40 Plätze wären locker mal 80 Personen sitzen können. Das kommt dadurch zustande, dass der Sitzabstand um 1/3 verkleinert wird und statt 4 Plätzen pro Reihe halt 5 sind. Und dann kann man ja auch noch auf den Fußboden sitzen… Im Gegensatz zum Deutschen Schienenverkehr geht die Klimaanlage aber so gut, dass man fast Krank davon wird (ich hätte echt einen Pulli mitnehmen sollen) und auf jeden Fall erstmal einen Schock bekommt, wenn man wieder aussteigt.

Klima technisch ist es hier in Duékoué ziemlich heiß und zudem sehr feucht. Spannend ist auch, dass die Sonne fast vertikal ganz oben im Himmel steht! Vorteil zu Abidjan: nicht so viel Salz in der Luft.

Was den Komfort in den ivorischen Bussen auch absenkt, dafür aber den Abenteuerwert um viele Prozentpunkte anhebt, sind die Straßenverhältnisse hier. Zwar Teer, aber ziemlich löchrig. Es handelt sich aber nicht um harmlose Schlaglöcher, sondern mit Gruben, sodass der Bus schonmal eine halbe Sekunde im Freien-fall ist. Danach sind aber alle wieder wach, weil sie sich den Kopf an die Decke gestoßen haben. Klingt komisch und tut auch ziemlich weh…

Hin und wieder kommt außerdem mal das Militär und legt Rechen auf die Straße (richtig, damit die die wegtun muss man Geld zahlen) – Nicht umsonst hat diese 600km Fahrt ganze 10 Euro gekostet 😉

Oder man hält man kurz zur Pippi-Pause. Da das nette Sanifair-Team hier noch nicht eingefallen ist, können alle 80 Mitfahrer ganz entspannt an das Maisfeld pinkeln.

Nach wunderschönen Feldern und Wäldern, die hin und wieder mal durch eine Müllhalde abgetrennt wurden kamen wir nach 8H Fahrt dann auch an. (ich habe mindestens 10 Busse gesehen, die aus Deutschland importiert wurden und auch noch so lackiert waren. (z.B Meier Reisen…)

Ah fast hätte ich vergessen – im Bus lief natürlich immer lustige Tanzmusik, sodass (wer sich nicht gerade vom letzten „Schlaggraben“ erholen musste, oder sich krampfhaft auf das nächste Hindernis vorbereitet) hart am tanzen war. Hin und wieder kamen auch ziemlich lustige Kurzfilme auf den 2 Bildschirmen im Bus und alle haben gelacht.

Und dann waren da noch die zahlreichen Pausen mit den Verkäufern. (einmal war ein „Apotheker“ da, der 20km mitgefahren ist und unbedingt sein Allheilmittel an den Mann bringen wollte) Sonst hat man direkt aus dem Bus raus gekauft. Fenster auf und aus den Körben, die die Auf dem Kopf tragen einfach herausgenommen – Die können übrigens alles auf dem Kopf tragen, teilweise müssen sogar 2 Menschen helfen, damit die das da rauf bekommen. Wenn aber alles auf dem Kopf verstaut ist laufen die freihändig Marathon wenn’s sein muss.

Jetzt bin ich jedenfalls super angekommen und auch aufgenommen worden. Mir geht’s Prima!

Danke für Eure Aufmerksamkeit und die Mühe das hier zu lesen.

Ich schicke viele Grüße nach Deutschland (und in die Welt liebe Mit-Volos) und verbleibe bis zum nächsten Mal mit besten Grüßen

Euer Mar!teng (wie die hier zu sagen pflegen)

Au nom du Père et du Fils et du Saint-Esprit

Guten Mittag liebe Leser,

heute ist mein erster Sonntag nur 5 Längengrade nördlich des Äquators und folglich fand heute auch mein erster Kirchgang in der Côte d’Ivoire statt. Also habe ich mich heutre morgen ausnahmsweise schon um 7:30 aus dem Bett geschählt um pünktlich um 8:30 an der Franz von Assisi Kirche hier im Stadtteil Koumassi zu sein.  Da auch schon um 7:00 ein Gottesdienst stattgefunden hatte konnte man erst so gegen 8:40 Auf das Kirchengelände. Die ca. 500 Kirchgänger (in der Kirche und nochmal soviele vor der Kirche – Also über tausend Menschen…) mussten ja schließlich raus, bevor die nächsten kommen konnten…

Während dem Gottesdienst. Eigentlich ganz vertraut alles. – Außer natürlich die meist bunten Gewänder; Toll!

Der Gottesdienst läuft hier genauso römisch-katholisch ab wie bei uns. Das hat den Vorteil, das man die Gebete ziemlich gut versteht, weil sie eigentlich nur Übersetzungen von dem sind, was wir in der Kirche beten 😉 . Musik funktioniert hier aber ein bisschen anders. Vorne singt ein Chor (echt ganz gut) mit Musik dazu (viele Trommeln und eine ziemlich coole E-Orgel). Die Texte sind den Menschen hier nur teilweise bekannt und wer nicht mitsingen kann, klatscht und wippt zumindest kräftig mit.

Normalerweise gibt es sogar 3 Gottesdienste am Sonntag, es sind aber Ferien gerade (deshalb nur 2), sagt mir der Salesianerpater, der auch den Gottesdienst geleitet hat. Gibt es noch so viele Ähnlichkeiten, die Stimmung ist hier jedenfalls grundanders als in Deutschland. Jeder freut sich hier her zu kommen und mit ein paar Menschen zu reden. Alle machen überzeugt mit. Von einer regelrechten Privatisierung zum Privatglauben („ich kann auch ohne Gottesdienste und Kirche gläubig sein oder so“ – wie viele in Deutschland sagen) ist hier nicht viel zu spüren. Wer täglich sich auf der Straße begegnet, miteinder tanzt und lacht der geht auch gerne zusammen zur Messe. Ganz tolle Gemeinschaft jedenfalls. Die Menschen teilen hier ihre Zeit miteinander, ich glaube das wirkt sich auch auf die Zufriedenheit aus.  Außerdem macht  ein Altersdurchschnitt von wesentlich unter 40 Jahren natürlich auch einen Unterschied zu unseren Kirchgängern 😀

Maria, die uns führt (links) und oben der Heilige Franz.
Naja, eigentlich ist hier nicht so viel los auf der Straße wie normal.

Ich freue mich euch mal bald wieder zu berichten.

Beste Grüße

Martin