Herzen gewinnen

Was macht den Don Bosco aus? Was ist der unterschied zwischen seiner Pädagogik und anderen Konzepten?

Eigentlich lässt sich das ganz einfach erklären: Don Bosco prägt den (auf den ersten Blick zugegebenermaßen etwas seltsamen) Satz „DA MIHI ANIMAS, CETARA TOLLE“ (Freie Übersetzung: „Gib mir Seelen [Herr], alles andere nimm). Was meint das jetzt? Don Bosco möchte damit natürlich erstmal ausdrücken, dass er gerne viele Kinder (viele Seelen) um sich versammeln möchte. Viel wichtiger ist aber: er möchte die Herzen der jungen Menschen gewinnen.

Hier im Foyer bin ich nicht nur „der große Bruder, oder Betreuer“, sondern auch ein wenig Verantwortlicher und vielleicht helfe ich sogar ein kleines Stück bei der Entwicklung der Jungs mit. Natürlich ist da das Thema Autorität gar nicht so einfach. Viele sind in ähnlichem Alter wie ich oder nur etwas jünger. Klar, dass da jeder versucht Grenzen auszutesten, oder einfach mal faul zu sein.

Genau hier setzt dann jetzt der Ansatz von Don Bosco (der übrigens am 31.Januar sein großes Fest feiert) an. Wer nicht gehorcht kann ja einfach abgestraft, geschlagen, oder nach Hause geschickt werden. Oder man fühlt in die Jungs rein, man versucht sie zu verstehen, sie bedingungslos anzunehmen und „zu lieben“. Dann kann man ihre Herzen gewinnen. Und dann, wird jede Strafe sinnlos und sogar Überflüssig.

Braucht‘ dafür Worte? #AbsoluteStars

Das ist natürlich sehr schwer und ich glaube, ein Jahr ist dafür auch echt kurz. Um wirklich Herzen zu gewinnen muss man nämlich vor allem eins: Sich viel Zeit nehmen und sich selbst den Kindern anvertrauen. Trotz allen Schwierigkeiten bin ich aber überzeugt, dass die Jungs vertrauen, Freundschaft und Wertschätzung zu mir fassen. Ich beginne Herzen zu gewinnen. Das macht echt spaß. Es ist cool zu sehen, wie sich Kinder verändern und anfangen sich einem anzuvertrauen und der Respekt zu einem nicht von der, mit Kraft erzwungenen, Autorität herrührt. Man wird zur „Familie“.

Freunde!

Menschen, Leben, Tanzen, Welt

Liebe Freunde: hier kommt ein ausschnitt aus meinem Zwischenbericht. Neue Texte kommen balt. Ich freue mich schon darauf

Menschen

Alles begonnen hat hier mit meiner Ankunft am 6.September 2017 in Abidjan, der Hauptstadt dieses im Westen Afrikas gelegenen Landes. Seit nun schon vier Monaten bin ich hier und habe in dieser Zeit, die schneller als alle Zeit meines vorherigen Lebens verflogen ist, einiges an mir und vielleicht auch manches vor Ort verändert. Ich lebe hier gemeinsam mit drei Mitbrüdern (SDB) zusammen, die trotz aller Probleme zu richtigen Brüdern für mich geworden sind. Im Gebäude nebenan wohnen sechs Schwestern (FMA), auch zu diesen pflege ich guten Kontakt. Das ganze Projektgelände besteht aus dem Areal einer Kirchengemeinde (Parroisse Saint Thérese de l’enfant Jesus) und einer Plantage (Kakao, Kaffee, Kautschuck). Auf dem bewohnten Gebiet gibt es eine alte (zu klein gewordene) und eine neue Kirche, Wohnbereich für die Brüder und die Schwestern, einen kleinen Krankenflügel, eine Bühne mit Ränge für bis zu 3000 Besucher, eine Berufsschule Centre Professionnel Artisanal et Rural (CPAR), ein Sportareal, ein Foyer für bis zu 40 Jungs und ein Foyer für Mädchen (dieses Jahr knapp 70 Mädchen). Vom Haupthaus der Salesianer geht man jeweils ca. 300m bis zu den Foyers und nochmal 200m bis zum CPAR. Etwa fünfzig Prozent des gesamten Geländes macht dieser Teil aus, der Rest ist die (auch von den SDB bewirtschaftete) Plantage.

Vom Leben

Ich lebe hier im Foyer Saint Jean Bosco (zu Deutsch: Foyer des Heiligen Johannes Bosco) und betreue hier rund um die Uhr 36 Jungs, die im Alter zwischen 10 und 25 Jahren sind. Das Alter kann man leider nicht so genau bestimmen, weil sie es oft selbst nicht wissen. Außerdem kann das geistige Alter je nach Tagesform schon mal um die zehn Jahre schwanken. Manchmal verhalten sich selbst die 20-jährigen wie kleine Kinder. Eine spannende, oft sehr spaßige und doch anstrengende Sache. Rund um die Uhr heißt, dass ich tatsächlich 24 Stunden, sieben Tage die Woche im Foyer, oder zumindest auf dem Gelände der Parroisse bin. Nur selten verlasse ich für kleine Einkäufe oder Spaziergänge das Areal. Betreuen heißt hier, dass ich die Jungs morgens um 05:00 Uhr wecke und wir dann gemeinsam ca. eine halbe Stunde lang arbeiten. Es wird gekehrt und geputzt. Danach bereiten sich einige auf die Schule vor und die Anderen gehen nochmal bis um 08:00 Uhr ins Bett. Ich selbst lege nach dieser Arbeit auch nochmal zwischen 05:30 und 07:00 Uhr einen kleinen Morgenschlaf ein. Danach bereite ich meinen Englischunterricht vor, den ich Montag-, Dienstag- und Mittwochmorgens im CPAR jeweils eine Stunde gebe. Bis es soweit ist, dass ich mit meinen Schülern Englisch lerne, helfe ich häufig den Jungs nochmal eben bei Hausaufgaben, spiele mit ihnen Dame, Tischkicker, UNO, TamTam oder ähnliche lustige Sachen. Wenn mal einer der Jungs krank ist, gehe ich mit Ihm zur Krankenschwester oder auch mal ins Krankenhaus, oder verarzte, bei kleinen Blessuren, schon auch mal selbst (Martin, der Medizinmann). Der Rest vom Vormittag geht also mit allen möglichen solchen kleinen Dingen um 12:30 Uhr zu Ende, denn dann beginnt das Mittagessen, welches ich mit den Brüdern, also nicht mit den Jungs, zu mir nehme (Danke an Mama Amelie – kocht afrikanisch-gut!). Den Nachmittag starte ich dann mit einem echt nötigen Mittagschlaf. Von 13:30 – 14:45 Uhr lieg ich meistens auf dem Ohr. Bis die Jungs und ich um 15:30 Uhr mit der Mittagslerneinheit wieder ran müssen, erledige ich andere Aufgaben (wie zum Beispiel Zwischenberichte oder Blogbeiträge schreiben, mit den Pères die Lage besprechen, mit der Mama im Foyer reden…). Dann betreue ich, nachdem ich meine Rolle als (manchmal vielleicht etwas ungnädiger) Weckdienst ausgeführt habe, die Mittagsetüden. Die Jungs sind hier eigentlich immer müde. Nicht zuletzt das Klima macht den Menschen zu schaffen. Schulwege von bis zu 45 Minuten durch die pralle Sonne sind auch anstrengend. Oft hat es mehr als 34°C und die Luftfeuchtigkeit ist sehr hoch. Meistens lerne ich gemeinsam mit den Jüngeren (zwischen 10 und 13 Jahren) Lesen. Punkt 16:30 Uhr geht es dann zum Sport weiter. Oft speieln wir Fußball, wobei die Jungs hier teilweise echte „Fußballgötter“ sind. Der Rest des Abends, von 18:00 – 19:00 Uhr steht dann den Jungs zum Duschen und Spielen, Tanzen oder so frei. (Beliebte Möglichkeit auch: Schlafen!) Denn nach dem Abendessen beginnt um 20:00 Uhr die letzte Lerneinheit des Tages, die um 21:45 Uhr mit einem „Mot du Soir“ und einem Gebet beendet wird. Um 22:30 Uhr ist dann mit dem „Couvre Feu“ Ende des Tages. Lerneinheiten am Abend betreue ich nur Sonntags und Donnerstags. Die restlichen Tage wechseln sich die Pères ab.Wenn einer der Pères eben keine Zeit hat, dann übernehme ich schonmal auch ein drittes oder viertes mal die Abendetüden. Mittwochs und Samstags wird jeweils noch zwei Stunden Arbeit eingelegt, während denen Reis geputzt, Wiesen gemäht, Brennholz gesammelt, das Klo und auch der Rest des Hauses geputzt wird. Soviel zum Arbeitsleben.

Vom Tanzen

Tanzen?! Naja, hier wird zwar viel getanzt und gesungen (die kleine TamTam kommt fast jeden Freitag zum Einsatz), doch diese sportlich, gemeinschaftlich und spaßig hochwertige Aktivität verdient wohl kaum den Platz eines eigenen Kapitels – Oder doch?

Tanzen können die Menschen hier. Und das auf ganz viele Arten und Weisen. Manchmal habe ich das Gefühl, die Leute tanzen durch ihr Leben und das, egal wie steinig, kurvig oder steil ihr Lebensweg ist. Selbst ein Stolpern über einen Stein, oder das Straucheln unter der schweren Last des Wasserkanisters auf dem Kopf veredeln viele mit einem Lächeln zu einer kuriosen Tanzfigur, die so noch niemand gesehen hat. Der Volkssport „Tanz“ bringt hier nicht nur ein Gefühl von Gemeinschaft und Geborgenheit, sondern ist, glaube ich, auch Überlebensstrategie: Wer nicht alles so ernst nimmt, Probleme und Umstände, die er nicht lösen kann einfach akzeptiert und hin und wieder mal seine Emotionen zum Ausdruck bringt und nicht alles in sich hinein frisst, ist für mich ein Tänzer. Der Drahtseilakt „Leben im gering entwickelten Afrika“ kann mit rythmisch-beschwingter Gesinnung meiner Meinung nach einfach besser gemeistert werden. Und ich lerne daraus: Das Leben hier bringt mir bei, wie man durch tanzen vieles leichter meistert, oder veredeln kann. Wie man die schweren Dinge etwas gelassener nimmt und nicht aufgibt. Die Menschen hier zeigen mir, dass man sich auch unter lausigsten Lebensbedingungen freuen kann. Wenn ich morgens verschlafen aufstehe, wenn ich keinen Bock auf alles habe, wenn mir alles zu viel wird, wenn mich Heimweh und Einsamkeit packen, dann versuche ich durch mein Leben zu tanzen.

Und nun noch Welt

Hier in der Elfenbeinküste erlebe ich eine ganz andere Welt, als ich sie in Deutschland erlebt habe. Mein Vater sagte einmal, während unserer gemeinsamen Rundreise durch die Elfenbeinküste: „ich könnte genauso gut auf einem anderen Planeten sein. Hier ist alles anders!“ Das fängt schon mit der roten Erde an, geht über das Klima, bis hin zu der ganz anderen Kultur und natürlich den finanziellen Verhältnissen. Diese andere Welt erlebe ich mit meinen Jungs, die ich, da ich täglich mit ihnen zusammen bin, sehr gut kennen lernen darf. Ich konnte diese Welt aber auch sehr intensiv auf meiner „Elfenbeinküste-Rundreise“, die ich als „Voluntourist“ während Weihnachten mit meinen Eltern erlebt habe, erfahren. Vieles schockiert mich jeden Tag aufs Neue, manches macht mich traurig, wütend, rasend und fassungslos. Ich erkenne, dass es nur ein kleiner Prozentteil der Menschen weltweit ist, der sich mit Trinkwasser und reichlich Wasserdruck mit der Brause duschen kann und nicht einen Eimer und Flusswasser benutzen muss. Ich erlebe Menschen, die viele Angehörige auf Grund von eigentlich längst heilbaren Krankheiten verloren haben. Täglich macht es mich traurig, wenn die Jungs nur wenige Minuten mit ihren Eltern, oder ihren Freund*innen telefonieren können, weil einfach das Geld nicht reicht. Um zu telefonieren, verzichten viele sogar auf Brot. Obst, das es eigentlich reichlich gibt, ist oft nicht finanzierbar. Das macht mich traurig. Eine andere Welt – Oft absolute Armut. Vieles bringt mich auch zum Lachen, Staunen, oder gibt mir ein total „beflügelt-freies Gefühl“. Viel glücklicher, als wenn ein 13-jähriger endlich lesen lernt und erste Erfolge erzielt, kann man eigentlich nicht sein. Und was macht einen fröhlicher, als wenn man nach dem Urlaub überschwänglich, selbst von den gleichaltrigen, empfangen wird? Neulich musste ich herzlich lachen, als ich (bei angenehmen 23°C) in das Klassenzimmer kam und manche Jungs im Bademantel, die meisten aber mindestens mit Jacke und aufgesetzter Kapuze dasaßen. Zum Staunen bringen mich die Menschen hier immer wieder. Ich habe noch nie mehr Lachen, mehr Freundlichkeit, mehr Hilfsbereitschaft und mehr Gelassenheit als hier erlebt. Trotz, dass die Menschen hier oft nur Reis essen und so viele mangelernährt sind, trotz dass die meisten keinen Strom und nur die wenigsten sauberes (geschweige denn Trink-)Wasser haben. Jeden Augenblick erlebe ich hier: eine andere Welt – Eine Welt voller Reichtum.

 

Abschließend ein paar Worte

Mir geht es sehr gut. Ich freue
mich schon mächtig auf die noch vor mir liegende Zeit. Das könnte auch daran liegen,
dass ich hier mehr Menschen an einem Tag sehe, als in Deutschland in einer ganzen
Woche. Menschen, die mich gernhaben und die mir bei meinem Dienst hier helfen.
Menschen, die mir „leben“ zeigen und die mir vormachen, wie man tanzend die Welt
„neu“ und „mit Gottes Augen“ sehen kann.
Danke, an alle die mir das ermöglichen.

Duékoué 15.01.2018
Martin Hohler

Frohe Weihnachten

Bonjour et Salut mes chères Amis,
frohe Weihnachten sehr geehrte Damen und Herren,
und ein gesegnetes Fest Ihnen und Euch allen!

 

Voller Freude schicke ich Euch viele Grüße aus der Elfenbeinküste, wo ich gerade meinen Freiwilligendienst leiste. Während hier amerikanische Weihnachtsmusik erklingt und die Kinder um Plastiktannenbäume tanzen, kuriere ich mich von den letzten „Malaria-symptomen“ aus und freue mich auf ein schönes Weihnachtsfest hier.

Aber nicht nur die fremden Traditionen und Lieder leben hier. Nein es wird auch viel getrommelt, in Stammessprachen gesungen, getanzt und wie immer köstlich einheimisch gegessen.

Das wohl bekannteste Zitat Don Boscos (der ein Patron meiner Arbeit hier ist) heißt:

„Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen!“

Don Bosco spricht hier eine ganz besondere Freude an. Er spricht von der Freude, die tief in uns ist und uns in jedem Moment bestärkt: Gott ist da!

An Weihnachten dürfen wir dieses „Gott ist da!“ noch intensiver spüren. Gott schickt uns seinen Sohn, sich selbst, in unsere Mitte. Ich fühle mich an Weihnachten von Gott ganz besonders bestärkt und das gibt mir tiefe Freude, die Freude der Gewissheit von IHM beschützt und angenommen zu sein, ins Herz.

Ich wünsche Euch, dass Ihr das kleine, lachende und sich freuende Kind in der Krippe, Jesus, in Eure Herzen aufnehmen könnt. Ich wünsche Euch, dass Ihr von der inneren, kraftspenden Freude „Gott ist da!“ erfüllt werdet. Und ich wünsche Euch, dass Ihr diese Freude hinaus in die Welt tragen könnt.

Ein herzensfrohes Weihnachtsfest Euch allen, dass Euch viel Kraft für das neue Jahr 2018 gibt.

HIER findet Ihr noch meinen letzten Spendenaufruf. Herzlichen Dank für alle Spenden! Die Jungs und ich sind sehr dankbar für jeden Cent, der hier für wichtige und notwendige Alltagsdinge eingesetzt werden kann. Danke fürs „Gutes tun“. Vergelt’s Gott.

 

Viele liebe Grüße et bonne fête,

Euer Martin

 

Hey Domenico!

Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht

Dit Amen! AMEN!

„Hey Domenico“, ruft einer der Jungs, während er zu ihm hinläuft,

so ungefähr könnte die Geschichte anfangen, die ich euch heute erzählen will. Domenico Savio ist einer der Jungen, um die sich Don Bosco kümmert. Aber er ist nicht nur irgendeiner der Vielen, sondern der, der später einmal einer der jüngsten Heiligen der katholischen Kirche werden soll. Leider stirbt er nämlich schon mit ca. 15 Jahren. Hier aber die Geschichte, die (finde ich) gar nicht schlecht zum Advent passt:

„Domenico sag an: Stell Dir vor Jesus kommt in 10 Minuten auf die Erde, genau zu dir. Was würdest du machen?“ Noch etwas außer Atem und noch nicht mal richtig angekommen unterbricht der kleine Junge, Domenico beim Ballspiel. Domenico fängt geschickt den Ball, der ihm gerade zugeworfen wird und überlegt. Andere Jungs die diese Frage auch gehört haben, versammeln sich zu einer kleinen Traube. „Ist doch klar!“ ruft da einer. „Ich würde sofort in die Kirche rennen und betend auf Gott warten.“ „Ich würde schnell nochmal beichten gehen“, sagt ein Anderer und so reihen sich die frommen Möglichkeiten aneinander, die man hat, wenn man weiß, dass Jesus in 10 Minuten vorbeikommt.

Dann aber meldet sich Domenico zu Wort, lächelt verschmitzt und sagt: „Naja ich würde weiterspielen. Schließlich ist gerade Zeit zum Spielen und Jesus soll mich bei meinen ganz alltäglichen Aufgaben und Aktivitäten antreffen!“

Aufwachen und bereit sein, heißt halt vielleicht nicht die krassen Dinge zu tun, sondern das ganz alltägliche mit Herz und Liebe.

In diesem Sinne wünsche ich euch einen schönen Advent

Ein Freund

Keine Übereinstimmung mit unten genannten Personen 😉

Ich habe hier viele Freunde. Einer heißt: Salam.

Er ist auch einer der Jungs hier im Foyer. Ca. 14 Jahre alt und ein echt intelligenter junger Mann. Nur sein Alter hindert ihn in der Schule schon 2 Jahre weiter zu sein. Er ist witzig, hat viele Freunde und lacht viel. Und wenn ich dann abends mein Teelicht vor meinem Jesusbild anzünde und Nachtgebet halte, rollt er seinen kleinen Teppich aus und betet kniend Richtung Mekka.

Ich denke es ist der gleiche Gott der Liebe und Wärme zu dem wir beten.

Gott sei Dank darf ich hier Salam kennenlernen.

Es macht mich wirklich traurig zu hören, dass in Europa „Weihnachtsmarktsperren“ errichtet werden müssen um die wenigen extremen Spinner abzuwehren.
Es macht mich traurig, wie diese (immernoch sehr) kleine Randgruppe das Bild aller Muslime durch den Schlamm zieht.
Es macht mich traurig, dass das zusammenleben das hier in Westafrika so gut funktioniert bei uns nicht klappt.
Ich erlebe hier nämlich nichts von all dem Hass, sondern vielmehr:
Muslime und Christen verbindet mehr, als dass sie trennt. Nur gemeinsam können wir gegen Angst und Terror vorgehen.

Habt keine Angst – wacht auf – Advent –  Jesus kommt.

Ich wünsche euch eine schöne Vorbereitungszeit auf Weihnachten.

Euer Martin

P.S. Spenden nicht vergessen 😉

Spendenmillionär

Unser Leben sei ein Fest

Danke, Danke, Danke! Mit Eurer Hilfe wurde schon ziemlich viel Geld gesammelt. Und haltet euch fest, wenn wir noch ein bisschen weitersammeln, können die 2 Millionen FCFA (zur Umrechnung in Euro sollten einige Nullen weggestrichen werden…) Marke knacken!

Nun, was mach ich damit? Die Lebensbedingungen sind hier oft so, dass der Werbespruch von Ikea „lebst du noch, oder wohnst Du schon?“ plötzlich wieder interessant wird. Der Wohnstandard ist hier so dermaßen niedrig, (und das selbst in einer salesianischen Einrichtung), dass wirklich nicht von „wohnen“, vielmehr nur von „leben“ gesprochen werden kann. Zerrissene Schaumstoffmatratzen einfachster Art, und 3 Duschen und 3 WC’s für über 35 Junge Erwachsene machen jeden Wohnstandard zum Luxusgut.

Vor den Fenstern gibt es alte Moskitonetze, die entweder so löchrig wie nutzlos, oder so dicht sind, dass im inneren nur ein trübes Dämmerlicht herrscht. Um zu lüften muss man dann die Türe aufmachen (Crux schon bemerkt? Die Türe hat kein Moskitonetz, muss zum Lüften aber geöffnet werden…) Hinter den Moskitonetzen die dazu noch wie Gefängnis-Gitter aussehen, gibt (oder vielmehr gab) es mal verschließbare Holzlamellen, die auch das restliche Tageslicht und den teilweise sehr heftigen Wind aussperren sollten. Naja leider sind die meisten hoffnungslos kaputt, oder aufgrund von Rostbefall nicht mehr bewegbar.

Hitze kann in den Zimmern nur halbwegs abgewehrt werden, die Mauern und das Blechdach laden sich unheimlich schnell auf und isolieren nur wenig. Jede Nacht ist man hier verschwitzt.  Die Wände sind so abgegriffen oder alt, dass alle Farbe abplatzt oder eklig speckig und dreckig ist. Im inneren sorgt eine alte Energiesparlampe für ein unangenehmes funzeln und hin und wieder fehlt auch die Deckenplatte, sodass man direkt in den Dachstuhl hinaufsieht und die Ratten von demselben hinunter gucken können.

Geschlossene Duschkabinen, oder Klos gibt es nicht, Duschköpfe auch nicht, das Rohr guckt einfach aus der Wand…

Und hier kommt Ihr ins Spiel:

Sammeln wir noch das verbleibende Geld bis zur 2Mio. FCFA Grenze? Wenn wir das gemeinsam schaffen und so für die bessere Welt arbeiten kann hier folgendes geschehen:

  • Neue Lampen in den Zimmern
  • Ventilator in den Zimmern
  • Holz für Moskitonetzkonstruktion kann endlich bezahlt werden
  • Getönte Glasfenster und neue Moskitonetze garantierten Lebensfreude auch im Zimmer
  • Neue Wandfarbe gibt den Kindern ein Gefühl von Wertschätzung und vor allem Würde zurück.
  • Würde und Privatsphäre bringen auch die Renovationen im Dusch und Klobereich.

Und jetzt noch wie Wikipedia immer wirbt: Wenn jeder der das hier liest 15 Euro Spendet, ist morgen alles finanziert…

Ich danke euch für eure Barmherzigkeit und den Dienst am nächsten!

Grüße Martin

 

SPENDEN:

DON BOSCO MISSION

LIGA BANK MÜNCHEN

IBAN: DE66 7509 0300 0102 1418 76

BIC: GENODEF1M05

VERWENDUNGSZWECK: Martin Hohler R511746

(Spendenquittung kommt am ende des Monats) Mehr informationen:  hier

 

Vom „Welten-retten“ und vom „sich selber retten“

Lue soit Jésus Christ – a jamais !

Schönen Sonntag euch allen.
Letzens sagte ein guter Freund zu mir: „Hey Martin, ich finde ziemlich cool, was Du machst und leistest. Jetzt bin ich aber in Europa, was kann ich den tun, um Leid zu mindern; um gegen das Elend anzukämpfen?“
Ziemlich lange habe ich darüber nachgedacht und möchte euch jetzt meine Gedanken berichten:

Ich selber fühle mich nicht wie ein großer Held. Nein, manchmal habe ich Tage, da denke ich, dass eigentlich alles sinnlos ist, was ich mache. Ich meine: Was soll denn ein jugendlicher Weißer schon ausrichten, in einem Land, das er nicht kennt und das ihn nicht kennt. Mir kommen dann immer unweigerlich die Gedanken an die Frau die mal (zugegeben im Stammtischjargon und nicht sehr freundlich) zu mir sagte: „Wer wirklich Afrika erleben will, muss Geld in die Hand nehmen und eine Reise machen! Du selber kannst da gar nichts machen, um das Elend zu verhindern. Du bist nur ein Weißer, der seinen kolonialen Stempel aufdrückt und die Schwarzen wie Affen im Zoo begutachtet. Ändern können die Ihre Lage nur selber.“

Wer wirklich was ändern will, kann Geld in die Hand nehmen. Ja! Spendengelder helfen. (siehe „Spendenmillionär“ ) Aber nach allen Grübeleien bin ich dann doch wieder überzeugt, dass mein Dienst keine koloniale Gewissensbefriedigung ist und ich doch mehr als ein „Volo-Gutmensch“ bin. Und Afrikaner sind keinesfalls Affen (zumindest nicht mehr als wir Bleichen) und können sich eben nicht allein aus der Lage befreien, für die auch wir Europäer mitverantwortlich sind.

Und dann habe ich die anderen Tage. Die, die jeden schlechten um ein Vielfaches wieder wettmachen. So ein Tag, an dem mir die Wärme und Liebe Gottes schon morgens entgegenstrahlt und ich merke: Hier bist Du richtig. Ich kann tatsächlich was tun. Das fängt ganz einfach an: Dank meines Abiturs bin ich hier ein sehr gebildeter Mann und ich kann eigentlich allen bei den Schulaufgaben helfen. Und dann geht das aber noch weiter. An solchen Tagen spüre ich, dass schon allein meine Anwesenheit hilft. Es hilft, dass einer da ist, der einfach zuhört, tröstet, aufbaut, mit lacht, mal ernst bleibt und mal einen Witz macht. Es hilft den Jungs hier, dass einer da ist (gerade bin ich sehr froh, derjenige sein zu dürfen 😀 ), der sich ihrer annimmt.
Ich bin überzeugt: Für Andere in ganz alltäglichen Situationen da sein: Rettet Welten. …egal wo!

Was kann also der machen, der in Europa ist?
Einfach da sein. In Europa gibt es auch ganz viele (junge) Menschen, die einen Nächsten brauchen, der sie annimmt und der nicht wegläuft, wenn es mal etwas brenzlig wird.

Und ganz ehrlich habe ich einen saumäßigen Respekt vor allen Europavolontären und allen, die sich, als (fast-)Einheimische, ihrer Mitmenschen annehmen. Hier in Afrika habe ich manche entscheidende Vorteile. Dadurch, dass ich nämlich weiß bin, also fremd, wird mir vieles mehr verziehen, wird mir mehr Achtung und Respekt und mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht (Man macht mir zum Beispiel immer einen Stuhl frei, man schenkt dem, was ich sage viel Beachtung und sagt des Öfteren: „das konntest Du ja nicht wissen“). Ich bin hier einfach fremd und muss und kann gar nicht alles können. Das hilft mir einfach so zu sein, wie ich bin und nimmt mir unheimlich viel Druck.

Sich selber retten?

Sehr oft fällt mir auf, dass ich den Auftrag „jede Minute mit den Jungs zu verbringen“ viel zu ernst nehme. Von morgens 05:00 bis abends 23:00 bin ich ansprechbar und meistens mit den Jungs unterwegs. Da kommt es zu oft vor, dass ich nicht ausgeschlafen, halb krank und unnötig schlecht gelaunt bin. Wer wirklich helfen will, muss sich GENAUSO wie den Nächsten lieben. Deswegen arbeite ich z.B. daran, meinen zweistündigen Mittagsschlaf konsequent einzuhalten. Man darf eben nicht nur für die Anderen da sein und sich dabei vergessen, sondern muss sich auch mal selber was gutes Tun. Das hilft wiederum, mit mehr Energie sein Tagwerk zu vollbringen.

Also Zielsatz: Tu gutes für Andere wie für Dich, nach Deinen Möglichkeiten, sei fröhlich und nimm nicht immer alles so tragisch: Lass die Spatzen pfeifen!

D.h.: Jeder und Jede, der sich irgendwie für andere Menschen einsetzt, egal ob in Afrika oder Europa, ist wichtig und vollbringt meiner Meinung nach wichtige Taten, die die Welt von morgen besser machen.

In diesem Sinne danke ich allen, die Menschen annehmen und versuchen zu helfen.

Luxus?!

Einlassen und eingelassen werden

Liebe Leser,

letztes Jahr um diese Zeit war das erste Seminar für mich in Benediktbeuern. Vor einem Jahr habe ich entschieden ein Jahr was ganz anderes zu machen. Ich habe mich auf völlig neues eingelassen. Eingelassen auf was, das ich überhaupt nicht abschätzen oder mir im vorherein vorstellen konnte. So zu sagen habe ich die Katze im Sack, das Jahr mit all den Problemen und vor allem all den superschönen Momenten, gekauft.

Ich habe mich ganz darauf eingelassen. Zumindest versuche ich das immer. Es gibt hier vieles was nicht einfach ist (Sprache, Heimweh, Armut, Krankheit…), aber heute möchte ich über das „eingelassen werden“ schreiben.

Ich habe mich auf ein Jahr in der Fremde eingelassen und stelle gerade aber immer mehr fest, das ich hier wirklich auch selbst eingelassen werde. Ganz alltäglich mache ich viele Erfahrungen bei Menschen, die mir ihre Haustüre aufmachen und mich zu Wasser oder Palmwein einladen. Ich treffe Leute die sich auf mich einlassen, die so unheimlich freundlich sind und mir Kraft geben, mich unterstützen mir „Ihr Land“ zeigen, die mich eben so annehmen wie ich bin.

Hier in der Elfenbeinküste lerne ich viel dazu: Glücklich sein mit dem was man hat, mit guten Freunden zum Beispiel, und an der Gemeinschaft Energie tanken. Menschen sind hier immer und überall. Man kennt sich, hilft sich und feiertund trauert zusammen. Ich darf hier lernen wie unheimlich gut es tut nicht alleingelassen zu sein. Und die Menschen hier nehmen das auch bei ir in Anspruch. Viele kommen und erzählen mir ihre Geschichte. Ich höre hier viele Private Dinge, die mir in Deutschland niemand erzählen würde.

Und weil ich so eine super Gemeinschaft hier habe erlebe ich wunderschöne Dinge, die so in Deutschland nicht, oder aber ganz anders sind. Tanz zu Afrikanischer Musik, Sonnenaufgang und gemeinsam durch die Stadt laufen, herrliche Annanas und Kokosnüsse essen, Mit Flipflops Profifußball spielen, gemeinsames Gebet, dass so verbindend wirkt, stundenlang Brettspiele spielen und dabei übers Leben quatschen und einfach lustige Witze erzählen. Es macht spaß hier zu sein. Weil das Wetter hier imer gleich ist, macht sich keiner die Mühe darüber zu reden. Hier erzählt man sich wichtige Dinge ;D

Wer sich auf neues einlässt, der wird eingelassen in das Leben Anderer. Und der, der sich den Anderen annimmt, der wird selber angenommen. Welch ein Geschenk!

Auf dem Elefantenrücken. Dem Namesngeber der Stadt: dem Duékoué.

Grüße Martin

Satusmeldung: Erste Ferien

Guten Morgen!

Seit Montag nun sind hier bei uns Ferien. Herbstferien kann man so nicht sagen, weil es ja einfach nicht Herbst ist. Wie immer ist es sehr feucht, heiß und die Sonne brutzelt. Nur der Regen hat etwas nachgelassen, dabei wäre er zum Beispiel für den Mais hier unabdingbar wichtig…

Ferien bedeutet für mich, dass alle Jungs nach Hause geschickt wurden. Weil nämlich dank Spendengelder aus dem letzten Jahr in jedem Zimmer Gerüste für Moskitonetze und Ventilatoren installiert werden können. Durch die Gerüste ist es möglich, dass die Netze sauber hängen und einen optimalen Schutz bieten. Schutz vor den Moskitos, die hier einfach ziemlich gefährlich sind. Eine Malariaerkrankung (durch Mückenstiche übertragen) an sich ist nicht schlimm, wenn man sich die Medikamente leisten kann. Die Jungs im Foyer werden durch die Salesianer unterstützt. Dadurch ist überleben meistens gesichert.

Vor einer Woche aber hat ein Junge hier angefangen Blut zu husten. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit: „Tuberkulose“ (Schwindsucht oder auch TBC genannt). Leider ist im Krankenhaus gerade aber kein Platz frei und Zeit für die nötigen Untersuchungen gibt es auch nicht. Einen Termin gibt es erst nächste Woche. Für uns in Deutschland ist das unvorstellbar. Hier sind aber nicht die Ressourcen zur Verfügung um Kranke hochwertig zu versorgen. Deswegen sterben auch jährlich immer noch Millionen Menschen an (eigentlich sehr gut behandelbaren Krankheiten wie) Malaria und Tuberkulose, Kinder an Durchfallerkrankungen und Mangelernährung usw.

Ich bete und hoffe, dass dieser 19-jährige Junge und all die Menschen die ich nicht kenne, die aber trotzdem krank sind, Wege finden mit der Krankheit umzugehen und Hilfe finden um gesund zu werden.

Während der Ferien entspanne ich ziemlich. Steh ich normalerweise schon um fünf Uhr auf und geh um elf in der Nacht ins Bett kann ich diese Woche ausschlafen und einfach nichts tun. Am Freitag möchte ich noch auf einen nahegelegenen Berg steigen (Ich lade dann auch Fotos hoch) und ansonsten mache ich einfach Ferien!

Soweit ein kleiner Statusbericht von mir.

Viele Grüße

Martin

 

 

Besonders


besonderer Pater
besondere Katzen
ganz besonderer kleiner Mann
besondere Jungs
besonderer Garten

Was ist schon „besonders“?

Auf meinem täglichen Ablauf steht nirgends „besonders“ – „extra toll“ „sau stark“. Jeder Tag sieht auf dem Plan gleich aus. Aufstehen – Arbeiten – Frühstücken – Aufräumen – Lernen – Sport – Essen – Schlafen.

Also alles normal?

Lange nicht! Jeder Tag ist normal und doch besonders. Jeder Tag hier, im Leben, hat einfach Potential ganz anders, ganz super zu werden. Jeden Tag passiert irgendetwas Spannendes; oft kleine Dinge. Aber genau das macht diesen Dienst sehr reich. Ein gutes Gespräch, vielleicht sogar ein Jugendlicher, der Dinge erzählt, die er noch nie erzählt hat. Ein Vogel, der vor einem auf dem Geländer landet. Kinder, die lachen. Die Sonne, die nach dem Regen ins Gesicht strahlt, der Moment, jemandem geholfen zu haben. Es gibt so viele besondere Dinge, die jeden Tag außergewöhnlich machen.

Außergewöhnlich

Don Bosco sagt, um ein Heiliger zu werden, muss man nicht besonders intelligent, stark, lustig, mutig… sein. Wer heilig werden möchte, der muss einfach nur die Dinge, die er an jedem Tag macht – all die ganz gewöhnlichen Dinge – außergewöhnlich gut machen. Und das geht mit viel Liebe. Ich erfahre hier, dass, wenn ich die Dinge, die ich mache, mit Liebe und Hingabe mache, dann wird mein Tag besonders. Wenn ich bei dem bin, was ich mache, gelingt was.

Hier ist alles anders

Nichts ist so wie in Deutschland. Die Kinder träumen von den asphaltierten Straßen Europas, von den Autos, dem Essen. Unheimliche Armut, die mir immer klarer wird, macht das Leben hier genügsamer. Es wird der Blick auf „wirklich“ Wichtiges frei. Wie viel haben wir und brauchen es gar nicht? Und wie viel haben wir und merken es gar nicht. Hmm, der wichtigste Satz im Vaterunser ist hier „und gib uns heute unser tägliches Brot, dass wir zum Leben brauchen“ Ist euch dieser Satz schonmal wichtig gewesen?

Besonders – Außergewöhnlich – Anders

Diese drei Worte begleiten mich auf meinem Weg durch den Freiwilligendienst. Wenn ich den Blick auf Anderes frei mache, mich auf das Außergewöhnliche einlasse, wird jeder Tag: besonders.