Henriette in Benin

Komm mit mir ins Abenteuerland

On y va! Sportunterricht mal auf etwas andere Art


Jeden Freitag steht Nachmittags im Maison de l’Espérance Sport auf dem Programm.
Ich entschließe mich auch mitzumachen was große Begeisterung bei den Jugendlichen auslöst.

On y va.


Der Sportplatz ist 5 Minuten zu Fuß weg und so sammeln wir uns vor dem Maison de l’Espérance. In Zweierreihen, wie in der Grundschule, geht es Hand in Hand über die sandigen Straßen. Die Atmosphäre ist der Hammer.
Eine/r der Jugendlichen darf entscheiden was gesungen wird und dann grölt die Menge auch schon los. Die Jugendlichen lieben es hier zu singen und sind mit dem ganzen Körper dabei. Es wird geklatscht, auf die Schenkel getrommelt, mit den Füßen gestampft. Die Gesänge handeln von Don Bosco, Hoffnung und dem Maison de l‘Espérance.

Kurze Kostprobe des Gesangs


Die Leute auf den Straßen schauen uns verwundert an, grinsen, Trommeln oder singen mit. Hierbei wird mir immer wieder klar, was eine tolle Gemeinschaft die Jugendlichen hier im ME gegründet haben und wie schön es ist ein Teil davon sein zu dürfen.
Der Sportplatz ist ein riesengroßer Sandplatz, der von Wellblech und Autoreifen umgeben ist. Aber nicht nur Sand, auch viel Müll ist hier zu sehen und am Rand entdecke ich einen Mann, der Gerade sein Geschäft erledigt. Das ist beides insofern problematisch, weil der Sport hier größtenteils Barfuß stattfindet. Erstens weil sich die meisten keine festen Schuhe leisten können und zweitens nervt schlichtweg der Sand. Umso kritischer ist die Sache mit dem Müll, denn zwischen den Dutzenden Plastiktüten verstecken sich auch Scherben. Auch dass einige meinen den Sportplatz als Toilette benutzen zu müssen, ist einfach nur traurig und ekelig.


Die Sportkleidung lässt hier auch sehr zu wünschen übrig. Einige müssen den Sport in langer Jeans antreten (allein die Vorstellung bei 30 Grad Sport in Jeans zu machen ufff) oder manche Mädchen in Kleidern, die dann aufgrund dessen, bei der ein oder anderen Übung nicht teilnehmen können.

Zum aufwärmen werden wir 6 Runden um den Platz gejagt. Und wenn ich sage gejagt, dann meine ich auch gejagt. Ich habe noch nie so einen engagierten und brüllendem Sportlehrer erlebt.
Er steht in der Mitte klatscht in die Hände ruft ununterbrochen <> und rennt wie ein aufgeregter Hund hin und her. Dem Fofo beim Versuch seine Schüler zu motivieren zuzusehen war schon Highlight genug. Die Mädchen betteln den Fofo an endlich aufhören zukönnen aber nein, hier wird der geliebte Coopertest gefälligst durchgezogen.
Die letzte Runde wird dann auch noch gesprintet und der Fofo pustet wie wild in seine Trillerpfeife.


Danach gehen wir weitere Runden und machen dabei Kraftübungen. Genial ist immer wieder zu beobachten dass die Gruppe die sich gerade im Toten Winkel des Adlerauges von Fofo befindet, ein kleines Päuschen einlegt. Aber dabei muss man immer stets auf der Acht sein, denn Fofo kennt seine Schützlinge gut. Durch plötzliche Sprünge um die eigene Achse Fofos, rennt die Schummlergruppe wieder auf Kommando los als ob nichts gewesen wäre.
Die Jugendlichen sind sau stolz auf ihre Sportliche Kondition 😉

Froschsprünge, Entenlauf, Strecksprünge, Ausfallschritte: alles ist dabei.


Der Sportplatz bietet auch für alle Außenstehenden ein Plätzchen, um den neuesten Tratsch und Klatsch auszutauschen oder einfach den Jugendlichen beim Sport zuzuschauen. Nicht selten müssen wir Frauen mit ihrer Ware auf dem Kopf ausweichen, oder Kindern, die uns begeistert über den Weg laufen.
Somit habe ich das größte Publikum meines Lebens, dass mich bei jeder Runde aufs neue anfeuert. So ein kleiner blonder Yovo erregt eben doch große Aufmerksamkeit.


Ich werde immer häufiger von meinem Sportskameranden gefragt ob es mir gut geht und ob ich schon müde bin.
Ich fühle mich eigentlich fit und laufe auch schneller als manch andere deshalb frage ich mich, warum mir die Frage immer häufiger gestellt wird.
Als ich dann irgendwann spaßeshalber sage “Ich verrecke gleich” führt dass zu allgemeiner Sorge. Auch Fofo kommt jetzt zu mir und fragt, ob ich nicht lieber eine Pause machen will.

Jetzt verstehe ich endlich, was ihnen so große Sorgen bereitet: Mein roter Kopf.
Na klar, bei dunklet Haut sieht man keinen Unterschied, bis auf Schweißperlen, wenn sich der Körper erhitzt.
Und mein Kopf ist bei meiner hellen Haut eben fast so rot wie eine Tomate.
Nachdem ich ihnen erklärt habe, dass das bei weißen Menschen ganz normal ist, sind alle beruhigt und der Sportunterricht kann weiter gehen.

Nun folgt noch ein Workout auf dem Boden.
Anfangs ekelt es mich noch, mich auf den dreckigen Boden zu setzten, aber ich überwinde mich und mache fleißig mit. Nur langsam verrecke ich wirklich, denn die Übungen sind heftig anstrengend und die Sonne ballert mit 30 Grad volle Kanne auf den Sportplatz. Ufff.
Fofo hat aber noch nicht genug und so werden wir weiter mit Trillerpfeife, Rufen und Klatschen angefeuert.

Fofo in seinem Element.


Endlich befreit uns Fofo von unseren Qualen und jetzt geht es geschlechtergetrennt weiter. Die Jungs spielen Fußball während die Mädels sich einen Basketball hin und her werfen.

Die Jungs im wilden Fußballfieber


Nach 15 Minuten ist dann aber auch wieder Zeit, den singenden Heimweg anzutreten.
Die Stimmung ist nach wie vor prima und im Maison de l‘Espérance geht der Gesang in Jubel über. Da heute ein Geburtstagskind unter uns weilt, werden noch Trommeln und Rasseln geholt und eine heftige Tanzsession folgt. Die Afrikaner/innen sind mit vollem Herzen dabei und schütteln ihren Körper wo auch immer es geht. Über den beninischen Tanz werde ich aber irgendwann nochmal ausführlicher berichten.



Es grüßt euch die rote Birne 😉

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  1. Martina Hasenzahl

    Liebe rote Birne!
    Nein , was hab ich gelacht über Deinen Bericht!
    Es ist so unglaublich was Du erlebst und so schön, dass Du uns daran teilnehmen lässt!
    Ich bekomme übrigens auch einen feuermelderroten Kopf…!!!!
    Wegen der Bastelfrage:
    Wie wäre es denn mit Sternefalten?
    Ich hab ganz schöne, einfache und würde Dir auch Transparentpapier schicken??!
    Viele liebe Grüße aus dem kalten Ostfildern ins heiße Benin
    von Hasi
    PS Der Gesang ist umwerfend!!!!!!!

    • Brudi Groß

      Da solltest du doch dem Männerteam mal zeigen, was für eine Torwärtin in dir steckt! Ist das TB Trickot eingepackt geworden?

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