Wie gewohnt geht es diesen Mittwoch in das Maison de l’Espérance. Eigentlich ist Mittwoch immer der Chillertag, da ich nur vormittags im ME bin und nachmittags im Foyer auf dem Gelände arbeite. So aber nicht diesen Mittwoch. Es ist ja auch schließlich der 20. November 2019. Heute vor 35 Jahren wurden  aber nicht nur die Kinderrechte eingeführt, sondern auch vor 15 Jahren die Ecole Alternative  Saint Joseph von den Schwestern gegründet. Die Ecole Alternative befindet sich auch auf dem Gelände der Schwestern und bietet Jugendlichen eine zweite Chance auf Schulbildung. Hier sind die Klassen nicht nach Alter, sondern in drei Niveaus eingeteilt. Genauere Infos zu der Schule könnt ihr auch in Leas Blog finden, da sie ab und zu in der Schule arbeitet. https://blogs.donboscovolunteers.de/buntbunterbenin/projekte/

Die Schülerinnen und Schüler der Ecole Alternative

Auf jeden Fall findet heute zur Feier des 15 Jährigen Jubiläums ein großes Fest statt und das ME wird das Catering übernehmen. Die Küche wird die Gäste mit frischen Säften, Fleischspießen und  Kochbananen verwöhnen. Die Patisserie wird eine Torte für 250 Personen, Kekse und Croissants zaubern.

Schwester Cristina bereitet mich schon auf der Fahrt ins ME vor, dass ich heute Springerin sein werde und dort helfe, wo Not am Mann bzw Frau ist.

Ananasshackbrühe

Somit beginnt mein Arbeitstag erst mal damit, Ananassaft zu pressen. Dafür schneiden zwei Jungs zwei große Säcke voller Ananas klein während zwei Mädels und ich die Früchte mit Glasflaschen zermanschen. Weitere zwei Mädels filtern dann unsere Hackbrühe und ein wunderbar schmeckender Ananassaft ist entstanden. Dasselbe machen wir dann mit Orangen.  

Da ja noch nicht genug auf dem heutigen Programm steht ist heute Elternbesprechung im ME. Eigentlich hatte ich im Kopf das ganze beginnt um 9 Uhr und vorsichtig frage ich dann mal um 9:35 Uhr nach, wann die Besprechung nochmal beginnt. Als Antwort bekomme ich 9 Uhr und ich laufe grinsend davon. Um 10 Uhr beschließen wir dann mit der Besprechung anzufangen. Und wie viele Eltern sind da? Stolze vier. Nach und nach trödeln immer mehr ein aber am Ende beschränkt sich die Zahl auf traurige 11. Wir hatten eigentlich um die 40 Personen erwartet und mir bleibt ein Kloss im Hals stecken als ich vor der kleinen Menge stehe und mich vorstelle. Mir wird klar, wie wenig Unterstützung die Jugendlichen von zu Hause bekommen und wie wenig Interesse und Zeit ihnen geschenkt wird.

Das sind noch längst nicht alle Schlüssel…

Kurze Zeit später kommt dann eine Tata und gibt mir den Auftrag eine Liste zu führen welches Personal welchen Schlüssel besitzt. Mich schüttelts, denn die Schlüssel musste ich schon schön säuberlich beschriften und das Haus hat wirklich viiieeeleee Schlüssel. Ich schnaufe und antworte „Mon Dieu wirklich heute?“ An einem Tag wie heute gibt es meiner Meinung nach dringendere Dinge zu tun, als Schlüssel zuzuordnen. Aber es hilft alles nichts und so wende ich mich wohl oder übel meinen geliebten Schlüsseln zu.  Gut, dass ich von so gut wie jedem Personal die Antwort bekomme, sie hätten keinen Schlüssel und gleichzeitig ein riesigen Schlüsselbund in der Hand halten. Manche Sachen werde ich wohl nie verstehen. Irgendwann wird mir die Aufgabe zu doof und ich drücke sie einer der Praktikantinnen ab.

Danach werde ich hier und dort hin gerufen um Fotos zu machen, Zwiebeln zu schneiden, Sachen zu verpacken, Croissants zu zählen, Sachen von A nach B zu transportieren und und und.

Kochbananen – sau lecker!

Nach einem stressigen Vormittag gibt es dann um 13 Uhr Mittagessen und ich freue mich auf eine kleine Mittagspause. Aber nein, Schwester Cristina sagt mir in dem Moment als mein Mittagessen auf meinem Teller landet, dass wir in fünf Minuten aufbrechen werden, um das Essen in die Schule zu transportieren. Also stopfe ich mein Mittagessen schnell in mich rein und finde mich fünf Minuten später mit vier weiteren Mädels und dem Kuchen für 200 Menschen im hinteren Teil eines kleinen Busses wieder. Vor der Aufgabe den Kuchen heil nach Zogbo (Viertel in dem wir wohnen und die Feier stattfindet) zu bringen, kraust es mich und Schwester Cristina schon seit einigen Tagen. Die holperigen Straßen Afrikas sind nicht zu unterschätzen. Gemeinsam wird dann erst mal für eine sichere Autofahrt und eine sichere Reise des Kuchens gebetet.
Nach 20 Minuten haben wir es dann auch ohne Probleme geschafft.

Falls fest gebremst wird, soll wenigstens der Kuchen in meinem Mund landen…

Unser Schützling wird ausgeladen und soll dann ins Klassenzimmer gebracht werden. Allerdings ist die Tür ist zu klein und der Kuchen zu groß. Wir versuchen es bei drei weiteren Türen bis wir endlich den Kuchen abstellen können. Dann bereiten wir den Raum, wo später die „Autoritäten“ essen werden vor. Dazwischen habe ich mich noch schnell unter die Dusche gestellt und mich mit dem Feststoff bekleidet.
Nun beginnt die Feier: Die Kinder sitzen auf der rechten Seite, die Erwachsenen oder auch „Autoritäten“ auf der anderen. Da die Ecole Alternative Saint Joseph die erste in Cotonou war und sich dieses Konzept danach weiter ausgebreitet hat, sind auch einige Minister und der Bürgermeister von Cotonou vertreten. Es werden viele Reden gehalten, getanzt und gesungen.

Lea und ich gekleidet in dem Stoff des Festets

Nach gut einer Stunde haben wir dann feierlich den Kuchen angeschnitten, der dann von mir und einer Lehrerin verteilt wird. Im oberen Stockwerk wird das Buffet für die „gehobenen“ Gäste eröffnet. Zwei Mädels aus dem ME und die zwei Praktikantinnen kümmern sich dort um den Service.

Die Feier ist danach auch ganz plötzlich vorbei und es wird nicht wie von Lea und mir erwartet fleißig getanzt. Vielleicht liegt es daran dass die Feier insgesamt drei Tage geht und somit noch einige Hürden sowohl aus der Sicht der EA also auch des ME zu bewältigen sind.  
Wir räumen also das ganze Zeugs vom Catering auf, spülen das Geschirr und um 19 Uhr falle ich halb Tod in mein Bett und sag gut Nacht.

Viele Grüße eure Oriette