Henriette in Benin

Komm mit mir ins Abenteuerland

Ein Tag in der Boulangerie

Es ist 8:30 Uhr. Zunächst einmal frage ich die Jugendlichen, wann wir anfangen Brot zu backen. Also Antwort bekomme ich 8 Uhr. Diesem Zeitmanagement also alle Achtung 😉

Kurz nach 9 Uhr bekommen wir dann die Zutaten und dann geht es irgendwann gemütlich los. 

Der Lehrer der Boulangerie hatte vor einer Woche einen Rollerunfall und kann deshalb gerade seine Schüler nicht unterrichten. Das heißt, heute sind sie auf sich selber gestellt und ich bin die Aufsichtsperson. 

Schwester Cristina hatte für heute die Idee einen kleinen Wettbewerb zu machen und somit die 9 Auszubildenden in drei Gruppen einzuteilen. Gruppe 2 und 3 arbeitet an einem großen Holztisch, Gruppe 1 auf dem breiten Fenstersims. 

Eier, Zucker, Butter, Eiswasser und Mehl werden zusammengemischt und dann ordentlich durchgeknetet.

Schwester Cristina sagte mir schon bei der Fahrt zum ME, dass dieser Teig eigentlich nicht mehr per Hand geknetet wird und man dafür eigentlich Maschinen nutzt. Allerdings gibt es die hier nicht und somit muss dann eben doch die eigene Körperkraft ans Werk. 

Während also die Jungs und Mädels wie Wild kneten mache ich mich furchtbare Sorgen ob der Tisch nicht gleich zusammenkracht. Mit solch einer Wucht wird der Teig umhergewälzt und gegen später dann auch auf den Tisch geknallt. 

Der Knetvorgang läuft wie folgt ab: einer knetet und daneben steht eine Hilfsperson mit Handtuch, die ab und zu den Schweiß der knetenden Person abwischt. Die dritte Person kümmert sich darum dass sich der Teig nicht auf dem ganzen Tisch verteilt und gibt nach und nach die Zutaten dazu.

Leider ist der Tisch ziemlich hoch, sodass klein Henneh nicht in den Genuss kommt auch mal den Teig zu kneten. Vielleicht ist das aber auch ganz gut so, sonst hätte ich mich nur lächerlich gemacht, wenn ich nach 1 Minute zusammengebrochen wäre.  

Das ist wirklich körperliche Schwerstarbeit!

Anschließend formen wir längliche Brötchen bei denen ich dann auch mithelfen darf. Während des ganzen Vormittags warte ich darauf, dass einer der Jugendlichen mal was von dem Teig nascht, aber zu meinem Bedauern passiert das irgendwie nicht.

Schwester Cristina und die Tatas schauen immer mal wieder vorbei, um nachzusehen, ob alles gut klappt. Schließlich bin ich ja sozusagen die Verantwortliche. Ob Schwester Cristina aber nur vorbeischaut, um zu schauen, ob alles gut klappt bezweifle ich, denn sie ist dann diejenige die sich endlich einen dicken Teigklumpen in den Mund schiebt und anschließend mit vollem Mund zu uns sagt: „das ist das Beste“. Und trotzdem fangen die jungen Bäckerinnen und Bäcker nicht an zu naschen. Was ist da los? Naja,  also ich für meinen Teil kann mich jetzt nicht mehr  zurückhalten….Nach dem Formen werden die Brötchen zum Ruhen in das Regal gestellt.

Die nach meiner Meinung nach „fertigen“ Brötchen, von denen ich leider die weitere Verwandlung verpasst habe…

Somit denke ich ist mein Teil vorbei und ich kann schauen, was im Haus sonst so abgeht. Als ich eine Stunde später wieder in die Bäckerrei gehe, stelle ich erschreckt fest, dass alle Brötchen nochmal bearbeiten wurden. Die alle gleich aussehenden Brötchen wurden je nach Gruppe individuell geformt. Schließlich ist das ja ein Wettbewerb und irgendwie muss man ja die Gruppen auseinanderhalten können. Nun gibt es wunderschöne Kränze, Zöpfe, Donuts, runde Brötchen mit Stacheln, glatte Brötchen, lange Brötchen und und und. Und ich hab das Formen verpasst 🙁 man man. 

Nun schieben die Azubis die Kuchen stolz in den Backofen. Die Brötchen brauchene eine Stunde. Währenddessen werden Tisch, Boden und Werkzeuge geputzt. Die Auszubildenden sitzen gespannt vor dem Backofen und Luken immer mal wieder rein bis es schließlich heißt: „Ok, es ist so weit, das Brot ist fertig!“

Tadaaaa! Das sind aber noch lange nicht alle Brötchen …

Ich muss tief schlucken als ich alle Brötchen sehe und feststelle, dass ich heute mein Geld daheim liegen lassen habe und mir somit keins davon kaufen kann. Dabei läuft mir doch schon das Wasser im Mund zusammen :0 Wer hier nämlich sein eigenen gekochten bzw gebackenen Sachen probieren will, muss sie auch kaufen. So versucht das Maison de l’Espérance mit den Ausgaben möglichst wieder bei Null rauszukommen. 

Glücklicher Weise ist das aber heute ein Wettbewerb und somit muss ja auch ein Sieger gekürt werden. Schwester Cristina läd mich also ein, von jedem der Gruppen ein Stück Brot zu probieren und gemeinsam den Sieger zu bestimmen. Glück für mich.

Die Jugendlichen sollen aber natürlich auch den Vergleich haben und so machen wir zu 10. eine kleine Kostprobe. Das Brot der Gruppe eins schmeckt süß und die Konsistenz ist etwas härter. Gruppe 2 hat seltsame Weise ein salziges Brot gezaubert, obwohl die Aufgabe war ein süßes Milchbrötchen zu backen. Allerdings ist die salzige Variante auch nicht schlecht. Das Brot der Gruppe drei ist süß und schön luftig und wird somit als Sieger gekürt. Auch die Jugendlichen bestimmten im Blindtest das Brot als das Beste. 

Die Siegergruppe gewinnt 30 Brötchen (insgesamt haben wir 124 Brötchen gebacken) und der Rest wird zum Verkauf auf die anderen Personen aufgeteilt. Kurzer Hand strömen also 9 Menschen mit Tabletten auf die Straßen um die Brötchen für 100 Franc pro Stück zu verkaufen. 100 Franc entsprechen ungefähr 15 Cent. Mit diesen 100 Franc können wir die Ausgaben der Zugaben nicht ganz abdecken und so beschließen wir nächstes mal etwas kleinere Brötchen zu formen und das selbe zu verlangen. Zur Ausbildung gehört nicht nur dazu gutes Brot zu backen, sondern auch gut zu Wirtschaften und am Ende einen kleinen Gewinn aus der Sache zu ziehen. So sagt zumindest Schwester Cristina.

Am Schluss gehen wir alle mit einem Lächeln aus der Backstube. Die Azubis sind zufrieden und freuen sich schon auf den nächsten kleinen Wettbewerb und ich bin happy, weil ich doch ein bisschen von dem Brot schnabulieren konnte.
Abschließend kann ich sagen das Brot ist lecker aaaaabbbbeeerrr die Kunst des Deutschen Brotbackens ist nicht zu übertreffen.

Daher habe ich beschlossen, die Brötchen, die meine Mama sonst im Freilichtmuseum Beuren backt, bei den Schwestern zu backen. Vielleicht begeister ich Schwester Cristina so, dass es dann auch mal im ME ausprobiert wird.

Zu guter Letzt wünsche ich euch noch einen guten Start in die Woche! Ich selber freue mich schon wieder auf das übliche Gewusel im Maison de l’Espérance.

Grüßle Henriette

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  1. Martina Hasenzahl

    Liebe Henriette,
    Du bist nicht nur eine fleißige Bäckerin, nein auch eine fleißige Schreiberin mit einer flotten Feder!
    Kompliment- ich hab soviel Spaß mit Deinem Blog! Vielen Dank und liebe Grüße
    PS Ich hab jetzt die Weihnachtsliedersaison eröffnet;)
    Weisch noch??

  2. Richard Genth

    Liebe Henriette,
    Deine Benin-Erlebnisse auf den Computer „gespielt“ zu bekommen, ist für uns wunderbares Lesevergnügen und zaubert uns immer wieder ein Lächeln ins Gesicht … Danke für Deine Mühe, uns als Leser an Deinem Alltag teilnehmen zu lassen.
    Bald werden wir in Hamburg bei unserer jüngsten Enkelin Helene auch die Backschürze anziehen. Ihr Wunsch: Terrassenplätzchen (Spitzbuben) zu backen. Eine Woche im Advent ist somit wieder Back- und Bastelzeit im hohen Norden; dabei kommt das Naschen nicht zu kurz!! Dir wünschen wir noch eine gute und interessante Zeit in Deinem Freiwilligenjahr und freuen uns auf die nächsten Erlebnisse. Wir grüßen Dich herzlich aus dem Scharnhauser Park – Richard und Ingrid Genth.

    • Henriette Müller

      Liebes Ehepaar Genth,
      wie toll von euch zu hören und schön dass ihr zu den fleißigen Lesern meines Blogs gehört. Bei uns kommt jetzt auch langsam die ganze Weihnachtsvorbereitung auf uns zu. Schon komisch bei 30 Grad Weihnachtssterne zu basteln…
      ich wünsche euch gutes gelingen beim Gutsle backen 😉
      Viele Grüße

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