Was ist schon „besonders“? Auf meinem täglichen Ablauf steht nirgends „besonders“ – „extra toll“ „sau stark“. Jeder Tag sieht auf dem Plan gleich aus. Aufstehen – Arbeiten – Frühstücken – Aufräumen – Lernen – Sport – Essen – Schlafen. Also alles normal? Lange nicht! Jeder Tag ist normal und doch besonders. Jeder Tag hier, im […]
WeiterlesenMonat: Oktober 2017
Ich gehe durch die Straßen. Vielleicht sollte man eher Dreckpisten sagen. Der warme Sandstaub umweht meine Füße und hin und wieder höre ich das Knirschen achtlos weggeworfener Plastikflaschen unter ihnen. Ich gehe so vor mich hin. Eigentlich will ich nur schnell Geld holen, was einkaufen. Ein Hemd beim Schneider in Auftrag geben. Ich hänge so meinen Gedanken nach. Überhöre das (meistens) nicht abschätzig mir nachgerufene „Le blanc, ca va? (He, Weißer! Alles klar?) und gehe weiter. Passe auf, nicht in irgendwelche Schlammlöcher zu treten, die noch vom letzten Regen übrig sind.
Dann läuft eine Frau an mir vorbei. Sie nuschelt vor sich hin. Ich höre nur: „Gott, warum nur bist DU so gut?“. Ich bleibe stehen, mitten im Gedränge. Unweigerlich spannt sich alles bei mir an. Mein Hirn fängt an zu arbeiten. Mein Atem bleibt kurz stehen. „Gott warum bist DU soo gut?“ fragt diese Frau. Habe ich das richtig gehört?
Eine hier durchschnittliche Frau. Rund 30 Jahre alt. Kurze Haare, weil sie sich die Langen von der Zeit, der Hygiene und dem Geld und der Arbeit her nicht leisten kann. Die Arbeit ist einfach zu hart und anstrengend, lange Haare stören da nur. Eher Durchschnittlich: Ein Kind auf den Rücken gebunden, mit einem Handtuch. Die bunten Stoffe sind halt zu teuer. Das zweite Kind an der Hand. Auf einem Auge ist die Frau augenscheinlich blind. Ich schätze, dass eine Infektion oder so den Schaden angerichtet hat. Sehr mager diese Frau. Vermutlich warten unter einem Wellblechdach nochmal 3 Kinder auf irgendwas Essbares. Und trotzdem läuft sie aufrecht durch die Straße, lässt sich nicht fallen, kämpft weiter und murmelt: „Gott warum bist du so gut?“
Ich bleibe stehen. In letzter Zeit macht mir das Elend, die Armut an manchen Stellen echt zu schaffen. Aber jetzt komme ich richtig ins Nachdenken. Ich werde fast wütend.
Warum kommt keiner in Deutschland auf die Idee einfach mal zu denken: „Heute geht’s mir gut! Gott Danke“? Stattdessen maulen die Kinder, dass sie in die Schule und scheinbar Unnötiges lernen müssen. Die Alten sind unzufrieden, weil sie zu wenig verdienen und das allerneuste I-Phone eben nicht drin ist und der Zweitwagen kein Mercedes ist. Der Dritte fürchtet sich vor Überfremdung und der letzte trauert weil seine Wohnung anscheinend zu klein ist. Über 14% Prozent der Menschen in Deutschland glauben, dass es ihnen nicht gut geht…
Klar in Deutschland gibt es auch Probleme. Und trotzdem frage ich mich in diesem Moment: Was sind das für Probleme, im Vergleich zu denen, die die Menschen hier Tag täglich haben? Haben wir überhaupt das Recht Unzufrieden zu sein?
Viele Menschen sehen in Deutschland auch die Probleme in der „dritten Welt“. Zu gerne schieben wir die Probleme auf korrupte Staatenlenker und „faule Schwarze“. Wir sehen das Problem, aber „es findet in Gegenden statt, wo viele braune Menschen mit schwarzen Haaren leben, die für uns alle gleich aussehen“ (Frank Schätzing). Viel zu weit weg eben. Wir sehen die Korrupten, aber nicht, dass wir sie bestechen. Wir sehen die Armut, aber nicht, dass wir nicht mal einen Hungerlohn für ihre Ware zahlen. Wir sehen es und schauen weg. Lieber stecken wir das Geld in Grenzzäune.
Um unser Gewissen zu beruhigen Spenden wir hier und da mal was an Hilfsorganisationen, während wir gemütlich unseren vierten Kaffee schlürfen. Die vierte Tasse, die schon wieder Schuldbildung, Augenlicht, ein gutes Dach überm Kopf, ein veraltetes Smartphone, ein paar Momente lächeln, vermutlich eine gute Zukunft gekostet hat. Was ist Kakao, was ist Kaffee Wert? Machen wir uns Gedanken, wie viel von dem wenigen Geld das wir bezahlen überhaupt beim Landwirt, bie seiner Familie ankommt?
Bitte seht mir nach. Ich will keinem von euch den Kaffee, die Schokolade und so weiter ausreden. Ich finde mich nur in einer Situation in der ich sehr nachdenklich werde. Die mich traurig macht. Die mich sogar wütend auf die Ausweglosigkeit und die Ohnmacht macht.
Die Frau ruft: „Gott warum bist DU so gut?“ Vielleicht danken wir auch mal, dass es uns so gut geht.
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Ich gehe durch die Straßen. Vielleicht sollte man eher Dreckpisten sagen. Der warme Sandstaub umweht meine Füße und hin und wieder höre ich das Knirschen achtlos weggeworfener Plastikflaschen unter ihnen. Ich gehe so vor mich hin. Eigentlich will ich nur schnell Geld holen, was einkaufen. Ein Hemd beim Schneider in Auftrag geben. Ich hänge so […]
WeiterlesenUnd schon wieder: Guten Morgen Heute ist mein Erster Schultag. Ich werde um 10 Uhr hier meine erste Englischstunde geben. Ich bin sehr gespannt wie das werden wird. Gestern bei der Lerneinheit am Abend ist mir der Bildungsstand der Jungs hier aufgefallen. Eigentlich: „Völlig unfassbar“ Diagnose auf den Ersten Blick: „katastrophal“ Pierre* mit 15 liest […]
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Bon matin! (Guten Morgen)
Dieser Artikel erscheint eine Woche in Verzug…
Vor kurzem (naja schon eine Woche her, aber ich hatte leider kein gutes Internet) war also Ankunft 3.0 für mich. Warum Drei-Punkt-Null? Naja die erste Ankunft war in Abidjan vor nun mehr fast drei (inzwischen vier) Wochen. Die zweite war dann gestern vor drei Wochen in Duékoué und letzten Sonntag bin ich dann vollends hier an meiner zukünftigen Wirkstätte im Foyer angekommen.
„Foyer“ C’est quoi? (Was ist jetzt auch das)
Das ist gar nicht so schwer wie es sie anhört. Ein Foyer ist erstmal ein Wohnplatz, eine Unterkunft und Wohngemeinschaft (Don Bosco hat diesen Begriff auch schon verwendet). In meinem konkreten Fall handelt es sich hier um ein Kolleg für Schüler zwischen 12 und 21 die hier wohnen und tagsüber (Morgens und Mittags) hier zur Schule, (auf dem Salesianer-Gelände gibt es eine Berufsschule) oder in eines der umliegenden Gymnasien gehen (derer gibt es in Duékoué mindestens fünf).
Und Meine Aufgabe?
Man könnte mich als Präfekt, 1.Offizier, Vorsteher, Aufpasser, Begleiter, Lehrer, Freund, Helfer, „Löser vieler Sorgen und Probleme“, Bruder, Mädchen für alles, Verantwortlicher, Chef… bezeichnen. Das heißt, sobald die Jungs heimkommen habe ich auf jeden Fall alle Hände voll zu tun, es wird erstmal mittaggegessen und gearbeitet, gelernt, geduscht (Da brauchen sie mich tatsächlich nicht), Sport gemacht, gebetet…
Da über die letzten Wochen (Sommerferien) hier absolut niemand da war, haben wir in der letzten Woche viel Gearbeitet. Zum Beispiel musste man dringend Rasenmähen (mit Machete), die Hecken schneiden (mit Machete) kehren und Putzen (geht auch mit Machete – viel besser aber mit den kleinen Besen) Fische aus dem Eisblock hacken (Mit Machete und Hammer), Bäume stutzen (mit Machete), 50kg Reissäcke schleppen und so weiter (alles mit Machete).
Nach der Arbeit ist eine Stunde Sport ziemlich wichtig. Als Ausgleich zur „Handarbeit“ mit dem Krumm-Messer spielen wir meistens ein Fußball.
Leider sind die Fußbälle vermutlich, wie die Autos hier, nach der vollständigen Abnutzung in Deutschland hierher importiert wurden und werden hier noch „als völlig Neuwertig“ verkauft. (Die Ballpumpen sind exakt in selbem Zustand.)
Lernen
Abends um 20:00 Uhr (Ich habe den Sinn auch noch nicht ganz durschaut) fängt man dann noch an fast zwei Stunden lang zu Lernen. Jeder das was er will und braucht. Ich unterstütze dabei gerne die Jungs. Derer sind es übrigens noch 22 bald aber schon 35. (ziemlich viel Arbeit und noch mehr Spaß) Bei meiner ersten Lerneinheit, haben schonmal einige bewiesen, dass sie Prima im Sitzen schlafen können. Aber klar, die müssen ja auch schon um 5:00 Uhr wieder aufstehen um pünktlich zur Schule zu gehen und evtl. Noch kurz zur Messe zu gehen…
Meine Aufgaben sind also ziemlich vielfältig und manchmal fühle ich mich wie im Zeltlager.
Warum das ganze hier manchmal wie ein sehr langes Zeltlager ist:
Zeltlager. Naja Zelte haben wir nicht, aber die Blechdecke macht bei Regen noch schlimmer Lärm als Zeltstoff. Und hier geht das auch 12 Monate und nicht 12 Tage. Es gibt kein Lagerfeuer und für die Jungs keinen Kaba… Aber es gibt auch
Gemeinsamkeiten zum Zeltlager: Ich habe hier auch eine Betreuer Funktion und obendrein sind die Jungs hier auch völlige Chaoten aber ziemlich lustige dafür. 😉 Abends nachdem alle im Bett sind (wenn sie dann endlich mal Ruhe geben) gibt es manchmal noch Bier mit den Paters hier. Und Gekocht wird hier: Über offenem Feuer. Strom gibt es auch nicht immer und Die Einrichtung der Zimmer fällt hier nur bedingt besser aus wie die in einem Zelt. Ich kann mich hier jedenfalls nach nur drei Wochen schon richtig wohl fühlen und bin sowohl super auf- als auch angenommen
Alles in Allem gefällt mir das hier sehr gut. Ich habe was zu tun und viel Spaß dabei. Endlich geht es so richtig los. Mein Französisch fängt langsam, an besser zu werden. Gott sei Dank.
Beste Grüße et Bonne Journée Mart!en
-->Bon matin! (Guten Morgen) Dieser Artikel erscheint eine Woche in Verzug… Vor kurzem (naja schon eine Woche her, aber ich hatte leider kein gutes Internet) war also Ankunft 3.0 für mich. Warum Drei-Punkt-Null? Naja die erste Ankunft war in Abidjan vor nun mehr fast drei (inzwischen vier) Wochen. Die zweite war dann gestern vor […]
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