Ramadan und Grüße

Liebe Leser*innen,

mir geht es hier in der Elfenbeinküste sehr gut, es regnet fast täglich und heiß ist es auch sehr. Die großen Ferien beginnen und so wird auch meine Arbeit langsam weniger. Deshalb habe ich auch mal ein bisschen Zeit für mich. Ich bin super gelaunt und freue mich auf die letzten zwei Monate dieses Dienstes, der mir, glaube ich, schon jetzt sehr viel gebracht hat. Hier aber nun mein Artikel:

Von Muslimen, die zur Kirche gehen und Christen, die fastenbrechen.

Vielleicht habt ihr schon mitbekommen: es war wieder Ramadan. Das ist der muslimische Fastenmonat. Nicht so wie bei uns Christen wird nur auf ein Nahrungsmittel, eine Angewohnheit, oder ähnliches gefastet. Nein die Muslime essen und trinken nicht solange es hell ist. Hier geht das also immer von ca. 06:00 Uhr bis 18:30 Uhr. Danach, in der Nacht, wird dann gegessen und gefeiert. Für uns im Foyer (meiner Arbeitsstelle) hat das bedeutet, dass wir als es dunkel wurde nochmal Feuer gemacht haben, um auch unseren Muslimen zu kochen, oder wenigstens Essen aufzuwärmen. Viele konnten nicht richtig arbeiten und sich konzentrieren, weil sie einfach hundemüde waren.

Am 14. Juni war nun aber das Fastenbrechen. Wenn die Dunkelheit anbricht beginnen alle zu feiern. Nicht nur Muslime, sondern auch Christen feiern mit. Alle Bars, Restaurants und Kioske sind heillos überfüllt. Es wird getrunken (auch die Muslime trinken Alkohol) und gegessen. Meistens wird ein Schaf geschlachtet und mit allen geteilt. Die Stadt liegt lahm. Geschäfte sind geschlossen und es sind wesentlich weniger Menschen die Arbeiten auf der Straße. Dafür tanzen alle und es gibt laute Musik. Dies Straßen sind mit Menschen überfüllt, Autos kommen kaum durch.

Ich finde es wunderbar, wie hier einfach alle zusammenleben können. Hier wird nicht unterschieden und erst recht niemand ausgeschlossen. Die Elfenbeinküste beherbergt übrigens weniger Ivorer als Ausländer. Burkinabe leben neben Liberianern, Ivorern und Beniner. Christen und Muslime akzeptieren sich und feiern gemeinsam. Denn am Schluss beten alle zum gleichen Gott – einem der für die Liebe steht, für das Miteinander und die Toleranz, für die Einheit in der Vielfalt.

Es wäre doch wünschenswert, dass auch das fortschrittliche Deutschland endlich kapiert, dass uns 6% Muslime nicht kaputt machen, dass sie uns sicher nicht die Arbeitsplätze oder noch schlimmer unsere Kultur stehlen. Wir sollten verinnerlichen, dass Weiße gleich viel wert wie unsere schwarzen Brüder und Schwestern sind. Andere Kulturen und Regionen dieser Erde haben es auch schon geschafft. Wir könnten auch gemeinsam feiern. Angst brauchen wir jedenfalls nicht vor Schwarzen und Muslimen haben. Lasst uns gemeinsam für Liebe und Frieden und gegen Hass und Hetze arbeiten. Ich lade euch dazu ein mit mir zu beten:

„Herr mache uns zum Werkzeug deines Friedens,
dass wir lieben wo man hasst,
dass wir verbinden, wo Streit ist,
dass wir Hoffnung wecken, wo Verzweiflung quält
und Licht entzünden, wo Finsternis regiert.

Herr lass uns Menschen werden, die das Leben lieben und den Frieden suchen. Amen“

Viele Grüße und bis bald schon, euer
Martin