Neben Glühwein und vielen lichternden Dekorationen ist an der Weihnachtszeit auch immer das gute Essen und vor allem das Gebäck so schön. Vor Lebkuchen gehören hier ganz klar zu meinen Favoriten. Da es aber sowas hier in Südindien schlichtweg nicht gibt, hab ich mich immer mehr mit der Idee angefreundet, selber für Lebkuchen zu sorgen. Es gab da nur ein paar Probleme

Problem 1
Hier im Süden gibt es keine Haselnüsse

Problem 2
Lebkuchengewürz gibt es fertig hier auch nicht

Problem 3
Einen Ofen zum Backen hat es hier auch nicht

Problemlösung
Haselnüsse ließich mir zuschicken, bereits klein gehackt. Lebkuchen Gewürz könnte man bestimmt zwar irgendwie selber zusammen mischen, da das aber über die Sprachbarriere etwas kompliziert und langwierig werden könnte, ließ ich mir auch das zu schicken. Und wenn ich erstmal alles haben würde, dann würde ich bestimmt auch irgendwie das Problem 3 lösen, dachte ich mir, und so fing ich an zu werkeln.

Und für alle, die das gerne mal nachkochen möchten, hier mein Weg zum erfolg.

Orangeat und Zitronat

Frisch zerkleinerte Orangenschalen

Zuerst gilt es, Orangeat und Zitronat herzustellen. Da das dann eine ganze Zeit trocknen muss, ist es geschickt, es einige Zeit vorher vorzubereiten. (Ich werde ich hier jetzt der einfachheitshalber immer von Orangen sprechen, das Ganze ist aber eins zu eins auch auf die Zitronen zu übertragen)

Eigentlich gibt es ja bestimme Orangen, die für Orangeat verwendet werden, da es hier in Indien aber nur das gibt, was eben so in Läden liegt, habe ich einfach nach Orangen geschaut, die nach einer dicken Schale aussahen.

Das Orangeat trocknet

Dann ging es ans Schälen und klein Rupfen. Ich habe für etwa 500g Haselnüsse am Ende ungefähr die Schale von einer großen Orange benutzt. Die kleingerupften Orangenschalen werden dann mindestens dreimal für fünf Minuten mit je frischem Wasser gekocht, damit sie schon mal deutlich weniger bitter werden. Dann die Orangenschalen nach Augenmaß mit gleicher Menge Zucker vermischen, knapp mit Wasser bedecken und für eine Stunde köcheln lassen.

Da das ein wenig kompliziert mit einem Gasherd, der nur zwei Stufen hat, ist, hab ich eben das Wasser immer wieder für fünf Minuten kochen lassen und dann wieder zehn Minuten im heißen Wasser stehen gelassen und ab und an neues Wasser hinzugekippt.

Zuletzt muss das Orangeat dann trocknen. Wer das ganze verkürzen möchte, einfach für einige Zeit in den Backofen schieben, sonst einfach an der Luft trocknen lassen. Damit das Ganze nicht zu einem dicken Klumpen verklebt, muss das Orangeat regelmäßig gut durchgeschüttelt und eventuell mit weiterem Zucker vermischt werden.

Alleine ist das Orangeat auch schon eine kleine Süßigkeit, beispielsweise kann es auch mit Schokolade übergossen werden. Die Fathers meinten, sie haben wenig so leckeres gegessen und ich musste aufpassen, dass mir der Provinzial nicht alles schon wegisst.

Die Übrige Fruch kann man nun entweder Essen, oder man presst sie aus, mischt sie mit etwas Wasser und Zucker und hat eins a Limonade. Vor allem mit der Zitrone ist das nur zu empfehlen. Oder man erhizt heißen Wasser und presst die Zitronen dort hinein aus.

Vorbereitung des Lebkuchenteigs

Guter Lebkuchenteig muss stehen. Am besten sogar lange stehen. Da ich aber nicht wollte, dass der Teig hier zu lange rumsteht, selbst wenn es im Kühlschrank war, habe ich nur eine Nacht gewartet.

Eine wohlrichende Matschepampe

Zunächst habe ich nach Augenmaß die gleiche Menge gemahlene Haselnüsse und Zucker vermischt. Hier kann auch gerne brauner Zucker verwendet werden, aber der ist in Indien verboten.

 

 

 

Noch hinzu kommt dann (in Klammern meine Menge zu 500g Haselnüssen),

  • Etwas Weizenmehl (2 Esslöffel)
  • Lebkuchengewürz (Eine Packung)
  • Orangeat, Zitronat (etwa eine große Orange, Zitrone)
  • Etwas Honig (ein paar Esslöfel)
  • Etwas Schokolade (ich habe hierfür eine Ecke Schokoladenkonfitüre mit nem Messer kleingeraspelt, hierbei ist aber aufzupassen, die Schokolade brennt dann in Töpfen gerne schnell an)

Hier sollte aber am besten einfach immer wieder probiert werden und nach eigenem Ermessen gehandelt werden ;D

Das Ganze dann gut vermischen (nen Löffel reicht hier) und einige Zeit im Kühlschrank stehen lassen.

Lebkuchen backen

Lebkuchen werden geformt

Hat man einen Ofen wird es nun einfach. Einfach kleine Haufen formen, eventuell eine Oblate drunter packen und in den Backofen schieben, wenn nicht, muss ein wenig experimentiert werden.

Die Schokolade sorgt für den letzten Feinschliff

Zuerst probierte ich einen Prototyp im Topf über dem Gasherd aus. Das funktionierte mäßig. Von außen waren sie zwar ganz gut, aber innen blieb es noch recht roh. Am nächsten Tag probierte ich es dann über der Glut eines Feuers aus, was recht gut funktioniert, aber sehr lange brauchte. Also ging ich zurück zum Topf, machte kleinere Haufen und hielt den Topf mit der Hand mal weiter weg, mal näher über der Flamme. Das dauerte zwar auch recht lang, funktionierte aber am besten. Mit der Zeit, über einige Tage hinweg, wurde so der Teig dann immer weniger, und die fertigen Lebkuchen mehr, auch wenn die noch schneller wieder weniger wurden.

Aber ehrlich gesagt, wurde nur die Hälfte des Teiges zu gebackenen Lebkuchen, der Rest verschwand auf mystische Weise.

Lebkuchen verzieren

Fertige, eins a Lebkuchen

Zuletzt geht es dann ans Verzieren.

Ich ließ mir auch ein wenig Schokokovertüre zuschicken und bestrich meine Lebkuchen damit. Dadurch mussten sie zwar im Kühlschrank gelagert werden, aber wurden nochmal leckerer.

 

So hatte ich schlussendlich Erfolg bei meinem Vorhaben Lebkuchen zu backen, ohne Herd, ohne Haselnüsse und ohne Wage und die waren echt lecker.

Auf bald,

Lukas

 


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