Es war Nacht. Ohrenbetäubender Lärm umgab ihn, immer wieder hörte er laute schreie, die er nicht verstand. Er saß vor einer Bank auf dem Boden und ließ sich durch die Haare streichen. Er konnte die Angst um ihn spüren. Vor allem der eine, der da nicht weit von ihm auf der Bank saß, warf ihm immer wieder besorgte und Respekt erfüllte Blicke zu. Er kannte ihn. Er war schon das ein oder andere Mal durchs Dorf gekommen, durch sein Dorf, sein Reich. Er riecht komisch, er ist nicht von hier, es ist gut, wenn er weiß, wer hier der Herr ist. Er hatte einen großen Spaß ihm hinter her zu rennen und laut zu warnen, als er vor nicht langer Zeit durch das Dorf kam.

Er wollte sich einen kleinen Spaß machen, ging ein paar Schritte an der Bank entlang und stellte sich dann seitlich direkt vor den einen. In voller Größe stand er stolz und angespannt da und starrte stur geradeaus. Dann dehnte er sich, bog sich nach vorne, bog sich nach hinten. Er konnte das Unbehagen spüren.

Doch dann übertönte etwas anderes auf einmal alles. Alles war auf einmal egal, nur das eine war von belangen, der Eine. Er spürte ihn schon, noch bevor er überhaupt auf den Platz kam. Er blickte sich um. Dann sah er ihn, arrogant war er durch das Tor gekommen und schaute sich herablassend auf dem Hof um. Er starte ihn an, das war sein Reich, er hatte hier nichts zu suchen, nichts! Dann blickte der Neuankömmling zurück. Ganz in schwarz war sein Fell, ganz im Gegenteil zu seiner hellen Haut und sein Blick war voller Hass, voller Abscheu für ihn. Einen kurzen Moment, der so endlos schien, starrten sie sich an, dann begann er ihn anzuschreien, er verfluchte ihn, warnte ihn, befahl ihm zu gehen. Doch der Neue schrie nur zurück, konterte, warnte ihn. Sie näherten sich immer weiter, schrien immer lauter. Um ihn herum hörte er empörte schreie, die er nicht verstand. Immer wieder bekam er kräftigen Schlaf auf den Hinterkopf, doch das merkte er nicht wirklich, stachelte ihn nur weiter an. Immer lauter schrien sie, immer weiter steigerten sich, immer weiter heizten sie sich ein.

Dann reichte es. Er sprang ihn an, attackierte ihn. Er bäumte sich auf und versuchte mit seiner linken Kralle seinen Gegenüber am Hals zu verletzen. Doch der erkannte die Attacke und bäumte sich ebenfalls in seine Richtung aus und wich mit seinem Hals geschickt zur Seite aus. Ohne Pause ging er dann in den Angriff über und versuchte ihm die Zähne in den Hals zu versenken. Doch so leicht ließ er sich nicht besiegen, er schlug mit seinem Kopf gegen seine Schnauze, schob sie zur Seite und die Zähne bissen ins Leere. Sofort bäumte er sich wieder auf und versuchte mit schnell Tritten den Bauch seines Feindes zu verwunden. Doch auch dieser stellte sich auf, wehrte geschickt die Tritte ab und setzte selber immer wieder zu Angriffen an, doch keiner kam durch. So ging es immer weiter. Er merkte gar nicht, wie um sie die Leute aufsprangen und angsterfüllt auseinander stoben und sich ein Stück weit entfernt zusammenballten, als sie aufeinander zuhetzten. Irgendwo in der Ferne schrien Männer, er merkte gar nicht, dass sie direkt neben ihm standen. Er war so auf seinen Feind fokussiert, dass er erst im letzten Moment den Tritt sah, der gegen sie beide gerichtet war. Verfluchte Menschen, sie sollen sich hier raushalten, das war allein seine Sache. Immer weiter attackierte er seinen Feind, doch die Männer hörten nicht auf, laut sie anzuschreien und sie zu jagen, immer wieder wurden sie auseinander und in Richtung Ausgang getrieben. Doch immer wieder sprangen sie sich an, voller Wut und darauf bedacht, ihre Kraft zu demonstrieren. Sollen die Menschen doch ihren Tänzen nachgehen, sie stürmten beide aus dem Gelände, ließen die Nerv tötenden Menschen zurück, doch sprangen sich sofort wieder an, sobald sie auf der Straße außerhalb des Geländes waren.

Das Schulfest in Kathalampatti

Ein Kabelsalat der zum Ton führte

So, oder zumindest so ähnlich, muss das Schulfest aus der Sicht des einen Hundes, gewesen sein, der sein Kathalampatti als seine Heimat sieht. Aus der Sicht der Menschen sah es dann schönerweise doch etwas anders aus. Wie bereits erwähnt, waren die Grundschulkinder ja die ganze letzte Woche schon fleißig dabei, verschiedene Tänze einzustudieren. Zusätzlich dazu, gab es am letzten Tag im November einen großen Wettbewerb in der Schule, bei dem die Kinder in verschiedenen Disziplinen gegeneinander angetreten sind. Nun war der große Tag gekommen, die große Show stand an. Benni und ich waren bereits ein paar Stunden zu früh im Dorf, wurden aber bereits freudig von ein paar Schülern empfangen und beschäftigten uns mit ihnen ein wenig. Nebenan wurde die Kirche für ein großes Dorffest, das am nächsten Tag sein sollte, geschmückt und Gesänge erpobt. Eine Zeitlang saßen wir dort, bis wir von den Kindern von dort heraus gezehrt wurden. Da es Samstag war, lernten wir diesmal auch die Jugendlichen des Dorfes kennen, die sonst in ihren Schulen außerhalb des Dorfes sind, wenn wir die Grundschule besuchen. Während wir warten, beschloss ich noch, auf ein Schaukelgerüst ohne Schaukeln auf dem Schulhof zu klettern. Währenddessen wurde die Bühne weiter hergerichtet, Lampen und Lautsprecher aufgebaut und einige Bänke wurden herausgetragen. Bald saßen wir mit den Jugendlichen aus dem Dorf auf diesen und warteten darauf, dass es losging.

Getanze auf der Bühne

Nach einiger Zeit begann dann auch die große Show. Die Kinder führten verschiedenste Tänze und einige lustige oder dramatische Theaterstücke auf. Das ganze Dorf hatte sich versammelt, um die wilden Tänze zu sehen. Dann gab es noch eine Siegerehrung und schlussendlich wurden wir auch noch als Gäste begrüßt.

Irgendwann, als immer mehr Menschen auf dem Platz waren, kamen auch einige Hunde auf den Platz, bis sich bereits beschriebenes abspielte. Beide Hunde bellten sich laut und penetrant an, bis sie sich dann irgendwann angriffen. Als die beiden Hunde sich ansprangen stoben die dort auf dem Boden sitzenden Menschen auf und wichen zurück. Es dauerte einige Zeit, bis es einigen Männern gelang, die Hunde vom Hof zu treiben. Dann konnten die Tänze weitergehen, doch muss ich klar zu geben, das Ereignis hat meinen Respekt gegenüber der Straßenhunde nochmal deutlich gesteigert.

Am Ende gab es dann noch Essen für die Grundschüler, zu dem wir auch herzlich eingeladen wurden, dann endete der Abend.

Fest des heiligen Francis Xavier in Kathalampatti

Der Heilige wird durch die Stadt getragen

Gleich am nächsten Tag ging es wieder nach Kathalampatti. Diesmal stand ein großes Fest an, da der Tag des Dorfheiligen Saint Francis Xavier war. Schon am Vortag wurde die Kirche reich geschmückt und fleißig singen geprobt.

Wir hatten zu der Zeit Besuch von zwei Salesianern. Am Abend fuhren wir dann mit den Fathers und Brothers und den zwei Gästen dorthin, um die Messe zu feiern. Einer sehr langen Messe, mit einer, zumindest den Reaktionen nach zu urteilen, sehr guten Predigt, folgte dann eine Prozession. Eine Statue des Heiligen wurde auf eine verzierte Trage gestellt. Dann spielte eine angeheuerte Kapelle bestehend aus zwei Trommeln, zwei Klarinetten und ein Saxophon einige Verse und dann ging es los durch das Dorf. Es war mittlerweile etwa zwei Uhr morgens und die Prozession würde nun noch die ganze Nacht über durch das Dorf ziehen. Wir fuhren dann aber wieder zurück. Da die Grundschule den Salesianern gehört, können die natürlich auch entscheiden, dass, nach einer Nacht wie dieser, die Schule am nächsten Tag ausfällt, was natürlich auch prompt so gehandhabt wurde.

Geburtstag

Am vierten Dezember hatte Bruder Rubin. Am Vortag übten die Hostelboys bereits ein kleines Lied ein und den ganzen Abend lang, waren wir damit beschäftigt, die DiningHall zu dekorieren. Die morgen Messe war dem Bruder gewidmet. Dann  kamen alle in der DiningHall zusammen, die Hostelboys sangen ihr Lied und dann sagen wir alle noch ein Lied auf Englisch. Am Abend kam dann ganz viel Besuch, es gab ganz besonders viel Essen und sogar die Hostelboys bekamen einen eigenen Kuchen.

Besuch vom Provinzial

Immer wieder muss der Provinzial alle Projekte in der Provinz besuchen und dort nach dem Rechten sehen. Genau dieser Besuch stand Anfang Dezember bei uns an. Während seiner Zeit hier besuchte er, unter anderem, verschiedene Zweigstellen des Projektes oder sprach er mit einigen Personen, die hier im Projekt arbeiten, das Projekt finanziell unterstützen oder unterstützt werden. Da Provinzial ja ein wichtiger Mann ist, gab es während seiner Anwesenheit immer sehr viel und besonderes zu essen.

Besuch von Volontären

Zur selben Zeit hatten wir auch Besuch von insgesamt vier Volontären. Noch während der Provinzial da war, kamen zunächst Sophia und Steffi aus Vijayawada. Einige Tage später,  als Sophia und Steffi quasi kurz vorm gehen waren, kamen dann noch Vroni und Anita hinzu. Da ich zu dieser Zeit aber eine kleine Fußverletzung hatte, hielt ich im Projekt und bei den Hostelboys Stellung, während Benni mit unseren Gäste ein wenig durch die nahe Weltgeschichte, beispielsweise zum Strand, pilgerte.

Besuch von Tieren

Genaugenommen handelte es sich nicht um direkten Besuch, zumindest nicht um angekündigten. Aber ich möchte den drei kleinen Tieren hier auch einen Platz geben und daher tauchen sie als Bilder hier auf. 😀

 

 

 

 

Es weihnachtete sehr

Dann war im Dezember natürlich auch noch Weihnachten. Das Fest, bei dem alle Menschen beginnen durchzudrehen. Das Fest des Lichtes. Familien kommen zusammen und sitzen lange beisammen, es werden Geschenke gekauft, Lieder gesungen. Kinder bekommen Adventskalender, um die Wartezeit auf Geschenke, Plätzchen und Tannenbaum mit Geschenken zu verkürzen. Es wird immer von der Wärme gesprochen, die Weihnachten bringt. Komisch eigentlich, das ein Fest notwendig ist, dass all dies geschieht. Aber auch schön, dass es dann überhaupt so ein Fest gibt.

Die Krippe in der Kirche

Hier in Indien, und ehrlich gesagt ist das nicht selten in Deutschland genau so,  ist Weihnachten, vor allem auch für die NichtChristen, die mit dem Christentum aufwachsen, durch Einrichtungen wie die von Don Bosco, vor allem eine Fest des Geschenke bekommen. Andauernd wurden wir gefragt, ob er ein Geschenk von uns bekommt, ob wir ein Geschenk sponsern. Und es gab Geschenke, viele Geschenke.

Aber alles langsam und von Anfang von. Vom Anfang im November.

Im November begann bereits unsere Weihnachtsvorbereitung, wobei das eigentlich auch irgendwie komisch ist, man bereitet sich durch Weihnachtsmützen und andere Basteleien auf die Geburt Christi vor, aber gut, irgendwo wird das auch schon seinen Sinn haben, und hübsch kann es ja sein. Benni bastelte aus dem, was es hier eben so gibt, einen schicken Adventskranz zusammen, ich verwandelte unseren Elefanten an der Zimmerwand in einen Weihnachtselefanten und zusammen mit ein paar Sternen war dann unser Zimmer schon sehr das, was man heute weithin als weihnachtlich bezeichnen würde.

 

Unser Weihnachtsbaum

Aber dabei ließen wir es nicht bleiben. Wir bereiteten zwei Adventskalender vor. Einen für die Hostelboys und einen für die Salesianer, wobei ein Großteil der Arbeit auf Bennis Konto geht. Per Los wurde jeden Tag einer der Jungs gezogen und bekam das Päckchen, gefüllt mit einem Bleistift, einem Radiergummi und ein paar kleinen Süßigkeiten. Die Salesianer bekamen jeden Tag einen Bibelvers und etwas Süßes.

 

Als wir die Kalender Ende November dann aufhängten, wurden viele große Augen gemacht, doch bald schon wurde fleißig Tag für Tag die Päckchen geöffnet. Wobei man hier ganz klar sagen muss, die Regelmäßigkeit der Salesianer ließ ab und an zu wünschen übrig und ohne das fleißige Bemühen eines der Brothers wäre es wahrscheinlich noch unregelmäßiger gewesen.

Anfang Dezember begann ich dann, meinen Plan des Lebkuchenbackens in die Tat umzusetzen und fing damit an, Orangeat und Zitronat herzustellen.

Von Lebkuchen aus nem Topf

Mitte Dezember machten sich dann die Salesianer auf den Weg nach Madurai, um Weihnachtsgeschenke und anderen Kram zu besorgen. Auch wir wurden angehalten mitzukommen, doch wegen meiner Fußverletzung blieb ich in Vilathikulam und überließ es Benni, das Weihnachtsgeschenk der Salesianer für mich auszusuchen.

Dann, zwei Tage vor Weihnachten, begann der große Marathon der Weihnachtsfeiern. Alle Weihnachtsfeiern liefen eigentlich nach dem gleichen Schema ab. Erst wurde geredet, dann nochmal geredet und nochmal etwas mehr. Dann kam irgendwann mit viel Musik der Christmastata (wortwörtlich der Weihnachtsgroßvater) in den Raum getanzt, hat mit kleinen Bonbons um sich geworfen und war dann so schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war. Zuletzt gab es Geschenke und anschließend Essen für alle, dass jedes Mal aus Biryani (ein Reisgericht), mit verschiedenen Beilagen, Kuchen und Eis bestand.

Eine zweite Krippe

Als erstes Stand die Weihnachtsfeier des VembuStaffs an. Alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Vembus kamen in Vilathikulam zusammen. Bereits im November zogen wir einen Wichtelpartner. Während der Feier erzählte dann jeder ein, zwei Dinge über die gezogene Person, die anderen rieten, wer gemeint ist, und dann wurde das Geschenk übergeben. Außerdem gab es eine Art JahressuperOscarShow. Dabei wurden kleine Filmchen gezeigt, bei denen verschiedene, nicht vielleicht hübscheste Bilder von einer Person, den Father’s und Brother’s und  dem Staff hier aus Vilathikulam gezeigt wurde und mit einigen komischen Texten unterlegt wurden. Dann bekam der gezeigt einen kleinen Pokal, bestehend aus an einer Pappe befestigten CD, überreicht. Zuletzt gab es dann noch die Geschenke der Salesianer.

Als zweites stand die Weihnachtsfeier der HostelBoys und anderer Jugendlichen an. Die Jungs wünschten sich eine HostelUniform, die wir sponserten und jetzt überreichten.

Es folgten noch ein oder zwei Weihnachtsfeiern, die wir aber nicht besuchten, da wir mit diesen Leuten wenig zu tun haben.

Dann war auch schon der Heilige Abend. Am Vormittag schmückten wir unseren Weihnachtsbaum und unser Zimmer. Am frühen Abend wurde dann eine Box auf dem Hof aufgebaut und laut schallte indische Musik durch die Welt.

Der Weihnachtselefant

Um etwas nach halb zwölf begann die Christmette. Wie man es auch aus Deutschland kennt, war die Kirche auf einmal Rappel voll. Nach der Messe gab es noch Kuchen für alle auf dem Hof, aber recht zügig löste sich die Gemeinde auch wieder auf. Dann hatte die YouthGroup ihre kleine Weihnachtsfeier im Büro Father Monsinghs. Erneut wurden Wichtelgeschenke ausgetauscht und es gab noch etwas Kuchen. Als dann auch diese auf dem Weg nach Hause waren, kamen dann die Salesianer und wir zusammen und feierten noch unsere kleine Weihnachtsfeier. Es gab Kekse und unsere Geschenke wurden ausgetauscht.

Um mittlerweile nach drei gingen dann Benni und ich auf unser Zimmer und unsere kleine eigene Weihnachtsfeier begann.

Dann war Weihnachten auch schon wieder vorbei. Der 25. Dezember ist ein Feiertag in Indien und die Straßen waren leer. Auch im Projekt war fast nichts los, mit Ausnahme von einem Ministrant, der kam, weil ihm langweilig war.

 

Und dann, am 26., war es endlich soweit. Es waren Halbjahresferien und daher machten auch wir Ferien und brachen zu unserer ersten großen Reise auf. Doch das ist Stoff für eine andere Geschichte.

Auf bald,

Lukas


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