Ja, es ist mittlerweile bereits Dezember. Dennoch ist der Oktober nicht zu vernachlässigt. Es hat nur einige Zeit gedauert, bis ich diesen Text und zumindest schonmal zwei der Weiterführenden fertig hatte. Auch dieser Text hier jst wieder über einen Zeitraum von einem Monat entstanden, weshalb gleich in der ersten Zeile „seit über vier Monaten“ steht, dabei sind es mittlerweile ja schon acht Wochen. Ich weiß noch nicht, wann ich es schaffe den November fertig zu bringen, das große Ziel ist natürlich noch im Dezember, aber ob mir das gelingt, der Dezember hat ja selber so viele Dinge, die zu erleben und erfahren sind .

Ich bin jetzt mitterweilen seit über vier Wochen hier. Vier Wochen, in denen schon viel passiert ist. Beispielsweise haben wir einen Tagestrip nach Madurai unternommen oder waren mit der hiesigen Youth Group am Strand. Doch das sind Dinge, von denen anderswo berichtet werden soll und die hier nur kurz Erwähnungen und Verweise finden sollen.

Denn in diesem Monat Oktober sind auch ein paar kleinere Dinge geschehen, die hier Erwägung finden sollen, da sind sonst nur untergehen würden.

Dann gehört zu einem “Meine ersten Wochen in Indien” natürlich auch noch das Projekt Vembu an sich und wie ich es kennen gelernt habe, was sie hier alles so machen, wie es hier aussieht und was ich in all dem jetzt eigentlich genau mach. Aber auch das alles, verdient eigene Kapitel, denn auch so schon gibt es, denke ich, genug niederzuschreiben.

Wie war das also, nachdem ich nun schlussendlich in Vilathikulam war

Nun, erstmal gab es Tee mit ein paar süßen Essbarkeiten und mit allen Fathers und Brothers, die hier leben, und mit denen, die wir mitgebracht hatten. Kurz danach verschwanden die dann aber auch alle schnell wieder in Richtung Tiruchy und nahmen unseren Direktor gleich auch noch mit, da ein Treffen dort anstand.

Eine aufgeräumte Werkbank, die gesegnet wurde (Bild von Benni)

Und dann begann eben langsam mein “neues” Leben hier, mit dem Projekt, mit der Gemeinschaft, mit Benni und mit Indien. Aber langsam, denn teilweise begleitete ich Benni, der schon einiges übernommen hatte, teilweise erholte ich mich aber erstmal noch ein wenig. Wobei langsam sehr relativ zu sehen ist, denn wirklich ruhig war es eigentlich nie. Gleich in der zweiten Woche stand ein hindisches Fest an, von denen noch andauernd welche folgen sollten. Hier liegen diese nur oft unter der Woche und werden

Die „Snacks“ die es gab (Bild von Benni)

auch genau dann gefeiert und kommen daher mit Schulfrei. Aber Schulfrei ist eh etwas, dass es hier gefühlt häufiger gibt als Schule. Wenn es irgendwie im großen Distrikt etwas stärker Regnet, dann hat gleich der ganze Distrikt Schulfrei, auch wenn es anderswo den ganzen Tag vielleicht nur bewölkt ist, oder einmal starb ein Lehrer irgendwo, was auch wieder für Schulfrei im ganzen Distrikt sorgte.

 

Aber zurück zur Feier am 18. Oktober. Am Vortag würde alles hier Blitz und Blank poliert. Neben unserem Raum ist eine StichingClass, bei der Frauen die Möglichkeit haben, schneidern und damit einen Beruf zu erlernen, und daneben das gleiche nur statt mit Nähmaschinen mit Schreibmaschinen. Beide Räume wurden gründlich

Der geschmückte Vorplatz des zweiten Gebäudes (Bild von Benni)

ausgefegt, quasi gewischt und jede Maschine einzeln ordentlich sauber gemacht und geschmückt mit einer Blume. Mit der ‚Press’ zwei Stockwerke weiter unten, wurde das gleiche gemacht, riesige Berge Papiermüll würden hinausgetragen, verweilen aber dort, zum Zeitpunkt der veröffentlichung des Blogs, gestopft in riesige Stoffbeutel immer noch. Und selbst das Hauptgebäude wurde gründlich geputzt, wir waren beispielsweise damit beschäftigt, das große Auto blitz blank poliert. Dann wurden einiges an Glitzerpapierketten aufgehangen und große bunte Lotusblumen auf den Boden gemahlt, ein Zeichen des Willkommens.

 

Einer der Father’s hier erzählte uns, bei dem Fest hier morgen werden die Geräte zum Arbeiten gesegnet und die erfolgreiche Arbeit an ihnen gefeiert, mit der bitte, dass auch das kommende Jahr wieder viele gute Arbeiten hervorbringt. Also im Grunde soetwas wie Erntedank, nur das man nicht für die Ernte direkt dankt, sondern den Maschinen, die helfen.

Am Tag der Feier wurden morgens dann zunächst die Näh- und Schreibmaschinen gesegnet.  Dafür versammelten sich alle vor und in dem Raum, einer der Father’s sprach ein kleines Gebet und segenete dann die Maschinen und „Snacks“, die es daraufhin gab.

Am späten Nachmittag würde das gleiche Prozedere dann nochmal in der ‘Press’ gehalten. Wieder wurde ein biblischer Text vorgelesen, mit Worten und Weihwasser alles und jeder gesegnet und erneut gab es die Snacks, die es auch schon vormittags gab.

Für einen Tag in Madurai

Der nächste Tag begann für uns früh, denn mit dem Bus ging es in die 99Km nördlich von uns liegende und dritt größte Stadt Tamil Nadus. Vertraut man auf Reiseführer und ähnliche Quellen, so ist Madurai auch eine der ältesten durchgehend besiedelten Städte der Welt und Hauptstadt eines alten Königreiches. Und zumindest für zweiteres haben wir auch einen Beweis gesehen, denn den Palast des Herrschers haben wir unter anderem besichtigt, und warum sollten die uns bezüglich des ersteren Punktes anlügen.

Von der der großen Stadt – Madurai

Vembar Beach

Am darauf folgenden Sonntag ging es dann mit der hiesigen Youth-Group zum Strand. Nach einer holprigen Fahrt auf der Ladefläche eines Kleinladers ging es immer weiter Richtung Osten, bis irgendwann der Menschenleere, saubere und wunderschöne Strand in Sicht kam.

Von zwei Tagen an der indischen Ostküste

Die Tagesabläufe hier im Projekt

Am nächsten Tag, nach einer zweiten Besprechung mit dem Direktor, hatten wir dann auch einen genauen theoretischen Tagesablauf für unser tägliches tun und sein. Zumindest in der Theorie haben wir diesen Stundenplan. In der Praxis hat sich dieser noch nicht einmal eine ganze Woche lang wie geplant durchgezogen, da, wie bereits erwähnt, sehr oft Schulfrei aufgrund von Regen oder Feierlichkeiten ist. Und wenn mal keine Feierlichkeiten anderswo sind, dann steht hier im Projekt ein Programm an, bei dem wir auch dabei sein können.

Von der Theorie unserer Tagesabläufe

Das Projekt an sich

Zu Tagesabläufen gehört natürlich auch ein Ort, an dem all das stattfinden kann und zu Ausflügen gehört ein Ort von dem man, nunja, ausflüchten kann und zu einem Ort gehören Menschen, die hier arbeiten und leben. Dieser Ort wäre Vilathikulam und das Projekt Vembu mit all seinen Außenstationen, und die Menschen sind die fünf Salesianer, die zahlreichen Mitarbeiter und natürlich die, für die die Salesianer hier da sind.

Von dem Projekt – Eine Rundtour durch Haus, Mensch und Gemache (In Arbeit)

Weiteres aus dem Oktober

In der Grundschule

Nachdem wir nun also endlich einen vollständigen Stunden- und Aufgabenplan hatten, konnten nun also unsere Arbeit hier endlich vollends losgehen. Wir begannen an einer Grundschule ganz simpel zu unterrichten und Spiele zu spielen und begleiteten die HostelJungs, bevor sie in die Schule gehen und wenn sie von dort zurück kommen. Ich erwähnte ja bereits, das es sich sehr um eine Theoretischen Plan handelt, da er eben oft von verschiedenen Dingen durchkreuzt wird. Von ein paar dieser Dinge aus dem Oktober möchte ich noch berichten.

Wie ja auch bereits geschrieben, fällt hier öfters mal die Schule aus und wenn das eben spontan ist, wie bei Regenfrei, dann bleiben die Jungs in der Regel hier und wir dann eben selbstverständlich auch. An manchen Feiertagen belieben sie auch hier, oder sie gegen nach Hause, dann ist es hier auf einmal ganz leer und erst Abends wird es wieder voll. Da ist nämlich eigentlich immer EveningTuition.

Der Elternabend (Bild von Benni)

Die EveningTuition ist ein offener Ort für Schülerinnen und Schüler, um unter Aufsicht zweier indischer Lehrkräfte in einer relativ ruhigen Umgebung zu lernen oder beispielsweise auch für die, die Zuhause Abends kein Licht haben.

Diese TuitinKids, oder besser die Eltern, hatten einmal Abends da soetwas wie einen Elternabend.

Dabei wurden die Eltern darüber informiert, was die Salesianer eigentlich genau hier so tun, was sie den Kindern hier anbieten und Zeit für Fragen der Eltern war auch noch. Im Grunde hatte wir damit nichts zu tun, aber da das ganze im gleichen Raum und während der EveningStudy der HostelJungs, die wir beaufsichtigen, stattfand, betraf das uns dann schon ein wenig. Zumindest ans lernen wurde jetzt erstmal nicht mehr gefacht, war doch das gerade zur rechten verständlicher Weise viel interessant. Drei der Jungs nutzen sogar die Gelegenheit, als zwei Herren in der Tür standen und etwas verunsichert in den Raum blickten, in der Hoffnung, jemand würde kommen und sie hinein und zu Plätzen bitten, und rückten auf ihrer kleinen Bank zusammen und zwängten sich dann zu fünft dort drauf, laut und schnell miteinander diskutierend. Ein, zugegebener Weise, sehr komischer Anblick. Erst nach einiger Zeit wurden sie dann zu Stühlen geführt, die extra für die beiden geholt wurden und nun neben den auf dem Boden sitzenden Müttern standen.

Ein paar Tage später war dann ein Treffen aller Mitarbeiter der Salesianer. Hierbei waren nun nicht nur die Mitarbeiter die direkt hier, beispielsweise im Büro oder in der ‚Press‘, arbeiten, sondern auch all die, die etwas außerhalb in Standorten arbeiten. Nach ein paar einleitenden Worten des Direktors und anderen Mitarbeiter wurde dann von einem Father’s der zu Gast kam, ein Vortrag über Alkohol, Rauchen und Abhängigkeit gehalten und wie alkoholabhängige Eltern die Kinder belasten. Bestimmt war der Vortrag auch sehr informativ und interessant, doch das Problem an fremden Sprachen ist nunmal, man versteht sie nicht.

Der Abend dämmert über de Fluss

Im Oktober begann auch ein Streichprojekt, bei dem die Frauen der StichingClass gelehrnt haben, Wände zu streichen. Zu Beginn lernten sie nur ein paar allgemeine Dinge und erst später im November sollte es soweit sein, das sie eine der Wände des Projektes neu gestrichen haben.

Und einmal, wenn ich mich recht entsinne war Regenfrei, auch wenn es hier nicht wirklich viel geregnet hat an dem Tag, da waren wir mit den Jungs am Fluss. Keine fünfzehn Minuten von hier erstreckt sich nämlich ein weites Flussbett und wie es wie jetzt gerade sehr viel regnet, dann ist da sogar recht viel Wasser drin. Schon auf dem Weg kämen wir durch immer größer werdende Pfützen, bis man zuletzt, wenn man aufpasste, nur bis knapp unter der

Angestrenktes Kabaddi-Spielen

Hüfte im Wasser stand. Dann erhöhte sich der Boden aber wieder und bildete vor dem eigentlichen Fluss eine kleine Sandbank. Nach einigen Selfies mit uns und den Jungs, wurde dann begonnen einen Kabaddi Feld auf dem Boden zu markieren.

 

 

Kabaddi, der inoffizielle Nationalsport der jungen Inder, oder zumindest der jungen Inder. Im Grunde ist das ganze professionelles FangeSpielen mit raufen. Jede Mannschaft hat eine Feldseite und dann wird immer abwechselnd ein Spieler in die andere Feldhälfte geschickt. Dieser Angreifer muss nun versuchen, möchglichst viele Gegenspieler mit irgendwas zu berühren und am Ende sein eigenes Geld wieder berühren. Schafft er das, bekommt die Mannschaft entsprechend viele Punkte und alle berührten Spieler müssen raus. Und das Team, das angegriffen wird, muss eben versuchen zu verhindern, das der Angreifer zurück ins eigene Feld kommt, vor allem dann, wenn einer der ihren berührt wurde. Das macht das Team, in den sie den Spieler festhalten, zurückzerren und auf den Boden drücken und sich auf ihn schmeißen. Sind sie darin erfolgreich, ist der Angreifer raus und die Verteidigende Mannschaft bekommt einen Punkt. Dann ist das andere Team mit Verteidigen dran. So die groben Regeln. Es gibt noch ein paar Feinheiten, wie das ein Angriff im professionellen Umfeld mit nur einem Atemzug stattfinden muss. Und um das zu zeigen, sagen die Spieler durchgehend Kabaddi Kabaddi Kabaddi…, weshlab die Kinder und Jungs hier sehr oft sehr schnell hintereinander Kabaddi Kabaddi Kabaddi sagen.

Nachdem das Feld dann markiert war, wurden schnell zwei Teams eingeteilt und bald mit Herzblut eine Runde Kabaddi nach der anderen gespielt. Erst als es langsam dunkel wurde, machten wir uns dann zurück auf den Weg ins Projekt und zur Studytime.

Im Oktober besuchte ich auch das erste mal eine der kleinen Farms der Salesianer hier. Ein wunderschöner kleiner Bauernhof, mit einem großen Gehege wo Hühner, Hunde und jeweils nochmal extra  abgezäunt ein paar Kühe und Ziegen leben. Ich fuhr mit einem der Brüder dorthin und beaufsichtigen dort die Ziegen, als sie aus dem Gehge gelassen wurde, um zu fressen, aber nicht das Grünzeug, das für die Kühe bestimmt ist, aber vermutlich um einiges besser schmeckt, zumindest nach dem verhalten der Zeigen zu urteilen, die sich immer wieder langsam auf besagtes Grüne zu bewegten, bis man sie wieder wegscheuchte. Zwischenzeitig brachen noch ein paar Hühner durch die offene Tür aus, die dann vom Bruder und der Farmerin dort wieder zurück gejagt werden mussten. Kurz bevor es dunkel ganz dunkel wurde gab es dann noch Tee und dann ging es auch schon wieder, mit einem vollen Kübel Milch zurück ins Projekt.

Und dann war der Oktober auch schon vorbei und der November, der nochmal schneller vergehen soll, begann, aber über all die Dinge die im November passierten, werde ich ein andermal berichten… hoffentlich aber sehr bald.

Auf bald,

Lukas


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