Eigentlich war Madurai nur ein Umsteigepunkt für uns. Von dort fuhr unser Bus in Richtung Mettupalayam ab, wo wir auf Leo trafen und die Zahnradbahn Richtung Ooty startete. Das ist aber Bestandteil der zweiten Etappe.

Doch unser Bus fuhr erst in der Nacht, um kurz vor Elf, aus Madurai ab. Damit wir aber dort nicht in Zeitnot geraten würden und wir ja auch noch einen Tempel zu besuchen hatten, setzten wir uns bereits nach dem Mittagessen in einen Bus. Kurz nachdem der Tempel wieder öffnete, waren wir dann in Madurai.

Der kleine Durchgang hin zum Weg um den Tempel

Mit einem Taxi ging es hinein in die Innenstadt und direkt vor den Tempel. Erst jetzt bemerkten wir einen kleinen Tempelbogen, der zum Tempel führte. Wir schritten unter dem aufwendig verzierten Bogen hindurch und standen dann vor einem der beiden Osteingänge.

Geschickt wie er ist, kam Benni auf die Idee, unsere Schlappen in den Rücksäcken zu verstauen, denn in Hindutempel geht man nun mal barfuß hinein. Und zur Wahl steht eben, die Schuhe einfach draußen zu lassen oder sich in noch eine Schlange anzustellen und sie für wenige Rupien weg schließen zu lassen. Dann gaben wir unsere Rücksäcke ab und schlossen unsere Handys ein. Seit dem es vor nicht allzu langer Zeit im Tempel gebrannt hat, sind jedwede elektronische Geräte dort drinnen verboten und ehrlich gesagt, derartiges hat in spirituellen Orten auch nichts zu suchen.

Tempel, Klappe die zweite

Dann konnte es losgehen. Losgehen hinein. Noch kurz durch einen Metalldetektor und an ein paar Wachmännern vorbei und dann fanden wir uns auch schon wieder in einer Halle voller großer und beeindruckender Säulen wieder. Überall verzierten steinerde Figuren die Wände, Decken und Säulen. Zwischen den Säulen quetschte sich ein Laden neben den nächsten. Dort gab es allerlei Souvenirs für die Touristen und Opfergaben zu kaufen.

Zutritt für Fremde verboten

Der Menschenstrom bahnte sich seinen Weg an einer Kreuzung nach links und so folgten wir ihm. Wir kamen auf den Außenring des Tempels, der nicht wirklich nach Tempel aussah. Mehr nach hohen Wänden links und rechts und Schutthaufen an jeder zweiten Ecke. Wir kamen zum Südeingang und auf einmal war vor uns eine Schlange, die aus der Richtung, aus der wir nicht kamen, kam und in den inneren Ring, den eigentlich Tempel führte. Wir folgten der Schlange um den Tempel, kamen am Westeingang vorbei und gingen auch noch um die nächste Ecke. Erst dann war das Ende der Schlange zu sehen. Oder genauer das Ende der zwei Schlangen, die beide in den Tempel führten. Das eine Ende war ein kostenfreier Eintritt, bei der anderen zahlt man einen Obolus, und kommt dann etwas schneller hinein. Ehrlich gesagt fehlte mir persönlich ein wenig die Lust, uns an dieser ewigen Schlange anzustellen, um nach wer weiß wie vielen Stunden in den Tempel zu kommen. Dennoch stellte ich mich mit an. Nach nicht kurzer Zeit kam aber bereits jemand auf uns zu, der uns auch vorher bereits ansprach, ob wir eine Führung wollten, zu uns, und meinte, nur für Hindus seien diese Schlangen.

Etwas verwirrt verließen wir sie und gingen dorthin, wo die Schlange in den Tempel hinein ging. Dort fragten wir dann einige der Sicherheitsleute. Diese meinten, es sei ein Fest und nur Hindus seien erlaubt im inneren, wir können nicht hinein. Wir beschlossen dann wenigstens das Tempel Museum zu besuchen, das wir entdeckt hatten. Später merkten wir dann, dass der Eintritt in das Museum, für Ausländer das Zehnfache kosten sollte. Auf dem Weg dahin wurden wir aber erneut von einem offiziellen Guide angesprochen, der fragte, ob wir nicht eine Führung wollen würden. Wir meinten zu ihm, dass wir ja eh nicht im Innern erlaubt seien. Er erklärte uns aber, dass wir nur nicht in das Allerheiligste direkt könnten, aber sehr wohl in den inneren Tempel. Er fragte erneut, ob wir nicht eine Führung wollten und schließlich, nach einer kurzen Handelei, willigten wir ein und bekamen einen sehr gute Führung durch den Tempel.

Ich verstehe es auch nur gut, dass sie keine nicht Hindus im Allerheiligsten haben wollen. Allein schon wenn man bedenkt, dass der Tempel durchschnittlich von 20.000Menschen am Tag besucht wird und man bei vier Stunden Wartezeit, um ins Allerheiligste zu kommen, eine gute Zeit erwischt hat. Wenn da auch noch die ganzen Touristen mit rein wollten, würde es nur noch voller werden und was genau wollen die da auch, außer Fotos machen und alles versperren.

Eine Führung durch den Tempel

Wir gingen um die letzt Ecke und standen vor dem Eingang in den innere Tempel. Wieder waren wir von vielen Säulen umgeben, die mit vielen Figuren und anderen Verzierungen versehen sind. Im inneren sahen wir dann auch, dass die Schlange innen nochmal länger war, als was schon außen gestanden ist.

Als erstes wurden wir auf einige Säulen aufmerksam gemacht, die sich deutlich von den anderen abhoben. Sie waren viel heller und sahen viel weniger Kunstvoll aus. Unser Guide meinte, da die Regierung nach einem Unwetter vor einigen Jahren erlaubte, dass einige Steine des Tempels genutzt werden können, um beim Wiederaufbau zu helfen. Ersetzt wurden die Säulen durch maschinell gefertigte Säulen aus einem anderen Stein. Daher waren auch die Muster und Verzierungen auf den Steinen sehr unkreativ und repetitiv. Alle anderen Säulen waren jeweils mit ihren Verzierungen und sehr großen Figuren, bestehend aus Mischwesen, Göttern und anderen Dingen aus je einem einzigen Stein geschlagen.

Farben, Götter und Symbole

(Könnte eventuell gefährliches Halbwissen enthalten)
Meiner Erfahrung nach, ist jeder Hindutempel gleich aufgebaut. Das Zentrum bildet eine Kammer mit einer Statue einer Gottheit, der dann Opfer dargebracht werden. Vor dieser Kammer sind dann weitere Kammern mit immer größer werdenden Durchlässen. Irgendwann kommen dann Priester und davor, meist vor einer Absperrungen, die Gläubigen. Die bringen ihre Opfergaben, bestehend aus Bananen, Kokosnüsse, kleinen Pflanzen und ähnlichem. Die Priester nehmen diese entgegen und legen sie vor die Statue. Immer wieder werden sie dann weggefegt, um Platz für neues zu schaffen. Dann „opfern“ die Gläubigen noch etwas Geld, legen es in eine Schale. Dann formen sie die Hände über einer kleinen Flamme zu einer Schale und reiben sich dann mit den Händen durchs Gesicht. Nach wenigen Sekunden werden sie dann auch schon, wie bei einer Massenabfertigung von den Sicherheitsläufen weggeschoben, damit für die nächsten Platz ist. Um genau das, den Göttern Opfer zu bringen, zu tun, um so in der Gunst zu steigen, um in einer besseren Form wiedergeboren zu werden, stehen die Gläubigen nun diese langen Schlangen an. Zahlt man etwas, dann kommt man schneller dran und zahlt man noch mehr, dann kann man sogar direkt dran kommen und wird sogar in eine Kammer weiter geführt und darf sich dort hinsetzen. Zumindest war dies in einem Tempel in Karnataka so. Das alles basiert aber auf meinen Beobachtungen.

In Madurai gibt es nun zwei dieser Hauptschreine, den Sundareshvara-Schrein (Beiname Shivas) und den Minakshi-Schrein.

Er erzählte uns einige weitere Dinge, zu denen ich aber keine Belege während einer eigener gefunden habe, aber da ich auch keine Widersprüche gefunden habe, werde ich hier davon berichten.

Einer der großen Gopurams

Der Tempel ist wie ein Körperaufgebaut. Die drei Eingangstürme, die sogenannten Gopurams (Tortürme) im Norden, Westen und Süden bilden den Kopf und die beiden Arme. Der größere Sundareshvara-Schrein liegt dann ungefähr dort, wo das Herz wäre, der zweite Schrein ungefähr die linke Schulter.  Im Osten liegen der vierte der großen Gopurams und das Tor der Acht Gottheiten, der traditionelle Haupteingang. Beide bilden dann die beiden Füße der Person. Insgesamt gibt es zwölf Gopurams, die vier beschriebenen sind aber die größten und weit über die Stadt zu sehen.

Ein wichtiges Symbol im Hinduismus ist die Ehe zwischen Mann und Frau. Das spiegelt sich auch bei Shiva und Minakshi wieder, die dem Mythos nach, dort im Tempel geheiratet haben sollen. Obwohl Shiva eigentlich der Hauptgott des Tempels ist, wird hier außergewöhnlicher Weise die Göttin Minakshi zuerst verehrt und steht im Mittelpunkt. Bei Prozessionen wird sie, gegen die Tradition und eigentlichen Ordnung, auch zur Rechten von ihrem Ehemann positioniert.
Die Farben weiß und rot, die in eigentlich jedem Tempel zu finden sind, stehen auch für Mann und Frau. Hier habe ich aber nur einen Beleg für den roten Punkt, den verheiratet Inderinnen tragen. Zumindest war dies früher so, heute ist der rote Punkt auch schon Mode bei unverheirateten.

Alles was ich zum weißen Punkt gefunden ist, ist das es eben entweder ein Spirituelles Zeichen ist, oder eben auch zur Mode getragen wird. Dass es aber ein Symbol für den Mann ist, dazu habe ich nichts gefunden. Jedoch sieht man auch keine Frauen mit weißen Punkten.

Das weiße Pulver soll Asche symbolisieren. Alles auf der Erde wird irgendwann zur Asche, nur die Asche bleibt für immer Asche. Sie ist ein Zeichen für Permanentes, Gleichheit und Ewigkeit, was im Grunde das letzte Ziel des Hinduismus ist. Frauen werden nun als am weitesten weg von der Ewigkeit angesehen, weshalb es verständlich ist, wenn nur Männer dieses Zeichen tragen. Ich denke aber, ich werde es wagen, irgendwann mich an einem „Indisch“-Beitrag zum Hinduismus versuchen und all dies, nochmal genauer recherchieren.

Wer raus will, kommt nicht raus

Dann ging unsere Führung weiter und er führte uns an verschiedensten Statuen im Tempel vorbei und erklärte uns beispielsweise, was in vielen Ornamenten zu sehen ist.

Nach unserer Führung setzten wir uns dann noch einige Zeit auf die Treppen am Tempelteich, bevor wir uns dann in Richtung Ausgang aufmachten. Bevor wir aber wieder durch das Tor gingen, machten wir noch einen kleinen Abstecher, nicht in die Richtung, in die wir ganz am Anfang gingen. Dort waren dann auf einmal eine kleine Musikgruppe und vermutliche spirituelle Tänze, die unglaublich interessant zu betrachten waren. Wir blieben einige Zeit dort, bevor wir weitergingen und noch eine Runde im äußeren Ring gingen, bevor wir dann schlussendlich gehen wollten. Als wir dann wieder vor unserem Ausgangstor waren, hörten wir aber auf einmal Musik auf uns zu kommen. Um eine Ecke bog dann auf einmal ein großer Wagen, der von einigen Menschen gezogen wurde und auf dem eine Statue einer Gottheit saß. Wir standen direkt am Durchgang, also quasi in erster Reihe, als auf einmal von überall her die Menschen angerannt kamen, um den Wagen zu berühren. Geschickt wichen wir einige Schritte nach hinten aus, um nicht erdrückt zu werden und den Gläubigen Platz für ihren Glauben zu lassen.

Dann geschah aber nichts mehr, was uns vom Rausgehen abhalten sollte und so verließen wir jetzt aber wirklich den Tempel.

Das erste Mal Naan

Benni fand im Reiseführer eine Gastronomie, auf einer Dachterrasse und mit tollem Blick über Madurai. Genau dahin machten wir uns auf den Weg, doch erneut sollten wir aufgehalten werden. Als Benni mit den Salesianern im Dezember Weihnachtsgeschenke kaufen war, kam er an einer Art Säulenwand neben dem Tempel vorbei und außerdem laß er im Reiseführer noch etwas über eine Säulenmarkthalle, die ganz bei uns in der Nähe sein sollte. Wir dachten zuerst, damit sei der Bogen gemeint, durch den wir zu Beginn gingen, jedoch war es das nicht. Die große Säulenhalle war aber quasi direkt daneben und voll von kleinen Läden.

Wir schlängelten uns einmal im Kreis durch die vielen Läden. Auf der einen Seite war alles voller Stoffläden, die uns alle dazu überreden wollten, in einer Stunde ein Hemd zu nähen. Einer fragte, ob wir Volontäre seien und aus Deutschland kämen und als wir das bejahten, meinte er, er kenne Anna, eine ehemalige Volontärin aus Vilathikulam. Er meinte, sie würde ihn jedes Jahr zu Weihnachten besuchen und machte uns daher einen Freundschaftspreis. Bei einem unserer Vorbereitungs Seminar erzählte und Anna, wie sie einmal einem Händler ihren Namen sagte und kurz darauf gefühlt jeder Händler, ihren Namen dort kannte.

Die zweite Hälfte bestand aus Läden für Schmuck.

Nach unserer Runde setzen wir dann unseren Weg fort und bald fanden wir uns in einem Fahrstuhl hoch in die Lüfte wieder.

Naan mit Paneer Butter Masala

Dort war es dann soweit. Ein sehr wichtiges Event für den gesamten Urlaub stand bevor. Wir bestellten beide Naan mit Peneer Butter Masala und ahnten nicht, was wir da taten, oder was ich da tat. Benni war in seiner Essenswahl später dann doch noch etwas wählerischer, aber ich will nicht zu viel vorweg nehmen.

Auf jeden Fall genossen wir dort oben ein wunderbares erstes Abendessen, neben einigen anderen Touristen, die selbstverständlich ein Bier nach dem anderen bestellten.

Weiterfahrt nach Mettupalayam

Dann ging es zurück zum Busstand. Nachdem wir herausgefunden hatte, wo unser Bus abfuhr, hieß es dann noch etwa eine halbe Stunde warten. Dann kam der Nachtbus und unsere Reise nach Coimbatore begann. Um kurz nach vier Uhr am Morgen waren wir dann dort und mit einem staatlichen Bus ging es weiter nach Mettupalayam. Denn dort fährt die Zahnradbahn in Richtung Ooty ab. Noch ahnten wir nicht, was für eine Schlacht uns dort bevor stand, doch das ist Stoff, für das nächste Kapitel, das hoffentlich bald zu finden ist.

Auf bald,

Lukas


Weitere Eindrücke Madurais
Von der großen Stadt – Madurai


Was danach geschieht
II. Etappe – Von Tee, Kälte und Schokolade / Die Bergsiedlung Ooty


Der ganze Urlaub auf einen Blick
 Die Urlaubsübersicht