Eigentlich war es geplant, von Dienstag bis Donnerstag nach Tura zu fahren, um dort die „Silver Jubilee Celebration der Auxilium Secondary School Tura“ mitzufeiern. Der Grund für diese Reise ist, dass eine der Don Bosco Schwestern hier vom Convent an ebenbesagter Schule von 2011 – 2015 Direktorin war und uns netter Weise dorthin eingeladen hat. Tura ist mit 75.000 Einwohnern eine der größten Städte des Bundesstaates Meghalaya, indem auch Nongpoh liegt. Allerdings ist Tura ca. 325 km von Nongoph entfernt. Dementsprechend lange dauerte auch unsere Reise. Weil irgendeine Straße auf dem eigentlichen Weg gesperrt war, mussten wir eine andere Route nehmen und dazu einen Tag früher losfahren, um eine Nacht in Shillong zu verbringen und am nächsten Tag pünktlich um 6.00 Uhr morgens in das Auto steigen zu können. Von diesem Plan erfuhren wir, als wir am Montagnachmittag gerade ganz gemütlich unseren Tee schlürften und noch gar nicht richtig gepackt hatten… Aber die spontanen Sachen sind meist viel schöner als die Geplanten! So kramten wir schnell unser Zeug zusammen und fuhren noch am Montagabend nach Shillong. Dort wurden wir in einem weiteren Haus der Don Bosco Schwestern herzlich empfangen und versorgt. Unser Gästezimmer hatte sogar ein Sitzklo mit Spülung! Glück gehabt 😉 Unsere Hinreise führte über die Hochebene von Shillong zuerst durch die East-Khasi-Hills, dann durch die West-Khasi-Hills und zuletzt durch die Garo-Hills, in denen die Stadt Tura liegt. Die eigentlich ganz gut ausgebaute Straße führte uns hoch hinauf in die indischen Berge. Die Morgensonne stand knapp über den Gipfeln und die Täler lagen noch im Nebel verborgen. Es war wunderschön und allein schon wegen diesem Ausblick hat es sich gelohnt, so früh aufzustehen. Die Berge hier erinnerten mich ein bisschen an Daheim. Die „Bäume“ haben sich aufgrund der Höhe irgendwann eher in „Latschen“ verwandelt und es war sehr steinig, was ein Gebirge ja nun mal so an sich hat. Es gab keine „Dschungelpflanzen“ aus sattem grün mehr, sondern eher Gras und Schotter. Wären die indischen Häuser, die man vereinzelt erblicken konnte, nicht gewesen, dann hätte man kaum behaupten können, hier in Indien zu sein. Der Ort hätte auch überall anders auf der Welt sein können. Umso schöner ist es zu sehen, dass Indien nicht nur aus Urwald und Wüste besteht, sondern eben auch aus „richtigen Bergen“. Auf der Strecke nach Tura mussten wir ca. 1200 Höhenmeter mit dem Auto überwinden. Dementsprechend kurvig kann man sich auch die Straße vorstellen. Ich glaube, wenn ich Heim komme bin ich resistent gegen jegliche Straßenverläufe 😀 Nach ca. zwei Stunden Fahrt machten wir Halt an einer Art „Mini-Restaurant“, um unser Frühstück zu uns zu nehmen. Überraschender Weise durften wir dort ohne Probleme unser selbst mitgebrachtes Essen genießen – ganz schön praktisch.

Blick von dem „Frühstücksrestaurant“ aus auf die Hochebene von Shillong in den Khasi-Hills

 

Nach weiteren zwei Stunden hielten wir nochmals an, um in einem anderen Haus der Don Bosco Schwestern (das zufällig auf dem Weg lag) einen Tee zu trinken und Kekse zu essen. Wir wurden trotz unseres spontanen Überfalls herzlichst empfangen. Und zwar alle, die mit uns in dem gebuchten Sumo (so nennt man hier das „Tourist Permit Taxi“) gefahren sind. Samt Fahrer und vier weiterer Gäste. In Deutschland würde man so etwas Herzliches nicht erleben. Es ist mir bewusstgeworden, wie stark die ca. 200 Don Bosco Schwestern dieser Provinz eine richtige Familie bilden. Egal zu welcher Zeit man kommt, ob angekündigt oder unangekündigt, mit oder ohne Anhang, während des Essens oder Betens, spontan über Nacht oder doch am Tag, man wird IMMER herzlich empfangen. Und zwar nicht mit einer gespielten Herzlichkeit, so wie es in Deutschland häufig der Fall ist, sondern mit einer Echten. Es ist ein unglaublich tolles Gefühl, überall irgendwie ein bisschen daheim zu sein.

Ein weiteres Haus der Don Bosco Schwestern

 

Das Auto, in dem wir unsere zehnstündige Reise zu elft verbrachten (einschließlich Fahrer). Es wird hier „Sumo“ genannt.

 

Gegen 13.00 Uhr machten wir ein drittes Mal Halt, um unser ebenfalls selbst mitgebrachtes Mittagsessen in einem ebenso kleinen Restaurant wie beim Frühstück zu uns zu nehmen.

Das kleine, aber dafür umsomehr gemütliche „Restaurant“, in dem wir unser Mittagessen zu uns nahmen

 

Schließlich kamen wir gegen 16.00 Uhr nach der zehnstündigen Reise endlich in Tura an. Die Stadt liegt mitten im Dschungel der Garo-Hills. Und wie dieser Name schon sagt ist es dort sehr hügelig. Wir wurden nach einer kurzen Pause von der Schwester aus dem Convent, die uns mitgenommen hat, rumgeführt. Sie kommt von dort und zeigte uns u.a. das große Don Bosco College.

Vroni und ich vor dem Don Bosco College in Tura

 

Von dort aus konnten wir den bis jetzt schönsten Sonnenuntergang seit unserer Ankunft in Indien betrachten.

 

Außerdem haben wir eine der größten Kirchen in ganz Nordostindien besichtigt: Die Sacred Heart Shrine. Sie wurde erst vor einem Jahr fertig gestellt und ist wunderschön.

Die Sacred Heart Shrine in Tura von Innen. Sie ist wirklich riesengroß und gerade durch die Beleuchtung wunderschön.

 

Am Mittwoch war anlässlich des Jubiläums zuerst eine Messe vor dem Frühstück und anschließend ein gut zweieinhalbstündiges Programm der Schule, welches erfreulicher Weise draußen stattfand. Als Vroni und ich die 22 Programmpunkte auf dem Orogramm stehen sahen, befürchteten wir zuerst Schlimmstes. Aber trotz der fünf auf dem Programm stehenden Reden, ging es erstaunlich schnell vorbei. Es gab zwischendurch mehrere Gruppentänze und Solo – Duo – und Chorlieder zur Auflockerung. Auch drei der traditionellen „Garo-Tänze“ wurden gezeigt. Außerdem wurden wir bestens mit kleinen Snacks und Mango-Säften versorgt. Die ganzen Verpackungen hinterließen aber auch viel Müll, welcher danach  einfach verbrannt wurde. In Indien sieht man öfters am Straßenrand kleine Feuerstellen. Am Anfang habe ich mich noch gefragt, warum die InderInnen auch am helllichten Tag Lagerfeuer machen, bis ich kapiert habe, dass es der Müll ist, den jeder Haushalt ganz einfach vor oder hinter seinem Haus verbrennt. Auch wir an der Schule in Nongpoh haben mehrere „Feuerstellen“, um den Müll zu verbrennen. Eine Müllabfuhr gibt es hier ja nicht…

In dieser Kirche im Convent der Auxilium Secondary School Tura wurde der Gottesdienst anlässlich des Jubiläums abgehalten. Auch kleine Kirchen sind einfach sehr schön. 🙂

 

Der Eröffnungschor des Programmes

 

Einer der traditionellen Garo-Tänze. Es tanzten ausnahmsweise Jungen (im grün – weißen Gewand) und Mädchen (im orange – roten Gewand) gemeinsam.

 

Die Kleinen der „Nursery“ zeigten uns ein paar Schritte ihres traditionellen Garo – Tanzes. Dazu trugen sie auch schon das typische „Garo – Kleid“ mit passendem Kopfschmuck.

 

Die Großen zeigten zu dreißigst ihren traditionellen Tanz. Auch sie trugen das klassische „Garo – Dress“. Sie bewegten sich rhythmisch zu Trommeln während sie im Kreis gingen bzw. hüpften.

 

Passend dazu gab es einen „Vortänzer“, der mit einer Art „Schild und Schwert“ ausgestattet irgendwelche Laute ruft und „voraushüpft“. Es erinnerte stark an einen traditionellen Tanz von irgendwelchen Ureinwohnern.

 

Hier sieht man, wie der Müll nach dem Fest mitten im Dschungel einfach verbrannt wird.

 

Im Anschluss an das echt professionelle und sehr gut organisierte und strukturierte Programm, gab es Essen für alle: Die ca. 650 SchülerInnen der Schule, die LehrerInnen, die Eltern, die Geschwister, die Großeltern, die Freunde, die Don Bosco Schwestern und für alle anderen Gäste. Es war ein riesiges Buffet in der „Hall“ der Schule aufgebaut. Das Größte, dass ich bis jetzt in meinem Leben gesehen habe. Der Reis wurde in Bananenblättern verpackt serviert und die Töpfe der Soßen waren einfach sehr, sehr groß. Wir durften auch ein Stück der Jubiläumstorte probieren, die gar nicht mal sooooo süß war und mir überraschend gut geschmeckt hat. Alle Gäste hier nahmen ihr Mahl einfach auf Stühlen sitzend ein, während sie den Teller auf dem Schoß haben oder in den Händen halten. Anders wäre es platztechnisch auch gar nicht möglich gewesen. Ich muss sagen, dass ich das ganz schön praktisch finde, weil man sich den Platz für die Tische dadurch einfach spart. 🙂

Am Donnerstag sind wir ebenfalls um 6.00 Uhr morgens aufgebrochen, um unsere Heimreise anzutreten. Die gesperrte Straße war wieder offen und so nahmen wir diesmal den direkteren Weg über Guwahati und brauchten diesmal nur acht Stunden. Alles in allem war es ein sehr gelungener Ausflug, der mir viel Neues zum Lernen und Nachdenken gegeben hat. Was ich vergessen hatte zu sagen: Man spricht in Tura eine andere Sprache als bei uns in Nongpoh, nämlich „Garo“. Obwohl Tura und Nongpoh im gleichen Bundesstaat liegen, werden dort zwei unterschiedliche Sprachen gesprochen. Auch die Traditionen und typischen Gewänder sind nicht miteinander zu vergleichen. Es ist erstaunlich, wie verschieden sie sind. Umso schöner war es, dass wir die Gelegenheit hatten, auch einen Einblick in das Leben der „Garos“ zu bekommen.