Die Minuten verstrichen. Aus Kilometern vor uns wurden Kilometer hinter uns. Aus Bäumen wurden Autos, aus ewigen Weiten wurden enge Hochhäuser und weitreichende Stille wurde zum Lärm einer Großstadt.

Stetig wackelnten wir uns vorwärts, immer weiter mit dem Bus, in Richtung Mysuru.

Zuletzt wurde aus bodenloser Dunkelheit zwischen Bäumen, ein leuchtender Palast, der die ganze Stadt erhellte.  Wir waren angekommen, mitten im Zentrum.

Wir stiegen aus dem Bus und bahnten uns den Weg durch die volle Stadt, hin zu unserem Hotel. Nun galt es nicht mehr, auf eventuelle Bäume, die im Weg stehen könnten, zu achten, sondern auf heranschnellende Autos.

Wir bezogen unser Zimmer, gingen noch kurz etwas essen und beendeten den langen, aber wunderbaren Tag.

Unsere Zeit in Mysuru hatte begonnen,

und wie immer…

Mysuru? Was ist das überhaupt?

In erster Linie ist es eine Stadt und damals auch ein Königreich das so hieß, aber ganz langsam.

Der Legende nach wurde einst Mysuru von einem Dämonen mit Stiefkopf regiert und beherrscht. Nach vielen Gebeten gebar sich die Göttin Parvathi dort als Chamundeshwari neu und besiegte den Dämon auf dem Chamundi Hügel. Sie blieb daraufhin dort oben, weshalb sie dort heute angebetet wird.

Der erste greifbare Beleg für die existent Mysurus ist eine Inschrift aus dem Jahr 950 n. Chr. Über die Jahre hinweg wurde Mysuru und das Land drum herum, wie so viele Städte, von verschiedenen Herrschaften und Königreichen regiert. Interessant ist vielleicht, dass bis 1610 das gleichnamige Königreich von dort aus regiert wurde, dann aber der Regierungssitz nach Srirangapatna verlegt wurde, dass kurz vor Mysuru liegt. Dazu aber später mehr.

Im 18. Jahrhundert übernahmen dann die Muslime die Herrschaft und sie leisteten den Briten erbitterten Widerstand, bis sie ihnen aber schlussendlich im vierten Mysuru-Krieg 1799 unterlagen.

Diese setzen nun die hinduistische Wodeyar-Dynastie wieder ein, die das Reich, dass sich, mit Ausnahme der Ost- und Südküste über ganz Südindien erstreckte, bis 1565 bereits einmal regiert hatten. Auch wenn die Britten 1810 die Hauptstadt nach Begalore verlegten, hatten die Rajas, die Herrscher, bis zur unabhängigkeit Indiens ihren Wohnsitz in Mysuru.

Damals wurde Mysuru aufgrund der großen Straßen und wunderbaren Parks bekannt.

Die heutige Stadt hat es geschafft, ihren warmen alten Charakter zu erhalten und ist berühmt für ihre Öle, ihre kostbaren und edlen Saris und Räucherstäbchen.

1.Tag

Wir schreiben das Jahr 2018, zwei Tage bis Neujahr.

Einer der größeren Gänge des Marktes

Die Nacht war nicht sehr lang, das penetrante schaben des Deckenventilators hatte mich noch einige Zeit wachgehalten. Doch es half nichts, wir mussten los, denn wir hatten viel vor, viel zu entdecken.

Ganz in der Nähe unserer Bleibe war der alte Markt Mysurus. Er war unser erstes Ziel. Wir gingen durch ein enges Tor und waren im, von alten Mauern umgebenen Markt. Dicht an dicht reihten sich die Stände und verkauften alles, von Obst und Gemüse, hin zu Farben, Blumenschmuck, Räucherstäbchen und Ölen. Doch Öle und Räucherstäbchen aus künstlichen Substanzen und ohne Qulität.  Zu Teilen sind die Gänge so eng und gedrängt, dass Gegenverkehr zur wahrhaftigen Problematik wurde.

Durch dieses dichte Gedränge schoben wir uns nun auch, und verstopften als schauende Erkunder die Gänge nur noch mehr.

Wir verließen den Markt in südlicher Richtung und nach einem kleinen Frühstück auf die Hand ging es weiter zum Mysuru Palast. Einige Taxifahrer meinten zu uns, am Morgen sei keine gute Zeit, den Palast zu besichtigen, er sei da so voll, wir sollten lieber mit ihnen eine Tour durch die Stadt machen, doch wir ließen uns nicht von unserem Plan abhalten. Wir warteten die zehn Minuten bis der Palast öffnete und betraten den riesigen Vorhof.

Amba Vilas

Wir traten durch das Westtor, doch kamen nicht weit, bis wir die Erkenntnis machen mussten, auch hier gilt die Regel „Links vor rechts“. Zwei Palastelefanten wurden vor uns über den Weg geführt, dann konnten wir unseren Weg weiter fortsetzen.

Hopp, zwei, drei, vier, stellt euch auf, zwei, drei, vier. Hopp, zwei, drei, vier, ein Lied, zwei, drei, vier. Und wir schreiten durch die Flur, Elefanten mit Bravour, Und sie stampfen stolz durch das unterholz, das ist Militärkultur, das ist Millitärkulltur.

Wir guckten kurz in einen Tempel und betraten den immer noch sehr großen Vorplatz, direkt vor dem Palast. Sechs steinernde Leoparden bewachten die Wege hin zum Platz. So standen wir dann genau vor dem gewaltigen Palast. Nun wurde mir erst bewusst, was meinen Blick während der Einfahrt nach Mysuru so blendete. Jede noch so kleine Kante des Palasts war bestückt mit tausenden Glühbirnen, die in der Nacht irgendeinen Stadtteil zum Verdunkeln bringen müssen.

Die Menschen auf dem Platz bewegten sich alle zur linken Seite des Palasts. Von dort kamen wir hinein in den prunkvollen Palast.

 

Die ewigen Wächter, die sich nur bewegen, wenn niemand hinsieht

Zunächst fanden wir uns in einer Art Säulengang wieder. Zumindest gab es auf der offenen Seite, hin zum Vorplatz, einige Säulen. Die andere Seite war gefüllt mit einigen Ausstellungsstücken aus vergangener Zeit. Nach einigen Schritten ging der Gang wenige Treppen hinunter und zu unserer linken durch Tor hinein ins Innere. Vor uns spiegelte sich der Gang, der hinter uns lag. Links und rechts vom Tor hingen zwei große Elefantenköpfe. Das offen stehende Tor war ebenfalls mit Elefanten geprägt.

 

Amba Vilas

Wir kamen auf einen kleinen Vorplatz, wieder bewachten steinernde Leoparden Türen zu allen Seiten.

Doch die Absperrung führte uns schnell wieder hinfort vom Platz und in eine riesige Halle.

Umgeben war die Halle von einem offenen Gang, der wieder mit Säulen vom mittleren Teil des Saales getrennt war. An den Wänden des Ganges hingen etliche Gemälde,

Der dezente Innenhof

die das Herr und viele wichtige Personen in Paraden zeigten. Der mittlere Saal war um einiges höher als der Gang. Das Dach bestand aus einer Kuppel, die auf im Saal frei stehenden Säulen stand. Es war die Empfangshalle.

 

Alles war golden, glänzend poliert und reichlich verziert. Der Gang, der auch die Empfangshalle umrahmte, führte weiter. Immer noch waren die Wände von Schmuckhaften Gemälden verziert und wieder ritten Generale und Adlige auf Pferd und Elefant. Der Gang führte einmal um den Hof und weiter durch den Palast. Wir folgten ihm immer weiter und kamen durch  einige weitere Räume des Palasts.

Zunächst ging es ein massives, dunkelhölzernes Treppenhaus hinauf und an einem alten Fahrstuhl vorbei. Oben, nach dem Treppenhaus, war eine Figur des Maharaja und viele, die mit dieser Selfies machten.

Die prunkvolle Empfangshalle

Wir kamen in eine nächste große Säulenhalle, die diesmal aber nicht quadratisch, sondern rechteckig war. Wir waren nun etwa über dem Säulengang vom Anfang. Sie war offen zum großen Vorhof hin, nur einige große Säulen (und ein Netz gegen Tauben), stützen das Überdach und versperrten leicht die Sicht. Dort zeigte sich der Mahraja einst der jubelnden Menge. Der Saal war voller Spiegel, in dem sich ein Mensch nach dem anderen selbst betrachtete.

Unser Weg führte weiter und wieder durch ein Treppenhaus, diesmal aber nach unten. Noch ein letzter prunkvoller Saal, mit einem Spitzdach, mit gelben Glasscheiben, weshalb der ganze Raum, in einer warmen Farbe leuchtete, war auf unserem Weg, bevor wir den Palast verließen.

Für einen extra Eintrittspreis, kamen wir noch einen weiteren Teil des Palasts, indem wohl einst die Wohnquartiere waren. Doch von diesen war nicht mehr allzu viel zu sehen. Nur zwei Räume, waren wohl so wie früher eingerichtet und voller edlem Mobiliar, bestehend aus Sesseln, Stühlen, kleinen Tischen und ähnlichem.

Ein Audienzsaal

Stattdessen waren die Räume voll von Ausstellungsstücken. Es gab Fotos und Gemälde, Musikinstrumente und Kinderwiegen, alte Schriften und Kleider oder auch Waffen und Tragen zu bestaunen.

Zuletzt gingen wir noch ein wenig über leere Wege hinter dem Palast und an einem Kamelstall vorbei, bevor wir den Palast verließen, denn es war bereits Mittag.

Nach einer kurzen Absprache machten wir uns dann auf den Weg nach Srirangapatna.

Srirangapatna

Allen aufmerksamen Lesern sollte Srirangapatna ein Begriff sein, ich habe es ja sogar angekündigt, dass hierzu nochmal mehr kommt.

Srirangapatna ist eine kleine Stadt etwa eine Stunde Busfahrt vom Zentrum Mysurus entfernt.

Heute fällt der kleinen Stadt nur noch Touristische eine große Rolle zu, einst wurde von hier aber der Fürstenstaat Mysuru regiert.

Das Zentrum der Stadt bildet ein im 9.Jahrhundert erbauter, recht bedeutender Tempel, der Ranganatha, einer Form Vishnus, geweiht ist. Knappe tausend Jahre später wurde von den Herrschern dieser Zeit eine Festung um den Tempel gebaut und der Regierungssitz von Mysuru dorthin verlegt.

Im Laufe der Zeit wurde die Stadt mindestens einmal angegriffen, doch konnte sich immer verteidigen.

Am Ende waren es dann wieder einmal die Briten, die der Stadt ein Ende setzten. Einer der größten Widersacher der Briten, der Tipu Sultan, wurde schlussendlich, 1799, in seiner eigenen Hauptstadt besiegten und die Stadt größtenteils zerstört. Daraufhin verlor sie auch an Bedeutung, denn regiert wurde wieder von Mysuru aus.

Mit dem Tuck Tuck ringsumher

Die Gefangenen wurden an der Wände wie an einem Kreuz gefesselt. Dann wurde der Keller mit Wasser geflutet

Wir stiegen aus dem Bus und fanden uns vor einer Tempelanlage innerhalb der Festung wieder. Es war eine große Grasfläche mit einigen Bäumen. Ein paar Gruppen saßen auf dem Gras und aßen zu Mittag. Ein Stinpfad führte zu einem verschlossenem Gebäude.

Rings um die Anlagen waren überall Anzeichen, von der zerstörten Festung zu erkennen.

Ein Rikscha Fahrer kam auf uns zu und nach einigen Verhandlungen stiegen wir ein, und wurden nun, von Sehenswertem zu Sehenswertem gefahren.

Unser erster Halt hieß „Bailey’s Dungeon“. Es war das Gefängnis des Tipu Sultans. Seine Gefangenen Britten wurden dort an Wänden gefesselt, bevor anschließend der Raum mit Wasser gefüllt wurde. Der Britische Offizier Lord Bailey starb dort, wodurch es seinen Namen bekam.

Die Festung steht inmitten eines Flussbettes

Von den Mauern aus, sahen wir den Fluss, der die Stadt umfließt. Viele große Steine schmückten die Szenerie, auf denen nicht wenige Kleidungsstücke gewaschen wurden. Hinter dem Fluss erhob sich ein Palmenwald in die Ferne.

Unsere Fahrt ging weiter und wir fuhren zum Winterpalast. Der Palast wurde fast vollständig zerstört und so war nur der grobe Grundriss zu erkennen. Einst bestand der Palast aber aus einem verzweigten Heizsystem und einer großen Bibliothek.

Der nächste Halt war der Ort des Todes des Tipur Sultans. Ein kleiner Tunnel führte zu einem kleinen Hof, auf dem ein altes Tempel Gebäude und ein noch älterer Baum, der von verschiedenen steinernden Figuren umgeben war, stand. Eine Mauer war hinter dem Haus, dort fiel der Sultan. Dahinter war der Fluss und einige Inder, die dort badeten und auch wir erfrischen kurz unsere Füße.

Nur noch Mauerreste sind vom Winterpalast erhalten

Weiter ging es, zum Grabmal des Sultans. Wir betrachteten einen kleinen Stein, auf einer Steinplatte, in mitten eines Steinwegs, in mitten einer kleinen Grasanlage.

Dann fuhren wir auch schon weiter, hinaus aus der Festung und durch das „Elefant Gate“. Unser Ziel war der Sommerpalast des Sultans.

Da dort aber der Eintrittspreis für Ausländer wie wir fanden, viel zu viel teurer war, blieben wir draußen und betrachteten den Garten und den kleinen Palast, der sich in der Mitte erhob, nur durch den Zaun.

Wilde Blumen schmücken den Ort des Todes des Sultans

Daher fuhren wir auch schnell wieder weiter und unser nächstes Ziel kostete gar keinen Eintritt, nur für das aufbewahren der Schuhe mussten wir einen kleinen Obolus leisten. Wir waren nämlich am Gumbaz Mausoleum angelangt. Dabei handelt es sich um eine Familiengrabstätte. Das kunstvoll verzierte Hauptgebäude mit Zwiebelkuppel stand in der Mitte einer Gartenanlage, in der ebenfalls eine Moschee und eine kleine Kirche, neben vielen weiteren Gräbern zu finden waren.

Der Baum und das Gebäude beim Todespunkt

Jama Masjid hieß unser nächster Halt. Eine Freitagsmoschee, die sich wieder innerhalb der Festung befand. Eine Freitagsmoschee ist die Hauptmoschee eines Gebietes, in der, wie der Name schon vermuten lässt, das Freitagsgebet samt Predigt gehalten wird.

Ganz in einem weichen gelb gekleidet stand die Moschee nun vor uns. Feinste Verzierungen zieren die Dächer der Gebäude. Hinter einer Vormauer streckt sich das eigentliche Hauptgebäude samt zwei Minaretts in die Höhe.

Als wir den Hof der Moschee wieder verließen, sahen wir auf der anderen Straßenseite eine Zuckerrohrsaftpresse und erfrischten uns mit einem Becher frisch gepresstem und süßem Zuckerrohrsaft.

Das Dach des Mausoleums

Dann ging es zur letzten Station, zum Herz der Festung, dem Sri-Ranganathaswamy-Tempel. Wir erreichten den Tempel, kurz bevor er wieder öffnete und stellten uns mit an, um hinein zu kommen.

Nach zehn Minuten setzte sich die Schlange dann in Gang und langsam aber sicher schoben wir uns in Richtung Eingang.

Jama Masjid

Wir kamen durch ein großes Tor hindurch und waren im inneren. Langsam schob uns die Schlange tiefer ins Gebäude und in ein, von vielen Säulen gestütztes Hauptgebäude, hin zu Schrein.  Wir kamen noch an einem Schalter vorbei, an dem für einige Rupies bestimmte Segen gekauft werden können. Dann waren wir vor dem eigentlichen Allerheiligen des Tempels. Eine Statue der Vishu Erscheinung war hinter einer quadratischen Öffnung zu erkennen. Sicherheitsbeamte schoben Gläubige weiter, die mit ihren Segensbelegpapieren wedelten, um sie zu überzeugen, dass sie noch kurz hier bleiben dürfen. Kokosnüssen, Bananen und andere Früchte werden über die Absperrung Priestern gegeben, die diese kurz vor die Figur legen und immer wieder dort Platz schafften.

 

Wir ließen den Hindus ihren Platz für ihren Glauben und liefen schnell weiter, sahen uns noch kurz im weiteren Tempel um und verließen dann den Tempel wieder.

Mittlerweilen war es spät geworden. Am hinteren Ende der Festung sollte es noch einen Obelisken geben und genau das, war nun unser Ziel.

Der hintere Teil der Festung

Zu Fuß machten wir uns auf den Weg dorthin und wimmelten immer wieder Rikscha Fahrer ab. Wir kamen zum Bahnhof und überquerten die Schienen über eine Brücke. Dann waren wir auf einmal in einem Teil der Festung, den Touristen selten besuchten, zumindest war es wieder fast Menschenleer. Wir kamen zum Ende der Festung. Die zerfallenen Überreste der Festung waren von Gras überwachsen, in dessen Mitte ein weißen, neues Gebilde stand, dessen wahren nutzen uns unbekannt blieb. Wir kamen zum Obelisken. Er war ein Denkmal für Kriegsgefallene in der Schlacht mit den Britten.

 

Die Sonne stand bereits tief und färbte die Landschaft golden. Wir setzen uns auf eine kleine Mauer und ließen die Füße baumeln. Unter floss der Fluss, dahinter Palmwälder, in alle Richtungen. Eine metallene Brücke führte aus den Palmen heraus und überquerte den Fluss. Ein Zug pfiff laut, als er sich dem Bahnhof näherte. Wir blieben noch einige Zeit dort, betrachteten die Sonne beim Untergehen, bevor wir schlussendlich wieder aufbrachen, zum Busstand und nach Mysuru.

Als wir wieder in der Stadt waren, war die Sonnen am Untergehen. Wir gingen erneut auf den Vorplatz des Palastes und warteten auf ein bestimmtes Ereignis. Dann, plötzlich, wurde aus dunkel hell. Die etlichen Glühbirnen am Palast und an den Mauern um das Gelände ließen die Nacht zum Tage werden und den Palast erstrahlen.

Zuletzt gingen wir Essen, in einem so betitelten Biergarten, und wirklich, es hatte Biergartenflair und eine kleine indische Musikgruppe gab es sogar auch. Für mich gab es dort zum vierten Mal Naan mit Paneer Tikka Masala, eines der besseren Paneer Tikka Masala.

2. Tag

Wir schreiben ein letztes Mal das Jahr 2018, ein Tag bevor Neujahr.

Ich habe besser geschlafen als noch letzte Nacht, um einiges besser. Auch heute stand wieder viel auf dem Plan.

Wir Frühstückten genau wie auch schon gestern, dann ging es wieder zu den Bussen. Diesmal hoch hinauf, auf den Chamundi Hügel.

Wir stiegen aus dem Bus und fanden uns umgeben von Verkaufsständen wieder, die sich in einer geraden Linie bis zum Haupttempel, mitten auf dem Berg hinzogen. Verkauft wurde alles, von Früchten, zu Souvenirs und Kleidung.

Weit über der Stadt

Der Chamundeshwari-Tempel

Bei dem Tempel handelt es sich um den Chamundeshwari-Tempel. Auch dies sollte eifrigen Lesern ein Begriff sein. Es ist die Form der Göttin Parvathi , die auf dem Hügel den Dämon besiegte. Wir standen vor dem Haupteingang des Tempels, als auf einmal Musik aus diesem drang. Von überall her strömten auf einmal Menschen dicht zum Tor. Dann sahen wir, dass eine Statue aus dem Tempel getragen wurde, wir wurden wieder einmal Zeuge einer Prozession. Wir traten einige Schritte zurück und betrachteten das Schauspiel.

In Tempeln in Indien gibt es oft die Möglichkeit, für einen kleinen Geldpreis, an der Schlange vorbei zu kommen und schneller ins Innere zu gelangen.

Auch wir gingen diesen Weg, um den Tempel von innen zu sehen. Schnell waren wir daher in einer Kammer vor dem Allerheiligsten. Der Kammer folgte eine weiterer, und noch eine weiter war dann die Statue der Gottheit zu sehen. Das Gedränge war unglaublich groß. Wir durften an einer Seite stehen, und dem Schauspiel ein wenig zusehen.

 

Einer der kleineren Tempel

Die Abläufe dort, können eigentlich als Massenabfertigung gut beschrieben werden. Die Gläubigen drücken nach vorne, bis sie ganz vorne sind. Dort werden sie von der Polizei dann schon wieder zur Seite gedrängt, damit Platz für die nächsten ist. Sie haben gerade noch so die Möglichkeit, irgendwie ihre Opfergaben den hin und her eilenden Priestern zu geben und einen Rupie Schein dort abzulegen.

 

Nach einiger Zeit wurde auf einmal eine kleine Gruppe einen Raum tiefer hinein geführt wurde und setze sich dort hin, um die Gottheit anzubeten. Mit genügend Geld kommt man in Indien eben einfach überall hin.

Wir verließen den Tempel wieder und setzen unseren Weg über den Hügel fort. Wir kamen noch zu zwei weiteren Tempeln, zwei deutlich kleineren und leereren Tempeln, die dafür und dadurch, aber umso schöner waren. Alter Stein mit vielen Verzierungen stütze die niedrige Decke, das Haus der Gottheit.

Was uns bisher noch fehlte, war aber ein Ort um die Stadt gut von oben zu betrachten, denn dort oben war alles mit Zäunen oder Häusern verbaut. Doch entdeckten wir eine größere Steinplatte ein Stück unterhalb und genau diese versuchten wir zu erlangen. Wieder verließen wir die viel belaufenen Wege und fanden unseren Weg. Wir kamen noch an einer Schule und einer Anzahl an Häusern vorbei. Dann duckten wir uns unter einigen Bäumen hindurch und standen auf dem großen Stein. Vor uns taten sich ein kleiner Abgrund und dann die Ausleger des Berges, bepflastert mit dichtem Buschwerk, auf. Und hinter den Auslegern lag die Stadt Mysuru. Wir entdeckten den Palast, den Flughafen und einiges mehr. Die Stadt lag im Nordosten von uns aus und zog sich rechts um den Berg und aus unserem Blickfeld heraus. Im Süden der Stadt, zu unserer linken, waren einige Wasserflächen, denen viele Felder und Palmenwälder folgten.

Lange Zeit blieben wir dort, 1000m über dem Meer, und lagen unter der angenehm warmen Sonne. Bevor wir aber einen Sonnenbrand bekommen würden, brachen wir dann wieder auf und fuhren zurück in die Stadt und zum Hotel.

Sari, Räucherstäbchen und Öle

Das Hotel hatte uns einen Fahrer und eine Begleitung organisiert. Mit ihnen ging es los, quer durch die Stadt.

Zunächst besichtigten wir eine Seide und Sari Fabrik.

Für die Herstellung von Seide werden zunächst die lebenden Kokons der seidenspinnenden Schmetterlingsraupe mit Heißluft und Dampf gekocht. Dadurch sterben die Tiere, die ebene Struktur der Kokons und damit der Seide, bleibt so aber erhalten. Dadurch lässt sich nun der Faden, mit dem der Kokon gesponnen wurde, abwickeln und weiter verwenden. Je nachdem von welcher Schicht der Faden kommt, gibt es Unterschiede in der Qualität und Verwendung. Aus einem Kokon wird bis zu 4000 Meter Faden gewonnen.

Der Faden wird nun abgekocht, um ihn vom Kleber zu befreien und anschließend aufgewickelt und getrocknet. Zuletzt werden nun mehrere Seidenfäden miteinander verzwirnt und das Seidengarn entsteht.

Säcke voller Holzstäbchen für Räucherstäbchen, irgendwo in Mysuru

In den ersten Räumen der Fabrik sehen wir genau dieses trocknen, aufwickeln und verzwirnen und dürfen die weiche reine Seine ertasten.

Dann wird es im nächsten Raum laut. Ein riesen Raum voller maschineller Nähmaschinen näht aus den Seidengarnen Saritücher. Jede Maschine schießt für sich die Fäden durch die Fäden doch gemeinsam hören sie sich fast wie eine Uruk-Hai Armee auf dem Weg nach Helm‘s Deep an.

Im nächsten Raum ist es dafür umso leiser. Denn hier wird der Stoff gefärbt und getrocknet und überprüft.

Wir verlassen die Fabrik und fahren wieder quer durch die Stadt. In einer Seitenstraße halten wir und werden in ein kleines Haus geführt. Dort sitzen zwei Frauen auf dem Boden und sind in die Herstellung von Räucherstäbchen vertieft, bis wir sie störten. Wir sahen ihnen eine Zeitlang dabei zu und fuhren dann weiter. Unsere letzte Station war ein Ölhändler, der uns allerhand kostbare Öle zeigte und auf die Arme tropfte.

Nachdem unsere Nase von den verschiedensten Düften erfüllt war, ging es zurück ins Hotel, wo wir uns eine Zeitlang erholten.

Nach der Pause ging es weiter. Mit einem Tuck Tuck rasten wir durch die Stadt auf dem Weg zur Sankt Philomena’s Kathedrale. Die Kirche ist im Neo-Gotischen Stil gehalten und wurde gar vom Kölner Dom inspiriert. Gebaut wurde sie 1843 vom Maharaja.  Von außen sah sie aus, wie als wäre man in einer Großstadt des Westens, doch mit einem Blick hinein, änderte sich dies schlagartig. Alles blinkte und blitze und war übertrieben verziert. Wir gingen noch in eine Krypta hinunter. An den Wänden dort standen unzählige Namen verstorbener in Reihe und Ordnung. Doch nicht lange blieben wir dort, denn in der Kirche begann ein Gottesdienst, dem wir dann spontan beiwohnten.

 

St. Philomena, wie es sich für große Kirchen gehört, mit Gerüst

Es war ein unglaublich schöner Gottesdienst. Allein schon wieder einmal in einer Kirche zu feiern, machte den Gottesdienst anders feierlich, dazu kam aber noch die wunderbare Akustik. Dies wurde zum einen dem Hall der Kirche geschuldet, zum anderen aber auch der Sprache Kannada, die im Bundestaat Karnatakka gesprochen wird. Denn zusammen mit dem Hall, hörte sich die häufig gesungen Sprache mystisch und geheimnisvoll an.

 

Nach dem Gottesdienst war es dunkel und wir düsten zurück in die Innenstadt. Dort gingen wir schlicht essen und dann waren dann auch schon wieder auf dem Vorhof des Palastes, wo wir Silvester feiern wollten, denn es gab wohl eine kleine Show. Doch um Neun wurden wir dann auf einmal aus dem Hof gescheucht. Wir fragten den freundlichen Polizisten und er meinte, um halb elf öffnen sich die Tore wieder, für die Silvesternacht.

Wir schlugen also zwei knappe zwei Stunden tot, in dem wir beispielsweise ein paar Kekse und Früchte kauften und machten uns wieder auf den Weg zurück auf den Platz. Langsam füllte sich dieser immer weiter. Wir saßen auf einer kleinen Stufe und aßen einige Plätzchen, während vor dem Palast das Polizeiorchester musizierte.

Dann war es soweit, die letzten Sekunden 2018 brachen an, die Stimmung auf dem Platz war zum Zerreißen gespannt, das Orchester spielte einen letzten Tusch, dann zählte eine Countdown auf einem Bildschirm runter und der ganze Platz schrie sich die Lunge aus dem Halse, 10,9,8,… .

Amba Vilas, in der Nacht

Dann war es soweit. Fünfzehn Sekunden nach Mitternacht waren sie bei 0 angekommen, es wurde applaudiert, Smartphones in den Himmel gereckt, der Palast leuchtete auf und ein Feuerwerk gleich denen aus Sydney, New York oder London. Oder naja, fast, zumindest behauptet die Stadt, dass sie sich mit diesem Feuerwerk mit genannten Städten in eine Reihe stellt und wenn man bedenkt, dass Feuerwerk sonst in Indien zu Neujahr nicht üblich ist und sogar nicht erlaubt ist, kann man das schon mal behaupten. Und auch wenn es vielleicht nicht ganz so gewaltig wie die großen Feuerwerke dieser Welt war, so war es doch wunderschön und wunderbar. So oder so ähnlich spielte es sich aber ab und dann hieß es also Śubhāśaya Hosa Versa (oder vielleicht auch Śubhāśaya Hosa Varṣada, ich bin mir da nicht so ganz sicher), happy new year!

3.Tag

Wir schreiben das Jahr 2019, 365 Tage bis Neujahr.

Wieder ist es früh und wieder wartete ein Bus auf uns. Diesmal geht es nach Madikeri und in den Dschungel, aber das ist Stoff für eine andere Geschichte.

Auf bald,

Lukas


Was zuvor geschah
III. Etappe – Von Tiger, Elefanten und Co. / Der Bandipur Nationalpark


Was danach geschah
V. Etappe – Von Zwiespalt, Sternen und wärmendem Feuer / Madikeri


Die ganze Reise auf einen Blick
Die Reiseübersicht