Unentweg geht es entlang Berg und Tal (Bild von Leo)

Wieder sitzen wir in einem Bus, wieder geht es über holprige Straßen, entlang endloser Felder und durch kleine Städte und Wälder. Immer weiter die Straße entlang. Wir fahren an den verschiedensten Häusern und Unterkünften vorbei, von edlen Villen, bis zum einfach Haus. Dann erreichen wir Madikeri.

Aber was ist das denn jetzt schon wieder?

Fragt man Reiseführer, so hat Madikeri touristisch gesehen, nichts zu bieten. Nur zum Umsteigen und für Trekking-Touren in den umliegenden Bergen ist es gut. Ganz so, würde ich es aber nicht beschreiben.

Madikeri ist eine kleine Bergstadt, die im Bundesstaat Karnataka liegt, wie auch schon Mysuru oder beispielsweise auch Bengalore. 1681 wurde das Madikeri Fort gebaut und der Herrschersitz des Gebietes dorthin verlegt.

Es liegt 1150m über dem Meer und hat etwa 33.381 Einwohner. Auch heute noch ist des die Hauptstadt des Bezirkes.

Das Madikeri Fort

Über den Dächern des Forts

Es war gerade einmal Mittag, als wir die Stadt in den Bergen erreichten, wir hatten also noch jede Menge Zeit, um in Madikeri auf Erkundungstour zu gehen.

Wir schleppten uns die Straße vom Busstand ausgehend nach oben und erreichten das alte Fort.

Das ursprüngliche Fort, dass im 17Jahrhundert erbaut wurde, war noch aus Lehm. Der Tipu Sultan, wir erinnern uns, der, der in Srirangapatna schlussendlich von den Briten besiegt wurde und bis dahin Herrscher über das Reich war, ließ die Festung aus Stein neu bauen, wie er viele Festungen in seinem Reich erneuerte. Schlussendlich wurde es dann auch von den Briten beschlagnahmt und heute ist in dem Palast innerhalb der Festung das Distrikt Büro.

Der Palast

Wir liefen durch einen steinernden Torbogen und fanden uns von hohen Mauern umgeben. Wir folgten einem Weg, kamen durch weitere Tunnel, an einem Tempel vorbei und standen dann inmitten des Fords. Vor uns stand der Palast, der, wie das ganze Fort, nach typischer Koloniebauzeit aussah.

In der Kirche ist das archeologie Museum

Zu unserer linken war eine alte  Kirche, in der ein kleines Museum war. Wir liefen aber zunächst hinter der Kirche und auf der Mauer entlang und so bot sich uns ein schöner Blick über die Stadt, die in dem Tal lag und sich zu den Seiten die bewaldeten Hänge hinaufzog.

Wir liefen durch das Museum und sahen alte Statuen, Kanonen, Handwaffen oder Bilder. Auch ein ausgestopfter Gepard war ausgestellt, der mit seinen leeren Augen in die immer gleiche Richtung starrte und die Menschen durchbohrte.

Madikeri (Bild von Leo)

Wir setzten unseren Rundgang über die Mauern fort und liefen so einmal um den Palast herum und betrachteten die Stadt aus verschiedensten Winkeln. Viele Bäume erstreckten sich zwischen den Bäumen hervor.

Dann ging es zum nächsten Ziel.

Die Raja-Gräber

Die drei Raja-Gräber (Bild von Leo)

Insgesamt handelt es sich dabei um drei Grabgebäude, die von der Architektur wieder mehr nach Südasien aussahen. Die drei weichgelben Gebäude mit Zwiebeldächern und kleinen Türmen auf den Ecken standen inmitten einer großen Grasanlage. Interessant ist vielleicht, dass im Gegensatz zu vielen anderen Gräbern, die zu muslimischen Herrschern gehören, in diesen, Herrscher, die Anhänger des Hinduismus waren, zu Grabe liegen und daher Nandi die Dächer verziert und in den Gräbern Shiva zu finden ist.

Neben den drei Hauptgebäuden sind dort außerdem zwei kleine Gräber für zwei Offiziere zu finden, die ihr Leben für den Tipu Sultan opferten.

Ich lief durch die kleine Parkanlage und wollte mich erst auf eine kleine Bank setzen. Jedoch musste ich feststellen, dass diese bereits durch eine Hundedame beschlagnahmt war und so kam ich eine kleine Anhebung hinauf, und das Tal mit der kleinen Stadt lag mir wieder zu Füßen, diesmal aber von einem anderen Hügel aus.

Dann ging es weiter zum nächsten Ziel.

Abbey Falls

Gespeist wird der Wasserfall von vielen kleinen Zuflüssen, die die Wälder durchziehen, umgeben ist er von Teeplantagen (Bild von Leo)

Mit dem Tuck Tuck ging es raus aus der Stadt und die Berge hinauf und hinunter. Wir sausten um Ecken und durch den Wald und waren dann auf einmal wieder mitten unter Touristen und vor dem Eingang zu den Abbey Falls. Ein befestigter und abgezäunter Weg führte durch den Wald. Begleitet wurden wir von einem immer lauter werdendem rauschen. Dann waren wir da, auf einer kleinen und vollen Plattform, direkt vor einem wunderschönen Wasserfall, hinter dem sich langsam die Sonne in Richtung Horizont bewegte.

Am Zaun um die Plattform drängten sich die Besucher und ich will gar nicht wissen, auf wie vielen Selfies wir im Hintergrund mit drauf sind. Einst führte eine Brücke über den Fluss, doch alles was von dieser übrig war, waren Ruinen.

Ein Erdrutsch zerstörte die Brücke

Wir gingen die Stufen des Weges zurück zur Straße, stärkten uns mit einem leckeren Omelett-Toast und machten uns dann zu Fuß auf den Weg, die steile Straße herauf und in Richtung unsere Unterkunft, die irgendwo im Wald liegen sollte. Nach einiger Zeit auf der Straße ging es dann hinein in den Dschungel und einen kleinen Trampelpfad hinab, die Sonne sank bedrohlich tief, in einer Stunde würde es dunkel sein.

Auf einmal öffnete sich vor uns der Wald und ein Fluss durchbrach die Bäumestämme. Mehrere aneinander gebundene Bäume und ein gespanntes Seil dienten als Brücke. Wir balancierten unseren Weg auf die andere Seite und vermieden geschickt dass zum Wasserfall rauschende Wasser.

Wir kamen auf eine befestigte Straße und an einigen Häusern vorbei. Freundliche Menschen blickten auf und grüßen uns, während wir des Weges gingen. Überall war es grün und Pflanzen sprießten überall hervor. Fast könnte man meinen, wir sind auf der Bühlstraße Hobbingens gelandet.

Irgendwann kamen wir auf eine etwas größere Straße, bogen nach rechts ab und setzten unseren Weg zu unserer Unterkunft fort.

Wackelig, aber äußerst stabil

Noch immer waren wir umgeben von dichtem grün. Zu unserer linken war ein Fluss, der sich bald, nach einem Staudamm, in einen See verwandelte, auf dem sich die tief stehende Sonne und die Bäume spiegelten. Wir machten eine kleine Pause und setzen unseren Weg fort.

Mittlerweile war es schon sehr spät und unsere Beine schwer, als in der Ferne auf einmal ein Tuck Tuck auftauchte. Wir besprachen uns kurz, hielten das Taxi an und legten den Rest des Weges auf drei Rädern fort.

Etwa zwanzig Minuten fuhren wir durch den Wald und kamen immer wieder an kleinen Gehöften vorbei.

Verschiedenste Pflanzen begegnen uns auf unserem Weg (Bild von Leo)

Dann waren wir bei unserer Unterkunft.

The Rainforest Retreat

Die Regenwald Zuflucht (Rainforest Retreat at Mojo Plantation) verbindet Ökotourismus mit umweltbewusstem Anbau und Handeln.

 

Durch den Dschungel hin zum Zelt (Bild von Leo)

Die Anlage steht inmitten des Bergregenwaldes im südlichen Karnatakas und ist umgeben von weichen Hügeln und unberührten Wäldern.

 

Freundlich wurden wir willkommen geheißen, und nach einer kurzen Einführung wurden wir einen Pfad durch den Wald, weg von der Straße geführt, bis wir schließlich bei unserem festen Zelt waren. Wir richteten uns ein und gingen den Pfad zurück, denn es war Zeit fürs Abendessen. Mittlerweile war es dunkel und schnell wurde es kalt. Nur allzu einladend waren da die knackenden Lagerfeuer, die dort brannten. Schnell kamen wir mit all den anderen Besuchern und Besitzern ins Gespräch, die von überall her kamen und um die Feuer saßen.

Unser Nachtlager

Neben unserem Zelt war eine Schaukel und so schaukelte ich nach dem Abendessen noch eine ganze Weile zwischen Bäumen und unter einem wunderbaren Sternenhimmel.

Zusammen mit den Besitzern der Zuflucht entwickelten wir uns einen Plan für den nächsten Tag und sie organisierten uns einen Fahrer.

Überleben durch zur Schaustellung

Mit dem Boot geht es über den malerischen Fluss (Bild von Leo)

Wir standen früh auf, denn auch die Elefanten in unserem ersten Ziel, standen nicht spät auf, und wir hatten noch einiges an Fahrt vor uns. Es gab selbst gebackenes Brot und Butter zum Frühstück und dann ging es los,

zunächst zum Dubare Elephant Camp.

Dort wurden früher unter anderem Elefanten für ein großes Fest trainiert. Heute ist es mehr ein Heim für all die Elefanten, die heute nicht mehr gebraucht werden, quasi gezwungener Maßen im Ruhestand sind. Das Camp bekommt hierfür zwar etwas Geld von der Regierung, doch lange nicht genug und so sind sie auf Touristen angewiesen und genau hier kommt der Zwiespalt ins Spiel.

Das Camp liegt an einem wunder schönen Fluss, der einige Inseln und Steinformationen um- und überfließt und sich entlang von wieder einmal Bäumen windet. Wir stehen in einer Reihe und warten, dass die Bote beginnen, die Besucher auf die andere Seite hin zum Camp zu bringen.

 

Langsam füllt sich der Steg mit neugierigen Besuchern

Morgens werden die Elefanten im Fluss gebadet und genau da kann man für einige Rupien mitmachen. Wir warteten also und dann kamen sie. Langsam und gemächlich, ein Schritt nach dem anderen, schaukelte der erste Elefant den Abhang zum Fluss hinunter. Auf ihm saßen sein Hirte und eine eiserne Kette, die die beiden vorderen Füße fesselte. Ich blickte etwas skeptisch auf das Bild. Dann steht der Elefant im Fluss und wird von seinem Hirten gezwungen, sich hinzulegen, auf was der Elefant aber gar keine Lust zu haben schien.

 

Wir waren unter den ersten, die mit ins Wasser stiegen,  skeptisch und respekterfüllt blickte ich auf die Elefanten, die sich langsam zum Wasser begaben, alle mit einem oder zwei Hirten und einer eisernen Kette auf dem Rücken, und ließ den anderen Touristen den Vortritt, die fleißig zu den Elefanten gingen und sie anfassten, als diese von ihren Hirten gesäubert wurden. Keiner der Elefanten sah glücklich darüber aus, sich dort nun hinlegen zu müssen.

Dann näherte ich mich einem im Wasser liegenden Elefanten und legte ihm sachte meine Hand auf den Bauch und sah auf meine Hand. Ich zog sie langsam wieder zurück und sah mich um. Dort waren etliche Besucher, die voller Freude die Elefanten begrabschten und an ihnen herumrieben, wie die Hirten, die ihre Elefanten reinigten. Jeden Tag etliche neue Hände, die am nächsten Tag schon wieder auf dem Weg wer weiß wohin waren.

Zack, mit voller Kraft auf den Kopf des Elefanten (Bild von Leo)

Ich trat einige Schritte zurück sah einem Elefant, der direkt an mir vorbei ging, in seine großen und leeren Auge, die Traurigkeit ausströmten. Neben seine Augen blinzte seine eiserne Kette auf. Er ging an mir vorüber und wurde dann von seinem Hirten gezwungen, sich hinzulegen. Sofort war er umlagert von Touristen, die seine Hand auf legten. Ein zweiter Elefant ging an mir vorbei. So groß, so majestätisch, so kraftvoll. Es war unglaublich schön, so nahe neben einem Elefanten zu stehen, der an mir vorüber zog, doch der Gedanke an all die Hände, die ihn gleich betasten würden, machte mich traurig.

Nachdem der letzte Elefant wieder auf dem Weg zurück war und dabei Wasserschwaden aus seinem Rüssel auf die Zuschauer regnen ließ, gingen wir durch die Anlage.

Nun war Frühstückszeit für die Elefanten. Die Hirten rollten Pakete aus Getreide und Körnern zusammen und für einige Rupien konnten die Besucher diese den Elefanten hinhalten. Wir schauten dem Spektakel eine Zeitlang zu und gingen über die Anlage. An einer Stelle konnte man in der Ferne einen Elefanten sehen, der gemütlich über die Wiese lief.

Als wir auf dem Rückweg waren, liefen uns einige der Elefanten über den Weg, das Frühstück war vorbei. Einer der Elefanten sah in Richtung einer Gruppe Touristen und wurde sofort vehement von seinem Hirten mit einem Hakenstock auf den Kopf geschlagen, immer wieder, voller Wucht. Ich sah dem Elefanten in seine Augen, die feucht waren und blickte ihnen nach, als sie in der Ferne dahinliefen und wieder einer der Hirten auf seinen Elefanten eindrosch.

Zurück geht es ohne Boot, dafür über wackelige Steine und frisches Nass

Es ist sicher gut, dass diese Elefanten einen Ort haben, an dem sich um sie gekümmert wird, keine Frage. Doch finde ich es traurig, zu sehen, wie dies geschehen muss. Denn da das Geld von der Regierung nicht reicht, braucht das Camp die Touristen um zu überleben. Um zu überleben, müssen sich die Elefanten von all den Menschen befassen lassen, damit die Touristen sicher sind, müssen sie die schweren Ketten tragen, und geschlagen werden, denn wir sahen ja, wie die Elefanten auf uns in Bandipur reagierten.

Als wir über die Steine über den Fluss zurück zum anderen Ufer balancierten, war ich voller gemischter Gefühle über unseren Besuch voller Zwiespalt, die sich bis heute halten.

Nach einer kurzen Stärkung in Form von süßem Mais ging es weiter.

Der goldenen Tempel

Der Zangdog Palri Tempel (Bild von Leo

Der goldene Tempel (auch „Namdroling Monastery“) ist das größte buddhistische Kloster, das die Nyingma Schule lehrt. Es wurde 1963 von 11th Herrscher der Palyul Linie, nachdem dieser 1959 Tibet verließ, erbaut.

Es wurde einst mitten in den Dschungel gebaut, den die indische Regierung den Tibetanern überließ und hatte so anfangs die Herausforderungen der Tropen zu überwinden, wie beispielsweise wilde Elefanten.

Heute leben etwa 5000 Lamas (sowohl Männer als auch Frauen) auf dem Gelände.

 

Padmasambhava Buddhist Vihara (Bild von L

Wir kamen durch ein reich verziertes Tor und fanden uns in einem Vorplatz, umrahmt von einem einfachen, durchgehenden, vierstöckigen Haus wieder. Schräg gegenüber von dem Tor war ein kleiner Durchgang. Dahinter taten sich vier Grasflächen, mit Bäumen bewachsen und von blühenden Hecken umgeben, die von einem sich kreuzenden Weg getrennt waren, auf. Geradeaus, hinter dem Weg, stand der erste Tempel. In blau und gold ragte sich die typische Bauart auf und wurde ganz oben von einem Halbkreis in Regenbogenfarben abgeschlossen.

 

Links davon war ein weiterer Tempel, der anstelle von blau, weiß neben gold und rot war. Wir gaben unsere Schuhe ab und traten ein. Etliche Verzierungen, bestehend aus Drachen und anderen Wesen, verzierten die Dächer und Säulen. Kunstvolle Gemälde bedeckten die Wände.

Im Padmasambhava Buddhist Vihara

Gegenüber dem Eingang waren drei riesige Statuen, darunter eine des Buddha.

Ich setze mich eine Zeitlang in einer Ecke auf den Boden, bevor ich den Tempel wieder verließ und durch eine weitere Gartenanlage dahinter streifte. Ich ging noch in einen dritten Tempel, bevor wir dann das Kloster wieder verließen und nach einem kleinen sehr späten Mittagessen, gingen wir wieder zu unserem Fahrer und brachen die Fahrt zurück zur Unterkunft an.

Das vorletzte Lebewohl

Nach über einer Stunde waren wir zurück, die Sonne stand schon wieder tief. Ich verbrachte noch einige Zeit schaukelnd, bis es wieder Abendessen gab und der Sternenhimmel wieder erschien.

Am nächsten Morgen war es dann wieder soweit, wieder ein Lebewohl zu sagen. Wir verließen einen wunderbaren Ort, den ich jedem nur zu Herzen legen kann, wenn man mal in der Nähe von Madikeri ist.

Die Betreiber hatten uns ein Tuck Tuck bestellt und ein rennen gegen die Zeit begann, mit Goa als Ziel, doch das Stoff für die letzte Geschichte.

Auf bald,

Lukas


Was zuvor geschah
IV. Etappe – Von Karnatakka, Kannada und Hosa Versa / Mysuru


Was danach geschah
VI. Etappe – Von Tabli, vielen Sprachen und ganz viel Naan / Goa


Die ganze Reise auf einen Blick
Die Reiseübersicht


Vielen Dank an Leo für die zur Verfügungstellung seiner tollen Bilder