Es geht weiter. Ein letztes Mal fuhren wir durch die Stadt. Dann schraubte sich der Bus die Berge um Ooty hinauf, doch in eine für uns ganz neue Richtung. Wie so oft ging es durch einen Wald. Rötliche und kerzengerade Bäume streckten sich zu allen Seiten  in die Höhe. Immer wieder tobten Affen durch die Äste, die Seiten der Straßen waren von Fotos machenden Touristen gefüllt. An einer Stelle öffnete sich der Wald und eine große Grasfläche zog sich langsam einen Hügel hinauf. Die ganze Fläche war von Besuchern bedeckt, die langsam die Anhebung nach oben zogen.

Besuch während des Kartenkaufs

Doch unser Bus fuhr stetig weiter. Die wunderschöne Gegend um uns, änderte sich nur soweit, dass aus einem dichten Wald, ein anderer wurde und ein Berg im Hintergrund dem anderem wich.

Nach knappen zwei Stunden kamen wir in eine erste Großstadt, die Hälfte unserer Reise war geschafft. Unser Bus fuhr weiter und bald fuhren wir quer durch den „Mudumalai Nationalpark“, der direkt an den „Bandipur Tiger Reserve And National Park“ angrenzt. Nachdem wir für einige Zeit durch den Park fuhren, sahen wir auch schon erste Elefanten, die sich an einem Fluss erfrischten. Einmal zog auch eine kleine Elefantenkarawane, mit Reitern auf den Rücken, uns entgegen. Auch Affen saßen hier wieder auf den Bäumen oder auf dem Boden und beschauten den Bus skeptisch.

Dann erreichten wir unser Ziel. Bandipur im Bandipur Nationalpark.

Aus drei wird vier

Zusammen mit uns stieg noch eine Frau, die nicht aus Indien stammt, dort aus dem Bus. Sie kam aus Portugal und hatte das gleiche Ziel wie wir, eine Safari durch den Nationalpark.

Wir gingen also gemeinsam zum Schalter. Dort hatten wir dann die Wahl entweder mit einem Bus ein wenig durch den Park zu fahren, oder länger mit einem Jeep mit zufahren und auch etwas tiefer in den Park hinein zu kommen, für etwas mehr Geld. Wir schlossen uns mit der Portugiesin (ich habe leider ihren Namen vergessen) zusammen und buchten einen Jeep.

Wir hatten dabei gerade noch Glück, einen der letzten Jeeps zu bekommen und würden in den Sonnenuntergang unterwegs sein.

Doch daher hatten wir jetzt auch noch ein paar Stündchen zu warten.

Die Perfekte Gelegenheit, ein paar Informationen über den Park zusammen zu tragen.

Bandipur Tiger Reserve And National Park

Einst war das Gebiet des heutigen Nationalparks ein Jagdgebiet des Maharajas. 1941 wurde das Gebiet zu einem National Park erklärt. Zum Tiger Reservat wurde es 1973, als es mit dem „Project Tiger“ verknüpft wurde. Das „Project Tiger“ versucht die Tiger Population in Indien zu schützen und zu vergrößern.

Nach dem der Bandipur Nationalpark gegründet wurde, wurde auch das Gebiet um ihn herum nach und nach zu insgesamt drei Nationalparks ernannt. Namentlich wären das „Wayanad Wildlife Sanctuary” im Westen, “Nagarhole National Park“ im Norden und „Mudumalai National Park“ im Süden. Zusammen bilden sie das „Nilgiri Biosphären Reservat“ und bilden so das größte Naturschutzgebiet in Südindien.

Die Nilgiri Berge (oder auch nur Nilgiris) sind ein großer Gebirgszug, zu dem auch die Gegend um Ooty gehört. Die höchste Anhebung ist 2637 Meter hoch. Dort ist auch der Aussichtspunkt, den wir in Ooty besichtigt haben. Viele Teile der großen Waldgebiete und Grasflächen (die hauptsächlich die Landschaft des Gebirgszuges ausmachen) sind bereits  durch exzessive Erweiterung von Teeplantagen und durch den Bau von Straßen vernichtet worden.

Der Bandipur Nationalpark besteht hauptsächlich aus Trockenwäldern, jedoch gibt es auch einige freie Grassgebiete. Neben (unter anderem) indischen Elefanten, Affen, Hirsche, sind dort auch Leoparden, Bären, Gaure und natürlich Tiger zu Hause. Jede Population wächst nach Angaben des Parks sogar Jahr für Jahr an.

Der Nationalpark umfasst eine Fläche von 874 km² und macht den größten Teil des 2,183 km2 großen Nilgiri Biosphären Reservats aus.

Über Stock und über Stein

Dann war es auch schon auf einmal siebzehn Uhr und unsere Tour stand an. Es stellte sich heraus, dass wir wohl echt richtig Glück hatten und wirklich eine der letzten Touren des Tages ergattert hatten. Denn die Portugiesin wurde von jemand gefragt, ob er auch noch mitkönnte, denn als er kam, waren bereits alle Touren verkauft. Doch als er dann zur Zeit der Tour nicht da war, blieben die Zahl vier.

Wir fragten unseren Fahrer, ob heute schon ein Tiger gesehen wurde. Doch erst oder immerhin eine Gruppe hatte heute das Glück, einen zu Gesicht zu bekommen zu haben.

Ein Fotograf des Parks stieg noch hinzu, dann ging es auch schon los.

Zunächst noch über die Hauptstraße ein Stück zurück, dann bogen wir ab auf pfadige Wege, hinein in den Wald.

Immer weiter ging es hinein, weg von der Straße, kleine Hügel hinauf und steil wieder hinab. Um uns ein lockerer Wald. Fast der ganze Boden ist von dichten Büschen und Pflanzen bedeckt. Immer wieder sieht man kleine, runde Schneisen, durch die Tiere ihren Weg hinein ins Dickicht gebahnt hatten.

Dann auf einmal ist der Weg vor uns blockiert. Zwei Busse und drei Jeeps stehen auf einem Fleck und die Insassen starrten gebannt in eine Richtung, über einen Tümpel, hin zu dichten Büschen. Wir näherten uns der Ansammlung. Tiger wurde uns zugeraunt und plötzlich starrten auch unsere Blicke angestrengt in Richtung der Büsche hinter dem See. Aufregung und freudige Anspannung machte sich breit.

Erst geschah nichts, dann auf einmal, von irgendwo erhallte ein leises „da!“, mein Blick schießt nach links und da war er, kurz, aber ganz klar, ein Tiger. Nur einen Bruchteil von einem Moment ließ er Blicke auf sich fallen, dann war er auch schon wieder hinter Büschen verschwunden.

Dann waren wieder nur Stille und starrende Blicke in der Luft. Immer wieder setzen sich die Jeeps und Busse in Bewegung, veränderten leicht die Position, unser Jeep drehte sich gar halb um.

Der Tümpel hinter dem zum ersten mal der Tiger auftauchte

Dann war auf einmal war er wieder da. Auf dem Weg von dem wir kamen, ganz gelassen, von Büschen rechts, zu Büschen links ging er.

Unser Jeep hatte ja schon gedreht und war daher ganz an der Spitze, als die Kolonne sich in Bewegung setzte und sich ein wenig dem Tiger näherte. Dieser Schritt ganz gelassen vor sich hin. Er warf uns einen abschätzigen Blick zu, wohl bewusst, wer hier der Star war und das all die knatternden Maschinen und fliegenschluckenden Menschen nur nach seiner Pfeife tanzten. In höchster Eleganz trottete er wieder aus dem Blickfeld und verschwand im Dickicht und ward nie mehr gesehen, zumindest während unserer Tour nicht.

Während alle anderen Touren zurück fuhren, blieben wir noch einige Zeit dort und warteten wohl darauf, dass der Tiger sich vielleicht nochmal blicken ließ.

Währenddessen kam noch ein neuer Jeep zu uns, der dann noch kurz mit uns wartete, bevor wir dann endlich weiterfuhren.

Weiter ging es durch den Wald. Wir kamen zu einer kleinen Lichtung, auf der vier Pfauen, drei Weibchen und ein Männchen waren. Mit wackelndem Kopf watschelten sie über die Wiese. Als wir ankamen, erschraken sie kurz vor dem Motor und unserer Anwesenheit, doch schnell waren wir ihnen egal und sie gingen weiter ihrer Wege.

Wir blieben einige Zeit dort, bevor es weiter ging. Wir fuhren den Weg zurück, bis wir wieder auf der Hauptstraße waren. Doch nur kurz, denn schnell bogen wir in einen anderen Weg hinein und fuhren nun an mehr Lichtungen vorbei, auf denen große Hirschherden grasten. Immer wieder waren Wasserstellen zu sehen, an denen ein paar Pfaue tranken.

Dann kamen wir aus dem Wald heraus und waren vor einer großen Wasserfläche, einem See. Unser Fahrer machte uns darauf aufmerksam, dass ein Stückweit vorne einige Elefanten am Weg zu sehen waren, genau neben unserem Weg.

Die typische Vegetation

Wir fuhren nah an der Wasserfläche vorbei. Auf der anderen Seite waren drei Gaure (auch Indische Bisons genannt, und genau so sehen sie auch aus), die ein Bad nahmen. Wir kamen der Elefantenherde immer näher. Sie standen quasi auf dem Weg und aßen an einigen Bäumen, die am Weg standen.

Dann auf einmal, als wir direkt vor ihnen waren, stürmte ein Elefant zornig auf uns zu. Doch seelenruhig blieb unser Fahrer stehen, schaute den grauen Tonnen nur entgegen. Nach wenigen Schritten kam der Elefant dann auch schon wieder zum Stehen. Die Elefantenmama wollte nur zeigen, Achtung, kommt meinem Kind nicht zu nahe, ich bin schwerer als ihr. Und meinen Respekt vor diesen so oft so ruhig wirkenden Tieren wuchs nochmal mehr an.

Mittlerweile war die Sonne am Untergehen und so war die ganze Welt in ein wunderbares orange gehüllt. Auch die kleine Elefantengruppe samt Elefantenjunges, die vor uns stand. Unsere Tour näherte sich dem Ende und so verließen wir die Elefanten. Wir kamen noch direkt an einer Herde Hirsche vorbei, die uns aber ganz unbekümmert beobachteten und waren wieder auf der Straße und direkt vor dem Startpunkt. Freundlicher Weise fuhr uns unser Fahrer noch direkt zum Bushalt.

Der zweite Abschied

Dann war es wieder Zeit zu warten. Mittlerweile war es dunkel geworden. Dann kam irgendwann ein Bus, der uns in die nächst größere Stadt brachte. Ein letztes Mal fuhren wir durch den Wald des Nationalparks und waren bald wieder in besiedelten Gefilden.

Wir nahmen einen zweiten Bus Richtung Mysuru, wo wir unser Silvester verbringen würden, doch das ist Stoff, für eine andere Geschichte.

Auf bald,

Lukas


Was zvor geschah
II. Etappe – Von Tee, Kälte und Schokolade / Die Bergsiedlung Ooty


Was danach geschieht
IV. Etappe – Von Karnatakka, Kannada und Hosa Versa / Mysuru


Die ganze Reise auf einen Blick
Die Reiseübersicht