Lena in Benin

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Planschbecken, Haare und ein Ausflug nach Venedig

Diese Woche habe ich viel zu berichten. Damit ihr dabei nicht den Überblick verliert, gleich zu Beginn eine kleine Übersicht. Zunächst werde ich ein Resumé des ersten Drittel meines Auslandsjahres ziehen, das tatsächlich schon verstrichen ist. Als nächstes werde ich euch noch einmal beweisen, wie unglaublich süß meine Kinder sind und als letztes von meinem Wochenendausflug nach Ganvié berichten. Ach ja, und ich habe noch eine haarige Überraschung. Aber ich lege gleich los.

Am vergangenen Sonntag war, wie euch sicher bewusst ist, der 1. Advent. Mir allerdings, war das nicht so wirklich bewusst. Das mag daran liegen, dass bei 35° im Schatten und Palmen vor dem Fenster, die Weihnachtsstimmung auf sich warten lässt. Oder aber, es liegt daran, dass der 1. Advent bekanntlich auch der 2. Dezemeber war und ich mir deshalb darüber klar werden musste, dass ich nun wirklich schon unglaubliche vier Monate hier in Cotonou bin und damit das erste Drittel meines Aufenthaltes vorbei ist. Wenn ich jetzt zurück blicke, dann kommt es mir einerseits vor, als wäre ich gerade erst angekommen, aber andererseits liegt der August zum Beispiel, mit seinen Heimwehproblemen, schon unglaublich weit zurück. Mir wird klar, dass ein Auslandsaufenthalt unter neun Monaten nicht wirklich viel bringt. Denn erst jetzt, nach vier Monaten, habe ich das Gefühl wirklich angekommen zu sein und ich kann beginnen meine Zeit hier wirklich zu genießen. Bei manch anderem mag diese Eingewöhnungsphase vielleicht weniger lang dauern, aber bei mir hat es eben so lange gebraucht. Der erste Monat verging so unglaublich langsam und war doch so angefüllt mit Eindrücken, dass er alles andere als einfach war. Im September begann sich langsam ein Alltag einzustellen und ich habe ein bisschen Sicherheit im Umgang mit den Menschen und der Kultur gewonnen und mich nicht mehr dauernd überfordert gefühlt. Im Oktober wurde unsere Volontärsgruppe komplettiert und es gab ein erstes Motivationsloch und im November schließlich habe ich begonnen etwas die schützenden Mauern der Communauté zu verlassen und mich ein bisschen in Cotonou und Umgebung umzusehen. Was sich allerdings durch die gesamten vier Monate zieht, ist meine unglaubliche Freude an meiner Arbeit und meine Liebe zu meinen Kleinen. Und jetzt schaue ich erste einmal nach vorne und kann zu meiner Freude und Erleichterung vermerken, dass ich mich auf die kommenden acht Monate wirklich freue und gespannt bin, was mich noch so alles erwartet.

Nun aber zur letzten Woche. Da es bei uns ja im Moment wirklich sehr heiß ist (ich vermisse den Schnee schrecklich!), haben wir den Kleinen eine Abkühlung gegönnt. Im neu erstandenen Planschbecken wurde wild geplanscht, sodass am Ende nicht nur die Kinder, sondern auch ich klatschnass waren. Macht aber nix, ich war innerhalb von zehn Minuten wieder trocken. Außerdem haben zwei Mamans am vergangenen Donnerstag ihr Diplom erhalten und haben damit ihre Ausbildung erfolgreich beendet. Das heißt aber auch, dass ich mich jetzt von zwei Babys verabschieden muss, was mir sehr schwer fällt, nachdem ich sie vier Monate jeden Tag gesehen und unglaublich lieb gewonnen habe. Aber für ihre Mütter ist das nun eine große Chance, um sich und ihren Kindern eine sichere Zukunft aufzubauen.

So, nun aber zu meiner haarigen Überraschung. Ich lasse einfach die Bilder sprechen 🙂

Vorher

Nacher

Ich finde zwar, dass es sehr schön aussieht, aber die Prozedur des Flechtens ist unglaublich. Für meine Verwandlung in eine Afrikanerin, haben beim Frisör fünf Mädchen und ihre Chefin 6, in Worten SECHS, Stunden an meinen Haaren gezerrt. Das ganze hält jetzt aber nicht länger als drei Wochen, maximal. Ich bewundere die Geduld afrikansicher Frauen, denn regelmäßig könnte ich das nicht machen. Auch wenn ich es mir leisten könnte. Denn die gesamte Arbeit hat mich insgesamt nicht einmal fünf Euro gekostet.

Und zum Schluss zu meinem schönen Wochenende in Ganvié. Ganvié wird auch das „Venedig Benins“ genannt, denn es handelt sich um eine Stadt, die, eben wie Venedig, komplett im Wasser gebaut ist. Das ehemalige Fischerdorf zählt inzwischen 30.000 Einwohner und hat eine Schule, ein Krankenhaus, eine Polizei und sogar einen Markt, alles in der Lagune an deren Ufer Cotonou und Porto Novo liegen. Unternommen habe ich diesen Ausflug mit den anderen deutschen Volontären aus Grand Popo, Cotonou und Porto Novo. Am Freitagabend ging es los, mit dem Taxi nach Porto Novo, da ein früher Aufbruch am nächsten Tag geplant war. Dabei konnte ich feststellen, dass mir Benins Hauptstadt deutlich besser gefällt, als Cotonou. Das liegt daran, dass es sich dabei um eine eher verschlafene Kleinstadt handelt, die in nichts an das versmogte, lärmende und chaotische Cotonou erinnert. Es ist sehr ruhig, fast ländlich und doch kann man den Komfort einer Stadt mit guter Versorgung genießen. Aber leider konnte ich Porto Novo nicht erkunden, da es ja gleich am Samstag nach Ganvié losging. Obwohl gleich, übertrieben ist. Zur Erklärung muss ich sagen, dass die gesamte Tour von einem beniner Freund der anderen Volos organisiert wurde. Das ist wichtig, um den Verlauf des Samstages zu verstehen. Geplant war, nach einer Übernachtung in Porto, ein sehr früher Aufbruch, so gegen acht Uhr. Ich sage geplant, denn tatsächlich auf dem Weg waren wir um halb zwölf. Was um Gottes Willen wir in der Zwischenzeit gemacht haben? Gewartet. Das ist etwas, was man hier in Afrika lernt. Warten und sich nicht darüber aufzuregen. Man wartet einfach. Unser Organisator musste nämlich am Samstagmorgen noch einiges organisieren und war nie da, wo er eigentlich sein sollte. Allerdings ging es ja aber schlussendlich doch mit zwei Piroguen los. Da wir doch eine ganz schöne Strecke zurücklegen mussten gab es das Mittagessen auf dem Boot, mit Fischen, die ein vorbeikommender Fischer erst kurz zuvor aus der Lagune gezogen hatte. Gegen abend kamen wir dann in Ganvié an. Diese Stadt ist einfach großartig! In den „Straßen“ fahren statt Motorädern Piroguen und die Frauen, die normalerweise am Straßenrad Essen verkaufen, machen das einfach von ihren Booten aus. Die Häuser sind auf Stelzen gebaut und bestehen meistens aus Bambus und Palmblättern. In einer sehr hünschen, auf Pfählen stehenden, Herberge haben wir dann die Nacht verbracht und am nächsten Morgen beobachten können, wie die Familien in ihren schönsten Kleidern und Kind und Kegel auf dem Weg in die Kirche waren- mit dem Boot natürlich! Für uns ging es dann weiter nach Calavi, einem Ort nicht weit von Cotonou, der, von Porto Novo aus gesehen, am gegenüberliegenden Ufer der Lagune liegt. Von Calavi aus gings dann zurück nach Cotonou, wo wir ortsansässigen Freiwilligen den Abend noch nutzten, um beim Plätzchen backen wenigstens ein bisschen Adventsstimmung aufkommen zu lassen.

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  1. Barbara Naumann

    Liebe Lena,
    es ist toll, was Du alles erlebst und ich freue mich, daß Du uns daran teilhaben lässt.

    Deine Babys sind übrigens zum Fressen!

    Sehr Erschüttert hat mich jedoch Dein Bericht über das von ihrem Großvater vergewaltigten Mädchens – sie ist doch noch so jung – was kann denn bloß aus ihr noch werden?

    Wie schläft’s sich eigentlich auf den Zöpfen? Drücken die nicht ein bißchen? Ausschauen tun sie jedenfalls sehr apart!

    Ich wünsch‘ Dir weiterhin viel Kraft und Freude an Deiner Arbeit und schick‘ Dir herzliche, adventliche Grüße aus dem herrlich verschneiten Murnau

    Barbara Naumann

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