Der Countdown läuft…die letzte Woche meines FSJ ist angebrochen. Ich habe zwar alles verucht, um mich mental auf den Abschied vorzubereiten (Schrank ausmisten, Koffer abstauben, Mitbringsel einkaufen etc.),aber die Vorstellung morgen in einer Woche schon im Flugzeug zu sitzen, ist trotzdem extrem unwirklich. Aber ich arbeite ja auch noch normal bis Freitag und auch das nächste Wochenende wird relativ gewohnt ablaufen, sodass die Abreise wirklich etwas aprupt kommt. Aber ich freue mich natürlich auf der anderen Seite auch sehr auf zu Hause, darauf meine Familie und meine Freunde wiederzusehen, die Berge, den See und darauf nicht mehr 24 Stunden die abgasgeschwängerte Luft Cotonous einatmen zu müssen. Ehrlich gestanden wechselt meine Stimmung praktisch jeden Tag. Einmal bin ich glücklich und dann wieder traurig- aber vermutlich ist das auch gut so. Denn so sehe ich, dass ich, trotz aller Schwierigkeiten ein tolles Jahr hatte und mir viel fehlen wird, aber ich dann auch viele Gründe habe, wieder nach Hause zu kommen.

In den vergangenen zwei Wochen habe ich dann aber auch schon einiges an Abschiedsfeiern und anderen Vorbereitungen hinter mich gebracht. Gestern haben ich und meine Kollegin Flora, für die am Mittwoch ihr dreimonatiges Praktikum zu Ende geht, eine kleine Feier für die Mädchen im Maison du Soleil veranstaltet. Es gab Kuchen, Getränke, Kuscheltiere für die Kinder und es war insgesamt ein riesen Spaß. Besonders, weil sie natürlich die Tam-Tam rausgeholt haben und alle (ich eingeschlossen) den halben Nachmittag tanzend verbracht haben. Kleine Randbemerkung: Tanzen im beninischen Stil ist besonders anspruchsvoll, wenn man dabei ein schreiendes Baby auf dem Rücken hat. 🙂

Natürlich kam dann auch der Moment, in dem die ersten Tränen gekullert sind. Die Mädchen haben nämlich extra ein Lied für mich einstudiert und mitten in der Feier plötzlich angestimmt, woraufhin ich dann doch verhältnismäßig gerührt war, weil ich meine Pappenheimer ja kenne und nicht wirklich mit so etwas gerechnet hätte. Ein „Merci pour le gateau“ wäre in meiner Vorstellung schon das Höchste der Gefühle gewesen. Um so glücklicher war ich dann aber natürlich!

Im Maison du Soleil gibt es zwei junge Männer, die mir den Abschied besonders schwer machen werden. Sie heißen Mael und Koudouz und sind beide ein Jahr und drei Monate alt. Zur Zeit haben sie es sich nämlich angewöhnt aus vollem Hals zu schreien, wenn ich Anstalten mache auch nur den Raum zu verlassen. Wie es da wird, wenn ich mich ganz verabschieden muss…aber vermutlich auch nicht anders, denn die Kleinen können ja nicht wissen, ob ich aus dem Zimmer gehen, mich übers Wochenende verabschiede, oder gar nicht mehr wiederkomme. Hart wird es trotzdem.

Dafür haben wir am Freitag noch eine schöne Exkursion mit allen Müttern und Kindern gemacht. In Cotonou gibt es vier, von der Fondation Zinzou finanzierte, Mini-Biliotheken. Dort sollen besonders Kinder und Jugendliche mit Büchern familiarisiert werden, denn hier werden Bücher meistens als Objekte des Lernens und nicht des Vergnügens wargenommen. Es gibt eine Bibilothek für Erwachsene, eine für Kinder, ein Kino und einen Raum in dem Dokumentationen zum Thema Geschichte gezeigt werden. Das alles ist kostenlos und sechs Tage die Woche geöffnet. Leider habe ich das jetzt erst gegen Ende entdeckt. Mit den Mädchen haben wir eine Führung bekommen und danach gab es noch die Möglichkeit sich umzusehen. Zwar waren alle währende der Führung recht interessiert, doch am Ende haben sie dann doch alle lieber einen Film gesehen, als gelesen. Wie gesagt, ich kenne meine Pappenheimer 🙂 Für die Kinder und mich, war besonders der Spielplatz ein Highlight, auch wenn die Schaukel von alles zuerst einmal misstauisch beäugt wurde.

Ansonsten haben wir am Samstag vor einer Woche noch eine schöne Soirée bei einer Kollegin aus dem Büro verbracht, ganz beninisch auf dem Boden, mit viel zu Essen. Für die nächste Woche ist dann auch noch ein gemeinsames Mittagessen im intalienischen Restaurant der Schwestern, mit allen Kollegen geplant. Überhaupt sind die Abende ziemlich voll in letzter Zeit, denn man möchte ja alle Freunde noch einmal sehen, aber gleichzeitig so viel Zeit wie möglich mit den Mädchen verbringen.

Sorgen macht mir im Moment mein Gepäck, weil ich schon seit einem Monat dabei bin Cotonou nach all dem abzusuchen, was ich auf jeden Fall noch mitnehmen muss. Und das ist nun auch schon eine ganze Menge geworden und ich weiß noch nicht so ganz, wie das mit den Gepäckbeschränkungen von Air France zusammengehen soll…aber wir werden sehen.

Jetzt steht also die letzte Woche an, mit letzen Schneiderbesuchen, Besprechungen, Abschieden, Geschenken und vermutlich der einen oder anderen Träne. Aber mehr dazu nächste Woche!