Lena in Benin

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Wir sind komplett! Dieser Ruf erklang am Abend des vergangenen Mittwoch, als unsere letzte Mitvolontärin Maria zu uns stieß. Da sie aus dem schönen Österreich kommt, unterstützt sie jetzt Valerie und mich in der Gruppe der deutschsprachigen Freiwilligen, was für uns die Verständigung zwar einfacher macht, aber sowohl Adelines Gesprächsanteil, als auch unserem Französisch abträglich ist. Deshalb bemühen wir uns trotz allem, so viel wie möglich Französisch zu sprechen.

Aber der Mittwoch war nicht nur der Tag von Marias Ankunft, sondern auch der Tag der deutschen Einheit. Warum das für uns hier im selbstgewählten  afrikanischen Exil von Bedeutung ist? Ganz einfach, es war ein Tag zum Feiern. Der deutsche Botschafter in Cotonou hat nämlich alle deutschen Volontäre in Benin zur Feier des 3. Oktober zu sich in seine Residenz eingeladen. Und da waren Valerie und ich natürlich mit von der Partie. Aber ich sage natürlich; das war es eigentlich nicht. Denn die Einladung zu besagter Feier ist der beninischen Post zum Opfer gefallen. Durch eine Dame, die in der deutschen Botschaft arbeitet und die wir zufällig beim sonntäglichen Kirchgang kennengelernt haben (da sag noch einer, in die Kirche zu gehen sei nutzlos), haben wir letzten Freitag erfahren, dass es eine solche Feier überhaupt gibt und dass wir die Einladungen schon seit mindestens einer Woche haben müssten. Hatten wir nur leider nicht. Was ziemlich unpraktisch ist bei einer Veranstaltung, an der man ohne persönlicher Eintrittskarte nicht teilnehmen kann. Dummerweise war am Wochenende niemand in der Botschaft zu erreichen, das heißt, wir konnten uns frühestens am Montag darum kümmern. Doch da kam uns der Zufall zu Hilfe, wobei es eigentlich eine solche Anhäufung von Zufällen war, dass ich da fast schon an Schicksal glaube. Am Dienstag hatten wir immernoch niemanden erreicht, der uns mit unserem Einladungsproblem weiterhelfen konnte und wir saßen langsam auf glühenden Kohlen, denn eine solche Gelegenheit Kontakte mit anderen Deutschen in Cotonou zu knüpfen, bekommt man nur selten. Also, an besagtem Dienstag fühlte sich Valerie nicht wohl und blieb zu Hause. Genau als sie gerade mit den Schwestern beim Essen saß, sah sie draußen vor dem Fenster vier weiße Mädchen. Da das hier wirklich eine Besonderheit ist, sprach sie die vier gleich an um festzustellen, dass es vier deutsche Mädchen waren, die ihr Volontariat gerade im äußersten Norden Benins machen. Es war reiner Zufall, dass sie ausgerechnet an diesem Tag zu uns in die Communauté kamen, um mit einer Mitarbeiterin im Büro über ein paar Probleme zu sprechen, die sie hier mit ihrem Visum haben. Aber noch nicht genug; als sie Valeries Namen hörten waren sie plötzlich ganz aufgeregt und meinten, sie hätte eine Einladung des deutschen Botschafters für eine gewisse Valerie Kelemen bei sich in der Post gefunden und hätten die ganze Zeit versucht herauszufinden, wer das denn sei. Meine Einladung allerdings blieb verschollen, was aber kein Problem mehr war, weil ich einfach als Valeries Begleitung mitkam. Zufälle gibt’s…

Aber nun zur eigentlichen Feier. Nach einer etwas abenteurlichen Anreise auf dem Zem kamen wir schließlich zur Residenz des deutschen Botschafters. Und Residenz ist das einzige Wort das passend ist. Ein riesiges Haus in einem noch viel riesigeren Garten mit Palmen und Swimming-Pool und alles natürlich streng bewacht und gesichert. Wir kamen uns vor wie in einer anderen Welt. Um uns herum plötzlich jede Menge Yóvós, die dann auch noch größtenteils deutsch sprechen. Die größte Überraschung dieses Abends aber, waren die 25 deutschen Volontäre in Benin, die auch eingeladen waren und von denen wir vorher noch nicht einmal wussten, dass sie existieren. Davon sind vier sogar in Cotonou und Umgebung und ich habe auch im Rest des Landes jetzt schon Kontaktadressen und Übernachtungsmöglichkeiten. Ich bin immer noch ganz begeistert, wenn ich an alle diese neuen Bekanntschaften denke, die wir an diesem Abend geschlossen haben.

Alle deutschen Volos in Benin

Allerdings kann man ja nicht immer nur feiern, arbeiten muss ich ja durchaus auch noch. Diese Woche war wieder besonders anstrengend, weil zur Zeit scheinbar jedes einzelne Baby im Maison du Soleil krank ist. Husten, Schnupfen, Fieber, Durchfall, oder alles auf einmal. Jedenfalls brauchen meine armen Süßen im Moment viele Kuscheleinheiten, aber auch Medikamente, oder andere Dinge, die ihnen nicht so gut gefallen, weshalb das Geschrei wieder groß war.

Aber es gibt ja auch den entspannten Teil der Arbeit, das ist das Kino am Donnerstagnachmittag. An diesem Tag bin ich im Maison de l’Espérance, für die Nachmittagsbeschäftigung in Form eines Filmes zuständig. Allerdings war mir das Schicksal in dieser Hinsicht noch nicht gewogen. Erstens gingen in den ersten drei Wochen, in denen ich zuständig war, die Lautsprecher nicht, weshalb ich unfreiwilligerweise einen Stummfilm zeigen musste. Anhand dieses Beispiels kann ich übrigens auch gut das beniner Zeitverständnis demonstrieren. Denn auch wenn ich jede Woche wieder sagte, dass die Reperatur der Lautsprecher dringend sei, weil ich sie am Donnertag wieder bräuchte, hieß es: „Jaja, kein Problem, ich mach das schon.“ In der nächsten Woche standen die Lautsprecher aber noch immer unberührt und weiterhin kaputt im Schrank. Als sie dann anch knapp vier Wochen endlich funktionierten, sah ich mich der nächsten Herausforderung gegenüber. Den Mädchen zu erklären, dass der Kinonachmittag nicht zum Schlafen gedacht ist. Egal welche schönen Filme ich mir aussuchte, die drei oder vier Mädchen die da waren schliefen grundsätzlich ein. Doch letzte Woche dann, erlebte ich einen vollen Erfolg mit…“Die Chroniken von Narnia“. Offensichtlich muss in Zukunft einfach auf die klassischen Abenteuer/Fantasyfilme zurückgreifen, denn alle waren begeistert. Ich habe noch nie jemanden bei einem Film so mitfiebern sehen, wie die Mädchen und Jungs an diesem Tag. Bei jeder spannenden Stelle wurden die Guten lautstark angefeuert und die Bösen ausgebuht. Und als am Ende schließlich die weiße Hexe besiegt war, kannte der Jubel keine Grenzen. Nächste Woche wollen sie nun unbedingt den zweiten Teil sehen 🙂

Noch etwas Tolles, an dem ich euch teilhaben lassen möchte, ist meine neue Garderobe. Letztes Wochenende waren Valerei und ich endlich bei einem Schneider und ich bin nun stolze Besitzerin eines Kleides und einer Rock-Blusenkombination die hier typisch sind. Unten könnt ihr es in Bildern bewundern.

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2 Monate…

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  1. Das mit dem Kino kommt mir unglaublich bekannt vor. Also das Einschlafen. Und dass mit dem Tag der deutschen Einheit.. da wäre ich auch lieber mal nach Lomé zur Botschaft gefahren um zu feiern… Aber bei mir war es leider nicht umsetzbar.

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