Dass die Zeit schnell vergeht, habe ich ja schon häufiger festgestellt. Aber dass sie so schnell vergeht, hätte ich doch nicht gedacht. Morgen sind es schon zwei Monate, die ich fern der Heimat bin. Zugegebenermaßen war ich ja noch nie länger als zwei Wochen von meiner Familie getrennt, aber mit achzehn Jahren ist dann glaube ich doch ein Zeitpunkt erreicht, an dem man ein bisschen längere Zeit aushalten sollte.

Diese Woche war besonders von einem Ereignis geprägt, nämlich einem Konzert, das die Souers Salesiennes organisiert haben, aber dazu später mehr. Zuerst gibt es noch ein paar kleine Geschichten aus dem Maison du Soleil und eine weniger schöne aus dem Straßenverkehr. Dass letzterer gefährlich ist, dürfte inzwischen jedem Leser klar sein, aber bisher hatte ich damit ja eher theoretisch zu tun. Am Dienstag allerdings ist diese Gefahr durch eine Schürfwunde am Knie und eine geprellte Schulter für mich deutlich spürbar geworden. Was passiert ist? Das Zem natürlich! Auch wenn mein Fahrer nur bedingt etwas dafür konnte. Folgende Situation: Eine Schlange Autos wartet an einer roten Ampel. Wie gewohnt überholt mein Zem die Schlange links, um ganz nach vorne zu fahren. Einer der Autofahrer hat allerdings offensichtlich keine Lust sich aufzuhalten und schert plötzlich ohne Vorwarnung aus der Reihe der wartenden Fahrzeuge aus. Und das natürlich genau als ich auf dem Zem vorbei komme. Zum Glück hat mein Schutzengel einmal mehr gute Arbeit geleistet und wir waren schon fast vorbei, sodass das Auto mich eben nur an Knie und Schulter gestreift hat, wenn auch äußerst unsanft. Was passiert wäre, wenn der Wagen uns direkt gerammt hätte, das möchte ich mir gar nicht vorstellen…also weiterhin immer ein Stoßgebet zum Himmel schicken wenn ich ein Motorad besteige.

Aber nun zu Erfreulicherm. Ein Päckchen. Oder eher ein ganzes Packet. Das nämlich erreichte mich letze Woche aus der Heimat, angefüllt mit allem, was das Kinderherz begehrt. Rasseln, Bausteine eine Spieluhr und vieles mehr. Ich hatte meine Mutter um diese Sendung gebeten, da die Spielsachen im Maison du Soleil größtenteils alt und kaputt sind. Dementsprechend groß war die Freude der Babys an etwas Neuem und die Freude der Mütter, nicht immer aufpassen zu müssen, dass die Kinder irgendetwas in den Mund nehmen, was vielleicht scharfkantig oder verschluckbar wäre.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich einen kleinen Apell an meine Leserschaft richten. Wer noch Baby- und Kleinkinderspielsachen zu Hause hat und nicht weiß, was er damit anfangen soll, meine Mutter nimmt alles für mich entgegen und schickt es mir dann. Hier macht ihr einer Menge Kindern eine Freude!

Aber zurück zu meinen Mitbringseln. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an Ima und ihre Stoffpuppe, die sie immer auf dem Rücken mit sich herumtrug. In Anlehnung daran, habe ich aus Deutschland eine Puppe geschickt bekommen. Aber nicht irgendeine Puppe, sondern eine dunkelhäutige Puppe. Auch wenn meine kleine Vorzeigemutter ja nicht mehr da ist, hat die Puppe doch schnell in Gloria eine Adoptivmutter gefunden. Doch was ich ich eigentlich erzählen will ist Folgendes: Eines schönen Vormittages saß ich mit einer ganzen Horde Babys auf einer der Matten, die hier Sofas ersetzten, und versuchte sie durch alle möglichen Beschäftigungen vom Schreien abzuhalten. Als ich dann die Pupper hervorzog, passierte etwas sehr komisches. Der kleinen Sena, die bis zu diesem Zeitpunkt noch fröhlich vor sich hin brabbelnd vor mir saß, gefror beim Anblick der Puppe das Lächeln im Gesicht, sie stieß einen panischen Schrei aus und flüchtete auf meinen Schoß, wo sie sich auch nur nach einiger Zeit wieder beruhigen konnte. Und immer wenn irgendwo in ihrer Nähe auch nur der Zipfel dieser Puppe auftaucht, bekommt die Arme pansiche Angst; und das obwohl sie noch keinen einzigen Horrorfilm mit mutierten Puppen gesehen hat…

Nun aber möchte ich zu dem am Anfang erwähnten Großereignis kommen. Eines der Projekte, das die Schwestern hier ins Leben gerufen haben, ist eine Notrufnummer für Frauen. Diese kostenlose Nummer können alle Frauen anrufen, die in irgendeiner Form von Gewalt betroffen sind. Ob Vergewaltigung, eheliche Gewalt, Zwangsverheiratungen etc.; die Sozialarbeiter und Psychologen am anderen Ende der Leitung versuchen zu helfen. Um diese Nummer bekannt zu machen, haben sich die Schwestern nun Hilfe von einer, in Benin sehr bekannten, Sängerin geholt, Sessime, die eben am Freitag ein kostenloses Konzert gegeben hat. Zusätzlich hat jeder Besucher ein T-Shirt bekommen, auf der die Nummer nocheinamal angegeben ist. Die perfekte Werbeveranstaltung also, mit super Musik!Ich war wirklich schwer begeistert und auch die Mädchen, die auch alle da waren, hatten eine Menge Spaß. Und die Krönung des Abends war dann mein unfreiwilliger Tanzauftritt. Ja, ihr habt richtig gelesen, ich Lena Schustereder, habe auf der Bühne getanzt, afrikanisch versteht sich. Als Sessime nämlich alle Zuschauer aufrief mit ihr zu tanzen wurde ich von eienr Horde meiner Mamans aus dem Maison du Soleil einfach auf die Bühne geschleift. Ich war nach dem ertsen Shcockmoment natürlich dann voll dabei, tanzen ist schließlich eines der wenigen Dinge die ich zu können glaube und am Ende meinten die Mädchen auch, dass ich für eine Yóvó nicht schlecht gewesen wäre 🙂