Diese Woche ist außnahmsweise einmal ruhig verlaufen, was aber leider auch heißt, dass mein heutiger Bericht etwas kürzer ausfallen wird als in den vergangenen Wochen. Aber ich werde mich natürlich trotzdem bemühen alle interessanten Ereignisse widerzugeben. Wenn ich jetzt also hier sitze und zurückdenke, dann ist das erste was mir einfällt der letzte Dienstag. Nun, was wird da wohl passiert sein, dass ausgerechnet dieser Tag ihr zuerst einfällt, wird sich jetzt der eine oder andere fragen. Ganz einfach, es hat geregnet. Alle die jetzt nicht gebührend beeindruckt sind und einwenden, dass das ja wohl nichts besonderes sei, in Deutschland könne man das momentan jeden Tag erleben, die müssen wissen, dass Regen nicht gleich Regen ist. Ich, die ich im bayerischen Alpenvorland zu Hause bin, kenne mich eigentlich aus, was Regen betrifft. Doch das was ich hier am Dienstag erlebt habe, toppt sogar ein murnauer Sommergewitter. Von einer Sekunde auf die andere hat es angefangen zu schütten, als ob jemand gerade ganze Badewannen über unseren Köpfen ausschütten würde. Man konnte wirklich praktisch nichts mehr sehen und das Geprassel des Regens war extrem laut. Kein Problem, wenn man ein Dach über dem Kopf hat. Dumm nur, dass die Valerie und ich zum Zeitpunkt dieses Platzregens gerade auf dem Zem saßen. Valeries Zem-Fahrer verpasste es fast in eine Straße abzubiegen, weil er wegen des Regens nichts mehr erkennen konnte. Als wir dann schließlich in der Arbeit ankamen, war ich so nass, als ob ich mich angezogen unter die Dusche gestellt hätte. Zum Glück waren die Mamans im Maison du Soleil so nett mir ein paar trockene Kleider zu leihen, weshalb ich diesen Vormittag in äußerst afikanischem Aufzug verbracht habe. Natürlich war es so, dass der Regen nachließ, kaum dass wir wieder im Trockenen waren und nachmittags schien sogar wieder die Sonne. Allerdings standen ganze Straßen unter Wasser und mein Weg über den Markt war, gelinde gesagt, dreckig. Zum Glück kann man Flip-Flops gut abwaschen, denn jeden anderen Schuh hätte ich nach dem Weg durch knöcheltiefen Morast wegschmeißen können. Da aber im Moment nur die petite saison de pluie ist, war der Rest der Woche wieder trockener. Wie mir aber nach meiner Beschwerde über das schlechte Wetter mitgeteilt wurde, ist das hier nichts gegen die grande saison de pluie im Juni und Juli. Dann nämlich regnet es in dieser Intensität drei Tage und Nächte am Stück! Wie gut, dass wir bis dahin noch ein bisschen Zeit haben…weil ich nicht glaube, dass andauernder Platzregen zum Verweilen in Benin einläd. Aber bevor ich mich in Wetterbeschreibungen verliere, möchte ich noch stolz über meinen ersten Einkauf auf dem Markt berichten. Cotonou hat den größten Markt Westafrikas, was heißt, dass man dort alles kaufen kann. Von Bastelmaterial, das jeden Schreibwarenladen alt aussehen lässt, über Haushaltwaren, Windeln, Schuhe, massenhaft essbares, bis hin zu lebenden Hühnern und Schnecken. Allerdings findet man auch nichts, wenn man keinen kundigen Einheimischen dabei hat, denn, wie gesagt, der Markt ist gigantisch. Dazu kommt noch, dass der Preis natürlich Verhandlungssache ist und da man als Weißer als unermesslich reich angesehen wird, verlangt ein Händler von einem Yóvó grundsätzlich den vierfachen Preis. Oft sprechen die Menschen auf dem Markt außerdem nur Fon, was die Sache auch nicht einfacher macht. Kurzum, ich habe mich bisher noch nicht getraut mich ins Kaufgetümmel zu werfen. Doch am Freitagnachmittag ergab sich eine Gelegenheit dies zu ändern. Im Maison du Soleil war nichts los, weswegen ich und eine Praktikantin früher gehen konnten. Letztere war gerne bereit mich auf den Markt zu begleiten um ein bisschen Stoff für meine erste afrikanische Garderobe zu kaufen. Weil ich ja einmal in der Woche in der SOS-Baracke auf dem Markt arbeite, weiß ich eigentlich wie es da zugeht. Doch dass die Stände mit den Stoffen direkt neben besagter Baracke liegen war mir bis dato noch nicht aufgefallen. Das kann daran liegen, dass es auf diesem Markt praktisch unmöglich ist einen Überblick zu bekommen. Auf den engen Gassen zwischen den Ständen drängen sich Massen von Menschen und auch nur ein kurzer interessierter Blick wird von den Verkäufern sofort als Aufforderung zu einem intensiven Kundengespräch aufgefasst. Also ist es eigentlich das beste seine Tasche fest an sich zu drücken und stur geradeaus zu schauen. Aber jetzt weiß ich also wo ich die Stoffe finde. Das Verhandeln des Preises bleibt für mich aber ein Buch mit sieben Siegeln, aber dennoch habe ich jetzt wenigstens eine Ahnung wie viel ein Meter Stoff höchstens kosten darf. Und ich bin stolze Besitzerin von drei Metern tissu. Jetzt muss ich nur noch einen Schneider finden.

Heute nachmittag haben Valerie und ich eine Bastelaktion mit den Mädchen aus dem Foyer gestartet. Die Aufgabe bestand darin knapp 40 Mädchen zu beschäftigen, ohne dabei komplettes Chaos auszulösen. Doch mit geschickter Gruppenaufteilung und der Unterstützung der älteren Mädchen haben wir dann doch zwei Stunden lang eine Menge Spaß gehabt, auch wenn ich den Lärm gelegentlich nur mit Hilfe einer sehr nützlichen Trillerpfeife unter Kontrolle bringen konnte.

Bevor ich mich für diese Woche verabschiede, möchte ich ein FSJ noch allen empfehlen, die gerne wieder das Kind in sich finden würde. So habe ich durch meine Arbeit mit den Kindern zum Beispiel meine Liebe zu stundenlangem Mandalamalen oder Seifenblasen pusten wiederentdeckt.