Lena in Benin

Ein weiterer strassenkinder.de Blog

A fón ganjí a meine treuen Leser? Also zumindest mir geht es gut, ich hoffe auch zu Hause, in Indien, Südamerika, Europa und dem restlichen Afrika ist alles in Ordnung. Ich habe in der vergangenen Woche wieder einiges erlebt, zum Beispiel meine ersten Fortschritte im Erlernen des Fon, also der ortsüblichen Sprache, gemacht, was meinen merkwürdigen Gruß zu anfang erklärt. Außerdem habe ich viel an meine Mitvoluntäre denken müssen, da ja in den vergangenen Tagen auch die Letzten aus meiner Gruppe aufgebrochen sind. Falls einer von euch meinen Blog verfolgen sollte, so wie ich das mit euren natürlich auch tue, sende ich euch hier ganz liebe Grüße und hoffe, dass wir alle ein tolles Jahr vor uns haben.

Oder Moment…bei mir sind es eigentlich nur noch zehn Monate und drei Wochen, nachdem die vergangene Woche auch beschlossen zu haben scheint plötzlich vorbei zu sein, ohne jede Form von Rücksicht auf mich, die ich gar nicht mehr mitkomme, so schnell vergeht die Zeit. Das hat zweifellos seine Vorteile, zum Beispiel, dass ich überhaupt keine Gelegenheit habe noch Heimweh zu haben, oder mich gar zu langweilen. Andererseits birgt das auch eine Gefahr. Ich habe festgestellt, dass ich mir jeden Abend ein paar ruhige Minuten gönnen muss, um noch einmal über den Tag nachzudenken und in meinem Tagebuch festzuhalten, was mich beschäftigt hat und woran ich denken musste. Ansonsten ist der Tag und dann die Woche vorbei und ich habe deren Wert nicht mitnehmen können. Es gibt so viel, was mein Aufenthalt hier mir jetzt schon an Erkenntnissen gebracht und an Material für stundenlanges Grübeln gegeben hat, aber ich muss darauf achten das alles über meinen vollen Tagesplan nicht zu vergessen. Ich möchte hiermit der arbeitenden Bevölkerung, egal ob in Afrika, Europa oder sonstwo, meine Hochachtung aussprechen. Jetzt, wo ich nicht mehr dem Schülerleben frönen kann, sondern auch täglich von halb neun bis fünf schufte, sehe ich gerne ein, dass man es als Schüler gut hatte. Auch wenn meine Arbeit mir unglaublich viel Freude macht, gibt es normalerweise nur drei Dinge, zu denen ich nach einem Tag voller Babygeschrei und voller Windeln fähig bin: duschen, essen, schlafen. Wie gut, dass da noch das Vespergebet mit den Schwestern dazukommt, denn das gibt mir Gelegenheit meinen Tag noch einmal Revue passieren zu lassen und mir darüber klar zu werden, dass die Freude an den Kindern alle Anstrengung wert ist. Denn ich mache das hier nicht für mich, sondern um denen zu helfen, die nicht annähernd so viel Glück in ihrem Leben haben wie ich. Das schreibe ich jetzt nicht nur, weil es sich in einem Blog eines Don-Bosco- Volunteers gut macht, sondern weil es das ist, was einen durch dieses Jahr trägt. Wer nur die Motivation hat hier ein paar Abenteuer zu erleben und einmal zu sehen, wie es in Afrika so ist, der kann nach drei Wochen eigentlich wieder nach Hause fliegen. Denn spätestens sobald man das erste Mal mit einshampoonierten Haaren unter der Dusche steht und das Wasser ausgeht, oder man auch nach Wochen nicht daran gewöhnt ist, auf der Straße wie eine Jahrmarktsattraktion betrachtet zu werden, hat man die Nase voll. Doch genau über solche Momente hilft mir die Erkenntnis, dass ich hier bin, um etwas Sinnvolles zu tun, selbst wenn ich dafür ein paar Anstrengungen auf mich nehmen muss.

Aber ich bevor ich die Aufmerksamkeitsfähigkeit meiner Leser zu sehr auf die Probe stelle, indem ich mich in Details meiner abendlichen Erschöpfung verliere, will ich doch wieder auf die Ereignisse der vergangenen Woche zurückkommen.

Wie ich eigangs mit meiner Frage A fón ganjí (was so viel heißt wie Wie geht’s) bewiesen habe, habe ich begonnen Fon zu lernen. Das ist die Sprache, die hier in Cotonou gesprochen wird und zwar deutlich häufiger als Französisch. Die Kolonialzeit ist ja nun, Gott sei Dank, schon eine ganze Zeit vorbei, was aber auch zur Folge hat, dass viele Leute kaum mehr Französisch sprechen. Besonders die Kinder, die es erst in der Schule lernen können es wenig und wenn sie nicht in die Schule gehen, dann sprechen sie eben nur Fon. Außerdem macht es sich bei den Menschen hier unheimlich gut, wenn man als Weißer ein paar Brocken ihrer Sprache spricht. Also habe ich mich am Montag zusammen mit den Mamans im Maison du Soleil über mein kleines So-lerne-ich-Fon-Buch gesetzt und mich nach fünf Minuten von dem Gedanken verabschiedet, jemals wirklich Fon sprechen zu können. Erstens, weil ich festgestellt habe, dass mir diese Sprache schon in Porto-Novo (das nicht besonders weit weg liegt) nicht mehr viel bringt, weil da wieder eine andere Sprache gesprochen wird und zweitens, weil es unglaublich schwierig ist. Ähnlich wie im Chinesischen hat die Betonung der Wörter, also ob man ein Wort mit aufsteigender, oder absteigender Melodie spricht, eine enorme Bedeutung und außerdem sind manche Laute für einen europäischen Mund nicht auszusprechen. Übrigens genauso, wie unser R hier aus keiner Kehle kommt. Jedenfalls habe ich mich darauf beschränkt die wichtigesten Grußformeln, sowie ein paar einfache Sätze zu lernen, womit ich die Mädchen zu minutenlangen Lachanfällen, ob meiner komischen Aussprache, gebracht habe. Hier ist eine kleine Auswahl zum zu Hause nachsprechen:

A wà nu kaka = Danke

É su à = Nichts zu Danken

A fón à = Guten Tag

Kú dó gbadà = Guten Abend

A fón ganjí à? = Wie geht’s ?

Un dò ganjí = Es geht mir gut.

Odabò = Auf Wiedersehen

Ne a nò nyí? = Wie heißt du?

Un nó nyí … = Ich heiße …

Mir zumindest reicht das für den Moment. Allerdings hatte ich damit schon durchschlagenden Erfolg. Mir ist nämlich am Donnerstag folgendes passiert. Auf dem gewohnten Weg vom Maison de l’Espérance zum Maison du Soleil, rief mir ein Straßenhändler, der mich vom Sehen schon kannte, scherzhaft „Yóvó, a fón ganjí à?“ hinterher (alle die oben genannten Beispiele brav gerlernt haben, können jetzt gleich übersetzten, alle anderen müssen eben noch einmal nachschauen). Ich jedenfalls, schon halb an ihm vorbei, rief nur fröhlich „ Mewí, un fón ganjí!“ über die Schulter, was den Händler erst verblüfft schweigen und dann anerkennend lachen ließ. Am Freitag wartete der nette Herr dann schon auf mich, um auf Fon Höflichkeiten mit einer Weißen auszutauschen. Ein erster Erfolg.

Mir ist aufgefallen, dass ich in der ganzen Zeit, die ich euch nun schon an meinem Leben hier teilhaben lasse, noch kein einziges Mal erwähnt habe, was die beninesische Küche so zu bieten hat. Da aber meine Voluntärskollegen Roman und Markus, die zur Zeit in Ghana weilen, in ihrem letzten Blogeintrag lang und breit über das Essen dort berichtet und auch ein paar Fotos zur besseren Vorstellung beigefügt haben, muss ich das jetzt auch einmal nachholen. Wer sich die beschriebenen Grundnahrungsmittel einmal anschauen möchte, den verweise ich auf den Strassenkinderblog Roman und Markus in Ghana (ohnhin immer einen Blick wert). In Benin gibt es drei Grundnahrungsmittel: Reis, Yam und Pate. Yam ist eine große Wurzel, die ähnlich wie Kartoffeln schmeckt (siehe Foto). Besonders lecker sind frittierte Yamscheiben, die viel besser schmecken, als alle Pommes der Welt. Pate ist schwerer zu beschreiben. Hergestellt wird es aus Maismehl und Wasser und hat die Konsistenz von festem Kleister. Es macht den Magen voll, mehr aber auch nicht, jedenfalls meiner Meinung nach. Pate blanche hat nämlich praktisch keinen Geschmack. Deshalb gehört dazu auch eine Soße, die meistens sehr scharf ist und aus Gemüse und Fisch besteht. Allerdings immer frischem Fisch, nicht getrocknetem, wie in Ghana ^^. Ich muss aber zugeben, dass ich kein besonderer Freund dieses Essens bin. Dann gibt es aber noch Pate rouge, Pate in dem schon Tomaten und Gewürze enthalten sind. Der schmeckt sehr gut. Was ich besonders liebe sind die Kochbananen, die einen sehr süßen Geschmack haben. Außerdem gibt es natürlich Ananas, Papaya und Co., die mit dem, was sie uns in Europa unter diesem Namen verkaufen, nicht das Geringste zu tun haben. Mehr kann ich im Moment leider noch nicht über die beninesische Küche berichten, da mein Essen bisher sehr europäisch war, denn der Großteil der Schwestern kommt nicht aus Afrika und isst deshalb auch nicht so und auch im Maison de l’Espérance sind die Verantwortlichen größtenteils Europäer. Nur Samstags essen wir abends mit den Mädchen im Foyer echt afrikanisch. Ich bin aber ehrlich gestanden ganz froh, dass ich meine Essgewohnheiten nicht komplett umstellen muss, obwohl mir meine Figur die viele Pasta, Pizza und Co. schon übelzunehmen droht.

Am gestrigen Samstag allerdings, gab es Gelegenheit Kalorien zu verbrennen. Und zwar bei einem Nachmittagsprogramm für die Mädchen, bei dem voller Körpereinsatz gefordert war. Die Mädchen hatten in der vergangenen Woche den Film Ratatouille angeschaut und darauf aufbauend haben wir gestern viele Spiele gemacht. So gab es zum Beispiel eine Station, bei der ein Mädchen ein anderes, das die Augen verbunden hatte, nur durch bestimmte Berührungen zu einem Ziel führen musste, ähnlich, wie die Ratte Rémis, die im Film durch Ziehen an den Haaren seinem Freund beim Kochen die Hände führt. Oder wir mussten Papierschiffe falten und mit diesen auf dem Kopf die Strecke vom Haus der alten Frau bis nach Paris gehen, ohne dass das Schiff kentert, also herunterfällt. Insgesamt war das eine tolle Idee den Film mit einem Programm zu verbinden und wir hatten alle einen riesen Spaß!

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  1. Anna

    Ahoj aus Pilsen!
    Ja meinem Teil Europas geht es gut und die Blogs werden selbstverständlich auch verfolgt!
    und es stimmt die Kinder machen es wirklich lohnenswert, so anstregended es teilweise doch auch ist.

    Fühl dich gedrückt, lieber Zimmerkollegin und \Schoki\freundin 😉

    Ahoj!!

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