Diese Woche starte ich mit einer kleinen Entschuldigung an alle Liebhaber der deutschen Sprache. Eine Leserin meines Blogs hat mich netterweise auf diverse Rechtschreib- und Kommafehler in den letzten Berichten aufmerksam gemacht. Ich verspreche mich in Zukunft mehr zu bemĂŒhen 🙂

Schon wieder eine Woche vorbei. Und nicht nur eine Woche, sondern sogar schon der erste Monat Benin ist ins Land gegangen. Ich kann wirklich nur staunen wie schnell es ging. Andererseits wird es mir hier auch wahrlich nie langweilig, also ist es kein Wunder, dass die  Zeit schnell vergeht.

Es folgen, wie ja schon aus dem letzten Bericht bekannt, die Anekdoten und Erkenntnisse der Woche, die zu ĂŒberspringen wieder jedem Leser gestattet ist, der sich nur fĂŒr spektakulĂ€re Ereignisse interessiert.

Genau heute vor einer Woche gab es hier im Foyer große Aufregung. Das Foyer ist eine Art Heim fĂŒr MĂ€dchen, die aus den unterschiedlichsten, aber allesamt traurigen, GrĂŒnden nicht bei ihren Familien sein können. Es ist direkt an die CommunautĂ© der Schwestern angeschlossen, weshalb Valerie und ich immer viel vom tĂ€glichen Leben dort mitbekommen. Aber wo war ich stehen gebleiben? Ach ja, der letzte Sonntag. MTN, der grĂ¶ĂŸte Mobilfunkanbieter Benins, fĂŒhrt gerade eine Aktion durch, bei der verschiedene Hilfsprojekte in Benin unterstĂŒtzt  werden, wie eben auch das Foyer Laura Vicuna. Diese UnterstĂŒtzung bestand aus Lebensmitteln und, viel wichtiger, medialer Aufmerksamkeit. Die MĂ€dchen bekamen nĂ€mlich Besuch von einer Gruppe Musiker aus ganz Westafrika, die so die Gelegenheit Gutes zu tun mit einem gewissen Werbeeffekt verbinden konnten. Die Aufregung im Foyer war groß! Und als die Kameras und die Jungs dann kamen, waren alle ganz hin und weg, auch wenn auf meine unauffĂ€llige Frage wer die jungen MĂ€nner denn seien, nicht jedes MĂ€dchen eine Antwort wusste. Aber cool sind sie! Und im Fernsehn auch noch! Das ganze Spektakel dauerte insgesamt keine halbe Stunde, aber zweifellos haben die Musiker den MĂ€dchen eine große Freude gemacht und das Projekt und den damit verbundenen Kampf gegen Kinderhandel in Westafrika bekannt gemacht.

Daran angeschlossen gibt es eine besonders lustige Geschichte zu erzĂ€hlen, ich hoffe ich habe die geballte Aufmerksamkeit meiner Leserschaft. Zum VersĂ€ndnis muss ich zu Beginn noch sagen, dass viele der MĂ€dchen aus dem Foyer nur Fon sprechen und wenig Französisch. Das erklĂ€rt das folgende MissverstĂ€ndnis: ein MĂ€dchen fragte die Valerie warum man denn beim Ave Maria immer „Je vous salue Marie, pleine de glace“ beten wĂŒrde, was denn also die Mutter Gottes mit Eis zu tun hĂ€tte. (Der eigentliche Wortlaut ist natĂŒrlich „Je vous salue Marie, pleine de grace“, also voll der Gnade). Das darauf folgende GelĂ€chter konnte die Arme gar nicht verstehen, sie hatte es eben so verstanden und nachgesprochen. Jedenfalls blieb „Marie pleine de glace“ GesprĂ€chsthema zwischen Valerie und mir. Als wir dann am Montag mit den Schwestern den abendlichen Rosenkranz beteten und ich mit dem Ave Maria an der Reihe war, kam es, wie es kommen musste. Ich grĂŒĂŸte die mit Eis, statt Gnade angefĂŒllte Maria. Bei dem restlichen Gebet noch ernst zu bleiben war, wie man sich sicher denken kann, eine schier unmögliche Aufgabe.

Doch nicht nur die TĂŒcken der farnzösischen Sprache machen mir das Leben hier schwer. Die Moskitos sind wahrlich eine Plage! Die CommunautĂ© liegt praktsch dirket an dem großen See, der an Cotonou grenzt, was bedeutet, dass sich die Moskitos hier pudelwohl fĂŒhlen. Wie man auf dem untenstehenden Foto sehen kann, interessiert sie auch das AntimĂŒckenspray, mit dem ich mich tĂ€glich einnebele, nicht die Bohne. Die Kinder im Projekt sind immer zu Tode erschrocken, wenn sie die vielen Stiche sehen, weil diese auf ihrer dunklen Haut natĂŒrlich nicht annĂ€hernd so auffallen, wie bei uns. Ich sehe dagegen zeitweise aus, als hĂ€tte ich Windpocken. Aber nicht nur ich bin genervt des stĂ€ndigen Gesummes wegen. Sogar eine der Schwestern gab einmal zu, dass sie sich wirklich frage, warum Gott in seine herrlichen Schöpfung auch die Moskitos aufgenommen hĂ€tte. Ganz meine Meinung!

Die Arbeit mit meinen Kindern ist zwar anstrengend, aber erfĂŒllend! Es ist einfach ein tolles GefĂŒhl, wenn bei seiner Ankunft im Maison du Soleil eine ganze Gruppe, vor Freude quietschender, Kinder empfangen wird, die, je nach Alter, entweder angestĂŒrmt, oder angetapst kommen, um alle gleichzeitig ihre Ärmchen um meine Knie zu schlingen.

Was ich an den kleinen Kindern auch so sehr schĂ€tze ist die Tatsache, dass sie einem so vorurteilslos begegnen. Es ist egal ob ich weiß bin, oder schwarz, Hauptsache ich spiele mit ihnen, oder singe am besten deutsche Kinderlieder, die hier der absolute Renner sind. Wenn ich so durch die Straßen laufe denke ich mir allerdings oft, dass meine Hautfarbe schon manchmal ein Nachteil ist. Man fĂ€llt auf, egal wie lange man schon hier ist. Es gibt ein Lied, das fast jedes Kind hier auf der Starße kann:

„YovĂł, YovĂł Bonjour, ca va bien, merci!“ YovĂł ist auf Fon die Bezeichnung fĂŒr einen Weißen. Das ist auf Dauer ganz schön anstrengend, wenn einem die YovĂł-Rufe folgen, wohin man auch geht. Aber zum GlĂŒck habe ich inwischen eine passende Antwort gefunden. Wenn jemand YovĂł, also Weiße, ruft, rufe ich einfach MewĂ­ zurĂŒck, was soviel wie Afrikaner/DunkelhĂ€utiger heißt. Damit auch jeder weiß, wer er ist J

Nachdem ich mich jetzt ans Zem-Fahren gewöhnt habe und so, anstatt verĂ€ngstigt an das Motorad geklammert nach vorne zu strarren und zu beten, dass das Auto vor uns nicht plötzlich beschließt ohne zu blinken nach links abzubiegen, etspannt meine Umgebung betrachten kann, ist mir etwas aufgefallen. Die Namen der GeschĂ€fte am Straßenrand nĂ€mlich. Gott ist im tĂ€glichen Leben hĂ€ufig vertreten. So gibt es zum Beispiel die BĂ€ckerei „Grace de Dieu“, der Schneiderei „Dieu est tout“, die Apotheke „Sion“ (also Zion), die Fahrschule „St. Rita“ oder, mein absoluter Favorit, die Schlachterei „Chez la paix de Dieu“, also „Zum Frieden Gottes“ 🙂

Oswald SOS-Baracke Immanuelle