Lena in Benin

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Ein Ausflug nach Oudiah

Gestern hatte ich das Glück einen spontaten Ausflug in das schöne Städtchen Ouidah machen zu können, das nicht weit von Cotonou entfernt an der Küste liegt. Es ist eine Stadt mit historischer Bedeutung und dementsprechend ein Touristenziel (was aber in Benin nicht besonders viel heißen muss). Zwar gab es schon einen Ausflug dorthin, den ich allerdings meiner Malaria wegen verpasst habe. Also beschloss ich spontan die Gelegenheit zu nutzen und mich der Gruppe anzuschließen, die gestern dorthin aufgebrochen ist.

Ouidah war im 18. Jahrhundert ein Zentrum des Sklavenhandels. Von dort aus wurden die Männer, Frauen und Kinder, die in ganz Westafrika eingefangen wurden, nach Amerika verschifft. Vieles erinnert heute noch an die traurige Geschichte des Ortes. So kann man auf dem Place des Enchères einen Baum sehen, der eine grausame Funktion hatte. Alle Sklaven, die auf diesem Platz gekauft wurden, mussten diesen Baum umrunden (Männner neunmal, Frauen siebenmal), um ihre Heimat, ihre Kultur und ihre Identität zu vergessen.Danach wurden sie auf der Route des esclaves bis zum Meer getrieben, wo sie schließlich auf die Boote der Engländer und Portugiesen verladen wurden und ihre Reise in die Sklaverei antraten. 20% überlebten nicht einmal die Überfahrt. Dort, wo die Sklaven früher den Strand betraten, steht heute la Porte de Non-Retour, also das Tor ohne Wiederkehr. Es erinnert an die 2 Millionen Afrikaner, die von dort aus ihre Heimat für immer verlassen mussten. Als Europäer fühlt man sich da ganz schön beklommen. Unser einheimischer Führer erklärte uns aber, dass die Afrikaner sich bezüglich des Sklavenhandels auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben. So verdiente der König von Abomey, dem Königreich, zu dem Ouidah gehörte, nicht schlecht am Verkauf seiner Landsleute. Er erhielt von den Europäern im Gegenzug Waffen, Alkohol und viele weitere der wunderbaren europäischen Errungenschaften, die nichts als Krieg und Zerstörung mit sich bringen.

L'arbre pour oublier La Porte de Non-Retour

Ich muss aber zugeben, dass ich, schließlich am Strand angekommen, nicht lange bedrückt sein konnte, ob der schlimmen Vergangeheit dieses Ortes. Das Meer ist einfach gigantisch. Zwar bin ich jetzt schon seit einem Monat in einer Hafenstadt beheimatet, das Meer habe ich aber gestern in Ouidah zum ersten Mal gesehen. Und an einem palmengesäumten Strand, an den die Wellen des Atlantiks krachen und wo man im Sand sitzend Kokosnüsse schlüft, da kann man nicht lange traurig sein.

Die Stadt, die mit ihren 25.000 Einwohnern wohl eher eine Kleinstadt ist, hat aber noch mehr zu bieten, als Sklaven und Meer. Dort werden nämlich auf einzigartige Weise die Traditionen des Vodookultes und der christlichen Religion verbunden. So gibt es im Zentrum sowohl eine Kirche, als auch, dirket gegenüber einen Phyton-Tempel. Dort werden diese Schlangen als göttlich verehrt und gegen eine kleine Spende konnten wir den Tempel besichtigen. Es leben etwa 50 Phytons in allen Größen dort, die, wie der Priester versicherte absolut harmlos sind. Deshalb macht es in der Stadt auch niemandem etwas aus, dass die Schlangen nachts freigelassen werden, um sich in der Umgebung des Tempels etwas zu Fessen zu suchen. Am nächsten Morgen bringen hilfreiche Einwohner die Schlangen einfach wieder zurück, wenn sie eine vor ihrer Türe finden. Na dann müssen die süßen, bis zu 1,5 Meter langen, Tierchen ja wirklich ganz nett sein, sage ich mir. Das sollten sie aber auch, jedenfalls die, die ich in diesem Moment um den Hals hängen habe.

Insgesamt war der Ausflug nach Ouidah sehr schön, was man von dem Weg dahin allerdings nicht sagen kann. Die Schlaglöcher auf der „Hauptverkehrsstraße“ (das heißt sie ist geteert, nicht mehr und nicht weniger) sind achsbrechend und blaue Flecken sind nach eineinhalb holprigen Stunden, die man für 42 km braucht, garantiert!

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  1. Benedict Steilmann

    Liebe Lena,

    vielen Dank für deine Berichte. Ich habe einige gelesen und bin gespannt, welche Tiere du dir als nächstes um den Hals hängst.

    Du kriegst eine Menge Leid mit, aber ich glaube, es gibt in jedem Land der Welt etwas, das einem schön vorkommt, so wie das Meer in Benin. Und ich glaube auch, dass kein Land immer nur arm ist und kein Mensch nur leidgeprüft. Deswegen wünsche ich dir noch eine gute Zeit in Benin.

    Herzliche Grüße aus Bonn
    Benedict

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