Laura in Ruanda

Mein Jahr im „Land der tausend Hügel“

„Wir kommen, Maria!“ -Kibeho 2017 & Kirche in Ruanda

Meine mir treu ergebenen Leserinnen und Leser!

Jetzt folgt ein Beitrag über unseren Ausflug in den Wallfahrtsort Kibeho Ende November. 😉 Viel Spaß beim Lesen!

Kibeho liegt im Süden Ruandas, gehört somit zu unserer Provinz und ist der heiligste Ort für die Katholiken Ruandas. Dort kam es mehrere Male zu Marienerscheinungen.

Die Botschaften Marias

Erstmals soll Maria am 28. November 1981 drei Mädchen erschienen sein und ihnen Botschaften hinterlassen haben: Sie, die „nyina wa jambo“ (dt.: Mutter des Wortes) soll zur Buße, Umkehr und Versöhnung aufgerufen haben. Seitdem pilgern jährlich am 28. Tag des Monats November tausende Menschen nach Kibeho. Ein Bischof erklärte Kibeho 1988 offiziell zu einem Wallfahrtsort für die Marienverehrung. 2001 wurden die Marienerscheinungen als die ersten von der römisch-katholischen Kirche in Rom anerkannt. Bis heute ist Kibeho der einzige vom Vatikan anerkannte Wallfahrtsort in ganz Afrika!

Wir haben uns am Dienstag, den 28. November 2017 mit einigen anderen Christen unserer Kirchengemeinde mit zwei Bussen nach Kibeho aufgemacht. Jeden Platz (die Klappsitze inklusive, und teilweise saßen auch vier Menschen auf insgesamt drei Plätzen, geht alles ;)) in beiden Bussen ausgeschöpft, ging es los! 20 „Chrétiens“ (dt.: Christen) – jedes Alter war vertreten – auf dem Weg zum Marienheiligtum Ruandas können ganz schön Stimmung machen! So folgten wir zwei Stunden „Turaje Mariya“ (Wir kommen, Maria) und viele weitere Kirchenlieder singend, ebenso viermal den Rosenkranz betend, der abenteuerlichen Straße, die uns zum Marienheiligtum führte. Das heißt: Es wurde viel gesungen, dazu geklatscht und gebetet. Wir hatten alle gute Laune und freuten uns auf unseren Tag in Kibeho! Katha und ich waren von allen im Bus sicher die einzigen, die dort zum ersten Mal hinfuhren. 😀

Wir hatten vorher keine wirkliche Vorstellung von dem, was uns erwarten würde. Unsere Salesianer haben uns vorher extra nicht so viel erzählt; wir sollten uns überraschen lassen und da man diese Erfahrung einfach selber gemacht und mit eigenen Augen gesehen haben muss. (Wir wussten auch nicht, wie lange es gehen sollte, wie lange der Gottesdienst dauern würde – doch Spontanität mit einer gewissen Portion Offenheit ist doch bekanntlich immer gut!)

Dort angekommen, waren wir überwältigt von der großen Menschenmasse: Seehr viele Menschen waren dort, groß und klein, alt und jung, noch auf dem Weg zum Ort des Geschehens, oder schon da. Da Kibeho, wie ja bereits erwähnt, ein Wallfahrtsort ist, sind viele Menschen von überall her dorthin gepilgert – einige sind den ganzen vorherigen Tag unterwegs gewesen – um an dem Gottesdienst teilzunehmen. Wir jedoch haben unsere Reise mit dem Bus angetreten. Beim nächsten Mal sind wir ja vielleicht als Lauf- und nicht als Buspilger unterwegs, wer weiß. 🙂

Die berühmte Marienstatue

Kibeho liegt – oh Wunder – auf einem Hügel. Geht man am Ort des Geschehens eine Treppe hoch, gelangt man zum Plateau mit der Erhebung für Gottesdienste auf der einen, und der berühmten Marienstatue, sowie einer kleinen Kapelle und einer größeren Wallfahrtsbasilika auf der anderen Seite.

Wir wurden den ganzen Tag von unserer lieben Köchin und Mama aus unserer Kommunität in Rango begleitet. Sie hat uns einiges gezeigt und erklärt. Ganz alleine hätten wir sicher nicht alle Fragen klären können, hätten uns in der riesen Menschenmasse hilflos gefühlt und es wäre auch nicht so lustig gewesen wie mit ihr! Schön, dass sie dabei war! 🙂

Wir suchten uns einen Platz und hatten noch etwas Zeit uns von dort aus alles anzuschauen bis der Gottesdienst losging. Es waren sehr viele Menschen dort versammelt; es herrschte ein schönes Klima, ausgelassene Stimmung und ein Gemeinschaftsgefühl, niemand war dort alleine, wir hatten dort alle dasselbe vor, teil(t)en denselben Glauben!

Die Menschen saßen größtenteils auf Stühlen oder Bänken, einige saßen aber auch auf Wiesenabschnitten dahinter oder am Rand. Wir saßen hinter dem Chor – rechts der Bühne – , der den Gottesdienst musikalisch super begleitet hatte! Bis jetzt waren alle Chöre, von denen ich mich hab verzaubern lassen, ein Fest der Sinne!

Die 113 Priester

Die zahlreichen Gaben

         113 Priester und 4 Priester verschiedener Nationen, darunter auch unser Direktor in Rango, zogen ein – die Messe ging los! Der ganze Altarraum war gefüllt!

Dann kamen viele Menschen nach vorne, um Gaben darzubringen: Von Seife, über Reis, bishin zu Waschmittel war alles dabei! Der kleine Platz vor dem Altarraum war übersät mit allen möglichen Gaben.

Nach zwei Stunden kam es zur Kommunion. Die Austeilung dieser wurde mit Kindern und Jugendlichen, die entweder einen gelben oder blauen Regenschirm in der Hand hielten (es haben nur noch grüne gefehlt! Wissen alle, wieso??) und so bei ihrem jeweiligen kommunionausteilenden Priester standen, um den Menschen zu zeigen, wo sie hingehen können, gekürt. Nicht alle der 113 Priester haben die Kommunion ausgeteilt, aber genug, sodass an jeder Ecke jemand stand und es so relativ schnell ging.

Zum Ende hin wurden alle ausländischen Besuchergruppen vorgestellt. Viele aus Nachbarländern, aber auch aus Polen und Amerika. Eine deutsche Gruppe war nicht dabei – unsere Salesianer meinten beim Abendessen, wir hätten Bescheid geben sollen, dass wir zwei Deutschen da waren, denn die Ruander freuen sich echt, dass auch viele Menschen aus anderen Ländern und Kontinenten anwesend sind und wie zum Beispiel eine Pilgergruppe aus Amerika einen so weiten Weg auf sich genommen hat, um Maria in Kibeho, im Süden Ruandas zu preisen.

Die Wasserkanister

Außerdem gab es am Ende des Gottesdienstes eine Segnung. Das war für alle DAS Highlight! Unser eigentliches Trinkwasser fungierte als zu segnendes Wasser. Mehrere Priester sind mit großen Eimern voll Weihwasser und besenartigen Stöcken durch die Reihen gegangen und haben uns Menschen und alles, was hochgehalten wurde gesegnet!

Die Menschen streckten ihre Habseligkeiten in die Höhe gen Himmel; viele von ihnen hatten sogar große Wasserkanister zum segnen dabei! Im Nachhinein fragen wir uns, ob das geweihte Wasser getrunken wird oder ob man es gar nicht gebraucht, denn wir haben hier noch nirgendwo Weihwasser an der Pforte einer Kirche/Kapelle gesehen. Da müssen wir uns mal erkundigen! 🙂

In Ruanda glauben viele Menschen an Dämonen. Einige derjenigen, die von Dämonen besessen sein sollen, kommen nach Kibeho, um sich dort heilen, von ihren Dämonen befreien zu lassen. So auch dieses Jahr, als wir dabei waren. Neben uns standen zwei Frauen, die versucht haben, sich gegenseitig zu heilen, indem sie die Hand auf den Kopf der anderen gelegt und geschrien haben „Du wirst geheilt sein!! Sagt alle ‚Amen‘!!“. Die beiden haben laut geschrien und sind meistens umhergelaufen, weil sie nicht still sitzen bleiben konnten. Ein Erlebnis, das sehr neu für mich war, so etwas kannte ich vorher gar nicht, vor allem überhaupt der Glaube an Dämonen. Jedoch soll es hier einen Priester geben, der ab und zu Messen extra nur für von Dämonen bessesene Menschen hält. Man sagt, nach der Messe seien alle geheilt.

Da die ruandische Sonne wirklich gnadenlos schien, fungierten mitgebrachte Regenschirme als Sonnenschirme – meine Nachbarin hatte glücklicherweise einen dabei und so wurde meine empfindliche Haut vor der starken Sonne mitgeschützt. Trotzdem haben wir einen Sonnenbrand im Gesicht bekommen, der aber schon längst weg ist. 🙂

Nach circa fünf Stunden ging es wieder mit dem Bus zurück. Zuhause angekommen war es schon dunkel und wir bereiteten uns auf das ‚Mot du soir‘, das wir diesmal halten sollten, vor. Also erzählten wir unserer Kommunität nach dem Abendgebet von unserem erlebnisreichen Tag in Kibeho. Lachen mussten alle, als wir sagten, dass die Sonne stark geschienen hat, was man sehen kann; aber alles kein Problem – Après Sun habe ich zufälligerweise mitgenommen und außerdem war das das erste Mal (das letzte auch…? :D), dass ich hier so richtigen Sonnenbrand bekommen habe. 😀

An dieser Stelle möchte ich etwas zum Stellenwert der Kirche in Ruanda sagen. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es hier in unserem Dorf jeden Tag zwei, und Sonntags sogar drei Messen. Meistens ist die Kirche rappelvoll und Sonntags bekommen wir nur noch hinten einen Platz. Bei mir Zuhause in Deutschland ist die Kirche nur an Weihnachten so voll! Es ist immer ein schönes Gefühl: So viele Menschen, so viel Gesang… Auch sehr viele Kinder und Jugendliche sind immer dabei, was in Deutschland leider nicht immer der Fall ist. Ein-, oder zweimal im Monat sind die Messen Sonntags Kindermessen, das heißt die Kinder versammeln sich wie bei einer Familienmesse während des Gottesdienstes draußen, um spielerisch auf das Leben einer/eines gläubigen Christin/en vorbereitet zu werden.

Einmal auf dem Weg nach Kigali habe ich mich im Bus mit einer Ruanderin über den Stellenwert der Kirche in Ruanda verglichen mit Deutschland unterhalten. Sie war ganz geschockt und bedauerte, dass die Gläubigen in Deutschland in der Kirche überwiegend ältere Menschen sind und es nicht so viele jüngere Menschen wie hier gibt. Abgesehen davon, dass Ruanda das Land Afrikas mit den meisten Anhängern des Christentums ist, finde ich persönlich, dass sie absolut Recht hat. Auch tragen die meisten Menschen hier eine Kreuzkette oder eine Marienplakette und wir sehen oft Autos mit der Aufschrift „Kubera Imana“, was bedeutet „Wegen/Durch Gott“ oder „God is first“… Es ist wirklich schade und vielleicht ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Kirche in Deutschland und auch in vielen anderen Ländern ganz an Bedeutung verliert, wenn die alten Menschen irgendwann nicht mehr die ganze christliche Bevölkerungsgruppe vertreten werden.

– So, mal ein kleiner Denkanstoß. Ich möchte auf keinen Fall propagieren und zwingen, in die Kirche zu gehen, jedoch sollte sich jeder Christ mal darüber Gedanken machen. Natürlich kann man auch gläubiger Christ sein, wenn man nicht regelmäßig, oder sogar nie in die Kirche geht, jedoch ist mir das nur sehr stark aufgefallen und ich wollte dies mit Euch teilen!

In diesem Sinne Euch allen nachträglich einen schönen 1. und 2. Advent und einen schönen letzten Monats dieses Jahres, das sich dem Ende zuneigt! Ich hoffe, Ihr habt nicht allzu kalte Temperaturen… aber wenn, dann wohl hoffentlich mit weißem! Schnee! Ich kann mir nur ganz schlecht vorstellen, dass es fast überall in Deutschland so viel schneit, während es bei uns meistens warm ist! :-O Und auch wenn schon zwei Adventskerzen brennen, kann ich das noch nicht ganz mit Weihnachten in Verbindung bringen… Viel hängt von dem Wetter ab, finde ich, Schnee in der Vorweihnachtszeit macht doch schon einiges aus aber auch der schon im September beginnende Weihnachtskommerz fehlt hier. Wobei ich mir momentan sowieso die Frage stelle, ob man wirklich schon im September Nikoläuse und Spekulatius kaufen muss…. Ich bin gespannt, wie unsere Vorweihnachtszeit voranschreitet und wie wir das Weihnachtsfest feiern werden. 🙂 Ich berichte Euch!

Ganz liebe Grüße und bis bald!

Eure Laura 🙂

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  1. Ingrid Maria Reiß

    Es wäre schön, ein großes Foto der Marienstatue von Kibeho zu sehen.

    • Laura Heumann

      Liebe Frau Reiß,
      ich weiß nicht, wer Sie sind, aber danke für Ihr Interesse sowie Kommentar.
      In meinem Beitrag kann man ein Foto der Marienstatue von Kibeho sehen, relativ weit oben… LG Laura

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