Hallihallo, Ihr Lieben!

Wir haben fast schon Mitte Juli, die Zeit rast und ich erlebe so viel!

Von einigen Dingen berichte ich Euch jetzt: Der Besuch meines Bruders, mein 20. Geburtstag und mein Alltag (der trotzdem jeden Tag anders ist)! Ich gebe Euch einen Einblick in meinen Alltag –was mache ich eigentlich den ganzen Tag?

Mein Bruder zu Besuch im „Land der tausend Hügel“:

Mein großer Bruder kam mich im Juni für eine Woche besuchen! Es war so schön, in wiederzusehen, es war so vertraut, als hätten wir uns nur kurze Zeit nicht gesehen -es war alles wie immer, entfremdet haben wir uns sowieso nicht. Da er auch im Ausland war, er hat ein Auslandssemester gemacht, hatten wir uns noch mehr als eh schon zu erzählen. Wir haben viele Geschichten, Anekdoten ausgepackt und miteinander geteilt, er hat mich auf den neuesten Stand gebracht, was das treibende Leben in unserem Dorf (eigentlich Kleinstadt!) betrifft und wir haben einfach die gemeinsame Zeit nach fast einem Jahr genossen! 🙂

Wir haben ein paar Tage in dem Trubel der Hauptstadt Kigalis verbracht: Wir haben das Genocide Memorial besucht, Kigali von oben gesehen und uns einfach unter die Menschen gemischt und die ruandische Sonne genossen.

Wir vor der Skyline Kigalis (ein Teil zumindest)

Mototaxen! Raphi mag sie genauso gerne wie ich, liget wohl in der Familie?

Das nenne ich mal eine Farbenpracht! Eine bunte Obstpalette, Markt in Kigali.

Danach habe ich Raphi mein Leben und meine Arbeit in Rango gezeigt. Es war mir wichtig, dass er die Kids, alle anderen Menschen, die zu meinem Leben hier dazugehören und meinen Alltag kennenlernt! Er war dabei, als es Essen für die Straßenkinder gab (dazu unten mehr!), wir haben in unserer Umgebung eine große Tour zu Fuß gemacht, er hat eine Sonntagsmesse miterlebt und in größter WM-Stimmung haben wir uns am 17. Juni mit Deutschlandschminkstiften ausgestattet und jede/n, die/der uns auf dem Don-Bosco-Gelände entgegegen kam zu einem Deutschlandfan gemacht! Unsere Kommunität verfolgt die WM-Spiele immer noch in bester Stimmung, erst gestern saßen wir zusammen im Salon und haben das spannende Spiel Frankreich gegen Belgien geschaut. Auch wenn unser belgischer Priester leider nicht da war, ging es heiß her, fast die ganze Kommunität hat auf Belgien gehofft, aber als dann „Die Blauen“ gewonnen hatten, haben sie sich trotzdem gefreut, denn sie teilen ja schließlich eine Sprache mit den Franzosen. Ich war von Anfang an für Frankreich 😉 So hat Raphi mit vielen Kinder, deren Körper überall mit Deutschlandflaggen verziert waren, Fußball gespielt bevor wir das Spiel geguckt haben. Er hat sich auf Anhieb mit den Kindern und Jugendlichen verstanden, ist einfach auf die Menschen zugegangen und hat einfach mitgespielt, egal ob Basket-, Fuß- oder Volleyball oder Rumtollen. Verständigen kann man sich immer irgendwie!

Hier malt Raphi Kinder passend zu einem WM-Deutschlandspiel an

Wir haben uns außerdem eines unserer Autos geschnappt und sind an einem Morgen Richtung Burundi gefahren. Die ruandische Luft und Landschaft genießen! Wir haben einen großen Stein beklettert und endlich mal wieder eine Autotour zusammen gemacht. In Butare und auch anderswo haben wir uns an Ibitenge (die schönen Stoffe) sattgekauft.

Raphi, Katha und ich auf einem Riesen

Nach Rango, zurück in Kigali haben wir eine Safari im Akagera National Park im Osten Ruandas gemacht. Wir sind fast den ganzen Tag im Auto auf eigene Faust durch den Park gefahren. Wir hatten Glück mit dem Wetter und auch mit den Tieren: Verschiedene Affenarten, (Warzen)schweine, viele schöne Vögel und Pflanzen, kleine wie Moohühner aussehende Tierchen, Hippos, ganz viele Zebras und Antilopen…. haben unseren Weg gekreuzt. Es war ein sehr schöner Tag!  

Die letzten Tage unseres Urlaubs haben wir in Gisenyi am Kivusee im Westen verbracht. Auch wenn das Wetter leider nicht wirklich mitgespielt hat, haben wir Wasserratten uns es natürlich nicht nehmen lassen, im See zu schwimmen, auf dem wir auch eine Bootstour gemacht haben -aber nicht in einem der traditionellen Boote, die Ihr unten seht. 

 

Es war eine wunderschöne Zeit mit Raphi und ich bin sehr froh, dass ich ihm so vieles zeigen konnte! Raphi gefällt das „Land der tausend Hügel“ total gut, nicht wahr, Lafayel? 😀 Das Klima, die wunderschöne vielfältige Landschaft, das Essen -Brouchette, Sambusa, frisch gegrillten Mais, das leckere Obst- und vor allem die Menschen, die offen und fröhlich sind!

Danke, Bruderherz! <3 Wie schön, dass Du da warst und mein Leben in Ruanda kennengelernt hast! Ein dickes Murakoze! Amata akonje und ibihumbi bibiri na magana tatu.

Mein Geburtstag:

Mein Bruder flog ab, Kathas Familie kam an. Ihre Eltern und beiden Geschwister waren eine Woche hier in unserem Projekt. Sogar an meinem Geburtstag waren alle da, was mich sehr gefreut hat.

Ich hatte Ende Juni Geburtstag -jetzt bin ich 20! Makumyabiri! Mein Geburtstag war total schön! Ich wurde ordentlich gefeiert, alle Schüler, die Salesianer und Kinder haben mich besungen und mich nass gemacht… Jaa, ich wurde mehrmals mit viiel Wasser übergeschüttet, denn an Geburtstagen ist die metaphorische zweite (oder auch 3., 4….) Taufe eine ruandische Tradition. An Kathas Geburtstag im Januar habe ich mit den Kids Wasserbomben und einen Eimer gefüllt. 😀 Abends saßen wir mit der Kommunität vor dem eigentlichen Essen im Salon noch zusammen und haben auf mich angestoßen und gesnackt. Am Abend vor meinem Geburtstag habe ich mit Freunden circa 200 Amandazi (frittierte Teigrauten) für das Oratorium gebacken, die ich an meinem Geburtstag verteilt habe, alle haben sich gefreut.

Mir ist nochmal besonders klar geworden, dass es in an einem Geburtstag nicht um Geschenke geht, sondern um die Person, die Geburtstag hat. Hier feiert man das Ehrenkind besonders und den ganzen Tag lang! Ich wurde aber von vielen Menschen gefragt, was ich ihnen anlässlich meines Geburtstages gebe, hier gibt man als Geburtstagskind. Die Kids haben mich auch noch zwei Tage nach meinem Geburtstag gefragt, ob sie noch mehr Amandazi bekommen könnten, aber sie waren alle schon weg…

Ich finde es sehr schön, dass ich meinen runden Geburtstag in Ruanda mit meiner zweiten Familie und „unseren“ Kids feiern konnte! 🙂

Mein „Alltag“:

Meine Hauptaufgabe bildet das nachmittägliche Oratorium. Das Oratorium findet in vielen DonBosco-Einrichtungen Platz. Dazu unten mehr!

05:45: „…Nooo women, no cry….“ singt mich Bob Marley jeden Morgen aus dem Schlaf. Gegen 05:40 stehe ich auf, um mich schnell anzuziehen und nach einer Katzenwäsche und dem morgendlichen Toilettengang mehr oder weniger wach in unserer Kapelle zum gemeinsamem Morgengebet mit anschließendem Gottesdienst und Meditation zu erscheinen. Auch wenn ich mal sehr müde und eher damit beschäftigt bin wach zu werden -denn nach fast einem Jahr fällt mir das frühe Aufstehen immer noch nicht ganz so leicht- kann ich mich darauf verlassen, dass ich die Gebete und Abläufe auf Französisch zum Glück (wortwörtlich) im Schlaf kann.

Manchmal gehen wir in den Gottesdienst in unserer Dorfkirche in Rango, der um 06:15 stattfindet und auf Kinyarwanda gehalten wird, wenn alle unsere Priester okkupiert sind.

07:00: Gegen sieben Uhr geht’s zum Frühstück. Jeden Morgen können wir uns über das leckere selbst gebackene Weißbrot von unserer ruandischen Mama freuen. Ruandischer Tee, Kaffee und selbst gemolkene Milch ist auch immer dabei. Oft glücklicherweise auch Käse, der immer gleiche Käse aus Ruanda sowie Konfitüren etc.

07:30: Nach dem Frühstück können wir zum „Mot du matin“-Morgenwort des Don Bosco Rango TVET Center gehen. Es ist auch im Sinne Don Boscos den Schülern ein spirituelles Wort mit in den Tag zu geben. Auch Neuigkeiten und Termine werden dort bekannt gegeben. Das Morgenwort wird von einem unserer Priester oder einem Lehrer, bzw. dem Schuldirektor gehalten, meist auf Kinyarwanda und schließt mit einem gemeinsamen Gebet ab.

08:30-10:00: Zwei- bis dreimal die Woche oder auch sporadisch haben wir Kinyarwandaunterricht in einem Klassenraum der Schule. Mal mehr, mal weniger motiviert. Der Unterricht bringt uns sprachlich weiter und von unserem ruandischen Lehrer, der selber mal auf dem Weg war, Salesianer zu werden, lernen wir viel über die Kultur Ruandas. Es kann durchaus mal vorkommen, dass wir den ganzen Unterricht lang über Themen, Ruanda oder etwas ganz anderes betreffend plaudern.

11:05-12:30: Mehrmals die Woche geben Katha und ich Englischunterricht am Don Bosco Rango TVET Center. Das Englischunterrichten macht mir echt Spaß und ich und meine Schüler/innen sind ein gutes Team; ich alleine kann mir überlegen, was und wie ich unterrichte und mich dadurch ausprobieren und den Unterricht gut auf mich und meine Schüler/innen, die ich nun besser kenne, anpassen.

Ich beim Unterrichten

Es stellt nicht mehr so viele einige Schwierigkeiten wie zu Beginn dar, da ich jetzt viel besser mit der Sprache Kinyarwanda klarkomme, ich mehr verstehe und mich viel besser verständigen kann. Dennoch ist es nicht immer und gut für mich erklärbar, aber irgendwie klappt es immer und sonst erklärt ein/e Schüler/in, der/die es verstanden hat den anderen. Das Niveau meiner Schüler/innen ist sehr unterschiedlich -da die einen die Grundschule, andere die weiterführende Schule abgeschlossen haben- und es ist dadurch schwieriger, alle Schüler niveaugerecht zu fordern und zu fördern, wobei auch das gut klappt. Ich merke, dass alle meine Schüler in kleinen Schritten weiterkommen und ich versuche, so gut wie möglich auf jede/n einzugehen und zu erkennen, auf welchem Stand sie/er ist, um meinen Unterricht demnach anpassend zu gestalten.

Der Englischunterricht, den wir geben ist sehr wichtig, denn 2009 hat Englisch das Französische als Amtssprache Ruandas abgelöst. So ist es umso wichtiger, dass die Jugendlichen zumindest eine Grundlage der englischen Sprache haben, auf der sie für später aufbauen können und um so noch bessere Chancen in der Arbeitswelt zu haben.

Einige unserer Schüler/innen

 

Das Schulsystem unseres Ausbildungzentrums wurde vor einiger Zeit in ein Blocksystem umgestellt, das heißt dass Katha und ich zum Beispiel einige Monate lang am Stück Englischunterricht geben, und das jeweils 2,5h, und mit einem Examen abschließen für die Endnoten, die anderen Monate jedoch kein Englisch unterrichten. Ich persönlich finde, dass der Blockunterricht nicht ganz so gut zum Don Bosco Rango TVET Center passt, da generell keine Hausaufgaben vergeben werden und die Schüler/innen meist selber nichts machen in der Zeit, in der sie keinen Englischunterricht erhalten und man dementsprechend vielleicht weiter kommen würde, hätte man durchgehend Englischunterricht, regelmäßig. Oft ist es aber anstrengend im Englischunterricht, die Schüler/innen alle wach zu halten, da, nach meinem Empfinden, sie immer alle müde sind und die Konzentration nach 2,5h verständlicherweise nachlässt. In drei Wochen nach den Examen beginnen die Ferien und wir unterrichten nicht mehr.

Seit Dezember unterrichten wir die Lehrer des Don Bosco Rango TVET Center in Englisch, was aber nicht mehr so regelmäßig wie zu Beginn ist.

Dieser Unterricht ist sehr wichtig, da die ruandische Regierung vorschreibt, dass ein Teil des Unterrichts an allen Schulen Ruandas auf Englisch gehalten werden muss, so auch bei uns, weswegen wir die Lehrer des darauf vorbereiten. Dies ist leider nicht regelmäßig möglich, da die Lehrer alle viel zu tun haben, ihr Niveau und Motivation ist auch unterschiedlich und sie lernen langsamer als zum Beispiel die Schüler. Wir wissen nicht, ob die Lehrer bald in der Lage dazu sein werden auf Englisch zu unterrichten, aber die Grundlagen und einiges darüber hinaus können sie. Dennoch macht mir auch dieser Unterricht Spaß und ich bemühe mich sehr, das Niveau der Lehrer zu verbessern.

12:35-ca. 13:30: Um 12:35 (wir haben herausgefunden, dass dies eigentlich um 12:30 anfängt, wobei auf unserem Plan 12:35 steht… Das ist der Grund, weshalb unser belgischer Priester, der schon lange außerhalb seines Heimatlandes lebt und in seinem 14. Jahr hier, oft der einzige ist, der, wenn wir kommen schon isst) gibt’s Mittagessen in der Kommunität. Wer da ist hängt immer ganz von dem jeweiligen Tag ab. Ganz nach ‚videmus‘ und ‚meta meta‘ genießen wir das leckere Essen von Maria, wenn auch europäisch angehaucht. Es ist nicht unbekannt, dass die „Padiris“ sehr gutes Essen haben mitten unter den vielen Menschen, die mit Hunger zu kämpfen haben. Aber so sieht unsere Realität aus. Nach dem Essen räumen wir den Tisch ab und spülen zusammen in der Küche.

Sonntags können wir länger schlafen. Wir gehen in die zweite von drei Sonntagsmessen. Wie ich bereits zu Beginn meines Volontariats erzählt habe, gefallen mir die Messen hier, besonders die Sonntagsmessen, sehr gut, sehr bunt und vor allem lebendig und sehr musikalisch! Aufgrund der vielen Lieder, die gesungen werden, dauert die Messe ca. zwei Stunden -vorausgesetzt es ist kein Feiertag und es gibt keine Massenhochzeit, Taufen oder andere Festlichkeiten. Die Sonntagsmessen in Ruanda werde ich in Deutschland sehr vermissen, dass man klatscht und viel singt. Jeden zweiten Sonntag organisieren wir ein Essen für die Straßenkinder, was unsere Vorgängerinnen eingeführt haben.

Raphi mit den Kindern beim Sonntagsessen -Igikoma mit Brot

Es gibt abwechselnd Reis mit Bohnen (rote), Gemüse und Soße und ‚Igikoma‘, ein mit Wasser angerührter Brei. Für nur umgerechnet ca. 11€ können wir volle Teller mit Reis an 40 Kinder verteilen. Die Kleinen kriegen das Essen oft nicht alleine auf, aber da viele Kinder sehr unregelmäßig essen, helfen sie den anderen und so bleibt am Ende nichts von den 8kg Reis und 3 kg Bohnen übrig! Wir bemühen uns, dieses Essen regelmäßig verteilen zu können, die Kinder freuen sich und brauchen das. Man merkt es daran, dass sie uns oft fragen, wann es denn das nächste Mal Essen gäbe. Wenn Ihr dieses Projekt unterstützen wollt, spendet dafür auf mein Konto, was Euch unten und in meinem „Spendentext“ angezeigt wird. Jede Spende ist wundervoll! Danke! 🙂

Jetzt zum Herzstück: Das Oratorium. Es beginnt beginnt offiziell um 16:00. Wir sind oft schon früher draußen, aber wenn nicht, kommt es auch oft vor, dass die Kinder an unsere Fenster klopfen und uns nach Bällen fragen und uns sagen, wir sollen raus spielen kommen! Während des Oratoriums sind wir 2 mit den beiden Aspiranten dafür verantwortlich, Bälle ‚rauszugeben (Basket-, Fuß- & Volleyball). Auf unserem Gelände gibt es einen Fussball-, Basket- und Volleyballplatz, sowie eine Wiese vor der Schule (VTC), die uns auch für die Zeit des Oratoriums zur Verfügung steht. Unsere zwei Aspiranten sind uns bei allem eine tatkräftige Hilfe, wir vier sind gute Freunde geworden und arbeiten gut im Team zusammen. Katha und ich sowieso! Sie und ich spielen viel mit den Kindern; ich zum Beispiel sehr gerne Volley- und Basketball. Auch, wenn meist viele Ältere, zB. Studenten auf unserem Gelände Sport treiben, versuchen wir, unsere Zeit mehr dem Spielen mit den Jüngeren zu widmen. Gerade in der Schulzeit nähe ich sehr viel, beispielsweise die eingerissenen Schuluniformen der Kinder, damit sie ordentlich zur Schule gehen können. Unsere Aufgabe ist es außerdem, Seife an die Kinder, die danach fragen zu verteilen und dafür zu sorgen, dass sich die Kinder sich und ihre Körper waschen und ihre Zähne putzen. Das ist sehr wichtig, um Hautkrankheiten, die hier oft auftreten (wie zum Beispiel Krätze), vorzubeugen und den Kindern beizubringen, dass es wichtig ist, sich regelmäßig zu waschen. In letzter Zeit haben wir aber auch einige Kinder von Krätze heilen können mit täglichem Waschen und einer speziellen Creme. Wir unterrichten Kinder, die gar nicht, oder nur unregelmäßig zur Schule gehen im Lesen, Schreiben und Rechnen, aber auch in Englisch zu unterrichten, damit sie diese wichtige Grundlage haben. Natürlich auch mit Schulkinder, die auch außerhalb der Schule lernwillig sind. Oft verteilen wir Hefte und Stifte an die Kinder, damit sie nicht deswegen nicht zur Schule gehen. Katharina verarztet viel, zum Beispiel die Verletzungen der hingefallenen Fußballspieler.

Wenn ich mal nicht mit den Kindern Sport treibe, tolle ich auch mit ihnen herum, wir spielen verschiedene Spiele, Katharina und ich nehmen unsere Ukulelen mit ‚raus und bringen den Kindern etwas darauf bei, was sie jedes Mal total freut, oder wir gehen ins Dorf und ich lasse mir von ihnen Dinge zeigen, die sie mir zeigen möchten, oder unterhalte mich einfach mit ihnen und kümmere mich so gut es geht um ihre Probleme und Bedürfnisse. Sobald hier Musik ertönt fangen so gut wie alle an zu tanzen. So viele Kinder können hier so gut tanzen, fast niemand scheut sich. 🙂 Die letzten Tage habe ich Unterhosen an einige Kinder verteilt sowie viele Zahnbürsten. An dieser Stelle ein riesengroßes Dankeschön an Familie Petersen, Lars, Martina, Annika und Julia, für die großzügige Zahnputzspende! Die Kids haben sich total gefreut und fragen sehr oft nach ihren Zahnbürsten und „Colgate“! Glücklicherweise putzten sich fast alle Kinder sehr gerne die Zähne, auch 3 Mal hintereinander -die Zahnpaste für Kinder ist wohl zu lecker…

Yeah!

Ich merke, wie wichtig es ist, dass ich den Kindern meine Zeit schenke, für sie da bin und eine Bezugsperson und Ansprechpartnerin bin, die einigen fehlt. Es macht mir, auch wenn es manchmal natürlich anstrengend ist, Spaß, Zeit mit den Kindern zu verbringen, ihre Freizeit zu gestalten, ihnen in gewisser Weise ein Nachmittagsprogramm zu bieten und dass ich für sie da sein kann, als große Schwester, Ansprechperson, Lehrerin, Spielpartner, aber auch Erziehungsperson!

Die Zeit während des Oratoriums verbringen wir aber auch oft auf dem Gelände des Noviziat (gegenüber auf der anderen Straßenseite), wo es ebenfalls ein Oratorium und einen großen Fuß-, Volley- und Basketballplatz gibt. Manchmal sind die Novizen auch draußen, um mit den Kindern und Jugendlichen zu spielen.

Gegen 18:00 sammeln Katharina, unsere zwei Aspiranten und ich die herausgegebenen Bälle ein und versammeln alle Kinder und Jugendlichen zum „Mot du soir“-Abendwort. So wie ein Morgenwort wichtig ist, ist es auch ein Abendwort. Es wird von einem unserer zwei Aspiranten, einem Priester oder einem Besucher gehalten: Oft wird eine Geschichte erzählt. Abgeschlossen wird aber immer mit einem gemeinsamen Gebet, was sehr wichtig ist, um die Kinder und Jugendliche christlich zu erziehen, ihnen Gottes Halt und Unterstützung deutlich zu machen und sie in diesem Sinne abends vom Gelände zu schicken. Das Oratorium ist mit der einbrechenden Dunkelheit nach dem Abendwort zu Ende und die Kinder und Jugendlichen verlassen das Gelände.

18:45: Gemeinsames Abendgebet mit anschließender spirituellen Lektüre, die oft leider aus einem Buch besteht, das in einem ganz alten Französisch geschrieben ist, sodass ich nicht viel verstehe, und einem Abendwort eines Salesianers/Bruders/Aspiranten oder wenn Katha und ich weg waren auch von uns in der Kommunität, anschließend Abendessen in der Kommunität, der Aufbau des Essens ist derselbe wie mittags: Suppe, Salat und Hauptgericht gegebenenfalls Obst zum Nachtisch. Wir essen sehr gut hier und ich finde es ist wichtig, sich das klarzumachen. Danach spülen wir wie auch nach dem gemeinsamen Mittagessen zusammen ab, räumen den Tisch ab und decken ihn für das Frühstück am nächsten Tag. Nach alledem bin ich gegen 20:30 auf meinem Zimmer. Wenn ein Fest, Feiertag oder Geburtstag gefeiert wird, kann es gerne auch mal später werden, da wir vor dem eigentlichen Essen noch im Salon zusammensitzen und zusammen anstoßen.

Auch wenn ich meinen Alltag beschrieben habe, heißt das nicht automatisch, dass jeder Tag gleich ist. Kein Tag geicht einem anderen! Es sind nie dieselben Kinder und Jugendlichen da, es gibt verschiedene Bedürfnisse und Ideen und in der Regenzeit ist es nochmal anders: Da stellt man sich unter, wenn der Regen zu schütten beginnt (gegen 16:00) und wartet ab… oder man tanzt einfach im Regen. 😀

 

Ich bin für jeden Tag dankbar und habe die Kids sehr in mein Herz geschlossen. Ich werde es besonders vermissen, dass ich von überall Kinderstimmen „La-U-Raaa!“ rufen höre, wenn ich durch’s Dorf laufe oder auch hier auf dem Gelände bin! Es ist ein schönes Gefühl gebraucht zu werden! Ich fühle mich hier wohl, am richtigen Fleck dieser Erde.

…Die Zeit rast…! Ich denke sehr oft an die Zeit, die uns noch bleibt, die Zeit, die wir hier noch aktiv nutzen können und mit „unseren“ Kindern verbringen können und allen anderen Menschen, die wir liebgewonnen haben, die zu unserem Leben in Ruanda dazugehören! Lange ist es nicht mehr hin zum Abschied; am 23. August werden wir ins Flugzeug steigen, um dann ca. 12 Stunden später in einer für mich anderen Welt zu landen. Wir werden nach fast einem ganzen Jahr wieder deutschen Boden betreten. Mit vielen vielen Erfahrungen, Denkanstößen und Geschichten im Gepäck werden wir einen neuen Lebensabschnitt in unser anderen Heimat beginnen. Ich werde Soziale Arbeit in Münster studieren! Ich bin angenommen, Juhuu! 🙂 Ich schwelge zeitweise schon in Abschiedsstimmung, weil unser Abschied von unserem zweiten Zuhause, unserer zweiten Familie immer näher rückt… aber das möchte ich jetzt noch vermeiden und mich jetzt noch auf die letzten Wochen freuen und noch so einiges machen, was ich mir vorgenommen habe. Auch wenn ich mich sehr auf meine Familie, Freunde, bestimmte Gewohnheiten, Hobbies und mein Leben als frischgebackene Studentin freue. Aber wie auch bei allen Anderen geht meine Mission irgendwann zu Ende, was ich akzeptieren muss, auch wenn’s mir schwer fällt.

Wobei es andererseits ja auch nötig ist, sich mit dem Abschied auseinanderzusetzen, diesen nicht zu verdrängen und sich vor allem rechtzeitig darauf vorzubereiten und sich zu verabschieden.

Unsere Nachfolgerinnen stehen schon fest und werden ab September in unsere Fußstapfen treten, natürlich werden sie ihr eigenes Ding machen, nichts wird hunderprozentig genauso sein wie bei uns und niemand wird je irgendwen ersetzen können. Katha und ich freuen uns für die beiden Mädels, sind schon gespannt und stehen den beiden natürlich jederzeit mit Rat und Tat zur Seite, wir als ‚abanyarwanda kazi‘ – Ruanderinnen! 🙂

In diesem Sinne gehe ich jetzt raus zu den Kids und genieße die Zeit mit ihnen! P.S.: Solltet Ihr Fragen zu meinem Alltag haben, oder auch was ganz anderes betreffend, schreibt einfach ein Kommentar. Wenn Ihr einen Wunsch, was die Blogthemen betrifft, habt, nur raus damit!

Bis zum nächsten Mal!

Lauri