Incredible India

Ein Jahr Indien – Meine Gefühle und Erlebnisse

„Wunderbare“ Tat

Noch schnell einen glitzernden Inderpunkt auf die Stirn kleben und dann kann es los gehen. Wir hüpfen ins Auto, da wir zu einem Programm am Dorfeingang fahren. Dort treffen wir 15 Jungs aus unserem Projekt, die gerade Schulschluss haben und auch mit zum Programm kommen.

Wir haben noch etwas Zeit bevor es losgeht, also laufen wir alle gemeinsam am Rand der Hauptstraße entlang zu einer kleinen Essensbude. Abstimmung, wer Kaffee und wer Tee möchte. Ich nehme Tee. Unser Father geht an die Theke, um zu bestellen. 18 Mal Kaffee/ Tee und Kekse für alle.

Ein unscheinbarer Mann sitzt auf einer Bank neben der Theke und beobachtet das Geschehen. Er steht auf, nimmt gekühlte Limonade aus dem Kühlschrank und drückt mir, Sara und ein paar von den Jungs eine Flasche in die Hand. Ich bedanke mich, doch bin verwirrt. Das haben wir doch gar nicht bestellt?

Danach geht er zur Theke und sagt dem Verkäufer, dass er die Rechnung von all unseren Tees und Keksen übernimmt und dazu noch die Limoflaschen bezahlt. Hä, wie bitte? Ich frage unseren Father, ob er den Mann kennt. Ob es ein Sponsor oder ein Freund vom Don Bosco Care Home ist. Er erklärt mir, dass er den Mann noch nie zuvor gesehen hat.

Wow. Unfassbar.

Ein so unscheinbarer, einfach gekleideter Mann. Er weiß nichts über uns. Er weiß nicht, dass wir vom Don Bosco Care Home sind. Dass die meisten Jungs keine Eltern mehr haben. Dass die Jungs HIV- infiziert sind. Dass die Jungs so gut wie kein Geld haben. Er weiß nichts davon, doch macht so eine gute Tat.

Ein toller Mensch. Ich kann es gar nicht glauben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sowas in Deutschland passieren würde. Einfach so, ein einfacher Mann der einer Gruppe von Schülern, Sara und mir Tee und Snacks sponsert. Der Father meint daraufhin, dass Gott sich durch ganz einfache, kleine Gesten zeigt. Darüber kann jeder selbst entscheiden, was er denkt. Eine Tat Gottes oder Zufall. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort? Egal, was es ist, es war wunderschön von dem Mann. Jeder hat sich sehr gefreut und ihm zum Abschied dankend die Hand geschüttelt. Auch ich.

Tolle Tat. Es sollte mehr von diesen Menschen und diesen Taten überall auf der Welt geben. Denn genau auf diese Kleinigkeiten kommt es an. Diese indische Herzlichkeit. Ich bin glücklich, sowas erleben zu dürfen. Vielleicht waren dem Mann die lachenden Gesichter und unsere Dankbarkeit viel wichtiger, als die Rupien die er dafür ausgegeben hat. Und nur wer bereit ist viel zu geben, hat die Chance etwas noch viel Wertvolleres zurück zu bekommen.

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  1. Bettina Wopperer

    Hey Johanna,
    Dieses Erlebnis muss wahnsinnig schön gewesen sein! Und wenn man das so liest, ist es, als wäre man selbst direkt neben dir gestanden, hätte die herzliche Tat des einfachen Mannes bestaunt.
    Allgemein vielen Dank für deine intensiven Texte, die so wunderschöne und wichtige Gedanken mit sich tragen.
    Liebe Grüße aus dem Kosovo, Bettina

    • Johanna Woisetschläger

      Hey Bettina,
      vielen Dank für deine lieben Worte! Das freut mich wirklich sehr!
      Dir wünsche ich noch eine schöne und erlebnisreiche Zeit im Kosovo.
      Ganz liebe Grüße aus Indien, Johanna

  2. Maria Steigenberger

    Liebe Johanna,
    ich bin ganz gerührt, über was und wie du schreibst. Ich freue mich für dich und wünsche die weiterhin viele schöne Erlebnisse, den Segen von Oben und alles Gute.
    Deine Tante Maria

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