„Why are you white and I am black?“
Diese Frage bekomme ich von einem Jungen aus meinem Projekt gestellt. Jeden Abend um 21:00 Uhr treffen wir uns alle noch einmal draußen um zu quatschen, Spiele zu spielen und schließlich „Gute Nacht“ zu sagen. Als ich mit ein paar Jungs im Kreis stehe und sie mich über Deutschland ausfragen, hält ein Junge seinen Arm neben meinen. Wir schauen die Arme an und er fragt mich, warum seine Haut schwarz ist und meine Haut weiß. Ganz ohne darüber zu urteilen. Einfach nur weil er verwirrt ist, dass wir nicht dieselbe Hautfarbe haben. Einfach nur, weil er davon fasziniert ist. Ohne Hintergedanken. Ohne Vorurteile.
Könnten wir nicht alle so einfach wie dieses Kind denken? Könnten wir nicht alle, ohne sofort über andere Menschen zu urteilen, erst mal neutral hinterfragen? Könnten wir nicht alle Menschen, die „anders“ als wir selbst aussehen genau so akzeptieren wie sie sind? Könnten wir die Menschen nicht sofort in Schubladen stecken? Könnten wir uns nicht sofort von den Meinungen anderer anstecken lassen? Könnten wir die bösen Geschichten und Vorurteile nicht vergessen und uns selbst eine Meinung bilden? Könnten wir, wenn wir über Indien nachdenken, nicht sofort nur an die minderwertige Position der Frau denken? Könnten wir, wenn wir Indien hören nicht nur an Massenvergewaltigung und Angst denken? Nur denken, dass man ja aufpassen soll? Könnten wir ein so riesengroßes unbekanntes Land nicht sofort negativ abstempeln, wenn wir nichts darüber wissen?
Oh könnten wir doch nur zuerst an so viel anderes denken?
An all die bunten Farben
An die liebevollen Menschen, die dich zum Tee einladen
An den verrücktesten Verkehr
An riesengroße Armut, doch gleichzeitig Freude und Glück
An Zufriedenheit mit dem was man zu Hause alles hat
An Wertschätzung einer so anderen Kultur
An den indischen Punkt auf der Stirn und die schönen bunten Gewänder der Frauen
An den Stolz der Einwohner
An die leckeren sonnengereiften Früchte die direkt hier wachsen
An die aus dem Herzen lachenden Kinder, die sich an so vielen Kleinigkeiten erfreuen
An die wunderschönen Tempel, in denen Gott/ Götter mit Leib und Seele angebetet werden
An die vielen unterschiedlichen Religionen, die doch so friedlich zusammenleben
An die großen Palmen, den blauen Himmel und den Sonnenschein
An die Vielfältigkeit dieses großen so unbekannten Landes
Oh könnten wir doch nur schwarz und weiß genau so akzeptieren wie sie sind. Oh könnten wir doch nur weltoffen sein, ohne zu urteilen sobald etwas „anders“ ist?
Theresa Woisetschläger
Wunderschöne und so wahre Worte liebste Joän.